Pogrome im Zarenreich
Dynamiken kollektiver Gewalt
Seiten
2016
Hamburger Edition (Verlag)
978-3-86854-304-9 (ISBN)
Hamburger Edition (Verlag)
978-3-86854-304-9 (ISBN)
Eine wütende Menschenmenge beraubte, verprügelte und tötete wehrlose Männer, Frauen und Kinder, die sie für andersartig oder fremd hielt. So lässt sich die Essenz der zahllosen Pogrome beschreiben, die sich im Russischen Reich zwischen 1881 und 1917 ereigneten, gleichgültig, ob sie sich gegen Juden, Armenier oder Angehörige der Intelligenzija richteten.
Stefan Wiese setzt bei der detaillierten Analyse einzelner Pogrome an, um zu zeigen, welche Dynamik diese Form der Gewalt birgt. Er argumentiert gegen festgefügte Vorstellungen und arbeitet heraus, dass die Gewalt nicht auf das Wirken von Hintermännern reduziert werden kann, weil Pogrome erst aus den Interaktionen zwischen unterschiedlichen Akteuren entstanden.
Wieses Arbeit erweitert die Perspektive des Nachdenkens über Pogrome und Massengewalt, auch über das Zarenreich hinaus.
Russland war das Land der Pogrome, so sah es zumindest die europäische Öffentlichkeit um 1900. Deshalb bürgerte sich auch in den meisten Sprachen das russische Wort »Pogrom« für diese Form von meist antijüdischer Gewalt ein. Aber was machte die Pogrome aus? Wer waren die Akteure? Geschahen sie spontan oder organisiert? Und warum war ihre Zahl gerade im Russischen Reich so hoch?
Antworten findet Stefan Wiese in den Handlungen aller Beteiligten, also der Täter, der Opfer, der Zuschauer und der Vertreter der Staatsmacht. Jede Gruppe verfügte über spezifische Ressourcen und verfolgte eigene Ziele, jede Gruppe beobachtete die übrigen und handelte dementsprechend. Aus dieser Dynamik ergaben sich Situationen, die Gewalt ermöglichten oder verhinderten.
Laut Stefan Wiese waren bei Pogromen gegen Juden Strategien und Ressourcen der Akteure wichtiger als das Erbe des Antisemitismus, wie der Vergleich mit der Pogromgewalt gegen Armenier, Deutsche und die Intelligenzija bestätigt.
Stefan Wiese zeigt, was Pogrome sind, wie sie beginnen, vollzogen werden und wie sie enden. Er kontextualisiert die Pogrome neu, betont die Kontingenz von Raum und Gelegenheit und untersucht das Verhalten der staatlichen Organe.
Mit seinem Buch über eine spezifische Form kollektiver Gewalt in den letzten Jahrzehnten des Russischen Reiches liegt eine analytische Phänomenologie des Pogroms vor. Die Untersuchung erweitert die Perspektive des Nachdenkens über Pogrome und Massengewalt, auch über das Zarenreich hinaus.
Stefan Wiese setzt bei der detaillierten Analyse einzelner Pogrome an, um zu zeigen, welche Dynamik diese Form der Gewalt birgt. Er argumentiert gegen festgefügte Vorstellungen und arbeitet heraus, dass die Gewalt nicht auf das Wirken von Hintermännern reduziert werden kann, weil Pogrome erst aus den Interaktionen zwischen unterschiedlichen Akteuren entstanden.
Wieses Arbeit erweitert die Perspektive des Nachdenkens über Pogrome und Massengewalt, auch über das Zarenreich hinaus.
Ein Pogrom kann man nach Belieben machen – mit zehn Opfern oder mit zehntausend, ganz nach Wunsch.Fürst Sergej D. Urusov in der russischen Staatsduma, 1906
Russland war das Land der Pogrome, so sah es zumindest die europäische Öffentlichkeit um 1900. Deshalb bürgerte sich auch in den meisten Sprachen das russische Wort »Pogrom« für diese Form von meist antijüdischer Gewalt ein. Aber was machte die Pogrome aus? Wer waren die Akteure? Geschahen sie spontan oder organisiert? Und warum war ihre Zahl gerade im Russischen Reich so hoch?
Antworten findet Stefan Wiese in den Handlungen aller Beteiligten, also der Täter, der Opfer, der Zuschauer und der Vertreter der Staatsmacht. Jede Gruppe verfügte über spezifische Ressourcen und verfolgte eigene Ziele, jede Gruppe beobachtete die übrigen und handelte dementsprechend. Aus dieser Dynamik ergaben sich Situationen, die Gewalt ermöglichten oder verhinderten.
Laut Stefan Wiese waren bei Pogromen gegen Juden Strategien und Ressourcen der Akteure wichtiger als das Erbe des Antisemitismus, wie der Vergleich mit der Pogromgewalt gegen Armenier, Deutsche und die Intelligenzija bestätigt.
Stefan Wiese zeigt, was Pogrome sind, wie sie beginnen, vollzogen werden und wie sie enden. Er kontextualisiert die Pogrome neu, betont die Kontingenz von Raum und Gelegenheit und untersucht das Verhalten der staatlichen Organe.
Mit seinem Buch über eine spezifische Form kollektiver Gewalt in den letzten Jahrzehnten des Russischen Reiches liegt eine analytische Phänomenologie des Pogroms vor. Die Untersuchung erweitert die Perspektive des Nachdenkens über Pogrome und Massengewalt, auch über das Zarenreich hinaus.
Dr. phil. Stefan Wiese studierte Geschichte, Psychologie und Musikwissenschaft in Leipzig und Sankt Petersburg. Von 2008 bis 2012 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und ist seit 2011 Redakteur bei H-Soz-Kult.
Erscheinungsdatum | 13.09.2016 |
---|---|
Reihe/Serie | Studien zur Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts |
Zusatzinfo | 4 schw.-w. Abb. |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Gewicht | 492 g |
Einbandart | Englisch Broschur |
Themenwelt | Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► Neuzeit (bis 1918) |
Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► 1918 bis 1945 | |
Geschichte ► Teilgebiete der Geschichte ► Sozialgeschichte | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | Antisemitismus • Fachbuch / Wissenschaft • Geschichte • Geschichte und historische Hilfswissenschaften • Gewalt • Gewalt in der Gesellschaft • Judenverfolgung • Massaker • Massengewalt • Pogrom • Russisches Reich • Russland • Russland, Geschichte |
ISBN-10 | 3-86854-304-X / 386854304X |
ISBN-13 | 978-3-86854-304-9 / 9783868543049 |
Zustand | Neuware |
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