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Welche Einflussfaktoren erfährt das subjektive Wohlbefinden der Rentner in Bulgarien? Psychologische Landesuntersuchung über das Altern in Bulgarien - Preslava Sayvanska

Welche Einflussfaktoren erfährt das subjektive Wohlbefinden der Rentner in Bulgarien? Psychologische Landesuntersuchung über das Altern in Bulgarien

Buch | Softcover
100 Seiten
2015
Diplomica Verlag
978-3-95850-890-3 (ISBN)
CHF 55,95 inkl. MwSt
In der vorliegenden Untersuchung werden Zusammenhänge zwischen dem subjektiven Wohlbefinden, dem Altersbild und ausgewählten psychosozialen Faktoren in einer bulgarischen Stichprobe von älteren Menschen thematisiert. Ziel ist es einerseits, Einflussfaktoren auf das Wohlbefinden älterer Menschen zu identifizieren. Andererseits wird den Fragen nachgegangen, wie alt sich die älteren Menschen fühlen, wie zufrieden sie mit ihrem Altwerden sind, und wie sich dieser Prozess vom Altwerden in Deutschland unterscheidet. Um einen Kulturvergleich einzuleiten, wurden Daten aus weiteren Studien herangezogen (BASE, ILSE, AARC).
Im Rahmen der Studie wurden 153 Personen aus Bulgarien im Alter ab 65 (M = 72,26) zu einem Messzeitpunkt mit Hilfe von einem Fragebogen befragt. Die abhängige Variable (subjektives Wohlbefinden) wurde mit der Satisfaction with Life Scale von Ed Diener gemessen. Die zentrale unabhängige Variable (Altersbild) wurde mit drei der fünf Dimensionen des Alterns gemessen, die in der Untersuchung zu Bildern des Alters und der Sozialstruktur (BIAS) operationalisiert worden sind. Die weiteren psychosozialen Variablen wurden mit verkürzten Skalenversionen erfasst. In einer Korrelationsanalyse wurden die wichtigen Zusammenhänge zwischen den Variablen ermittelt. Für die Aufklärung der abhängigen Variablen subjektives Wohlbefinden wurde anschließend eine hierarchische Regression durchgeführt.

Textprobe:
Kapitel 2.2, Rahmenbedingungen gesellschaftlichen Alterns:
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wende im Jahr 1989 wird Bulgarien zum freiwilligen Verbündeten der Sowjetunion. Primäres Anliegen der kommunistischen Herrschaft in dieser Zeit ist die Entwicklung einer Gesellschaft, die sich durch Klassenlosigkeit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Humanität in den sozialen Beziehungen, Streben nach Höherem, Wohlstand und Modernität auszeichnen soll. Die Gesellschaft soll der Partei vertrauen (ideologische Konformität) und ihr dienen (persönliche Abhängigkeits- und Loyalitätsbeziehungen), weil sie die umfassende Fürsorge eines paternalistischen Wohlfahrtsstaats bietet (Brunnbauer, 2007:16f.). Ideologisch abweichende politische Standpunkte und autonome Interessenorganisationen werden repressiv unterbunden. Eine kollektive gesellschaftliche Identität und ein soziales Klassen- oder Schichtbewusstsein werden weitgehend geprägt (Sterbling, 2008:46f.).
Für diese Situation und für die zugehörige Gesellschaft ist demnach ein kollektivistisches Bewusstsein charakteristisch. Für die ältere Generation ist es folglich wichtig, dass ihre Versorgung in der eigenen Familie geleistet wird. Die Familienverhältnisse spielen sich in einer Drei-Generationen-Familie, wobei verheiratete Söhne mit ihren Eltern zusammenleben. Somit wird die Abhängigkeit älterer Menschen als ein natürliches Phänomen aufgefasst. Ihre Verpflegung ist die logische Konsequenz eines Wir-Gefühls (Hofstede, 2001:246).
Der Untergang des Kommunismus im Jahr 1989, der Zusammenbruch der Planwirtschaft und die Einführung der Marktwirtschaft treten sehr plötzlich ein. Diese Veränderungen führen zu einer tiefen ökonomischen Depression mit Hyperinflation, einem unvorhersehbaren Anstieg der Armut und der sozialen Ungleichheiten mit drastischer Abnahme der Staatsausgaben und Sozialhilfen (Sztompka, 2002:456). Unsicherheit und Ungewissheit werden im Alltag zur Normalität. Die Gesellschaft kann sich nicht mehr an geltenden Verfassungsnormen orientieren, weil dies keine Sicherheit mehr verspricht (anomische Sozialstruktur). Eine politische und soziale Entfremdung breitet sich aus (Abbott/ Sapsford, 2006:252). Die wirtschaftliche Krise 1996, der fehlende gesellschaftliche Konsensus und die Unfähigkeit, sich auf eine breite und über längere Zeit stabile parlamentarische Basis stützen zu können, hemmt die Durchführung der Reformen sowohl in der Alterssicherung als auch in anderen Bereichen.
2.2.1, Zum Wohlbefinden von älteren Menschen in Bulgarien:
Die erste European Quality of Life Survey (EQLS) im Jahr 2003 fand heraus, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit für alle postkommunistischen Staaten niedriger liegt als der Durchschnitt aller europäischen Länder. Bulgarien weist den niedrigsten Wert von 4,5 auf (höchster Wert - Dänemark 8,4; EU 15 = 7,2; NMS = 6,1, EU 25 = 7,1) auf. Der Staat hat außerdem den höchsten Wert auf der Skala Politische Entfremdung 2,84 (Böhnke, 2005:14). Die darauffolgenden Ergebnisse der EQLS aus dem Jahr 2009 zeigten keine Änderung. Bulgarien, mit einem Wert von 5 auf der Lebenszufriedenheitsskala, bleibt immer noch auf dem letzten Platz, allerdings hier im Vergleich zu EU 27 = 7. Auf der Skala Glück belegt das Land wieder den letzten Platz mit einem Wert von 5,8 (EU 27 = 7,5). Was die Zukunft angeht, sind nur 45% der Bulgaren optimistisch (Anderson et al., 2009:15).
Aufgrund der gemeinsamen politischen Entwicklungen der Ostblock-Länder lassen sich die Ergebnisse der Studie von Abbott und Sapsford (2006) über das Wohlbefinden in Russland und der Ukraine mit den Gegebenheiten in Bulgarien vergleichen und können zum Teil übertragen werden. Der Durchschnitt auf der Skala der allgemeinen Lebenszufriedenheit von Diener variiert von 80% bis 90% für EU 15, für NMS 12 liegt bei 62%. Für Russland liegt er bei 57,2% und für die Ukraine bei 41,9%. Ca. 66% der Befragten in der Ukraine und ca. 54% der Befra

Erscheint lt. Verlag 3.2.2015
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 47 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Altern / Älterwerden / Altwerden; Erfahrungsberichte • Altern; Erfahrungsberichte • Bulgarien; Berichte/Erinnerungen • Rentner • Umfrage
ISBN-10 3-95850-890-1 / 3958508901
ISBN-13 978-3-95850-890-3 / 9783958508903
Zustand Neuware
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