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Kollaps (eBook)

Warum Gesellschaften überleben oder untergehen
eBook Download: EPUB
2014 | 1. Auflage
736 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-403400-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kollaps -  Jared Diamond
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Der Weltbestseller als erweiterte Neuausgabe! Die überwucherten Tempelruinen von Angkor Wat, die zerfallenden Pyramiden der Maya in Yucatan und die rätselhaften Moai-Statuen der Osterinsel - sie alle sind stille Zeugen von einstmals blühenden Kulturen, die irgendwann verschwanden. Doch was waren die Ursachen dafür? Jared Diamond zeichnet in seiner erweiterten, faszinierenden wie hochaktuellen Studie die Muster nach, die dem Untergang von Gesellschaften (oder ihrem Überleben) zugrunde liegen, und zeigt, was wir für unsere Zukunft daraus lernen können.

Jared Diamond, 1937 in Boston geboren, ist Professor für Geographie an der University of California, Los Angeles. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Evolutionsbiologie. In den letzten 25 Jahren hat er rund ein Dutzend Expeditionen in entlegene Gebiete von Neuguinea geleitet. Für seine Arbeit auf den Gebieten der Anthropologie und Genetik ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Pulitzer-Preis. Nach ?Der dritte Schimpanse?, ?Arm und Reich?, ?Warum macht Sex Spaß??, seinem internationalen Bestseller ?Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen? und ?Vermächtnis. Was wir von traditionellen Gesellschaften lernen können? erschien zuletzt bei S. Fischer ?Krise. Wie Nationen sich erneuern können? (2019). Literaturpreise: Britain's Rhône-Poulenc Prize for Science Books 1998, Pulitzer-Preis 1998, Lannan Literary Award 1999, Dickson Prize für Wissenschaft 2006, Wolf-Preis für Agrarwissenschaft 2013

Jared Diamond, 1937 in Boston geboren, ist Professor für Geographie an der University of California, Los Angeles. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Evolutionsbiologie. In den letzten 25 Jahren hat er rund ein Dutzend Expeditionen in entlegene Gebiete von Neuguinea geleitet. Für seine Arbeit auf den Gebieten der Anthropologie und Genetik ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Pulitzer-Preis. Nach ›Der dritte Schimpanse‹, ›Arm und Reich‹, ›Warum macht Sex Spaß?‹, seinem internationalen Bestseller ›Kollaps. Warum Gesellschaften überleben oder untergehen‹ und ›Vermächtnis. Was wir von traditionellen Gesellschaften lernen können‹ erschien zuletzt bei S. Fischer ›Krise. Wie Nationen sich erneuern können‹ (2019). Literaturpreise: Britain's Rhône-Poulenc Prize for Science Books 1998, Pulitzer-Preis 1998, Lannan Literary Award 1999, Dickson Prize für Wissenschaft 2006, Wolf-Preis für Agrarwissenschaft 2013 Sebastian Vogel, geboren 1955 in Berlin, ist promovierter Biologe und langjähriger Übersetzer. Neben den Werken Neil Shubins hat er Bücher von Richard Dawkins, Jared Diamond, Stephen Jay Gould und Steven Pinker ins Deutsche übertragen.

Prolog Eine Geschichte von zwei Bauernhöfen


Zwei Bauernhöfe • Zusammenbrüche früher und heute • Entschwundene Paradiese? • Ein fünfteiliges Schema • Unternehmen und Umwelt • Die vergleichende Methode • Der Aufbau des Buches

Vor einigen Jahren war ich im Sommer auf zwei Bauernhöfen zu Besuch. Der Hof der Familie Huls und der Hof von Gardar lagen zwar viele tausend Kilometer voneinander entfernt, waren sich aber in ihren Stärken und Schwachpunkten bemerkenswert ähnlich. Beide waren in ihrer jeweiligen Region mit Abstand der größte, wohlhabendste und technisch am höchsten entwickelte landwirtschaftliche Betrieb. Insbesondere stand bei beiden ein großartiger, hochmoderner Stall für die Haltung von Milchkühen im Mittelpunkt. Diese Gebäude, die sich in beiden Fällen in zwei säuberlich getrennte, gegenüberliegende Reihen von Verschlägen für die Kühe gliederten, stellten alle anderen Ställe ihrer Umgebung in den Schatten. Die Kühe beider Höfe grasten im Sommer unter freiem Himmel auf üppig grünen Weiden, beide Höfe ernteten im Spätsommer ihr eigenes Heu, um die Tiere im Winter damit zu füttern, und steigerten durch Bewässerung den Ertrag an sommerlichem Futter und winterlichem Heu. Beide hatten eine ähnliche Fläche von einigen hundert Hektar, und auch die Ausmaße der Ställe waren ähnlich: Auf dem Hof der Familie Huls beherbergte er 200 Tiere, auf dem von Gardar war er mit 165 Kühen geringfügig kleiner. Die Besitzer beider Höfe galten als führende Gestalten ihres jeweiligen gesellschaftlichen Umfeldes. Beide waren tief religiös. Beide Anwesen lagen in einer großartigen Landschaft, die Touristen von weither anlockte; über ihnen erhoben sich schneebedeckte Berge mit fischreichen Gebirgsbächen, und unter ihnen lag ein berühmter Fluss (bei der Huls Farm) beziehungsweise ein Fjord (beim Hof von Gardar).

Das waren die gemeinsamen Stärken der beiden Höfe. Kommen wir nun zu ihren gemeinsamen Schwachpunkten: Beide lagen in Regionen, in denen die Milchwirtschaft von untergeordneter Bedeutung ist, weil wegen der hohen nördlichen Breite nur ein kurzer Sommer für die Gras- und Heuproduktion zur Verfügung steht. Da im Vergleich zu Milchviehbetrieben südlicherer Breiten auch in guten Jahren keine optimalen Klimabedingungen herrschten, waren beide Farmen der Gefahr wetterbedingter Schäden ausgesetzt, wobei die Farm der Familie Huls vor allem durch Trockenheit, der Hof von Gardar dagegen durch Kälte bedroht war. Beide Regionen waren weit von den Ballungsgebieten entfernt, wo sie ihre Produkte vermarkten konnten, sodass Transportkosten und -risiken einen Wettbewerbsnachteil gegenüber zentraler gelegenen Regionen bedeuteten. Der wirtschaftliche Erfolg hing bei beiden von Faktoren ab, die ihre Besitzer nicht beeinflussen konnten, so unter anderem von Kaufkraft- und Geschmacksveränderungen bei Kunden und Nachbarn. Im größeren Maßstab ging es mit der Konjunktur der Länder, in denen sich die beiden Höfe befanden, je nach der wachsenden und schwindenden Bedrohung durch weit entfernte, feindliche Gesellschaften auf und ab.

Der größte Unterschied zwischen der Huls Farm und dem Hof von Gardar betrifft ihren heutigen Zustand. Das Familienunternehmen Huls Farm, das fünf Geschwistern und ihren Ehepartnern gehört, liegt im Bitterroot Valley im Westen des US-Bundesstaates Montana und floriert zurzeit. Der Kreis Ravalli, wo sich der Betrieb befindet, hat eine der höchsten Bevölkerungswachstumsraten aller US-amerikanischen Kreise. Auf der Huls Farm führten mich Tim, Trudy und Dan Huls, drei der Eigentümer, persönlich durch ihren Hightech-Stall und erklärten mir geduldig die Vorzüge und Unwägbarkeiten der Milchwirtschaft in Montana. Dass die Vereinigten Staaten im Allgemeinen und die Huls Farm im Besonderen in absehbarer Zukunft zusammenbrechen werden, ist unvorstellbar. Aber der Hof von Gardar, der frühere Landsitz des altnordischen Bischofs von Südwestgrönland, wurde vor über 500 Jahren aufgegeben. Die normannisch-grönländische Gesellschaft brach völlig zusammen: Tausende von Einwohnern verhungerten, kamen bei inneren Unruhen oder im Krieg gegen feindliche Mächte ums Leben oder wanderten aus, bis in ihrem Gebiet schließlich niemand mehr lebte. Die dicken Mauern des Stalls von Gardar und der benachbarten Kathedrale stehen zwar noch, sodass ich die Verschläge für die einzelnen Kühe zählen konnte, aber es gibt keinen Eigentümer mehr, der mir etwas über frühere Vorzüge und Unwägbarkeiten erzählen könnte. Aber als der Hof von Gardar und Normannisch-Grönland ihre Blütezeit erlebten, erschien ihr Niedergang ebenso unvorstellbar wie heute der von Huls Farm und USA.

Um eines klarzustellen: Wenn ich diese Parallelen zwischen der Huls Farm und dem Hof von Gardar ziehe, will ich damit nicht behaupten, der Hof in Montana und die amerikanische Gesellschaft seien zum Untergang verdammt. Derzeit ist genau das Gegenteil richtig: Der Huls-Betrieb expandiert, ihre modernen technischen Einrichtungen dienen Nachbarbetrieben als Vorbild, und die Vereinigten Staaten sind das mächtigste Land der Welt. Ich behaupte auch nicht, Bauernhöfe oder Gesellschaften seien ganz allgemein durch den Zusammenbruch gefährdet. Bei manchen, so in Gardar, hat er sich tatsächlich ereignet, andere existieren ohne Unterbrechung seit Jahrtausenden. Aber meine Reisen zu den Höfen von Huls und Gardar, die ich trotz ihrer Entfernung von mehreren tausend Kilometern in demselben Sommer besuchte, legten mir sehr nachdrücklich die Schlussfolgerung nahe, dass selbst die reichsten und technisch am weitesten entwickelten Gesellschaften in Wirtschaft und Umwelt mit Problemen konfrontiert werden, die man nicht unterschätzen sollte. Unsere Schwierigkeiten ähneln in vielerlei Hinsicht jenen, die den Hof von Gardar und Normannisch-Grönland zu Fall brachten und mit denen auch viele andere Gesellschaften früherer Zeiten zu kämpfen hatten. Manche dieser früheren Gesellschaften gingen unter (wie Normannisch-Grönland), andere (so die Japaner und Tikopier) haben überlebt. Die Vergangenheit liefert uns eine Fülle von Daten, aus denen wir etwas lernen können, um weiterhin Erfolg zu haben.

 

Normannisch-Grönland ist nur eine der vielen früheren Gesellschaften, die zusammenbrachen oder verschwanden und gigantische Ruinen hinterließen, wie Shelley sie in seinem Gedicht »Ozymandias« beschreibt. Unter »Zusammenbruch« verstehe ich einen drastischen Rückgang der Bevölkerungszahl und/oder der politisch-wirtschaftlich-sozialen Komplexität, der sich auf ein größeres Gebiet erstreckt und längere Zeit andauert. Das Phänomen des Zusammenbruchs ist also die Extremform des Niederganges, den es auch in schwächerer Ausprägung gibt; wie drastisch der Verfall einer Gesellschaft sein muss, bevor man ihn als Zusammenbruch bezeichnet, ist eine willkürliche Festlegung. Zu den milderen Formen des Niederganges gehören die normalen Schwankungen des Wohlstandes sowie kleinere politische, wirtschaftliche und soziale Umstrukturierungen, wie sie in jeder Gesellschaft vorkommen; die eine wird vielleicht von einem Nachbarn erobert, oder ihr Niedergang ist an den Aufstieg des Nachbarn gekoppelt, ohne dass sich dabei aber die Gesamtbevölkerungszahl oder die Komplexität der Region verändert, in einer anderen wird die herrschende Elite durch eine andere gestürzt oder verdrängt. Von einem vollständigen Zusammenbruch und nicht nur von einem geringfügigen Niedergang würde man nach solchen Maßstäben wahrscheinlich in folgenden Fällen sprechen: bei den Anasazi und Cahokia auf dem Gebiet der heutigen USA; bei den Mayastädten Mittelamerikas; bei den Gesellschaften der Moche und Tiwanaku in Südamerika; bei der mykenischen Kultur Griechenlands und der minoischen Kultur Kretas in Europa; bei Großzimbabwe und den Meroe in Afrika; bei Angkor Wat und den Harappan-Städten im Industal in Asien; und bei der Osterinsel im Pazifik.

Die gewaltigen Ruinen, die solche Gesellschaften hinterließen, bergen für uns alle eine romantische Faszination. Wir bestaunen sie, seit wir sie als Kinder zum ersten Mal auf Bildern gesehen haben. Wenn wir älter werden, planen wir in vielen Fällen einen Urlaub, um als Touristen hautnah Bekanntschaften mit ihnen zu machen. Wir fühlen uns von ihrer häufig atemberaubenden, unheimlichen Schönheit angezogen, aber auch von den Rätseln, die sie uns aufgeben. Die Größe der Ruinen zeugt vom früheren Reichtum und der Macht ihrer Erbauer – sie prahlen »Sieh meine Werke, die mächtigen, und verzweifle!«, um Shelleys Worte zu benutzen. Aber die Erbauer verschwanden und verließen die gewaltigen Bauwerke, die sie mit so großer Anstrengung errichtet hatten. Wie konnte eine Gesellschaft, die einst so mächtig war, am Ende zusammenbrechen? Welches Schicksal erlitten ihre einzelnen Mitglieder? Zogen sie fort, und wenn ja, warum? Oder starben sie auf unerfreuliche Weise? Hinter solchen romantischen Rätseln lauert eine quälende Frage: Könnte ein solches Schicksal am Ende auch unsere eigene, wohlhabende Gesellschaft ereilen? Werden die Touristen eines Tages staunend die rostigen Gerippe der Wolkenkratzer von New York anstarren, so wie wir heute vor den dschungelüberwucherten Ruinen der Mayastädte stehen?

Schon seit langem hat man die Vermutung, dass dieses rätselhafte Verlassen zumindest teilweise durch ökologische Probleme ausgelöst wurde: Die Menschen hatten in ihrer Umwelt unabsichtlich die Ressourcen zerstört, auf die ihre Gesellschaft angewiesen war. Bestätigt wurde dieser Verdacht des unbeabsichtigten ökologischen Selbstmordes – des Ökozids – in den letzten Jahrzehnten durch die Entdeckungen von Archäologen, Klimaforschern, Historikern, Paläontologen und Palynologen...

Erscheint lt. Verlag 20.11.2014
Übersetzer Sebastian Vogel
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Ethnologie Völkerkunde (Naturvölker)
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Anasazi • Angkor Wat • Arktis • Australien • Chile • China • Erosion • Fischer Forum • Grönland • Haiti • Henderson Pitcairn • Kannibalismus • Klima • Landwirtschaft • Maya • Naturkatastrophe • Neuguinea • ökologische Selbstzerstörung • Osterinsel • Polynesien • Tikopia • Überschwemmung • Umwelt • Untergang • Waldzerstörung • Wikinger • Zusammenbruch
ISBN-10 3-10-403400-1 / 3104034001
ISBN-13 978-3-10-403400-3 / 9783104034003
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