Die Stimme(n) von Betroffenen - Empowerment und Ressourcenorientierung aus der Sicht von Eltern hörgeschädigter Kinder und von erwachsenen Menschen mit einer Hörschädigung
Median-Verlag von Killisch-Horn GmbH
978-3-941146-08-2 (ISBN)
- Titel ist leider vergriffen;
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In diesem Buch kommen erwachsene Schwerhörige und Gehörlose sowie Eltern hörgeschädigter Kinder zu Wort. Sie erzählen in ihren Geschichten, wie sie mit der Herauforderung ihrer Hörschädigung oder der ihrer Kinder umgegangen sind, was sie als belastend erlebt haben und was sie stark gemacht hat. Berührend und spannend zugleich ist in jeder dieser Geschichten der Prozess, wie es gelingen kann, angesichts der Vielzahl unterschiedlicher Fach(leute)meinungen (die zuweilen die eigene Meinung, die „Stimme“ rauben) wieder zum Experten für das eigene Leben zu werden und dafür zu sorgen, wahrgenommen zu werden.
…Empowerment und Ressourcenorientierung aus der Sicht von Eltern hörgeschädigter Kindern und erwachsenen Menschen mit einer Hörschädigung…
Die Stimme(n) der Betroffen ist ein Buch, das nicht nur Hörgeschädigten und ihren Angehörigen Mut macht. Es ist auch ein Buch, das sich an die Vielzahl von Professionen richtet, die mit hörgeschädigten Menschen zu tun haben. Es weist den Weg zum Empowerment, in dem es durch die Stimme(n) der Betroffenen aufzeigt, was zu Partizipation und gesellschaftlicher Teilhabe notwendig ist: Das fängt mit ernst nehmen und respektieren an und hört bei Orientierung an Stärken und Kompetenzen nicht auf …
Inhaltsverzeichnis
„Der große Weg ist sehr einfach, aber die Menschen lieben die Umwege“ – und sie brauchen gute Landkarten dafür!
Cornelia Tsirigotis und Manfred Hintermair
Die Stimme(n) von Betroffenen ernst nehmen – (k)eine Selbstverständlichkeit?!?!
Manfred Hintermair und Cornelia Tsirigotis
I. Geschichten von Eltern hörgeschädigter Kinder
Wenn das Herz voll ist mit Liebe, hat nichts anderes (negatives) Platz
Brigitte Pointner
Lukas, hörgeschädigt – aber total normal
Achim Keßler
Ich vertraue auf Yusuf
Arzu Porsuk
Zwei Behinderungen – doppelt behindert?
Maria Schleimer-Plechl
Immer kämpfen wie eine Löwin …
Heike Flachskampf
Auf dem Weg …
Karin Scheidgen
… und mit den Flügeln der Zeit, ist die Traurigkeit davongeflogen
Anja Kutrowatz
II. Geschichten von erwachsenen Menschen mit einer Hörschädigung
Über drei Brücken musste ich gehen
Petra Blochius
Hörbehinderung – eine Lebensherausforderung
Anna Stangl
Mit bunten Hörgeräten durchs Leben
Ines Helke
Empowerment = Kontakte + Inspiration + Netzwerkarbeit
Lutz Pepping
III. Was uns die Geschichten von Betroffenen erzählen – zusammenfassende Analysen und abschließende Gedanken
Was wir lernen können, wenn wir den Geschichten von Betroffenen zuhören –Inhaltsanalytische Betrachtungen der Empowermentgeschichten
Manfred Hintermair und Cornelia Tsirigotis
Was uns beim Lesen bewegte – Nachbetrachtungen
Cornelia Tsirigotis und Manfred Hintermair
Autorenverzeichnis
Vorwort 'Der große Weg ist sehr einfach, aber die Menschen lieben die Umwege' – und sie brauchen gute Landkarten dafür! Vor zwei Jahren sind wir aufgebrochen, um das Empowermentkonzept und seine Potenziale in der Hör-geschädigtenpädagogik für einen größeren Interessentenkreis sichtbar zu machen. Wir haben uns dazu im Vorwort unseres Buches 'Empowerment und Ressourcenorientierung in der Zusammenarbeit mit hörgschädigten Menschen' (2008, Heidelberg: Median-Verlag) an einem Spruch von Hermann Hesse orientiert ('Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne') und haben diesen ver-knüpft mit dem Bild, dass neue Wege, die man gehen will/muss/soll, neue Landkarten brauchen. Das Empowermentkonzept stellt die Grundlagen zur Verfügung, um solche neue Landkarten anzufertigen und sich mit ihnen ins Gelände zu begeben, mit ihnen zu experimentieren und zu prüfen, wozu sie tau-gen. Wir haben 2008 den Anfang der Landkartenerstellung mit vielen Mitstreitern und Mitstreiterinnen ge-macht, die im Gebiet von Pädagogik und professioneller psychosozialer Praxis tätig sind, und wir konn-ten mit ihnen eine Reihe von Handlungsfeldern der Hörgeschädigtenpädagogik (Frühförderung, Bera-tung, Schule, Jugendarbeit, berufliche Bildung, Schulsozialarbeit, Psychotherapie etc.) aus sehr unter-schiedlichen Perspektiven beleuchten und so einen bunten Strauß an empowermenthaltigen Ideen zu-sammenstellen. Die persönlichen Rückmeldungen wie auch die Rezensionen in Fachzeitschriften zu diesem bunten Strauß waren für uns sehr erfreulich und ermutigend. Wir hatten aber in unserem Vorwort damals auch betont, dass ein zukünftiges Augenmerk den Stimmen und vielfältigen Wegen von Betroffenen gelten soll. Empowerment ist auch gar nicht anders vorstellbar, als sich ganz gezielt und offen mit den Erfahrungen Betroffener (Menschen mit einer Hörschädigung sowie ihre Angehörige) auseinanderzusetzen und sie in kooperativen Aktionen für gemeinsame Aus-handlungsprozesse nutzbar zu machen. Das vorliegende Buch ist ein erster Schritt, diesen Anspruch einzulösen. Die Geschichten darin werden auch in vielen Facetten deutlich machen, was Laotse in der Überschrift dieses Vorworts ausdrückt, wenn er sagt, dass die Menschen die Umwege lieben. Gemeint ist damit eigentlich, dass Umwege Suchpfade sind. Die Botschaft Laotses ist über 2600 Jahre alt und in jeder Hinsicht 'empowermentwürdig': Sie sagt uns, dass Menschen stets auf der Suche nach ihrem Weg sind, nach einem Weg, den sie sich selbst (mit Aufs und Abs, oft mühevoll, letztendlich aber immer gewinnbringend) zusammenbasteln und für sich gangbar gemacht haben. Diese Suchpfade kennen zu lernen und zu begleiten, ist in hohem Maße spannend und erkenntniserweiternd, weil sie uns zeigen, was im Leben alles möglich ist, weil sie uns zeigen, was hilft und was hemmt, über Umwege den eige-nen Weg zu finden. Dieses hier vorliegende Buch ist in seiner Art – obwohl es sich dem gleichen Grundthema 'Empower-ment' widmet – ein völlig anderes als das erste von 2008 und es muss auch anders sein! Während im ersten Buch durchwegs 'Professionelle' zum Zuge kamen, von denen doch die meisten mehr oder minder geübte 'Schreiber' waren, kommen hier mehrheitlich Menschen (Mütter, Väter, schwerhörige, gehörlose Menschen) zu Wort, die weniger oft beruflich schreiben und die wir als Experten für Lebens-gestaltung mit Hörschädigung zum Schreiben ermuntert haben. Einige davon meinten bei der Abgabe ihres Manuskripts, es wäre eigentlich nur was 'für uns' als Initiatoren zum Lesen – aus vermeintlicher Scham und Angst, sich nicht rhetorisch geschickt genug ausgedrückt zu haben. Manche wollten gar nicht, dass ihr Beitrag zum Druck kommt. Dabei ist es genau das, was die Stärke der Beiträge dieses Buches ausmacht. Es sind Geschichten aus dem 'richtigen Leben', die genau so erzählt werden, wie Geschichten eben erzählt werden. Hier zählt nicht die von Anfang bis zum Ende durchgestylte Logik der Ereignisse und Gedanken, sondern es zählen die emotionalen wie erfahrungsbezogenen Eindrücke von Ereignissen, was sie bewirkt haben, warum sie etwas bewirkt haben, auch warum sie bei der einen Per-son bedeutsam, bei einer anderen aber wiederum nicht wichtig geworden sind. Im erzählenden Stil der Geschichten, in dem sich die Brüche und das Schaukeln der Dinge in ihrem Leben wiederspiegeln, liegt ihre Stärke und ihre Expertise. Da braucht es keine Literaturstellen, die zitiert werden, kein umfangrei-ches Literaturverzeichnis am Ende, um zu zeigen, wie gut man sich in einem Fachgebiet auskennt. Für ihre Geschichten sind die Erzähler das alleinige Maß der Dinge – hier zählt alleine die Intensität des Erlebten, die Aufbereitung stärkender und belastender Erfahrungen im Leben und was man daraus für Lehren ziehen kann. Wir sind froh, dass wir so unterschiedliche Menschen zum Schreiben ihrer Geschichten bewegen konn-ten! Wir haben ihnen dafür lediglich einige Leitfragen mit auf den Weg gegeben, von denen wir glaubten, dass sie im Sinne von Empowerment hilfreich beim Nachdenken und Niederschreiben sein könnten: Was hat mich/uns stark gemacht? Was war das, das Dich so hat werden lassen, wie Du bist? Welche Stolpersteine gab es? Wie hast Du sie umschifft, umgangen, wie bist Du auf die Nase gefallen, wieder aufgestanden? Welche Anregungen, Rezepte, Vorschriften haben Dir weitergeholfen? Von welchen musstest Du dich befreien? Herausgekommen sind eine ganze Reihe von spannenden Geschichten, die anderen Betroffenen, vor allem aber Professionellen im Bereich der Hörgeschädigtenpädagogik Hinweise geben können, was für eine zufriedenstellende Lebensführung mit einem hörgeschädigten Kind oder als Selbstbetroffener alles hilfreich sein kann. Wie sich zeigen wird, sind das keine Einbahnstraßen, sondern sehr unterschiedliche Wege, die man da gehen kann. Aber gerade das macht ja Empowerment im Wesentlichen aus! Eine Frage, die bei Herausgeberbänden immer wieder (zu Recht) gestellt wird: Wie kommen die Her-ausgeber zu ihren Autoren? Warum diese elf Personen und keine anderen? Sind bestimmte Gruppen (Eltern, Gehörlose, Schwerhörige etc.) zu umfänglich oder zu gering repräsentiert? Gäbe es nicht noch ganz andere Aspekte, die beleuchtet werden müssten etc.? Die Antwort darauf ist so einfach wie kurz: Wir haben Menschen aus unserem Arbeits- und Bekanntenbereich angesprochen, von denen wir glaub-ten, dass ihre Erfahrungen Empowerment-Erfahrungen enthalten, die von Interesse für andere Betroffe-ne und für Professionelle sein könnten. Und: Wir können mit diesen Berichten bei weitem nicht das alles abdecken, was es aus Sicht Betroffener zu Empowerment zu sagen gäbe, und würden uns deshalb freuen, wenn in Zukunft noch viel mehr an solchen Berichten publiziert werden würde. Gerade auch das macht Empowerment aus: Vielfalt schätzen lernen! Obwohl üblich (und selbstverständlich), an dieser Stelle immer auch dem Verlag zu danken, der ein Buch für die Autoren verlegt, ist es uns dieses Mal ein besonderes Bedürfnis, dies zu tun: Es ist nämlich gerade nicht selbstverständlich für einen Fachbuchverlag wie den Median-Verlag, ein Buch zu verlegen, in dem Betroffene als Experten zu Wort kommen. Es zeigt uns die Offenheit für so ein etwas gewagtes Unternehmen und so möchten wir uns diesmal besonders wieder bei Christina Osterwald und Björn Kerzmann für ihre Unterstützung bei der Fertigstellung des Buches bedanken. Was erwartet die Leserinnen und Leser nun auf den nächsten Seiten? Dazu kurz noch einige Hinweise. In ihrem einführenden Beitrag skizzieren Manfred Hintermair und Cornelia Tsirigotis, welche große Be-deutung die aktive Einbeziehung von Betroffenen und ihren Erfahrungen, Vorstellungen und Wünschen von Anfang an für die Diskurse der Fachleute hat und wie die gemeinsame Arbeit an Qualität und Profil gewinnt. Anschließend kommen in einem ersten Themenblock sechs Mütter und ein Vater zu Wort, deren Ge-schichten auf sehr unterschiedliche Art und Weise zeigen, wie sie als Eltern mit der Hörbehinderung und anderen Behinderungen ihrer Kinder umgegangen sind, welche Kämpfe sie mit sich selbst und mit an-deren Menschen gefochten haben und wie sie und ihre Familien damit leben. Im zweiten Themenblock erzählen vier schwerhörige und gehörlose Menschen ihre Geschichten. Aus ihren Erzählungen wird die Kraft spürbar, die es kostet und die zugleich geschenkt wird, um das Leben mit der Hörschädigung in die eigenen Hände zu nehmen, (gut gemeinten) Bevormundungen etwas Ei-genes entgegenzusetzen und daran zu erstarken. Im dritten Teil stellen Cornelia Tsirigotis und Manfred Hintermair zusammenfassende Überlegungen an, welche Erkenntnisse aus den erzählten Geschichten der Betroffenen für die Gestaltung von Empower-mentprozessen gewonnen werden können. Dies geschieht einmal durch eine inhaltsanalytische Be-trachtung der Beiträge im Gesamten, durch die wichtige Merkmale einer zufriedenstellenden Lebens-gestaltung herausgearbeitet und mit Ergebnissen empirischer Studien verglichen werden. Zum anderen verweisen wir in einem kurzen Nachwort auf einen wichtigen Aspekt, der uns durch die Geschichten der Betroffenen deutlich geworden ist: Empowerment und Ressourcenorientierung heißt nicht 'auf Wolke 7 zu schweben' und immer nur alles positiv zu sehen. Es bedeutet vielmehr, schwierige Situationen und Krisen zu würdigen und nach Haltegriffen und Kraftschüben Ausschau zu halten. Wir denken, dass – vergleichbar mit den Texten des ersten Empowermentbuches von 2008 – mit den hier vorgelegten Beiträgen ein wichtiger und absolut notwendiger Schritt getan wird, das Empowerment-konzept in die Handlungsfelder mit hörgeschädigten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu integ-rieren. Wir hoffen, dass die Leserinnen und Leser die reichen Facetten, die sich in den Beiträgen dieses Bu-ches auftun, genauso genießen können, wie wir das auch diesmal wieder getan haben (und tun)! Aachen/Heidelberg, im August 2010 Cornelia Tsirigotis Manfred Hintermair
Erscheint lt. Verlag | 19.9.2010 |
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Sprache | deutsch |
Maße | 170 x 240 mm |
Gewicht | 458 g |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Gesundheitsfachberufe ► Logopädie |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sonder-, Heil- und Förderpädagogik | |
Schlagworte | berufliche Bildung • Empowerment • Frühförderung • Hardcover, Softcover / Medizin/Medizinische Fachberufe • Hörschädigung • Inklusion • Psychotherapie • Ressourcenorientierung • Schulsozialarbeit • Schwerhörigkeit |
ISBN-10 | 3-941146-08-4 / 3941146084 |
ISBN-13 | 978-3-941146-08-2 / 9783941146082 |
Zustand | Neuware |
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