Identitätsbildungen älterer Migrantinnen (eBook)
154 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91854-9 (ISBN)
Gesine Kulcke ist freie Mitarbeiterin am Institut für Medien und Bildung der PH Freiburg.
Gesine Kulcke ist freie Mitarbeiterin am Institut für Medien und Bildung der PH Freiburg.
Geleitwort 6
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 9
1 Identitätsbildung von Migrantinnen 13
1.1 Identität und Identitätsbildung 13
1.2 Migration als Identitätskrise 17
2 Generalisierende Identitätszuschreibungen der Mehrheitsgesellschaft 21
2.1 Die unmoderne Frau unter dem Kopftuch 21
2.2 Das Bild der Migrantin in den Medien 27
2.2.1 Beispiele aus den Medien 27
2.2.2 Einfluss der Medien auf Alltagswissen über Migrantinnen 30
2.3 Das Bild der Migrantin in der Migrationsforschung 33
2.4 Die Migrantin in Beratungs- und Bildungsprojekten 34
3 Identitätsbildung sichtbar machen 38
3.1 Die Fotografie als Ausdrucksmittel 38
3.2 Die Fotografie als Erkenntnisquelle 40
3.3 Ein Analyseverfahren für Eigenproduktionen 47
4 Pädagogisches Setting 54
4.1 Der Fotoauftrag 54
4.1.1 Persönlich bedeutsame Orte 54
4.2 Situation und fotografischer Kontext 57
4.3 Das Fotoprojekt im Kontext interkultureller Arbeit 58
4.3.1 Der Verein 58
4.3.2 Projektverlauf 59
5 Exemplarische Bildanalyse 69
5.1 Auswahl eines Bildes für die exemplarische Analyse 69
5.1.1 Erstverstehen 71
5.2 Bildanalyse 77
5.2.1 Einführung in die Methode 77
5.2.2 Sachebene 78
5.2.3 Selbstoffenbarungsebene 89
6 Fotointerview 110
7 Resümee 113
Anhang 117
Interview 1 117
Interview 2 123
Interview 3 127
Interview 4 132
Interview 5 137
Literatur 142
1 Identitätsbildung von Migrantinnen (S. 13)
1.1 Identität und Identitätsbildung
Die persönliche Identität setzt sich aus vielen Teilidentitäten zusammen, die miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen (vgl. Hettlage-Varjas 2002, S. 170).
Die fundamentalen Identitäten sind die Geschlechts-, Alters- und Familienidentität. Im Laufe der Entwicklung eines Menschen kommen weitere Teilidentitäten hinzu, die sich aus Zugehörigkeiten ergeben: So kann ein Mensch zu einer Schule gehören, zu einer Stadt, einem Land, einer Wohngemeinschaft, einem Sportverein oder einer Religionsgemeinschaft. Auch Interessen sind identitätsbildend: Eine Person kann Fußballfan sein, Computerfreak oder auch Musikliebhaber (vgl. Habermas 1999, S. 244).
Das Individuum entwickelt seine persönliche Identität, indem es sich mit seiner Umwelt auseinandersetzt. Dabei gründet sich die Identität auf eigenen Wünschen und Bedürfnissen, aber auch auf Wünschen und Bedürfnissen anderer, denn der Mensch sucht sowohl Anerkennung und Zugehörigkeit, als auch die Möglichkeit, sich in seiner Einzigartigkeit von anderen abzugrenzen: Die Ansprüche und Gesetze der Umwelt sind für das Individuum durchaus entscheidend, weil es zu seinem Dasein und seiner Entwicklung ebenso des Eingebettetseins in eine Gemeinschaft wie der eigenen Bestrebungen bedarf.
Zum einen identifiziert sich das Kind mit den bewussten und unbewussten Erwartungen der Eltern und ihrer Vertreter, weil es Bestrafung, Kränkung und Liebesverlust vermeiden will und mit diesen solidarisch ist. Zum anderen bedarf es aber auch der Spiegelfunktion seiner Umgebung, um ein Bild von sich zu formen, von anderen abzugrenzen und es zu lieben. Kurz: Identität wird gebildet durch die konflikthafte und spannungsvolle Interaktion zwischen inneren Strukturen und Kräften des Selbst und seinem Umfeld, wobei intrapsychische und intersubjektive Prozesse untrennbar miteinander und ineinander verknüpft sind (Hettlage-Varjas 2002, S. 169).
Identität bildet sich also zunächst aus sozialen Erfahrungen, die in der Kindheit gemacht werden. Besondere Bedeutung haben hier Identifikationen mit den Eltern: den Fähigkeiten der Eltern und den Rollen, die sie einnehmen. Identifikationen finden aber auch in der Nachbarschaft, in der Kindertagesstätte, in der Schule, in den Medien oder mit jüngeren und älteren Kindern statt: Die Identitätsbildung schließlich beginnt dort, wo die Brauchbarkeit der Identifikationen endet.
Sie entsteht dadurch, daß die Kindheitsidentifikationen teils aufgegeben, teils aneinander angeglichen und in einer neuen Konfiguration absorbiert werden, was wiederum von dem Prozeß abhängt, durch den eine Gesellschaft (oft mittels Untergesellschaften) den jungen Menschen identifiziert, indem sie ihn als jemanden annimmt und anerkennt, der so werden mußte, wie er ist (Hervorheb. i. Orig. Erikson 1973, S. 140).
Die Identifizierung durch die Gesellschaft bzw. die Definitionen und Zuschreibungen anderer, nennt Erikson soziale Identität, während die Ich-Identität „das subjektive Empfinden seiner eigenen Situation und seiner eigenen Kontinuität und Eigenart [beschreibt], das ein Individuum allmählich als ein Resultat seiner verschiedenen sozialen Erfahrungen erwirbt“ (Goffman 1975, S. 132). Die Wahrnehmung der Rollenidentitäten durch andere bzw. durch die Gesellschaft ist nicht deckungsgleich mit der eigenen Wahrnehmung.
Ich-Identität und soziale Identität unterscheiden sich umso mehr, desto fremder sich begegnende Personen sind. Damit eine soziale Interaktion möglich wird, bedarf es Identitätssymbole, die durch die Andeutung von Identitäten die Interaktionssituation so vorbereiten, dass die Personen aufeinander zugehen und in der Interaktion Identitäten gemeinsam aushandeln und definieren können (vgl. Habermas 1999, S. 245). Identitätssymbole ermöglichen den Ausdruck von Gemeinsamkeiten mit anderen, aber auch Abgrenzungen.
Erscheint lt. Verlag | 9.12.2009 |
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Zusatzinfo | 154 S. 4 Abb. in Farbe. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Ethnologie ► Völkerkunde (Naturvölker) |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
Schlagworte | ältere Migrantinnen • Fotografie • Fotopädagogik • Identitätsbildungsprozesse • Interkulturelle Pädagogik • Media research • Medienpädagogik • Migration |
ISBN-10 | 3-531-91854-0 / 3531918540 |
ISBN-13 | 978-3-531-91854-9 / 9783531918549 |
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