Heldinnen im Kinderfernsehen: "Disney's Kim Possible" und die Wirkung vorgelebter Geschlechterrollen auf Kinder
Diplomica Verlag
978-3-95850-720-3 (ISBN)
Diese Studie analysiert die ungleiche Verteilung von geschlechtsspezifischen Rollen im Kinderfernsehen anhand Disneys Kim Possible , einer der beliebtesten Animationssendungen bei Kindern. Die Besonderheit dieser Figur liegt darin, dass die Fernsehheldin Kim Possible als einzige auch bei männlichen Zuschauern beliebt ist und Geschlechterstereotype umkehrt.
Anhand empirischer Daten untersucht die Autorin, welche Auswirkung diese Fernsehfigur auf den Alltag der jungen Zuschauer hat und wie sich vorgelebte Geschlechterrollen auf Kinder auswirken können.
Textprobe:
Kapitel 3.2, Geschlechterverhältnisse im Kinderfernsehen:
In einer Zeit, in der Mädchen und Jungen herausgefordert sind, möglichst eigenständig mit den Anforderungen der Geschlechterrollen umzugehen, gleichzeitig aber auch deren neu entstandene Gestaltungsmöglichkeiten und Ressourcen zu nutzen, so Stauber (2006), stünden die Medien generell sowie das Fernsehen im Speziellen in einer besonderen Verantwortung: Sie fungierten als zentrale Vermittlungsinstanzen für Geschlechterrollenbilder in der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten, diese auszugestalten. Umso wichtiger erscheint es also in den Blick zu nehmen, wie genau die dargestellten Geschlechterrollen sowie das Interaktionsverhältnis zwischen den Geschlechtern aussehen.
Bei der Konstruktion von Gender-Schemata spiele das Fernsehen eine besonders wichtige Rolle, so auch Lemish (2006), weil in den meisten Fernsehprogrammen Figuren gezeigt würden, die sich einer der beiden Gender-Kategorien zuordnen ließen. Dabei sei es egal, ob Menschen, Cartoon- Figuren, Tiere oder Science-Fiction-Charaktere präsentiert würden. Doch obgleich in vielen Ländern die Erwartung als selbstverständlich gelte, dass Mädchen und Jungen in Kinderprogrammen in annähernd gleicher Zahl vertreten sein sollten, sei die Umsetzung dessen in vielen anderen Ländern noch ein unerreichbares Ziel (vgl. ebd.). So auch im deutschsprachigem Kinderfernsehen: Betrachtet man die Lieblings-TV-HeldInnen der Kinder, so finden sich laut einer 2007 von Maya Götz veröffentlichen Studie unter den 21am häufigsten genannten Figuren 15 Jungen- bzw. Männerfiguren und lediglich fünf Mädchen- bzw. Frauenfiguren (vgl. Götz 2007). Dieses Verhältnis bedeute jedoch nicht, dass Jungenfiguren grundsätzlich attraktiver seien, sondern spiegele vielmehr die prozentuale Verteilung der Heldinnen und Helden im Kinderfernsehen wieder. So seien 2007 70 Prozent der Hauptfiguren fiktionaler Sendungen für Kinder Jungen bzw. Männer und nur rund 30 Prozent Mädchen bzw. Frauen gewesen (vgl. ebd.). Demnach kann also keinesfalls von einem Gleichgewicht oder einer Dominanz von Mädchenfiguren im deutschsprachigen Kinderfernsehen die Rede sein. Im Gegenteil: Kleine und große Männer seien die Helden des Kinderprogramms (vgl. Götz 2000). Sie bewältigten die Alltagsprobleme, setzten sich mit Gefahren auseinander und erlebten Abenteuer (vgl. ebd.). Die Unterrepräsentanz von Mädchen und Frauen gehe sogar soweit, dass Frauenfiguren eine Abweichung vom männlichen Normalfall symbolisierten (vgl. Götz 2002). Götz (2000) erläutert: Figuren, die nicht explizit einem Geschlecht zugehörten, trügen männliche Vornamen. Wie beispielsweise bei den Mainzelmännchen oder den Schlümpfen gelte: Nicht sexualisierte Wesen seien zunächst selbstverständlich männlich. Damit symbolisierten Frauenfiguren im Sinne von Simone de Beauvoir das andere Geschlecht . Äußerliche Abweichungen vom männlichen Normalfall würden durch Besonderheiten wie Schleifchen oder Röckchen gekennzeichnet, welche dabei häufig in Sexualisierung entglitten. (vgl. ebd.). Doch auch in der inhaltlichen Darstellung kann Weiblichkeit als Abweichung von Männlichkeit betrachtet werden: Inhaltlich füllen die weiblichen Figuren oftmals Rollen und Eigenschaften aus, die nicht männliche sind: das hilflose Opfer, das zu begehrende Weibchen, die umsorgende Mutter oder verständnisvolle Großmutter. In diesem Sinne dienen sie zur Inszenierung von nicht männlichen Eigenschaften wie fürsorglich, zickig, launisch, ängstlich, verletzlich oder aufdringlich. In der Tendenz sind Männerfiguren Individuen, Frauenfiguren dagegen nicht-männliche Eigenschaften (Götz 1999: Dominanz stereotyper Darstellungen des Geschlechterverhältnisses und die Machtverteilung innerhalb der Medienproduktion benachteilige damit Frauen und Mädchen (vgl. Götz 2000.). Zudem dominiere der männliche Blick : Zuschauerinnen würden zumeist nur mit dem Blick von Männern auf Frauen und
Sprache | deutsch |
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Maße | 190 x 270 mm |
Gewicht | 266 g |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Allgemeines / Lexika |
Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Medienwissenschaft | |
Schlagworte | Animation • Vorbild |
ISBN-10 | 3-95850-720-4 / 3958507204 |
ISBN-13 | 978-3-95850-720-3 / 9783958507203 |
Zustand | Neuware |
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