Auf der Suche nach Resonanz (eBook)

Wie sich das Seelenleben in der digitalen Moderne verändert

Martin Altmeyer (Autor)

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2016 | 2. Auflage
280 Seiten
Vandenhoeck & Ruprecht Unipress (Verlag)
978-3-647-46272-1 (ISBN)

Infos

Das Alltagsleben und die Mentalität wurden von der digitalen Moderne radikal umgekrempelt. Martin Altmeyer untersucht, wie in unseren modernen Kommunikationsgesellschaften psychosoziale Veränderungen erkennbar werden. Im Zeitalter des Internet scheint das Seelenleben vom Wunsch nach zwischenmenschlicher Kommunikation bestimmt, von einer Sehnsucht nach Spiegelung, nach einem Echo aus der Lebenswelt, vom Verlangen danach, von anderen Menschen gesehen und gehört zu werden. Unaufhörlich sind wir am twittern, chatten, mailen, bloggen, hashtaggen, googeln und downloaden. Wir posten und posen, was das Zeug hält. Wir stellen unsere Selfies ins Netz oder verschicken sie über soziale Medien. Eifrig füllen wir unsere Facebook-Seiten oder bedienen uns der Bildtechniken von Instagram. Begeistert schauen sich Jugendliche und Heranwachsende auf ihren Laptops TV-Casting- und Realityshows an oder nehmen selbst daran teil. Ständig schauen sie auf ihr Smartphone, um ja nicht die neueste SMS zu verpassen oder eine WhatsApp-Nachricht, die umgehend beantwortet wird. Warum tun wir das alles? Aus narzisstischen Motiven? Weil Aufmerksamkeitssucht und Kommunikationsgier uns dazu treiben? Weil wir manipuliert und medienabhängig gemacht werden, wie Zeitgeistkritiker gerne behaupten? Wir tun das aus einem elementaren Motiv: weil wir auf der Suche nach Umweltresonanz sind und weil die Befriedigung von Resonanzbedürfnissen identitätsstiftend wirkt - von Geburt an, ein Leben lang.

Dr. rer. med. habil. Martin Altmeyer ist Klinischer Psychologe und arbeitet in eigener Praxis für Paar- und Familientherapie, Supervision, Personal- und Organisationsentwicklung in Frankfurt/Main. Er gehört zu den profiliertesten Vertretern einer relationalen Psychoanalyse in Deutschland und ist Kolumnist großer deutscher Tageszeitungen.

Inhalt

Cover 1
Title Page 4
Copyright 5
Table of Contents 6
Body 10
Vorwort 10
Einleitung: Das Ende der Unsichtbarkeit 18
I – Identitätsspiele mit Kamera: Das moderne Selbst in einer Ökonomie der Aufmerksamkeit 34
Kapitel 1: Ein zeitgenössisches Gesellschaftsspiel: Der Massenwettbewerb um soziale Identität 38
Warum wir digitale Selbstporträts verschicken –die Blitzkarriere des Selfie 38
Wobei Menschen überall zuschauen sollen – kleines Panoptikum der Zeigelust 42
Wie auch die Kulturprominenz das mediale Identitätsspiel genießt – Sphären der gehobenen Aufmerksamkeitsökonomie 46
Kapitel 2: Ein Blick hinter die Kulissen: Authentizität als Edelware der Medienwelt 53
Neugier – auf der Suche nach dem Menschen hinter der Medienfigur 53
Rätsel – die Botschaft des Mediums im submedialen Raum 59
Geheimnis – Exkurs über Realität in der Gegenwartskunst 62
Hoffnung – wer die Büchse der Pandora öffnet 65
Kapitel 3: Der kategorische Imperativ der Mediengesellschaft: Ich werde gesehen, also bin ich! 68
Mentaler Kapitalismus – Bewirtschafte deine Persönlichkeit! 68
Demokratisierung des medialen Narzissmus – Die Kamera liebt dich! 71
Einladung auf die Schaubühnen der Lebenswelt –Zeig uns, wer du bist! 73
II – Big Brother als Big Mother: Die Lust an öffentlicher Selbstdarstellung 78
Kapitel 4: Sichtbarkeit für alle: Das interaktive Fernsehen bittet auf die Schaubühnen der Lebenswelt 82
Ein Dreieck des Begehrens – das Medium zwischen Darsteller und Publikum 82
Der Untergang des Abendlandes – Kulturkritik im Modus des Ressentiments 84
Die Verteidigung eines Medienprivilegs – im Verachtungsdiskurs der Eliten 86
Kapitel 5: Das Zwischenmenschliche wird interessant: Die soziale Dramaturgie von »Big Brother« 88
Beachtung oder Überwachung – ein Dilemma der neuen Medienwelt 88
Unverfälschtes Gruppenleben – eine Wohngemeinschaft unter Beobachtung 90
Die Geburt von Kultfiguren der Spaßgesellschaft – das Medium in Hebammenfunktion 92
Kapitel 6: Ein echtes Abenteuer unter freiem Himmel: Der exotische Reiz des »Dschungelcamps« 96
Mediale Auffrischungskur unter Stress – Ich war mal ein Star, holt mich hier raus 96
Ausweitung der Zielgruppe – mit Alt-Achtundsechzigern das gebildete Publikum ködern 98
Bilanzen im Urwaldkampf – eine narzisstische Gewinn- und Verlustrechnung 99
III – Hoffen auf Umweltresonanz: Die unbewusste Kehrseite des Narzissmus 102
Kapitel 7: Zwischen Innen und Außen: Die Scharnierfunktion des Unbewussten 106
Vom Trieb zur Beziehung – die relationale Wende der modernen Psychoanalyse 106
Das Unbewusste ist kein Rebell – sondern ein sozialer Konformist 111
Die vernetzte Seele – der entwicklungspsychologische Abschied von der Monadentheorie 115
Kapitel 8: Im Spiegel des Anderen: Ein Beziehungsmodell des Narzissmus 122
Ich werde gesehen, also bin ich – eine moderne Identitätsformel 122
Zwischen Selbst und Welt vermitteln – die schöpferische Funktion des Narzissmus 127
Den Anderen betrachten, wie er mich betrachtet – die narzisstische Urszene 132
IV – Angreifen vor Publikum: Gewalt als demonstrative Machtinszenierung 136
Kapitel 9: Morden im Rampenlicht: Ein grandioses Selbst läuft Amok 140
Das Phantasma von Unbesiegbarkeit und Unsterblichkeit – der Columbine-Effekt 140
Der Täter ist keine Marionette, an der andere ziehen – das Schulmassaker von Erfurt 143
Allmacht, Vorphantasie, Nachruhm – die performative Selbsterschaffung im Gewaltakt 147
Anpassungsverweigerung, Freiheitspathos, Mordlust – eine Blaupause sozialrebellischer Gewalt 149
Kapitel 10: Weder von innen noch von außen: Vernichtungswut entsteht zwischen den Menschen 154
Eine fatale Beziehungsstörung – soziale Metamorphosen des Todestriebs 154
Ein großartiges Gefühl – von der Ursachenforschung zur Phänomenologie der Gewalt 158
Täter, Opfer, Publikum – zur Dreiecksstruktur zeitgenössischer Gewalt 163
Kapitel 11: Die Krieger des Guten: Über das Töten im Namen höherer Moral 167
Gruppengewalt – wie unauffällige Menschen zu Massenmördern werden 167
Kunstwerke des Bösen – zur medialen Inszenierung des religiösen Terrors 171
Die Welt als Ganzheit – mentale Verwandtschaftsbeziehungenzwischen totalitären Massenbewegungen 175
Eine Kultur der Niederlage und die Figur des radikalen Verlierers 180
V – Verbindungen zur Welt knüpfen: Die zeitgenössische Psyche als soziale Netzwerkerin 186
Kapitel 12: Die menschliche Seele: Ein kompliziertes Beziehungsorgan 190
Damit das Ich nicht aus der Welt fällt – die Integrationsaufgabe der Psyche 190
Soziale Resonanz – ein seelisches Bindemittel der ersten Stunde 194
Sichtbarkeit gegen Unsichtbarkeit – eine Paradoxie des Seelenlebens 199
Kapitel 13: Strukturwandel der Öffentlichkeit: Die Flucht aus der sozialen Anonymität 204
Kolonialisierung oder Befreiung – die Modernisierung der Lebenswelt 204
Niedergang oder Fortschritt – wie das Neue verkannt wird 209
Zwang oder Lust – das Bedürfnis nach Selbstdarstellung 216
Entdeckung oder Erfindung – die Avantgarde der Internetpioniere 220
Kapitel 14: Ein zeitgemäßer Persönlichkeitstyp: Das exzentrische Selbst als moderner Sozialcharakter 224
Eine Wende in der Generationendynamik – die Umkehrung des Ödipuskomplexes 224
Ein Ende des seelischen Heldentums – auf dem Weg zur postheroischen Persönlichkeit 230
Exzentrik im Profisport – Exkurs zur Modernisierung des Fußballs 234
Aus sich herausgehen – um der Welt zu zeigen, was in einem steckt 238
Literatur 244
Nachwort 258
Danksagung 261
Personenregister 262
Sachregister 266

Produkt-Details

• Erscheint lt. Verlag: 5.9.2016
• Verlagsort: Göttingen
• Sprache: deutsch
• Themenwelt: Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien
• Themenwelt: Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung
• Schlagworte: Aufmerksamkeit • Digitale Medien • digitale Moderne • Identitätsstiftung • Internet • Kommunikationsgesellschaft • Narzissmus • Neue Medien • Psyche • Psychodynamik • Resonanz • Seele • Seelenleben • Sehnsucht • Soziale Netzwerke
• ISBN-10: 3-647-46272-1 / 3647462721
• ISBN-13: 978-3-647-46272-1 / 9783647462721