Konfrontative Pädagogik (eBook)
250 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91808-2 (ISBN)
Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät für Soziale Arbeit der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig.
Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).
Professor Dr. Jens Weidner ist an der Fakultät für Soziale Arbeit der Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften tätig. Professor Dr. Rainer Kilb lehrt an der Hochschule Mannheim (Fakultät Sozialwesen).
Inhalt 5
Vorwort zur zweiten Auflage 7
Vorwort Was ist „Konfrontative Pädagogik“? 9
Grundsatzartikel 11
Konfrontation mit Herz: Eckpfeiler eines neuen Trends in Sozialer Arbeit und Erziehungswissenschaft 12
Sozialisationstheoretische Bezüge 13
Liebe allein genügt nicht: Grenzen ziehen bei Mehrfachauffälligen 13
Zum Erziehungsstil 17
Im Focus einer Konfrontativen Pädagogik: der Umgang mit aggressivem Verhalten 18
Anti-Aggressivitäts- und Coolness-Training : zwei Methodiken Konfrontativer Pädagogik 19
Die methodischen Vorbilder: Konfrontative- und provokative Therapie 20
Praxisbeispiele der Konfrontativen Pädagogik 21
Die Rahmenbedingungen von AAT/CT 22
Die Forschungsergebnisse 23
Die Perspektive 23
„Konfrontative Pädagogik“ – ein Rückfall in die Vormoderne oder vergessene Selbstverständlichkeit zeitgemäßer Pädagogik? 25
Gegenstand und Anlass der Kritik 25
Begriffsverständnis, Zielgruppe und Indikation 26
Methode, Erziehungsstil oder Haltung? 27
Was bedeutet Konfrontation und was legitimiert sie als pädagogischer Handlungsstil? 29
Differenzierte Konfrontationsformen 31
Ethische Aspekte in konfrontativen Trainings 36
Indikation und institutionskulturelle Verträglichkeit 37
Theoretische Dimensionen und Verortungsversuche konfrontativer Ansätze in der Pädagogik 38
Fazit 46
Literaturangaben 47
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „ väterliche“ Seite der Erziehung 49
1. „Feminisierung der Pädagogik“ 50
2. Das mütterliche und das väterliche Prinzip in der Erziehung 52
3. Konfrontationsdefizit in der Sozialen Arbeit 54
4. Erziehungsphilosophische Rechtfertigung der Konfrontation: Gemeinschaft und normative Verbindlichkeit 58
5. Glen Mills Schools – ein Beispiel für eine „ väterlich“ geprägte Sozialpädagogik 62
6. Kritik 67
7. Ist Glen Mills „ pädagogisch“? 68
8. Schlußbetrachtung 70
Anmerkungen zu einer „ konfrontativen Pädagogik“ 74
1. Einleitung 74
2. Begriffe, Zielgruppen und Grundorientierungen 77
3. Methoden und Verfahrensweisen „konfrontativer Pädagogik“ 87
„Akzeptierende“ und „Konfrontative“ Pädagogik: Differenzen – Gemeinsamkeiten – Entwicklungsbedarf1 114
1. Akzeptierende und Konfrontative Pädagogik 115
2 Gemeinsamkeiten und Unterschiede 119
3 Praxiserfahrungen 122
4 Gemeinsame Herausforderungen und wechselseitige Bereicherungen 125
Streitschrift 130
Konfrontative Pädagogik – oder: Verstehen allein genügt nicht 131
Einleitung: Die Konfrontation der Pädagogenzunft mit der Konfrontativen Pädagogik 131
Standortbestimmung 134
Die pädagogische Haltung 136
Beispiel Konfrontative Jungenarbeit – oder: Die notwendige Konfrontation mit der eigenen Gewalt 140
Fazit 145
Praxiskonzepte 147
Stirn an Stirn – Streiten lernen helfen: Praktische Anmerkungen zu einer fälligen Paradigmenverschiebung 148
Konflikte machen Angst 149
Täter oder „Täter“? 151
Exkurs 1: Traumatisierte Täter 153
Angst vor Affekten? 155
Die Vermeidung von Konflikten hat Folgen 157
Exkurs 2: Das Problem beginnt früh 159
Zwang, Macht und Streit sind notwendig 162
Von Konfliktvermeidung zur Konfliktfähigkeit 163
Prozess der Auseinandersetzung 165
Literatur und Quellen 167
Der Einsatz konfrontativer Techniken bei Ablöseprozessen Jugendlicher in pädagogischen Maßnahmen und Einrichtungen 169
Wenn Jugendliche älter, aber nicht erwachsener werden... 169
Gesetzlicher Auftrag und fachliche Interpretationen 171
Veränderte gesellschaftliche und psychosoziale Situationen in dieser Übergangsphase 172
Neue Verläufe des Übergangs: „Zwischenexistenzen“ 173
Komplexe Struktur im Ablösungsprozess zwischen AdressatInnen, Fachkräften und fachlichem Auftrag 173
Was benötigen junge Erwachsene in dieser Phase und was könnten Jugendhilfe und Soziale Arbeit dabei leisten? 175
Welche konzeptionellen, methodischen und professionellen Kompetenzen sind hierbei gefragt? 178
„Temporär-situative Gegnerschaft“ oder: Konfrontative Elemente als pädagogische Sonderkompetenzen 180
Lassen sich Ablöseprozesse überhaupt steuern? 182
Literatur/Quellen 183
Der konfrontative Ansatz der subversiven Verunsicherungspädagogik in der Präventionsarbeit mit rechten und rechtsorientierten Jugendlichen 184
Vorbemerkung 184
Verständnis versus Grenzen setzen 184
Das Verhältnis der subversiv-konfrontativen Verunsicherungspädagogik zu anderen Methoden 188
Auseinandersetzen, verunsichern, konfrontieren 190
Rechte Jugendliche – gewöhnliche Kriminelle oder politisch motivierte Täter? 191
Die Bedeutung der Nazi-Ideologie 192
Die Verunsicherungs- und Konfrontationspädagogik 196
Resümee 199
Wider die Resignation! 201
1. Vorbemerkung und Vorerfahrungen 201
2. Die pädagogischen Prinzipien von K.L.A.R. 202
3. Ziele 203
4. Zielgruppe 204
5. Kernpunkte des Konzeptes 204
6. Evaluation 212
7. Derzeitige Vorhaben 212
Literatur 213
Unbeschulbare GrundschülerInnen gibt es nicht. 215
1. Das Praxismodell der KoPädiKo 215
2. Das Theoriemodell der KoPädiKo 220
3. Schlussbemerkungen 226
Eingreifen hilft! Ein Interventionsprogramm für verhaltensauffällige SchülerInnen ( InvaS) 228
Ein Kooperationsprojekt von Jugendamt und Staatlichem Schulamt und Polizeipräsidium Mannheim 228
Rahmenbedingungen 229
Phasen und Bausteine des ersten Trainingsteils 230
Die Bausteine des Wochenprogramms 231
Schlussbemerkung 237
Autorinnen und Autoren 239
"Wolfgang Tischner (S. 51-52)
Konfrontative Pädagogik – die vergessene „väterliche"" Seite der Erziehung
Ein Gespenst geht um in Europa – sein Name: „Konfrontative Pädagogik"". Diese Pädagogik hat Anleihen aus den USA und löst nicht nur deshalb bei vielen Sozialpädagogen in Deutschland heftige Abwehrreaktionen aus. Ein wesentlicher Grund ist der, daß die Leitlinien der Konfrontativen Pädagogik so völlig abseits dessen liegen, was deutschen Sozialpädagogen seit den 70er Jahren so selbstverständlich ist, daß es nicht mehr in Frage gestellt wird.
Ein weiterer besteht darin, daß die Konfrontative Pädagogik für den Berufsstand der Pädagogen eine massive Kränkung darstellt. Der Begründer der Jugendhilfeeinrichtung Glen Mills Schools, der neben seinem Ausbildungs- und Sportprimat mit der konfrontativen Methodik arbeitet, SAM FERRAINOLA, macht keinen Hehl daraus, daß er von Sozialpädagogen nicht viel hält und statt ihrer lieber auf ehemalige Gangster, durchtrainierte Sportler und geschickte Handwerker baut, die Spaß verstehen und sich durch das expansive Gebaren der Jugendlichen nicht einschüchtern lassen.2 Die Pädagogik ist nun wahrlich keine Wissenschaft, welcher es an Attributen mangelt.
Abgesehen von der Vielzahl wissenschaftstheoretischer Richtungen von der geisteswissenschaftlichen über die empirisch-analytische Pädagogik bis hin zur emanzipatorischen und systemischen Pädagogik gibt es mittlerweile darüber hinaus solche „Pädagogiken"" wie die interkulturelle, die feministische, die postmoderne u.v.a.m. Wozu, so wird sich der kritische Beobachter fragen, muß es dann noch eine Konfrontative Pädagogik geben?
Die Rede von einer Konfrontativen Pädagogik ist m.E. in der Tat unglücklich, ist doch eine Pädagogik, welche nicht auch das Element der Konfrontation im Umgang des Erwachsenen mit dem Kind bzw. Jugendlichen beinhaltet, schlechterdings nicht vorstellbar. Eine im weitesten Sinne nichtkonfrontative Pädagogik kann es gar nicht geben, Konfrontation macht vielmehr ein Wesensmerkmal von Erziehung aus. Wenn dies so ist, so müssen sich doch immerhin Gründe dafür ausfindig machen lassen, die dazu geführt haben, daß man heute mancherorts glaubt, auf diese Art von Pädagogik nicht verzichten zu können.
Meine These ist, daß die Pädagogik der letzten dreißig Jahre in Deutschland an einem zunehmenden Übergewicht der mütterlichen zuungunsten der väterlichen Seite der Erziehung krankt und die Konfrontative Pädagogik dazu das notwendige Korrektiv beitragen kann.
1. „Feminisierung der Pädagogik""
Im Schulbereich beobachtet man bereits seit den 90er Jahren, daß die Jungen gegenüber den Mädchen in bezug auf den Erfolg schulischen Lernens massiv ins Hintertreffen geraten sind. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Pisa-Studie unterstreichen diese Beobachtungen auf das deutlichste. Allein was die Zahl der Abiturienten angeht, ist der Anteil der Jungen in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 44 Prozent gefallen.
Hinzu kommt, daß die Abiturnoten der Jungen im Schnitt um fast eine Note schlechter ausfallen als die ihrer Mitschülerinnen. Alarmieren muß auch, daß der Anteil von Jungen bei den Sonderschülern in den letzten dreißig Jahren von 60 auf 64 Prozent, bei den Schulabgängern ohne Hauptschulabschluß gar von 55 auf 65 Prozent gestiegen ist. (FOCUS 2002) „Jungen"", so ein SPIEGEL-ONLINE-Artikel (2002), „bleiben in der Bundesrepublik doppelt so oft sitzen wie Mädchen, fliegen doppelt so oft vom Gymnasium, landen doppelt so oft auf einer Sonderschule."""
Erscheint lt. Verlag | 11.1.2009 |
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Zusatzinfo | 250 S. 12 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sozialpädagogik | |
Schlagworte | Abweichendes Verhalten • Erziehung • Erziehungswissenschaft • Jugendliche • Jugendliche Straftäter • Konflikt • Konfliktbearbeitung • Konfrontative Pädagogik • Mehrfachauffällige • Pädagogik • Sozialarbeit • Sozialpädagogik |
ISBN-10 | 3-531-91808-7 / 3531918087 |
ISBN-13 | 978-3-531-91808-2 / 9783531918082 |
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