Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Sozialität als Conditio Humana (eBook)

Eine interdisziplinäre Untersuchung zur Sozialanthropologie in der experimentellen Ökonomik, Sozialphilosophie und Theologie
eBook Download: PDF
2010 | 1. Auflage
326 Seiten
Edition Ruprecht (Verlag)
978-3-7675-7137-2 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
62,00 inkl. MwSt
(CHF 59,95)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Was verstehen wir unter Sozialität? Welchen Beitrag leisten Verhaltensforschung, Philosophie und Theologie? Dieses Buch analysiert neuere Experimente zur sozialen Interaktion, philosophische Konzepte der zwischenmenschlichen Differenz und ein theologisches Verständnis der christlichen Nächstenliebe. Es zeigt auf, dass ein Rekurs auf die Sozialität des Menschen gegenüber Phänomenen sozialer Unmenschlichkeit nicht gleichgültig sein darf: Von der gewaltsamen Vernichtung bis zur Verantwortung für den anderen reicht der Spielraum des menschlichen Sozialverhaltens. Sozialität wird deshalb nicht als Fundament von Moral und politischer Ordnung, sondern als ein Phänomen in zweifacher Gestalt behandelt. How do we understand human sociality? This book provides an analysis of recent experiments on social interaction, philosophical concepts of human difference and the anthropology of Christian neighborly love. Aus dem Inhalt: - Anthropologische Beschreibung als Darstellung der Humanität des Menschen - Der soziale Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus in der menschlichen Interaktion - Die zwischenmenschliche Differenz als Antagonismus, Anerkennung und Alterität - Die Spannung von alter und neuer Existenz in der christlichen Nächstenliebe

Inhaltsverzeichnis 8
Vorwort 12
Einleitung 14
§1 Fragestellung und Vorgehen dieser Untersuchung 14
§2 Phänomenologische Kritik und Multiperspektivität der Beschreibung 14
§3 Menschsein und Sozialität – Das Thema der Untersuchung 17
§4 Sozialität als conditio humana? 26
§5 Der interdisziplinäre Beitrag der theologischen Anthropologie 30
I. Anthropologie als Darstellung der Humanität des Menschen 36
§6 Interdisziplinäre Anthropologie 36
§7 Anthropologie und Sozialität in den einzelnen Disziplinen 38
§8 Anthropologische Leitdifferenzen 57
§9 Conditio humana: Konkrete Existenzbedingung des Menschen 73
§10 Plessner: Humanität und Leiblichkeit 82
§11 Gegenständlichkeit und phänomenaler Überschuss 93
II. Der Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus im Verhalten 96
§12 Möglichkeiten und Grenzen einer empirischen Anthropologie 96
§13 Der Ansatz ökonomischer Sozialforschung 99
§14 Die Methodologie der experimentellen Ökonomik 111
§15 Die Modellierung sozialer Präferenzen 130
§16 Normen für kooperatives Verhalten 136
§17 Vom homo reciprocans zum homo altruisticus 148
§18 Die Nutzenerwartung altruistischer Akteure 157
§19 Affektive Empathie: Die Bedeutung sozialer Emotionen 166
§20 Der phänomenale Überschuss der sozialen Interaktion 169
§21 Fazit 171
III. Die Differenz im zwischenmenschlichen Verhältnis 183
§22 Drei Konstellationen des zwischenmenschlichen Verhältnisses 183
§23 Die Menschennatur als Legitimation politischer Ordnung 184
§24 Antagonismus: Die unauflösbare Differenz 194
§25 Anerkennung: Die befriedete Differenz 201
§26 Alterität: Differenz als Ort der Verantwortung 221
§27 Fazit 234
IV. Humanität und Inhumanität in der Liebe zum Nächsten 238
§28 Theologischer Vorbehalt gegen eine Immanenz des Sozialen 238
§29 Biblische und hermeneutische Rede vom Nächsten 244
§30 Sozialkritik statt Moral 254
§31 Meisinger: Anthropologisches Differenzbewusstsein 258
§32 Kierkegaard: Humanität als Überschuss der Liebe Gottes 261
§33 Über Kierkegaard hinaus: Nächstenliebe und Inhumanität 273
§34 Humanität und Inhumanität im Spiegel der Barmherzigkeit 280
§35 Fazit 288
Schlussreflexion 292
§36 Multiperspektivität statt Transdisziplinarität 292
§37 Das Ergebnis der Untersuchung 294
Literaturverzeichnis 296
Namensregister 311
Sachregister 314

III. Die Differenz im zwischenmenschlichen Verhältnis (S. 182-183)

§22 Drei Konstellationen des zwischenmenschlichen Verhältnisses


Im zweiten Kapitel dieser Untersuchung wurden exemplarisch für die Erforschung der menschlichen Sozialität in den Sozialwissenschaften die Studien der experimentellen Ökonomik und Neuroökonomik in den Blick genommen. Im Anschluss an eine eingehende Analyse der Methodologie einer experimentellen Modellierung wurde gezeigt, dass dieser Ansatz zur Beschreibung sozialer Interaktionen dort an seine Grenzen kommt, wo die Dynamik der zwischenmenschlichen Interaktionsbeziehung und die in ihr wirksamen selbst- und fremdbezüglichen Intentionen der sozialen Akteure darzustellen sind. Der Blick auf die Empirie des menschlichen Sozialverhaltens wurde deshalb durch phänomenologische Überlegungen ergänzt.

Im dritten Kapitel dieser Untersuchung wird das Gespräch mit sozialphilosophischen und ethischen Ansätzen gesucht, die sich explizit der Frage zuwenden, was die Struktur sozialer Interaktionen als eine Struktur zwischenmenschlicher Beziehung und Differenz auszeichnet. Der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit wird also von der Interaktion und ihren Konsequenzen auf den Phänomenbereich der zwischenmenschlichen Sozialität1 verlagert. Es werden dazu Theoriekonzeptionen der Sozialphilosophie diskutiert, die das Konfliktpotential menschlicher Sozialbeziehungen, das in den ökonomischen Studien auf der Ebene von Biologie und Verhalten untersucht wurde, zum Ausgangspunkt ihrer Überlegungen machen und es in seinen sozialen, politischen und ethischen Konsequenzen bedenken. Methodisch wird die Dynamik der sozialen Interaktion in den sozialphilosophischen Ansätzen allerdings nicht allein am Ort des Individuums rekonstruiert, wie in der Beschreibung sozialer Präferenzen durch die experimentelle Ökonomik, sondern es wird über den methodischen Individualismus hinausgehend zuerst die phänomenologische Grundstruktur der zwischenmenschlichen Beziehung in den Blick genommen. Aus der Beschreibung dieser Beziehungsstruktur heraus werden dann Modelle des menschlichen Miteinanders oder Gegeneinanders entwickelt, welche die innere Dynamik dieser Beziehungsstruktur in ihren Konsequenzen für das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen beschreiben.

Die drei in diesem Kapitel zu diskutierenden Konzeptionen gehen alle von einer Differenz oder Asymmetrie an der Wurzel der zwischenmenschlichen Begegnungaus und wollen von dorther die humane Möglichkeit einer politischen und ethischen Gestaltung dieser Begegnung ergründen. Dabei spannt sich der Bogen von der Beschreibung des zwischenmenschlichen Verhältnisses als einer antagonistischen Konfrontation bis zur Beschreibung dieses Verhältnisses als Ort der Verantwortung gegenüber einem anderen, dessen Gegenwart in der zwischenmenschlichen Begegnung transzendent und unverfügbar bleibt. Eine Zwischenstellung nehmen die Überlegungen zur Ethik und Politik der Anerkennung ein, in denen das Konfliktpotential der zwischenmenschlichen Beziehung durch das Ideal der Symmetrie und Reziprozität befriedet werden soll. In allen drei Konzeptionen lassen sich die konflikthaften Beziehungskonstellationen wiederfinden, die auch die Modellierungen der experimentellen Ökonomik zum Ausgangspunkt nahmen. Die Ökonomik nutzte sie, um soziale Konflikte zwischen altruistischen und egoistischen Akteuren abzubilden und die Ursachen und Bedingungen zu erforschen, die zu ihrer Lösung führen können. In den sozialphilosophischen Theorien werden nun anders als in der Ökonomik neue Formen eines sozialen Konflikts erörtert, die sich nicht von den Konsequenzen der menschlichen Interaktion, sondern von der Interaktionsbeziehung und der in ihr wirksamen zwischenmenschlichen Differenz her verstehen lassen. Außerdem wird die Lösung sozialer Konflikte nicht allein in der Evolution eines kooperativen, auf starke Reziprozität abzielenden Miteinanders der Menschen gesehen. Es ist in sozialphilosophischer Perspektive vielmehr fraglich, ob eine Befriedung sozialer Konflikte, die auf eine symmetrische Gleichschaltung der Interaktionspartner und ihrer Transaktionen abzielt, nicht das Wesen dieser Konflikte selbst missversteht.

Erscheint lt. Verlag 1.7.2010
Sprache deutsch
Themenwelt Geisteswissenschaften Philosophie Erkenntnistheorie / Wissenschaftstheorie
Geisteswissenschaften Religion / Theologie Christentum
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie
ISBN-10 3-7675-7137-4 / 3767571374
ISBN-13 978-3-7675-7137-2 / 9783767571372
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 1,5 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich

von Thomas Bedürftig; Roman Murawski; Karl Kuhlemann

eBook Download (2024)
Walter de Gruyter GmbH & Co.KG (Verlag)
CHF 58,55