Kinderwunsch in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften: Möglichkeiten, Hindernisse, Grenzen
Diplomica Verlag
978-3-95934-800-3 (ISBN)
Fakt ist, dass heute eine Vielfalt an Familienformen besteht und gelebt wird, welche jede für sich Respekt und Akzeptanz verdient; das nicht zuletzt deshalb, weil die Kinderzahlen in den letzten Jahrzehnten dramatisch rückläufig sind, was die Frage provoziert, ob wir es uns angesichts dieser Tatsache überhaupt leisten können und wollen, Paaren vorzuschreiben, in welchem familiären Zusammenhang Kinder entstehen und aufwachsen dürfen und wo nicht.
Im Rahmen des vorliegenden Buches interessiert vordergründig die Frage, welcher Möglichkeiten sich Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zugänge für Männer und Frauen sowie der rechtlichen Grundlagen bedienen können, um ihren Kinderwunsch zu realisieren.
Julia Surel wurde 1976 geboren. An der Ludwig-Maximilians-Universität München belegte sie verschiedene geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer. Neben einem pädagogischen Abschluss der Fachakademie für Sozialpädagogik erwarb die Autorin mit dem erfolgreichen Studium der Sozialen Arbeit den akademischen Grad Bachelor (B.A.) of Social Work an der Hochschule München. Die Themen Kindsadoptionen im Allgemeinen und solche mit Auslandsbezug im Speziellen weckten schon vor langer Zeit die Aufmerksamkeit der dreifachen Mutter. Dieser Hintergrund sowie ihre Offenheit für gesellschaftspolitische Themen setzten den Impuls für die Ausarbeitung des vorliegenden Buches. Das besondere Interesse der Münchnerin gilt den Themen des Gesundheitswesens, der Arbeit mit Kindern und Familien wie auch systemischen Zusammenhängen.
Textprobe:
Kapitel 3 Stand der Forschung:
Bis vor kurzem war das Wissen über das Leben gleichgeschlechtlich orientierter Menschen in Deutschland wenig fundiert. Neben kleineren Erhebungen beschränkte es sich im Wesentlichen auf die erste umfangreiche empirische Untersuchung von Buba/Vaskovics (2001) und auf Auswertungen des Mikrozensus.
Studien zur Homosexualität haben sich früher meist mit dem einzelnen Homosexuellen befasst. Gleichgeschlechtliche Paargemeinschaften sind ein relativ neues Untersuchungsgebiet. Homosexuelle Partnerschaft hat es bis in die jüngste Zeit nur sehr selten gegeben. Homosexuelle waren sogar häufig heterosexuell verheiratet und gezwungen ein Doppelleben zu führen. (Peuckert 2005, S.286).
Erst in jüngster Zeit liefern Studien tiefergehende Einsichten in die Lebenssituationen gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und ihrer Kinder. Es gibt eine Dissertationsarbeit von Ina Carapacchio aus dem Jahr 2009, in der sie sich mit der Diskriminierung von Kindern Homosexueller bzw. dem Vergleich von Regenbogen- mit heterosexuellen Familien auseinander setzt. Zu nennen sind ferner Dorett Funcke und Petra Thorn (2010): Die gleichgeschlechtliche Familie mit Kindern sowie die breit angelegte Studie des Staatsinstituts für Familienforschung in Bamberg im Auftrag des Bundesministeriums für Justiz (Rupp 2009).
Zudem hat der Lesben- und Schwulenverband ein sehr interessantes Projekt zum Thema Regenbogenfamilien- alltäglich und doch anders (2007) veröffentlicht. Enthalten sind viele Fallbeispiele. Ähnlich ausgerichtet ist das Handbuch Regenbogenfamilien (2010) von Stephanie Gerlach, in welchem viele betroffene Personen zu Wort kommen.
Die Veröffentlichungen von Uli Streib-Brzic: Das lesbisch-schwule Babybuch (2007) und Marina Rupp: Partnerschaft und Elternschaft bei gleichgeschlechtliche Paaren- Verbreitung, Institutionalisierung und Alltagsgestaltung (2011) gewähren weitere Einsichten in den Forschungsstand. Dass die Erforschung gleichgeschlechtlicher Paarbeziehungen im gegenwärtigen politisch-historischen Kontext unerlässlich und längst überfällig sei, bemerkt Maja S. Maier in ihrem Beitrag "Gleich und/ oder doch verschieden?" (2011, S.182).
Allerdings, so Maier, laufe diese Gefahr, eher als Reflex auf Gleichstellungsund Antidiskriminierungsgesetzgebung, denn als wissenschaftliche Erkenntnis bewertet werden zu müssen: Die Paradoxie aller Studien zu homosexuellen Lebensweisen liege darin, dass die Hervorhebung von Gemeinsamkeiten mit heterosexuellen Konstellationen und die Relativierung von Besonderheiten und Unterschieden dazu führen könnten, dass Homosexualität einerseits essentialisiert bzw. naturalisiert werde, und andererseits (homo-) sexuelle Beziehungen neuen Normierungen unterworfen würden.
Aus dieser Formulierung ergibt sich einer neue Frage, nämlich, ob und inwieweit der fehlende gegengeschlechtliche Elternteil zu ersetzen ist. Kann und soll dies durch das Elternpaar geleistet werden oder ist es sogar wichtig andersgeschlechtliche Freunde, Bekannte, Familienmitglieder intensiver in die Erziehung einzubeziehen als dies bei der klassischen Familie der Fall ist? Insgesamt liegen noch vergleichsweise wenige wissenschaftliche Publikationen zum Thema Kinderwunsch bei gleichgeschlechtlichen Paaren vor.
6.1.3 Leihmutterschaft/Eizellspende:"Mater semper certa est"?
Eine Familiengründung sowohl über Leihmutterschaft als auch Eizellenspende wird in Deutschland reproduktionsmedizinisch nicht und privat sehr unwahrscheinlich durchzuführen sein.
Generell ist die Leihmutterschaft in Deutschland gesetzlich verboten. Nach deutschem Recht ist nach
1591 BGB Mutter eines Kindes, die Frau, welche das Kind geboren hat. Diese Vorschrift zählt zu den wesentlichen Grundsätzen des deutschen Rechts. Bis vor einiger Zeit galt dieser Sachverhalt sicherlich als unbestreitbar. Heute müsste aufgrund der Option einer Schwangerschaftsherbeiführung durch Eizellenspende im Prinzip neu definiert wer
Erscheinungsdatum | 17.02.2016 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 190 x 270 mm |
Gewicht | 242 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Adoption • Homosexualität • Kinderwunsch • Regenbogenfamilie • Regenbogenfamilie / Queere Familie |
ISBN-10 | 3-95934-800-2 / 3959348002 |
ISBN-13 | 978-3-95934-800-3 / 9783959348003 |
Zustand | Neuware |
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