Vergewaltigung
Edition Nautilus GmbH (Verlag)
978-3-96054-023-6 (ISBN)
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Die Silvesternacht 2015/16. Zu Tode misshandelte Frauen in Indien. Kachelmann, Polanski, Assange, Strauss-Kahn ... Am Thema Vergewaltigung entzünden sich immer wieder erbitterte Debatten. Vergewaltigung hat nicht nur Auswirkungen auf die Betroffenen, sondern daran manifestiert sich die Haltung der gesamten Gesellschaft gegenüber Geschlecht, Sexualität und Verletzbarkeit. Doch trotz breiter medialer Berichterstattung gibt es bis zum heutigen Tag keine umfassende Auseinandersetzung mit diesen Zusammenhängen. Diese Lücke füllt die Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal.
Sie zeichnet nach, wie wir als Gesellschaft über Vergewaltigung reden und wie sich das wiederum auf die Realität auswirkt. Vergewaltigung ist der dunkle Doppelgänger der Geschlechterverhältnisse. In keinem anderen Bereich halten sich die Vorstellungen von aktiver, aggressiver Männlichkeit und passiver, bedrohter Weiblichkeit so hartnäckig wie in dem der sexuellen und sexualisierten Gewalt. Sanyal betrachtet die Rolle, die Rassismus bei diesen Auseinandersetzungen spielt, was sexuelle Selbstbestimmung und Konsens wirklich bedeuten, und wie über die Jahrhunderte nicht nur Sexualität, sondern auch Gewalt gegendert wurde.
Ausgehend von Sexualitätstheorien von Aristoteles bis Foucault, über die feministischen Kämpfe um die Anerkennung von Vergewaltigung, popfeministische Entwürfe und Social-Media-Aktionen wie hashtag aufschrei und hashtag ausnahmslos bis hin zu den Problemen, die im Laufe einer echten Reform des
177 StGB gelöst werden müssten, geht Sanyal der Frage nach, wie Vergewaltigung gesellschaftlich verhindert werden kann.
Dr. Mithu Melanie Sanyal ist Kulturwissenschaftlerin, Autorin und Journalistin. Für ihre Arbeit als Feature- und Hörspielautorin für den Rundfunk wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie ist Referentin für Genderfragen und Dozentin an verschiedenen Universitäten, schreibt unter anderem für den WDR, Deutschlandfunk, taz, SPEX, Missy Magazine, VICE. Ihr Buch »Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts« (Wagenbach, 2009) wurde bisher in fünf Sprachen übersetzt. Außerdem ist sie Co-Autorin von »Ich bin kein Sexist, aber…« (Orlanda). Ihr Buch »Vergewaltigung. Aspekte eines Verbrechens» ist im August 2016 in der Edition Nautilus erschienen.
Vorwort - Triggerwarnung - Sex - Nein heißt nein! - Sexing the Difference - Das Verbrechen, das schlimmer ist als der Tod - Öffentlichkeit- Medien - Ehre - Sex Wars: "Pornographie ist die Theorie, Vergewaltigung ist die Praxis" / Eine Frage der Hautfarbe - Grauzonen : Julian Assange / Slutwalks / Konsens / hashtag aufschrei / Sexismusdebatte - Die Grammatik der Gewalt: Sharon Marcus / Roman Polanski / "vulnerability" bei Judith Butler / Jimmy Saville - Gefährliche Länder? Vergewaltigung und Mord in Indien / Debatte: Todesstrafe für Vergewaltiger? / "Othering" von sexueller Gewalt - The Second Sexism: Vorhaut ist ein feministisches Thema / Was bedeutet körperliche und sexuelle Selbstbestimmung? / Wann ist ein Mann ein Mann? - Vergewaltigen und Strafen: Foucault / Funktion von Vergewaltigung in Gefängnis und Militär / "Invasion of Space by a Female" - Evolutionsbiologie und Genetik - Definition von Tätern und Opfern im Strafrecht - Status quo, kulturelle Skripte, aktiv versus passiv - V wie Veränderung - Ja heißt ja ! Heilung / rape-prone versus rape-free Gesellschaften / Interventionen und Präventionen
Im Vergewaltigungsskript gibt es nur zwei Geschlechter: Täter und Opfer. Wer Vergewaltigung sagt, denkt an aggressive Männer und ängstliche Frauen, an Penisse als Waffen und Vaginas als ungeschützte Einfallstore in ebenso ungeschützte Körper; oder weniger martialisch: an Männer, die meinen, »ein Recht« auf Frauenkörper zu haben. Um die Rechte dieser Frauenkörper zu verteidigen, prägte die Frauenbewegung in den 1970er Jahren die Parole »Nein heißt nein!«, die noch heute die Anti-Vergewaltigungs-Politik maßgeblich bestimmt. Diese Parole hat, wie im nächsten Kapitel ausgeführt wird, eine Geschichte und eine Funktion, doch bricht sie nicht mit den Vorstellungen, auf denen der Vergewaltigungsdiskurs basiert, nämlich: dass Männer sexuell aktiv bis überaktiv sind, während sich die Aktivität der Frauen auf Nein-Sagen beschränkt, dass männliche Sexualität monströs und gefährlich ist, gegenüber der »guten« weiblichen Sexualität und so weiter. Auch ich habe »Nein heißt nein!« auf zahllosen Demonstrationen, auf zahllosen Transparenten durch die Gegend getragen und mir mit Kajal auf den Bauch geschrieben (zusammen mit »Mein Körper gehört mir« und »Mein Bauch gehört mir«). Um die Welt von Vergewaltigung zu befreien, schien es ein kleiner Preis, dass sich unser Stil an diesem Punkt nur unwesentlich von der Rhetorik derjenigen unterschied, gegen die wir doch eigentlich kämpften. »Welchen Teil von Nein verstehst du nicht?« war wenigstens witzig und es enthielt noch einen Hauch von Austausch. Doch »Nein heißt nein« war das Äquivalent zu »Noch ein Wort und du gehst ohne Abendbrot ins Bett.«
Erscheinungsdatum | 30.08.2016 |
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Reihe/Serie | Nautilus Flugschrift |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Maße | 125 x 208 mm |
Gewicht | 308 g |
Einbandart | Englisch Broschur |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Gender Studies | |
Schlagworte | § 177 StGB • Feminismus • Gender Studies: Gruppen • Geschlechterpsychologie • Gesellschaft (Soziologie) • Gewalt an Frauen • Gina-Lisa Lohfink • Indien • Kriminalpsychologie, forensische Psychologie • Machtverhältnisse • Prävention • Rollen • Sexualisierte Gewalt • Sexualität • Silvesternacht • Strafrecht • Ursachen und Prävention von Kriminalität • Vergewaltigung |
ISBN-10 | 3-96054-023-X / 396054023X |
ISBN-13 | 978-3-96054-023-6 / 9783960540236 |
Zustand | Neuware |
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