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Feindbilder der Nachkriegsgeneration in Bosnien und Herzegowina: Bosniens Jugend zwischen Hoffnung und den Schatten der Vergangenheit - Alice Greschkow

Feindbilder der Nachkriegsgeneration in Bosnien und Herzegowina: Bosniens Jugend zwischen Hoffnung und den Schatten der Vergangenheit

(Autor)

Buch | Softcover
128 Seiten
2014 | Erstauflage
Diplomica (Verlag)
978-3-95850-604-6 (ISBN)
CHF 62,95 inkl. MwSt
Bosnien und Herzegowina ist auch fast 20 Jahre nach Kriegsende ein Staat, der von Instabilität und Ungewissheit geprägt ist. Politik, Gesellschaft und Verwaltung sind noch immer geprägt und nationalistische Kräfte versuchen die Macht zu ergreifen. Inmitten der schwierigen Wirtschaftssituation und dem Versuch die Schrecken des Krieges zu verarbeiten, wächst eine junge Generation heran, welche die Zukunft prägen wird. In der Untersuchung wird eine Perspektive auf die Jugendlichen geboten ihre Hoffnungen, aber auch Prägungen durch ihre Umwelt werden beleuchtet, um die Atmosphäre in der Bevölkerung zu erkennen und zu analysieren, ob der Balkanstaat noch immer Risiken für Konflikte und Gewalt birgt.

Textprobe:
Kapitel 4.2, Feindbilder bosnisch-serbischer Jugendlicher eine diskursive Betrachtung:
Die vorangegangene Beschreibung verschiedener Faktoren, die zur Bildung von Feindbildern beitragen, ist die Basis für die Untersuchung möglicher Feindbilder bei bosnisch-serbischen Jugendlichen. Das theoretische Konstrukt soll hierbei auf den Sachverhalt in Bosnien und Herzegowina angewandt werden.
Dass nur bosnische Serbinnen und Serben betrachtet werden und nicht auch bosnische Kroatinnen und Kroaten, die ebenfalls einen signifikanten Teil der Bevölkerung ausmachen, liegt zum einen daran, dass es diverse Dopplungen bei der Analyse gibt, besonders was den Konflikt zwischen Christentum und Islam betrifft, wobei die bosnisch-kroatische Position moderater gegenüber Bosniakinnen und Bosniaken war, aber auch weil in Kriegszeiten die Aggression von serbischer Seite gezielt gegen Bosniakinnen und Bosniaken intensiv wahrgenommen wurden und zu erwarten ist, dass sozialisationsbedingt eine tiefere Prägung stattgefunden hat als zwischen der serbisch-kroatischen und der bosniakischen Bevölkerungsgruppe. Darüber hinaus gab es noch separate Konflikte zwischen bosnisch-kroatischen und bosnisch-serbischen Gruppen, die den betrachteten Gegenstand zu sehr ausweiten würden.
Jugendliche werden bei ihren Entscheidungen in Bezug auf ihre Umwelt, Freunde, Ausbildung, persönliche Beziehungen und Lebensziele von äußeren Umständen wie Technologie, Religion, Wirtschaftssituation und Kultur beeinflusst (vgl. Petrovi 2011: 145), wobei davon auszugehen ist, dass die kulturelle und religiöse Identität durch das persönliche und familiäre Umfeld tradiert wird.
Betrachtet man die Stimmung der serbischen Bevölkerungsgruppe, gibt es einige interessante Fakten, die mit in die Diskussion einfließen sollten: 1999 wurde in qualitativen Interviews bosnische Serbinnen und Serben befragt, warum viele von ihnen die multiethnische Hauptstadt Sarajevo verließen und in Gebiete der Republika Srpska zogen, worauf es Tendenzen bei den Antworten gab, dass das soziale Klima nicht mehr angenehm war, aber auch, dass Angst vor Aggressionen von moslemischer Seite vorherrschte sowie Unbehagen über die gestiegene Popularität islamischer Einflüsse und Bräuche (vgl. Armakolas 2008: 86f.). Dieses passt mit der Tatsache zusammen, dass 1998 lediglich 18% der serbischen Bürgerinnen und Bürger Bosnien und Herzegowina als Heimat akzeptierten (vgl. Gromes 2012: 74).
2002 wurde die Befragung von Serbinnen und Serben wiederholt und es zeigte sich, dass sich die Einstellung zum Positiven verändert hatte nachdem viele Befrage aus wirtschaftlichen Gründen nach Sarajevo zurückgekehrt waren und zudem auch Kontakt mit Menschen aus den anderen Bevölkerungsgruppen pflegten (vgl. Armakolas 2008: 95f.).
Diese positive Erkenntnis wird von der Erhebung gestützt, dass trotz ethno-nationalistischer Krisen die Akzeptanz des gemeinsamen Staats unter nahezu der Hälfte Serbinnen und Serben vorhanden war (vgl. Gromes 2012: 86).
Allerdings kann nicht abgestritten werden, dass ein wesentlicher Teil der bosnischen Serbinnen und Serben sich mit der Nachbarrepublik Serbien identifiziert und Bosnien und Herzegowina nicht als Heimat betrachten (vgl. Andjeli 2012: 123).
Bei der Untersuchung von Armakolas zeigte sich zwar, dass nach der Begegnung in der Großstadt Vorurteile und Klischees leichter abgebaut werden, aber bei der Untersuchung von Feindbildern der jungen Generation ist das in zweierlei Hinsicht tückisch: zum einen wird die Tatsache, dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung in ländlichen ethnisch getrennten Gebieten wohnt, nur wenig berücksichtigt, zum anderen ist bei der Prägung von Feindbildern der Nachkriegsgenration auch die Einstellung wichtig, die im Elternhaus vertreten wird, damit ist auch die (anfängliche) Skepsis aus Armakolas Erhebung wichtig für die Kreation negativer Konnotation.
Die Tatsache, dass Erfahrungen von Jugendlichen aus ländlichen Gebiete

Sprache deutsch
Maße 157 x 221 mm
Gewicht 22 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeine Soziologie
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Bosnien • Bosnien; Berichte/Erinnerungen • Feindbild • Friedensforschung • Herzegowina • Jugendliche • Konfliktforschung • Nachkriegsgeneration
ISBN-10 3-95850-604-6 / 3958506046
ISBN-13 978-3-95850-604-6 / 9783958506046
Zustand Neuware
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