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Freiraum und Naturschutz (eBook)

Die Wirkungen von Störungen und Zerschneidungen in der Landschaft
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2006 | 2006
XX, 692 Seiten
Springer Berlin (Verlag)
978-3-540-30824-9 (ISBN)

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Freiraum und Naturschutz -
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Flächenverbrauch sowie Störungen und Zerschneidungen in der Landschaft führen für viele Tier- und Pflanzenarten zu einschneidenden Konsequenzen. Erhöhte Mortalität, Dezimierung von Lebensräumen, verringerter Genaustausch und Verinselung der Restpopulationen erfordern eine weit über die einzelne Population oder den einzelnen Biotop hinausgehende Betrachtungsweise. Durch Verknüpfung von geographischen, verhaltensbiologischen und populationsökologischen Ansätzen wird hier erstmals ein geschlossener Überblick über das Thema vorgelegt. Anhand von Beispielen werden die Einflüsse von Störungen und in den einzelnen Wirkebenen wie Verhalten, Habitatnutzung und Population erläutert. Schlussfolgerungen für die Umwelt-, Landschaftsplanung, den Artenschutz und die Eingriffsregelung bieten neben der Vermittlung eines in sich geschlossenen Theoriegebäudes auch dem Praktiker im Naturschutz eine wertvolle Hilfe für die tägliche Arbeit.

Vorwort 5
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 9
Inhaltsverzeichnis 13
I Freiraum und Naturschutz - eine Einführung 22
1 Problemaufriss und Forschungsansatz 23
1.1 Freiraum – Natur in geschlossener Landschaft? 23
1.2 Warum ist der Freiraum ein Naturschutzthema? 27
1.3 Freiraum – Gestaltungsobjekt und Forschungsgegenstand 31
1.4 Forschungsansatz und Forschungsprojekt 33
1.5 Gliederung des Buches 36
2 Menschen und Tiere im Raum: Ein ungleicher Wettbewerb? 39
2.1 Raumnutzung als Kostenfaktor 39
2.2 Überleben und Wirtschaften im Raum 44
2.3 Die Zeit im Raum 50
2.4 Der freie Raum am freien Markt 63
3 Raumnutzung und Raumerschließung durch den Menschen 75
3.1 Der umkämpfte Raum 75
3.2 Raumnutzungen zwischen Konkurrenz und Koexistenz 77
3.3 Freiraum war und bleibt Konfliktraum 79
3.4 Wirkungsflächen der technischen Infrastruktur im Freiraum 85
4 Ökonomische und städtebauliche Aspekte des Freiraumverbrauchs 93
4.1 Raumerschließung und Wirtschaftsvorgänge 93
4.2 Energieeffizienz und Freiraum 96
4.3 Stadtplanung und Freiraum 98
5 " Freiraum" und " Freifläche" in der Geschichte der räumlichen Planung und des Naturschutzes 101
5.1 Freiraum und Freifläche in der Geschichte des Städtebaus 101
5.2 Raumordnung und Landesplanung 103
5.3 Bauleitplanung der Gemeinden 106
5.4 Freiraum in der Geschichte des Naturschutzes 107
5.5 Fazit und Ausblick 121
6 Großflächige Analysen unzerschnittener Räume in Deutschland – ein Überblick 123
6.1 Struktur und Fragestellung der Recherche 123
6.2 Angewandte Verfahren 124
6.3 Methodenwahl 126
6.4 Ergebnisvergleich 129
6.5 Umsetzung der Ergebnisse 129
II Freiraumzerschneidung und Störung - die ökologischen Wirkungen auf Tiere 132
7 Zoologisch-ökologische Grundlagen und allgemeine Wirkungen von Zerschneidung und Störung 133
7.1 Raum-Zeit-Systeme von Tieren 133
7.2 Räumlich-zeitliche Habitatnutzung einiger Modellarten 144
7.3 Ökologische und evolutionsbiologische Wirkungen der Segmentierung in Landschaften und der Zerschneidung in Habitaten 163
7.4 Anthropogene Störungen als Umweltfaktor 171
7.5 Mathematisch-kybernetische Habitatmodellierung und Analyse von Landschaftszerschneidungen 182
8 Die Wirkungen von Zerschneidung und von Störungen auf der organismischen Ebene 191
9 Die Wirkungen von Zerschneidung und von Störungen auf Individuen und Gruppen 193
9.1 Verhaltensänderungen als Reaktion auf Störreize 193
9.2 Einfluss von Störungen auf das Zeit-Aktivitäts-Muster 202
9.3. Auswirkungen von Zerschneidung und von Störungen auf die Raumnutzung 206
10 Die Wirkungen von Zerschneidung und von Störungen auf Populationen und Biozönosen 219
10.1 Einfluss von Störungen auf den Fortpflanzungserfolg 219
10.2 Zerschneidung als Mortalitätsfaktor 225
10.3 Einfluss von Störungen auf Dichte und Verteilung in Vogel- und Säugerpopulationen 250
10.4 Einfluss der Zerschneidung auf die Habitatbesiedlung und Populationsgröße bei Neunaugen 257
10.5 Einfluss von Zerschneidung auf die Abundanz- und Dispersionsdynamik von Ichthyozönosen und Neunaugenpopulationen 263
10.6 Dispersalpotenzial: Wie kommen Vogelarten mit der Verinselung von Habitaten und Arealteilen zurecht? 268
10.7 Die Wirkung von Freiraumzerschneidung auf die genetischen Strukturen von Tierpopulationen und den Genfluss 274
III Freiraum und Freiraumschutz die Umsetzung in die Praxis 302
11 Ökologie, Naturschutz und Strategie: Der schwere Weg zur Integration 303
11.1 Die reine Lehre: Der Raum ist nicht alles, ohne Raum ist alles nichts 303
11.2 Die zwiespältige Praxis: Passt zusammen, was zusammen gehört? 325
11.3 Freiraumschutz: Skizzen eines Strategieentwurfs 346
12 Landschafts- und Freiraumanalyse 357
12.1 Thematische Einführung 357
12.2 Die anwendungsorientierte Analyse der Freiraumstruktur 360
12.3 Die anwendungsorientierte Bewertung der Freiraumstruktur 377
13 Der Freiraum – ein Schutzgut? 393
13.1 Freiraum – Versuch einer rechtlich-normativen Beschreibung 393
13.2 Freiraum – Versuch einer fachlich-inhaltlichen Beschreibung 406
13.3 Umsetzung des Freiraumschutzes: Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen 417
14 Freiraumschutz: Funktion von Naturschutz- und Umweltplanung 443
14.1 Status-quo-Analyse und ökologische Umweltbeobachtung 443
14.2 Umwelt- und Landschaftsplanung 448
14.3 Verträglichkeitsprüfungen 470
14.4 Eingriffsregelung 492
14.5 Gebietsschutz 508
14.6 Artenschutzprogramme 510
15 Freiraumschutz: Funktion der Raumplanung 515
15.1 Rechtliche und inhaltliche Aspekte der Querschnittsfunktion von Raumordnung 515
15.2 Umsetzung des Freiraumschutzes in der Raumplanung 519
15.3 Umsetzung des Freiraumschutzes in Raumordnungsverfahren 524
15.4 Konformität und Konkurrenz der Ziele und Instrumente von Raumordnung und Naturschutz 526
15.5 Bauleitplanung 529
16 Freiraumschutz: Möglichkeiten der Verkehrsplanung 533
16.1 Freiraumsegmentierung – Resultat unzureichender räumlicher Koordination menschlicher Mobilitätsbedürfnisse 533
16.2 Umweltorientierte Verkehrsnetzgestaltung 536
16.3 Wiedervernetzung von Lebensräumen durch Wildtierpassagen zur Minderung von Zerschneidungseffekten 550
17 Nachhaltigkeitspolitik im Freiraum 557
17.1 Ökologische Grundsätze der Nachhaltigkeit 557
17.2 Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Raumentwicklung 560
18 Freiraumschutz: Ökonomische Instrumente und Maßnahmen 563
19 Freiraum, Politik und Europa 573
19.1 Warum ist der Freiraum ein europaweites politisches Anliegen? 573
19.2 Freiraummanagement und regionale Identität 576
19.3 Freiraumentwicklung als interaktiver Prozess 579
19.4 Schlussfolgerungen 582
20 Freiraum-Landschaft 2020 Fazit und Ausblick 585
Literaturverzeichnis 599
Europäische Richtlinien, Gesetze, internationale Übereinkommen, untergesetzliche Rechtsnormen 701
Sachverzeichnis 705

12 Landschafts- und Freiraumanalyse ( S. 337)

12.1 Thematische Einführung

Hermann Baier, Konrad Billwitz

In raumbezogenen Wissenschaften und Praxisbereichen sind Analyse und Kennzeichnung von Räumen unabdingbare und nicht voneinander zu trennende Aufgabenfelder. „Raum" wird dabei immer als dreidimensionales Gebilde an der Erdoberfläche verstanden, dessen vertikale und horizontale Ausdehnung unterschiedlich groß sein kann – abhängig von den untersuchten Systemen. Räume sind gewöhnlich auch Untersuchungsobjekte, in denen speziell die Systeme geographischer Komplexe – entsprechend der Theorie der geographischen Dimensionen – in unterschiedlichen Größenordnungen betrachtet werden.

Solche Räume enthalten sowohl physiogene und biogene als auch anthropogene Elemente, Komponenten und Prozesse, die in Wechselwirkung zueinander stehen und „Raumstrukturen" unterschiedlichen Inhalts bilden. Abhängig von der Betrachtungsweise der geographischen Disziplinen unterscheidet man verschiedene Räume: Landschaftsräume bzw. Landschaften, Naturräume, Wirtschaftsräume, Siedlungsräume, Erholungsräume usw. Das Überblicken der Vielfalt von Objekten und Merkmalen in der Landschaftssphäre erfordert Gliederung und Ordnung.

Landschaftsanalyse ist die Analyse der Landschaft (s. z.B. Billwitz 1997: 641 ff., Jessel 2005) im Sinne einer Methodik. Unterschiede entstehen durch verschiedene Ziele, Schwerpunkte, Methoden und Datengrundlagen. Geographische Landschaftsökologie bzw. Geoökologie versteht unter Landschaftsanalyse eine synergetische Landschaftscharakteristik auf Grundlage einer landschaftsökologischen, vor allem geoökologischen Komplexanalyse (Leser 1997, 1998).

Landespflege und ihr verwandte Disziplinen und Anwendungsbereiche verwenden den Begriff vorwiegend zur Erfassung und Darstellung jener Landschaftselemente, die für deren praktische Fragestellungen als bedeutsam gelten. In mitteleuropäischen Bezugsräumen, in Jahrhunderten der Nutzung überformt, muss sich Landschaftsanalyse sowohl mit der Erfassung der primären, als auch mit der Analyse sekundärer Landschaftsstrukturen befassen (Abb. 12.1.1).

Die Erfassung der primären Landschaftsstruktur mit den einzelnen Geo- und Bioökofaktoren Boden, Wasser, Flora, Fauna etc. ist in Zusammenhang mit der Thematik des Buches nur als Datenbasis für bestimmte Darstellungen relevant. Hierzu gibt es eine umfangreiche zusammenfassende Literatur (siehe Bastian u. Schreiber 1994). Landesweite Datensätze zu boden-, gewässer- und vegetationskundlichen Themen sowie zur naturräumlichen Ordnung – zumindest für einfache Analysen und großräumige Planungen ausreichend – stehen Wissenschaft und Praxis in den Ländern i.d.R. zur Verfügung.

Bei Naturräumen ergibt sich der ökologische Charakter sowohl aus den abiotischen Qualitätsmerkmalen „als auch durch die Lebenseinheit, die natürlicherweise diese Lebensstätte gestalten würde" (Langer 1970: 14). Eine Analyse der Kulturlandschaft muss auch die sekundäre Landschaftsstruktur erfassen, jene Sachverhalte in Natur und Landschaft also, die im Zusammenhang mit der menschlichen Nutzung von Raum bzw. Fläche stehen. Selbst Autoren naturräumlicher Ordnungen bedienen sich mancher Elemente der sekundären Landschaftsstruktur.

Hinzu kommt, dass auch Elemente und Merkmale der primären Landschaftsstruktur unter Einfluss der Landnutzung verändert werden können. Deshalb sind beide Analysebereiche oft nicht exakt gegeneinander abgrenzbar. Unter mitteleuropäischen Verhältnissen erübrigt sich zumeist die Unterscheidung zwischen Natur- und Kulturlandschaften, da Kultureinflüsse m.o.w. alle Bereiche geformt haben. Jedoch lassen sich Elemente der sekundären Landschaftsstruktur ermitteln, die ausschließlich nutzungsbedingt sind. Dazu gehören jegliche Arten von Bebauung und technischen Anlagen.

Die Erfassung der Freiraumstruktur ist somit grundsätzlich diesem Analysebereich zuzuordnen. Zur Dokumentation der Nutzflächenverteilung existieren bundesweite Übersichten im Rahmen des CORINE-Landcover-Projektes (StBA 1997). Zur Analyse der Nutzungstypenverteilung für die Landschaftsplanung wurden inzwischen von einigen Ländern (z.B. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen) landesweite und flächendeckende Biotop- und Nutzungstypenkartierungen auf der Grundlage von CIRLuftbildern durchgeführt.

Erscheint lt. Verlag 10.2.2006
Zusatzinfo XX, 692 S.
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Naturwissenschaften Biologie Ökologie / Naturschutz
Naturwissenschaften Geowissenschaften Geografie / Kartografie
Recht / Steuern Öffentliches Recht Umweltrecht
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Technik
Schlagworte Artenschutz • Biozönose • Eingriffsregelung • Flüsse • Fragmentierung • Freiraum • Integration • Landscape/Regional and Urban Planning • Landschaft • Landschaftsplanung • Landschaftsverbrauch • Nachhaltigkeit • Naturschutz • Ökologie • räumlich • Städte • Störung • Umwelt • Umweltplanung • Verkehr • Wirbeltiere
ISBN-10 3-540-30824-5 / 3540308245
ISBN-13 978-3-540-30824-9 / 9783540308249
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