Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Grenzen des Elends (eBook)

Das BARILOCHE-Modell: So kann die Menschheit überleben
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
246 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-561692-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Grenzen des Elends -  Amílcar O. Herrera,  Hugo D. Scolnik
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
(CHF 14,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der erste Bericht an den 'Club of Rome' (unter dem Titel 'Grenzen des Wachstums'), versuchte zu beweisen, daß exponentielles Wirtschaftswachstum zur Katastrophe führt. Die Forschungsgruppe aus BARILOCHE (Argentinien) beweist mit ihrem Weltmodell, daß die Katastrophe nicht eintreten muß, wenn die menschlichen Grundbedürfnisse überall befriedigt werden. Das bedeutet Beseitigung des Elends in den unterentwickelten Ländern und Beseitigung der Verschwendung in den entwickelten Ländern. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Amílcar O. Herrera (1920-1995) war Doktor der Wirtschaftsgeologie.

Amílcar O. Herrera (1920–1995) war Doktor der Wirtschaftsgeologie. Hugo D. Scolnik: Doktor der Mathematik.

Vorwort


Das BARILOCHE[1]-Modell: Eine Chance zum Überleben

Das BARILOCHE-Welt-Modell ist der erste Entwurf einer Strategie zur Bekämpfung von Elend, Hunger, Unterernährung, Verweigerung einfachster Menschenrechte bei zwei Dritteln der Erdbevölkerung. Das Modell ist bewußt politisch, einseitig, konsequent sozialistisch und beruht auf lateinamerikanischen Erfahrungen. Es will nicht Trends beschreiben, sondern politische Entwicklungsziele postulieren; nachgewiesen wird, was die absoluten Grenzen zumutbaren Elends sind – angesichts vorhandener gewaltiger Hilfsquellen an Bodenschätzen, Energie, intellektuellen Potentials der Menschheit.

Lösungswege sollen abgesteckt, nicht nur Analysen gegeben werden. Das BARILOCHE-Weltmodell ist geschrieben von Forschern aus Entwicklungsländern für Probleme der Entwicklungsländer.

Jedes Modell muß einseitig sein, will es Bewußtsein schaffen, die Politik auf Wesentliches stoßen. Modelle geben immer einen Ausschnitt der Wirklichkeit – unter didaktischen Gesichtspunkten. Die BARILOCHE-Gruppe hält »Einkommen« für ein überbewertetes Konzept. Erst wenn die im Modell beschriebenen Grundbedürfnisse befriedigt sind, kann von gerechter, erwünschter, wachstumsbetonterer, unbefriedigender Einkommensverteilung gesprochen werden.

Das Modell berücksichtigt nur objektive Lebensqualität – nicht die subjektive, sie soll in einem zweiten Modell berücksichtigt werden.

Von Minima – nicht von Maxima wird gesprochen; vom unbedingt Notwendigen, nicht vom Wünschbaren.

Das BARILOCHE-Weltmodell ist ein Entscheidungs-Modell. Es will helfen, Ziele der Politik zu formulieren. In dieser Motivation, aber auch in der Auswahl der Parameter des Modells unterscheidet es sich von den Weltmodellen des Club of Rome.

Die Unterschiede zwischen dem BARILOCHE-Modell und den Club-of-Rome-Modellen bestehen in den folgenden wichtigen Punkten:

CLUB OF ROME

BARILOCHE

 

 

1. Notwendigkeit, entwicklungsgerechte Normen zu setzen, als Ergebnis der Arbeit am Modell

Normen als Eingabe zu Beginn der Arbeit am Modell

2. Grenzen des Wachstums bedingt durch Endlichkeit natürlicher Hilfsquellen

Grenzen des Wachstums bedingt durch sozioökonomische und politische Faktoren

3. Bevölkerungswachstum – unabhängige Variable

Bevölkerungswachstum – abhängige Variable

4. Kapital als bedeutendster Produktionsfaktor

Arbeit und Kapital als gleichbedeutende Produktionsfaktoren

5. Theoretischer Ansatz: Klassische Ökonometrie

theoretischer Ansatz: konstruktive Zukunftsforschung

6. Ziel: Krisenvermeidung

Ziel: Stufenplanung mit festen Etappenspielen für die Entwicklungspolitik

7. technisch-ökonomischer Fortschrittsbegriff

sozialer Fortschrittsbegriff

8. Europäisch-amerikanischer Technologie-Begriff: uniforme Groß-Technologie mit Tendenz zu Konzentration und Zentralisierung

Pluralität kleiner oder »sanfter« Technologien je nach regionaler Besonderheit mit Möglichkeit der Dezentralisierung und kultureller »Autonomie«

Die Haupthindernisse bei der Fortentwicklung der Menschheit sind nach Ansicht der BARILOCHE-Gruppe nicht ein beschränkter Vorrat an Ressourcen, sind nicht der Mangel an Nahrungsmitteln und sind nicht fehlende Produktivität. Die Haupthindernisse sind allein politischer Art. Es ist unsere derzeitige Machtverteilung, unser aller Abhängigkeit von den gewohnten Machtstrukturen und den damit verbundenen Annehmlichkeiten unserer Industriekultur, die es sehr schwierig machen, zu sozialen Minima als garantiertes Menschenrecht für jeden Erdenbürger zu kommen. Wir haben auf der Erde die Produktionskapazitäten, wir haben die Talente und wir haben die Technologie, jedem Menschen auf diesem Planeten ein Existenzminimum zu garantieren. Aber wir haben nicht die politischen Systeme und Planungsverfahren, um diese Ziele zu erreichen. Mit den wirklich dringenden Problemen der Entwicklungsländer hat sich die Zukunftsforschung bisher nicht beschäftigt. Prophezeite Öko-Katastrophen und andere Krisengemälde – wie z.B. im ersten Bericht des Club of Rome – sind keine Grundlage für Überlebensstrategien der dritten und vierten Welt.

Zukunftsforschung geht immer noch aus einer gewissen Situation der Stabilität hervor, das heißt, Zukunftsstudien gehen meist noch aus der Wohlstandsgesellschaft amerikanisch-angelsächsischer Prägung hervor – aus einer Gesellschaft des Übermaßes und Überdrusses.

Wenn man sich aber in einer sehr schwierigen Lage befindet, wie die anderen zwei Drittel der Welt, dann hat man keine Zeit, sich mit all den wissenschaftlichen Welt- und Spielmodellen zu beschäftigen, die häufig als Ersatz für weltwirtschaftliche Entscheidungen von vielen Regierungen angesehen werden.

Um den Gedanken des sozialen Minimums in die Tat umsetzen zu können, braucht es weit mehr als das abstrakte akademische Gespräch. Jeder Wissenschaftler und Politiker, der für soziale Minima eintritt, muß sich klar darüber sein, daß man Gegenmacht besitzen muß, wenn man Interessenmacht bezwingen möchte. Ein sehr langer Marsch durch nationale und internationale Institutionen ist tatsächlich notwendig.

Die Denkweise der Menschen zu ändern ist eine Art, Probleme zu lösen, rascher wirkendes Krisen-Management eine andere. Die Kultur-Revolution in China ist Beispiel für das erste Modell einer Änderung der Art und Weise, in der Menschen leben, denken, handeln. Frau Ghandis Rückgriff zu Praktiken der Diktatur Beispiel für das zweite Modell hektischen Ad-hoc-Krisen-Managements. Wer besser fährt – Indien oder China, wird die Geschichte zeigen.

Soziale Minima sind bei uns in einem satten reichen Land vorerst nur Theorie, oft sogar verlachte Utopie. Notwendig ist aber, ihnen einen rechtlichen Charakter zu geben, das heißt, durch Gesetze soziale Minima wirklich zu gewährleisten.

Ein Beispiel: In Deutschland wurde die Kinderarbeit abgebaut und abgeschafft in der Zeit zwischen 1873 und 1890. Vor nicht einmal hundert Jahren haben die Kinder in England oder Deutschland bis zu 14 und 18 Stunden täglich gearbeitet. Belege sind bei Charles Dickens, Max Weber oder Friedrich Engels zu finden. Heute ist die Kinderarbeit abgeschafft, und wir haben heute als ein selbstverständliches soziales Minimum des Kinderschutzes in den meisten Industrieländern. Oder nehmen wir das Problem der Arbeitsschutzbestimmungen in den Fabriken. Vor einigen hundert Jahren war es unmöglich, an viele Sicherheitsvorschriften auch nur zu denken. Heute nimmt man riesige Investitionen auf sich, und Sicherheit am Arbeitsplatz wurde zu einem garantierten sozialen Minimum, zu einem ganz normalen Teil unserer Investitionen und Industrieplanung.

Die Theorie der menschlichen Grundbedürfnisse und sozialen Minima geht uns durchaus an. Nach Jahren ungehemmten Wachstums und technokratischen Über-Planens, sehr oft nicht auf klaren Vorstellungen über Grundbedürfnisse der Bürger basierend, entdecken wir wieder die alte Weisheit, daß optimale Ziele sehr oft hinter dem Möglichen, dem Erreichbaren, zurückbleiben. Ein Beispiel dafür ist die Bildungsplanung. Die Forderung nach 100 Milliarden Mark pro Jahr für Bildungsausgaben, das sind 8 bis 9 Prozent des deutschen Bruttosozialproduktes, war übertriebenes Optimum-Denken – auch in Relation zu anderen gleichwertigen Zielen wie Umwelt, Forschung, soziale Sicherheit. Aufstellen von Minimalerfordernissen, Kleinlösungen und Ausnutzen bereits vorhandener Bildungspotentiale sind nie definiert oder versucht worden. Wissenschaftliche Museen, kommunale Krankenhäuser (statt aufwendiger Universitätskliniken) oder die Einrichtungen für Erwachsenenbildung geben billigere und oft auch praxisnähere und effizientere Wege, Erziehung und Bildung zu vermitteln. Wir kennen nur noch das Konzept sehr teurer Forschungs-Universitäten, die für jeden Studenten über 200000 DM als durchschnittliche Aufwendung für den Studienplatz kosten. Es wird auf diese Weise natürlich niemals möglich sein, jedem jungen Menschen, der studieren möchte, die Möglichkeiten und Chancen zu bieten, die er tatsächlich braucht. Warum soll es nicht private Stiftungsuniversitäten, kommunale Hochschulen, Abend- und Fernseh-Universitäten, Gewerkschafts-Universitäten, von Unternehmern getragene Ausbildungseinrichtungen unterschiedlichster Art und verschiedensten Niveaus wie in vielen anderen Ländern geben? Selbst in unseren reichen Ländern brauchen wir dieses Konzept eines sozialen Minimums, um für eine möglichst große Anzahl unserer Bürger bessere Chancen der Entfaltung ihrer Talente und Fähigkeiten zu ermöglichen.

Neben diesem ökonomischen Argument des gesunden Menschenverstandes gibt es ein zweites Argument, warum wir soziale Minima brauchen: Es gibt ein grundlegendes, unabdingbares Recht jedes Menschen, Selbsterfüllung zu verlangen und als...

Erscheint lt. Verlag 31.3.2017
Übersetzer Otto Janic
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte bariloche • Club of Rome • Erde • Grundbedürfnis • Katastrophe • Sachbuch • Wachstum
ISBN-10 3-10-561692-6 / 3105616926
ISBN-13 978-3-10-561692-5 / 9783105616925
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 4,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Praktische Ansätze zur Gestaltung eigener KI-Lösungen

von Jakob J. Degen

eBook Download (2024)
tredition (Verlag)
CHF 24,40