Spätmoderne Mutterschaft - Supermama, Coachin, Managerin?Herzstück des medialen und gesellschaftlcihen Diskurses um heutige Mutterschaft ist die Vereinbarkeitsfrage von Erwerbstätigkeit und Fürsorgearbeit. Die Studie »Total Quality Mama. Mutterschaft aus der Perspektive Arbeit« wirft, über die medial behandelte Vereinbarkeits- und Machbarkeitsfrage hinaus, einen tiefenscharfen und kritischen Blick auf heutige Arbeits- und Selbstanforderungen von Müttern in den Bereichen Erwerbsarbeit, Familienarbeit, Partnerschaft sowie Ökonomisierung des Selbst. Eingebettet in Theoriekonzepte zur spätmodernen Arbeits- und Lebenswelt wurden sechs Fallbeispiele aus einem urbanen Umfeld ethnografisch untersucht und deren Empfindungen, Einstellungen und Praxen bezüglich Fürsorge, Erwerbstätigkeit und gleichberechtigter Arbeitsteilung erkundet.Einen intensiven Blick richtet die Studie auf die Verhandlung alter und neuer Rollenvorstellungen von Müttern und wie diese daran »arbeiten«, den Antagonismus von Erwerbstätigkeit und Fürsorgearbeit sowie Subjektivierungsanspruch und Aufopferung zu überwinden. Sie fragt nach den Ambivalenzen und dem Arrangement spätmoderner Mütter zwischen einem »freiwilligen« Zwang zur Erwerbstätigkeit, einem »freiwilligen« Zwang zur geschlechtlichen Gleichberechtigung und einer leistungsorientierten Fürsorge zu balancieren und wie dies mit »alten« Vorstellungen von Liebe und Fürsorge vereinbart wird.Hier zeigt sich: Mütterliche Fürsorgearbeit ist zunehmend wissensbasiert und professionalisiert und erfordert ein hohes Maß an Rationalisierungen - auch des Selbst. Ferner weisen diese Prozesse auch Analogien zu managerialen Führungsstrategien von Unternehmen - einem Total Quality Management - auf, und zeigen, dass die spätmoderne Mutter immer mehr zur Coachin oder Managerin ihrer Kinder und der Reproduktionssphäre wird. Dabei wird die Leistungsoptimierung und -maximierung des Selbst, der Fürsorge und der Familie zur verinnerlichten Lebensregel der Total Quality Mama.
Petra Schmidt M.A.
Bis 2010 Studium der Volkskunde/Europäischen Ethnologie, Kunstgeschichte und Neueren Deutschen Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mutter von drei Kindern. Von 2010–2013 Lehrtätigkeit am Institut für Volkskunde/EE der LMU München. Derzeit Promotionsstudium an der LMU München zum Konnex Kreativität und Familie.
Bei Total Quality Mama handelt es sich um ein gutes Buch, das sich einem aktuellen und vielfach konstatierten Problemkreis annimmt und neue Mütterbilder sowohl aus der emischen Sicht betroffener Mütter wie auch unter Berücksichtigung von normierenden Aussblicken – Medienberichten – untersucht.
Der Band versammelt so auf circa 200 Seiten übersichtlich und prägnant spannende Impulse zum Beispiel für die kulturwissenschaftliche Arbeits- und Biographieforschung.
Erscheint lt. Verlag |
21.7.2015
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Reihe/Serie |
Münchner ethnographische Schriften ; 18
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Verlagsort |
München |
Sprache |
deutsch |
Maße |
145 x 205 mm |
Gewicht |
197 g |
Themenwelt
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Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Schlagworte |
Geschlechterrollen • gouvernementalisierung • Individualisierung • Management der Fürsorge • Mutter • Präsenzdruck • rationalisierte Selbstführung • spätmoderne Mutterschaft • Subjektivierung von Arbeit |
ISBN-10 |
3-8316-4049-1 / 3831640491 |
ISBN-13 |
978-3-8316-4049-2 / 9783831640492 |
Zustand |
Neuware |