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Ein Mann ist keine Altersvorsorge (eBook)

Warum finanzielle Unabhängigkeit für Frauen so wichtig ist
eBook Download: EPUB
2015
224 Seiten
Kösel (Verlag)
978-3-641-13684-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Mann ist keine Altersvorsorge - Helma Sick, Renate Schmidt
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Lieber heute unromantisch als morgen arm
Viele Frauen stehen heute finanziell auf eigenen Füßen. Aber es gibt immer noch die, die sich auf einen »Versorger« verlassen und darauf vertrauen, dass die große Liebe schon hält. Doch nach einer Trennung verlieren häufig gerade Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, ihre finanzielle Basis. Auf lange Sicht droht ihnen sogar Altersarmut.
Helma Sick und Renate Schmidt rufen die Frauen dazu auf, die Notwendigkeit ihrer finanziellen Unabhängigkeit zu erkennen und entsprechend zu handeln. In dieser aktualisierten Ausgabe zeigen sie, was Politik und Wirtschaft - und die Frauen selbst - verändern müssen, damit diese Familie und Beruf besser vereinbaren können.



Helma Sick studierte Betriebswirtschaft und ist Inhaberin des von ihr gegründeten Unternehmens »frau & geld Helma Sick«, das seit 1987 unabhängige Finanzberatung für Frauen anbietet. Sie ist Autorin von mehreren Finanzratgebern und schreibt seit vielen Jahren regelmäßig Finanzkolumnen in BRIGITTE und BRIGITTE WOMAN.

Verliebt, verlobt, versorgt?


Drei Beispiele von Frauenleben, wie sie vielfach zu finden sind, verdeutlichen die Folgen bestimmter Lebensentscheidungen:

»Es gibt da eine andere. Ich will die Scheidung.«

Tübingen, Mitte der 80er-Jahre. Melanie (25) hat sich gerade zum Examen angemeldet. Im Sommer ist es so weit. Sie wird sich bei dem Münchner Sportartikel-Hersteller bewerben, bei dem sie bereits zwei Praktika absolviert hat. Melanie holt sich im Uni-Bistro einen Kaffee und strahlt, als hätte sie ihr Diplom als Betriebswirtin schon in der Tasche. Vom Tisch nebenan kommt ein attraktives Lächeln zurück. Thomas (30) hat sein zweites juristisches Staatsexamen gerade hinter sich und einen gut dotierten Job in einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen mit sehr guten weiteren Aufstiegsmöglichkeiten. Aber Thomas will noch mehr: Kinder, dazu eine Frau, die sich ums familiäre Management kümmert.

Melanie vergisst Trainee-Programm und Dienstwagen. Warum denn nicht ein Leben als Ehefrau und Mutter mit statusträchtigem Haushalt? Die nur hin und wieder jobbt, um Geschenke für die Familie auch mal selbst bezahlen zu können?

Das Ende kommt kurz nach ihrem 55. Geburtstag. Da eröffnet ihr Thomas kurz und schmerzlos: »Es gibt da eine andere Frau. Sie erwartet ein Kind von mir. Ich will die Scheidung.« Unterhalt? Will er nicht zahlen, denn ihre drei Kinder sind längst aus dem Haus. Ein Ehevertrag, der sie finanziell absichern würde? Daran hat Melanie nicht im Traum gedacht. Damals, als alles so schön in Ordnung schien.

Sie heult sich bei einer Freundin aus. Für sie konnte Melanie immer mal als Aushilfe im Büro arbeiten. So hat sie wenigstens einige Übung am Computer und mit Internet-Recherchen. »Doll ist das natürlich trotzdem nicht«, sagt ihre Freundin. »Aber du könntest es mit einer Ausbildung zur Office Managerin versuchen. Immerhin sprichst du Englisch und Französisch und verstehst dich aufs Organisieren.«

Zwei lange Jahre dauert der Fernkurs. Dann erst wird man sehen, ob ein so später Einstieg gelingt. Ob und wie lange Thomas Unterhalt für seine Frau zahlen muss, ist im Gesetz nicht eindeutig geregelt und muss in einem langwierigen und kostspieligen Gerichtsverfahren geklärt werden.

Das Einzige, was Melanie jetzt auf ihrer Habenseite verbuchen kann, ist ihr eigener Rentenanspruch von etwa 200 Euro und die Rentenanwartschaft aus dem Versorgungsausgleich von Thomas, der ca. 750 Euro betragen wird. Nach Abzug des eigenen Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrags hat Melanie also eine monatliche Rente von ca. 850 Euro.

»Meine Frau muss nicht arbeiten. Ich verdiene genug.«

Anna hat gute Noten in Biologie und Chemie. Aber sie will nicht studieren, sondern schnell rein ins Berufsleben, endlich ihr eigenes Geld verdienen. Deshalb beginnt sie 1977 nach Abitur und Berufskolleg in Hamburg als chemisch-technische Assistentin in einem Labor für Lebensmittelanalysen. Ein Freund ihres Chefs, Bereichsleiter einer Weingroßhandlung, kommt auffallend häufig vorbei. Der 30-jährige Harald und Anna sind sich schon nach kurzer Zeit einig: Wir beide lieben uns und wir wollen Kinder – warum also nicht gleich? Eine gute Kita wird sich dann schon finden lassen …

Als ihr Sohn Daniel drei Jahre alt ist, sieht sich Anna in ihrem Wohnviertel nach einer vernünftigen Ganztagsbetreuung um. Und wird angeguckt, als wäre sie aus einem Dornröschenschlaf erwacht. »Da hätten Sie sich mal melden sollen, als Sie schwanger waren«, bekommt sie immer wieder zu hören. Inzwischen erwartet sie aber schon ihr zweites Kind. Nach der Geburt von Lilly überlegen die Eltern deshalb, ob Anna länger pausieren soll als geplant. Sie liebt ihre beiden Kleinen über alles – und Harald ist stolz, dass sie bei seinem Gehalt von damals 6000 D-Mark nicht unbedingt mitverdienen muss. Lange Zeit bleiben sie eine glückliche Familie mit klar verteilten Aufgaben. »Bei uns ist’s eben ganz wie früher«, lacht Anna, wenn sie ihre berufstätigen Freundinnen trifft.

Jahre später dann der Anruf, der alles verändert: »Ihr Mann – kommen Sie schnell.« Harald hat einen Herzinfarkt, den er nicht überlebt. Weil Daniel und Lilly längst ohne sie klarkommen, versucht Anna mit 50 einen Neustart als CTA. Vergeblich. Der Beruf ist ein ganz anderer nach all den Jahren, und sie kennt sich mit den Computerprogrammen nicht aus. Damit sie überhaupt etwas zu tun hat, arbeitet sie stundenweise als Regalauffüllerin in einem Drogeriemarkt. Neben der Witwenrente von ca. 900 Euro (60 Prozent der Rente ihres Mannes abzüglich eigenem Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag) bleiben ihr noch zwei Lebensversicherungen, die ihr Mann abgeschlossen hatte. 100 000 Euro fließen ihr daraus zu. Wenn sie die sicher (dafür gibt es derzeit etwa 2 Prozent) anlegt, kann sie den Fehlbetrag von geschätzten 800 Euro monatlich ungefähr 11,6 Jahre lang ausgleichen. Entnimmt sie nur 500 Euro monatlich, reicht das Geld ca. 20 Jahre. Im ersteren Fall ist sie 62 Jahre alt, wenn das Geld aufgebraucht ist, im letzteren 70 Jahre. Was macht sie dann?

Kommt sie selbst ins Rentenalter, erhält sie zusätzlich zur Witwenrente eine kleine Rente von ca. 300 Euro aus eigener Berufstätigkeit und Anrechnung der Kindererziehungszeiten.

Die Folgen einer falschen Entscheidung

30 Jahre lang war Agnes mit Hans-Dieter verheiratet, glücklich, wie sie immer wieder betont. Die zwei Kinder und sein gutes Einkommen als verbeamteter Chemiker verführten Agnes dazu, ihren einstmals erlernten Beruf als Direktrice nicht auszuüben. Warum auch? Die Vorteile überwogen doch: Die Familie, ihr ehrenamtliches Engagement im Kirchenvorstand und diverse Hobbys füllten sie voll und ganz aus.

Hans-Dieter aber war offenkundig nicht ganz so glücklich, denn vor acht Jahren verliebte er sich in eine sehr viel jüngere Frau und trennte sich von Agnes. Scheiden lassen wollten sich aber beide nicht. Hans-Dieter konnte so in der für ihn sehr günstigen Steuerklasse III bleiben, Agnes profitierte weiterhin von der Beihilfeberechtigung. Das heißt, als Ehefrau eines Beamten musste sie nur 30 Prozent ihres (privaten) Krankenversicherungsbeitrags selbst bezahlen, 70 Prozent bezahlte die Beihilfe.

Das hätte noch ewig so weitergehen können, meinte Agnes. Aber, für sie völlig überraschend, verlangte Hans-Dieter nun doch die Scheidung. Seine junge Lebensgefährtin war schwanger und wollte unbedingt heiraten.

Und nun tauchen zwei Probleme auf: Hans-Dieter hat sich nicht korrekt verhalten, indem er weiterhin in der Steuerklasse III blieb. Voraussetzung dafür ist nämlich nicht nur, dass der Steuerpflichtige verheiratet ist. Er muss in den betreffenden Jahren auch mit seiner Ehefrau zusammengelebt haben. Hans-Dieter hätte also korrekterweise nach der Trennung sofort in die Steuerklasse I wechseln müssen. Jetzt kann es sein, dass er Steuern nachzahlen muss.

Und für Agnes wird das lange Festhalten an einer nicht mehr existierenden Ehe zu einem echten Problem. Denn mit der Scheidung verliert sie die Beihilfeberechtigung, das heißt, sie muss in ihrer privaten Krankenversicherung ab sofort den vollen Tarif bezahlen. Und das wird in ihrem Alter (62) richtig teuer!

Hätten sich die beiden vor acht Jahren, als sie sich tatsächlich trennten, auch scheiden lassen, wäre für Agnes noch der Weg in die deutlich günstigere gesetzliche Krankenversicherung offen gewesen.

Das Beispiel zeigt, welche Schwierigkeiten sich durch solche sogenannten abgeleiteten Absicherungen ergeben können. Denn sie funktionieren nur, solange eine Ehe hält. Und das ist heute in vielen Fällen nicht mehr gegeben.

Melanie, Anna und Agnes haben ihre Entscheidung, nicht berufstätig zu sein, vor 25 bis 30 Jahren getroffen. Sie gehören also einer Generation an, in der es der Normalfall war, dem Mann den Rücken frei zu halten und sich ganz der Familie zu widmen.

Wie hieß es sogar noch bis 1977 im Bürgerlichen Gesetzbuch unter § 1356: »Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung. Sie ist berechtigt, erwerbstätig zu sein, soweit dies mit ihren Pflichten in Ehe und Familie vereinbar ist.«

Also sind solche und ähnliche Lebensläufe bei Frauen dieser Generation sehr üblich und noch nachvollziehbar.

Aber wie sieht es heute aus? Erschreckendes zeigen die nachfolgenden Ergebnisse der Untersuchung »Die Generation Mitte – Lebenssituation, Hoffnungen und Sorgen der 30- bis 59-Jährigen« des Instituts für Demoskopie Allensbach vom Juli 2013. Die Studie stützt sich auf eine Repräsentativbefragung von 1420 Personen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren. Unter der Rubrik »Berufsausstieg ist nach wie vor weiblich« wurde gefragt, ob wegen der Kinder auf eine (volle) Berufstätigkeit verzichtet wurde. Die Antworten sprechen für sich:

Von den zurzeit berufstätigen 30- bis 59-jährigen Frauen arbeiten lediglich

  • 50 Prozent 36 Stunden und mehr,
  • 33 Prozent arbeiten weniger als 30 Stunden.

Dieses Stundenkontingent liegt deutlich unter dem der gleichaltrigen Männer. Entsprechend liegen die aufgelaufenen Rentenansprüche bei Frauen der mittleren Generation weiter unter dem Niveau der gleichaltrigen Männer.

Diese beruflichen Lebensläufe von Frauen hängen auch mit den gesellschaftlichen Leitbildern für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zusammen. In Deutschland dominiert – anders als in anderen europäischen Ländern – die Vorstellung, dass sich beide Bereiche am besten durch eine Arbeitsteilung in der Familie vereinbaren lassen, bei der sich ein Partner auf den...

Erscheint lt. Verlag 30.3.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Geld / Bank / Börse
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft
Schlagworte Altersarmut • Altersversorgung • Altersvorsorge • Armutsfalle • eBooks • Ehegattensplitting • Ehevertrag • Feminismus • Finanzbuch • Finanzen • Finanzen Buch • Finanzen für Frauen • Finanzielle Emanzipation • Finanzielle Emanzipation, Frauen und Geld, Altersarmut, Altersversorgung, Finanzen, Armutsfalle, Ehevertrag, Hausfrauenehe, Ehegattensplitting, Feminismus • Frauen und Geld • Geld • Gesundheit • Hausfrauenehe • Ratgeber • Vermögensaufbau
ISBN-10 3-641-13684-9 / 3641136849
ISBN-13 978-3-641-13684-0 / 9783641136840
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