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polar 20: Expertokratie -

polar 20: Expertokratie

In Wahrheit

polarkreis e.V. (Herausgeber)

Buch | Softcover
192 Seiten
2016
Campus (Verlag)
978-3-593-50557-2 (ISBN)
CHF 19,55 inkl. MwSt
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Politik scheint immer mehr eine Sache der Politikberatung zu werden. Kommissionen werden gebildet, Fachbeiräte gegründet. Wissenschaftler und Sachverständige sollen Konzepte liefern und Richtungen vorgeben. Und auch die Bürger selbst verstehen ihr politisches Engagement oft als das von Experten. Während in den früheren Protestbewegungen der Bundesrepublik der Typ des Sozialwissenschaftlers das Bild beherrschte, sind es heute Ingenieure und Naturwissenschaftler. Leben wir in einer Expertokratie? polar 20 fragt nach dem Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Wahrheit in unserer Demokratie. Welche politische Rolle spielt wissenschaftliche Beratung, spielen wissenschaftliche Ansprüche auf Wahrheit und Richtigkeit? Und wie können wir der expertokratischen Gefahr begegnen? Denn ist die Wahrheit nicht auch ein Ergebnis im demokratischen Diskurs? Ein Heft zu einer entscheidenden Frage unseres Verständnisses vom Politischen.
Politik scheint immer mehr eine Sache der Politikberatung zu werden. Kommissionen werden gebildet, Fachbeiräte gegründet. Wissenschaftler und Sachverständige sollen Konzepte liefern und Richtungen vorgeben. Und auch die Bürger selbst verstehen ihr politisches Engagement oft als das von Experten. Während in den früheren Protestbewegungen der Bundesrepublik der Typ des Sozialwissenschaftlers das Bild beherrschte, sind es heute Ingenieure und Naturwissenschaftler. Leben wir in einer Expertokratie? polar 20 fragt nach dem Verhältnis von Politik, Wissenschaft und Wahrheit in unserer Demokratie. Welche politische Rolle spielt wissenschaftliche Beratung, spielen wissenschaftliche Ansprüche auf Wahrheit und Richtigkeit? Und wie können wir der expertokratischen Gefahr begegnen? Denn ist die Wahrheit nicht auch ein Ergebnis im demokratischen Diskurs? Ein Heft zu einer entscheidenden Frage unseres Verständnisses vom Politischen.

Inhalt

Vermitteln

Macht und Befreiung 9
Wissenschaftliche Politikberatung in Deutschland
Carl Friedrich Gethmann

Die Nonchalance der Kommission 15
Technokratie in der Krise
Thomas Biebricher

Lasst uns nur machen 21
Demokratieverlust durch Expertokratie
Rudolph Speth

Politik mit Tarnkappe 27
Warum Demokratie Werte statt Wahrheit braucht
Ulrike Meyer

Wahrheit ist Arbeit 33
Wikipedianer als Fehlerfinder
Jan Engelmann

Eine Super-Nanny? 39
Das Bundesverfassungsgericht als Garant eines funktionierenden politischen Prozesses
Oliver Lepsius

Sexualität und Wahrheit 45
Interview Gabriele Dietze

Verschwörungstheorien 51
Wenn aus vernünftiger Sinnstiftung prekärer Nonsense wird
Thomas Hoffmann

Zwickmühle des Wissens 57
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im öffentlichen Diskurs
Hans Peter Peters

Der wahre Text: >Schlagworte< 62
Neue Berliner Sprachkritik

Vermuten
Spekulativer Realismus 73
Rainald Goetz

Manifest des neuen Realismus 80
Ein Auszug
Maurizio Ferraris

Spektakulärer Realismus 88
Kunstkritische Anmerkungen zum Spekulativen Realismus
Annika Bender

Wenn Philosophen aus der Hüfte schießen 100
Die Untiefen angewandter Ethik
Thomas Schramme

Wahrheit in Bildern 107
Das Unvordenkliche zeigen
Ludger Schwarte

Echt jetzt. 114
Die neue Wirksamkeit der Künste und Medien
Michael Eggers

Ein schwieriges Verhältnis 118
Über Literatur und Wahrheit
Achim Geisenhanslüke

Mein halbes Jahr
>Comic< · Peter Siller 124
>Musik< · Johannes von Weizsäcker 132
>Film< · Matthias Dell 134
>Literatur< · Johanna-Charlotte Horst 166

Verhandeln

Der Streit um das Allgemeine145
Parteien als entscheidende Institution in der
demokratischen Auseinandersetzung
Peter Siller

Demokratische Nebenwirkungen 162
Gibt es eine Krise des Parlamentarismus?
Michael Koß

Ist es links?: >Wahrheit< 168
Arnd Pollmann/Stefan Huster/Bertram Lomfeld/Peter Siller

Leben im Kapitalismus: >Die Sache mit Hitler< 170
Ina Kerner

Bildpolitik: >Politik des Wissens<172
Martin Saar

Schönheiten

Logik und Verbrechen 175
Sherlock Holmes im TV
Luisa Banki

Sokratik und Sophistik 176
Platons Gorgias-Dialog
Tilman Salomon

Stimme des Gewissens 177
Salvador Allendes letzte Rede
Franziska Humphreys

Immer der Nase nach 178
Die Graphic Novel Quai d'Orsay
Christoph Raiser

Sie waren Humanisten 179
Michel Houellebecqs Soumission
Patrick Thor

Candy Says 180
Thomas Meineckes Lookalikes
Elias Kreuzmair

Information Is Power 181
Aaron Swartz' The Info Network
Ann-Charlotte Günzel

Umkämpfte Demokratie 183
Wendy Browns Schleichende Revolution
Julia Roth

Unwürdige Performance184
Die Stunde der Dilettanten von Thomas Rietzschel
Kerstin Carlstedt

Glühende Bekenntnisse185
Künstlermanifeste als Provokation der Wahrheit
Anna-Catharina Gebbers

Roundtable 188
Autorinnen und Autoren 190
Impressum 192

Liebe Leserin, Lieber Leser,

die offensiven Wahrheitsansprüche sind in die Gesellschaft zurückgekehrt, ob im Gewand des religiösen Fundamentalismus, des weltanschaulichen Wutbürgers oder auch des politischen Sachzwangs. Der Demokratie fällt die Entgegnung darauf nicht gerade leicht: Ist Demokratie nicht eine Regierungsform, die keine absoluten Wahrheiten verträgt? Entscheidet hier nicht Mehrheit statt Wahrheit? Andererseits: Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit - sind das nicht Wahrheiten, auf die wir angewiesen sind? Und ist eine aufgeklärte Politik nicht permanent auf wissenschaftliche Erkenntnisse angewiesen, wenn sie gelingen soll?
Es ist jedenfalls nicht erstaunlich, dass Politik und Staat wissenschaftliche Erkenntnisse in einer immer komplexeren Welt nachfragen und sich die wissenschaftliche Politikberatung zu einem wirkungsmächtigen politischen Faktor entwickelt hat. Aber wie politisch, wie interessengeleitet ist die Wissenschaft selbst? Und was rechtfertigt die politische Berufung auf wissenschaftliche Aussagen?
Dabei beruft sich nicht nur die institutionelle Politik auf wissenschaftliche Nachweise, die Bürger der "neuen Protestbewegungen" sehen oftmals "nichts als die Wahrheit" auf ihrer Seite. Befeuert werden sie dabei durch das Netz mit seinen zahlreichen Paralleluniversen, in denen die unterschiedlichen "Wahrheiten", der Hass und das Verschwörungsgefühl gehegt und gepflegt werden.
polar stellt in der vorliegenden Ausgabe die elektrisierende Frage nach dem Verhältnis von Demokratie und Wahrheit, von Politik und Wissenschaft. Braucht Politik einen Wahrheitsbegriff? Einen Wahrheitsanspruch? Welche empirischen und normativen Begriffe von Wahrheit gibt es eigentlich? Wir freuen uns über ein Heft zu einem entscheidenden Aspekt unseres Politikverständnisses.
Carl Friedrich Gethmann eröffnet das Heft mit einem Plädoyer für die emanzipatorische Wirkung von Wissenschaft für die Gestaltung unserer Gesellschaft (S. 9). Thomas Biebricher beschreibt den aktuellen Hype politischer Technokratie als Phänomen der Krise am Beispiel staatlicher Überschuldung in Europa (S.?15). Hier knüpft unmittelbar Rudolf Speths Kritik am Rückzug der Demokratie in den Schatten der Experten an (S.?21). Angesichts der Flut von Kommissionen und Beratungsgremien, auf die der Bundestag zurückgreift, will Ulrike Meyer im politischen Diskurs die Kategorie der "Wahrheit" lieber durch die der "Werte" ersetzt sehen (S.?27). Im Internetprojekt Wikipedia garantieren ehrenamtliche Autorinnen und Autoren Transparenz, wie Jan Engelmann darlegt (S.?33). Die Entscheidung über wahr und falsch treffen aber längst nicht mehr nur Menschen, sondern auch die algorithmischen Verknüpfungen von Daten. Oliver Lepsius beschreibt die Rolle des Bundesverfassungsgerichts als Garant eines funktionierenden politischen Prozesses, und verweist auf die Gefahr, dass das Gericht die Aufgabe des Gesetzgebers übernimmt (S.?39). Um den Anspruch kritischer Wissenschaftlichkeit geht es im Interview mit der Gender-Forscherin Gabriele Dietze (S.?45). Dagegen untersucht Thomas Hoffmann, wie sich alternative "Wahrheiten" zu Verschwörungstheorien verhärten (S.?51). Hans Peter Peters beendet den ersten Teil mit einem Blick auf den medialen Trend, eigenständigen Wissenschaftsjournalismus durch bloße Expertenbefragungen zu ersetzen (S.?57).
Fragen wir nochmals grundsätzlicher nach den Wahrheitsansprüchen der Philosophie und der Kunst. Rainald Goetz führt - zu Beginn des zweiten Teils - die wechselseitige Bedingung von "Spekulation" und "Realität" als literarisches Programm vor (S.?73), Der selbsternannte "Neue Realismus" bedient die uralte Sehnsucht nach der Möglichkeit reiner Wahrheit, etwa Maurizio Ferraris, der sich in seinem philosophischen Manifest explizit von Konstruktivismus und Postmoderne abwendet (S.?80). Für wenig erhellend befindet Annika Bender diesen Ansatz aus kunstkritischer Perspektive (S.?88). Vor der Gefahr, dass Philosophen zu aktuellen pol

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie polar - Magazin ; 20
Verlagsort Frankfurt
Sprache deutsch
Maße 160 x 230 mm
Gewicht 375 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Europa • Finanzen • Finanzkrise • Gaben • Inflation • Kaufen • Kollektivschuld • leihen • Moral • Ökonomie • Rechte • Schenken • Schuld • Schulden • Schuldenkrise • verschiedene Politikfelder • Wirtschaft / Ökonomie • Wirtschaftskrise
ISBN-10 3-593-50557-6 / 3593505576
ISBN-13 978-3-593-50557-2 / 9783593505572
Zustand Neuware
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