Die Krise der Öffentlichkeit (eBook)
319 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-41212-2 (ISBN)
Kurt Imhof (1956-2015) war Professor für Publizistik und Soziologie und Leiter des »Forschungsbereichs Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög)« an der Universität Zürich.
Kurt Imhof (1956-2015) war Professor für Publizistik und Soziologie und Leiter des »Forschungsbereichs Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög)« an der Universität Zürich.
Inhalt 6
Vorwort 8
Einleitung: Öffentlichkeit und sozialer Wandel 11
1 Öffentlichkeit und Deliberation 37
1.1 Aporien der Freiheit 39
1.2 Basisnormen der Moderne 46
1.3 Öffentlichkeit und Deliberation in der Sozialtheorie 52
2 Krise der Öffentlichkeit (Theorie der Öffentlichkeit) 86
2.1 Arenen, Kommunikationsflüsse und Akteure 91
2.2 Funktionen der Öffentlichkeit 100
2.3 Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit 109
2.4 Moralische Repolitisierung und Personalisierungder Ökonomie 150
3 Öffentlichkeit in Krisen(Theorie der Krise) 161
3.1 Dualisierung der Konflikttheorie 162
3.2 Revolutionen und die Differenzsemantiken der Moderne 177
3.3 Regularitäten in der Diskontinuität 182
3.4 Krisen und Gesellschaftsmodelle 199
4 Semiautonome Sphären und autonome Öffentlichkeiten 215
4.1 Wissenschaft in der politisch-kulturellen Öffentlichkeit 220
4.2 Religion in der politisch-kulturellen Öffentlichkeit 223
4.3 Kunst in der politisch-kulturellen Öffentlichkeit 226
4.4 Wissensvermittlung in derpolitisch-kulturellen Öffentlichkeit 231
4.5 Verschiebung der Rationalitätsbezüge im neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit 247
4.6 Autonome Öffentlichkeiten 252
5 Resümee: Barbarei und Zivilität 269
5.1 Krisenanalyse und Krisentypen 270
5.2 Voraussetzungen und Hindernisse eines neuen Gesellschaftsmodells 285
Literatur 291
3 Öffentlichkeit in Krisen (Theorie der Krise) (S. 160-161)
Durch die Aufklärung verlor die Moderne die Sinngebungskraft traditionaler Religion wie überlieferter Rechte und sah sich nach der »Entzauberung der Welt« auf sich selbst zurückgeworfen. Bereits mit der Aufklärung entstanden die verschiedenen, ersatzreligiösen Formen des Nationalismus, dann die klassischen Ideologien des 19. Jahrhunderts (Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus) und die Hochideologien des 20. Jahrhunderts (Nationalsozialismus, Faschismus und Stalinismus).
Der Austritt aus der Unmündigkeit durch die säkularisierende Kraft der Aufklärung führte nicht zur Entzifferung der Vernunftgesetze der Gesellschaft sondern in das Zeitalter der Ideologien. Ideologien, diese Substitute von Schicksal, Vorsehung und Fügung, haben wesentlich geringere Stabilität als das voraufgeklärte religiöse Denken, in dem gute wie schlechte Herrschaft, solange sie sich im Rahmen der überlieferten Rechte bewegte, per se legitim war. Die Ideensysteme der nachaufgeklärten, neuesten Zeit dagegen stehen mitsamt den sie vertretenden Machtträgern und Körperschaften unter Bewährungsdruck. Ideologien sind gekennzeichnet durch säkulare Entwicklungs- und Fortschrittsziele, an deren Realisierung sie sich und ihre Träger messen müssen.
Damit wird die Geschichte dynamisiert, Entwicklungstempo und sozialer Wandel erreichen eine bisher unbekannte Intensität.246 Von entscheidender Bedeutung für den sozialen Wandel der Moderne sind dabei die Umbruchperioden, die durch Fundamentalkonflikte geprägt sind. Die Auseinandersetzung mit Krisen und Umbrüchen und die damit verbundene Abfolge von Gesellschaftsmodellen benötigt deshalb eine konflikttheoretische Basis, in der Routinekonflikte mit einer weitgehend ritualisierten Öffentlichkeit von Fundamentalkonflikten mit einer aktivierten Öffentlichkeit unterschieden werden. Dies bildet der erste Schritt zu Dynamisierung der Theorie der Öffentlichkeit (3.1 Dualisierung der Konflikttheorie).
Die politische Öffentlichkeit im Fundamentalkonflikt lässt sich zunächst anhand der stärksten Form des Umbruchs, der Revolution, zeigen. Revolutionen sind außerordentliche Kommunikationsverdichtungen im Ringen um die richtige Interpretation von Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft und Zugehörigkeit. In den Revolutionen entfesselt sich der Kampf, den das säkulare Fortschrittsversprechen der Aufklärung der Moderne aufzwingt. Dadurch entsteht in ihnen die politische Öffentlichkeit, in der sich die Revolution spiegelt und vorangetrieben wird (3.2 Revolutionen und die Differenzsemantiken der Moderne).
Im diachronen Vergleich der den Zeitgenossen singulär erscheinenden Vorgänge in den Umbrüchen der Moderne lassen sich die Regularitäten entdecken, die den diskontinuierlichen sozialen Wandel dieser Gesellschaftsformation kennzeichnen (3.3 Regularitäten in der Diskontinuität). Diese Regularitäten sind theoriefähig und dies erlaubt es, den kontingenten Verlauf dieser Umbruchperioden, in denen Gesellschaftsmodelle ihr Anfang und ihr Ende finden, zu systematisieren (3.4 Krisen und Gesellschaftsmodelle).
Erscheint lt. Verlag | 8.8.2011 |
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Zusatzinfo | 9 Abbildung |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie | |
Schlagworte | Klassiker • Kommunikation • Krise der Öffentlichkeit • Medien • Publizistik • Sozialer Wandel • Strukturwandel • Theorie der Öffentlichkeit • Transformatio |
ISBN-10 | 3-593-41212-8 / 3593412128 |
ISBN-13 | 978-3-593-41212-2 / 9783593412122 |
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