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Evolution. Reinkarnation. Christentum (eBook)

eBook Download: EPUB
2015 | 1. Auflage
236 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-560647-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Evolution. Reinkarnation. Christentum -  Rudolf Bubner
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Der Gedanke an wiederholte Erdenleben stößt in christlichen Kreisen meist auf Ablehnung und Unverständnis. Solange Reinkarnation als Lehre verstanden wird, wird sie häufig als östliches Geistesgut abgetan. Rudolf Bubner zeigt, daß Reinkarnation als allgemeingültiges Phänomen entdeckt werden kann und zum Christentum in keiner Weise in Widerspruch steht. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Rudolf Bubner, 1900 in Leverkusen-Schlebusch geboren, studierte Germanistik, Biologie, Geographie und Geologie in Bonn und Marburg. Von 1928 bis zur Pensionierung 1964 Lehrer an Höheren Schulen Hessens. Ab 1950 Aufsätze in anthroposophischen Zeitschriften und Vorträge im Rahmen der Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Bubner starb 2001 in Kassel.

Rudolf Bubner, 1900 in Leverkusen-Schlebusch geboren, studierte Germanistik, Biologie, Geographie und Geologie in Bonn und Marburg. Von 1928 bis zur Pensionierung 1964 Lehrer an Höheren Schulen Hessens. Ab 1950 Aufsätze in anthroposophischen Zeitschriften und Vorträge im Rahmen der Anthroposophischen Gesellschaft. Rudolf Bubner starb 2001 in Kassel.

II Gesetz und Fall – Innerlichkeit und Selbstdarstellung


Die untere Dreiheit: Mineral, Pflanze und Tier


Die strenge Ordnung in der bunten Vielfalt der Phänomene wird noch sichtbarer, fragt man nach dem Gemeinsamen, das die untere und die obere Dreiheit zusammenhält, und was die eine wie die andere von ihrem Gegenpol, dem Menschen und dem Mineral so fundamental unterscheidet. Zur unteren Dreiheit gehören die Reiche der Natur. Was macht sie zur Natur, und worin ist die Welt des Geistes als Gegenpol zur Natur begründet?

In den Reichen der Natur ist alles nach dem Verhältnis von Gesetz und Fall geregelt. Alles Konkrete und Individuelle ist einbezogen in Gesetze, die auf den verschiedenen Seinsstufen auch verschiedene Gestalt annehmen. So gibt es die Gesetze und Fälle der physischen Welt, die in Physik und Chemie formuliert sind. Im Organischen bei Pflanze und Tier nehmen die Fälle und ihre Gesetze eine neue Gestalt an. Das Gesetzhafte erscheint jetzt begrenzt, zentriert und individualisiert als Typus. Und auch die Fälle zu diesem Gesetz nehmen eine individualisierte Form an. Es sind die Exemplare oder Individuen des Typus. Der Typus, das Gesetz ist der Kern, das Zentrum; die Exemplare sind wie eine Peripherie und Hülle. Tierbiographien bringen dieses Verhältnis von Zentrum und Peripherie eindringlich zur Anschauung. Jede Tierbiographie ist im Kern eine Typus-Biographie.

Auf dem Wege vom Anorganischen zum Organischen beobachten wir eine Verinnerlichung des Gesetzhaften. Das begründet das Individuellwerden der Fälle, eine Erscheinung, die dem Anorganischen fremd ist. Da ist alles welthaft weit, während das Organische wesenhaft und individuell ist, begrenzt, und der Welt gegenüber eine in sich geschlossene Gestalt hat.

Wenn nun der Mensch über das Naturhafte und über die biologische Mitte hinaufragt in eine überbiologische Wirklichkeit, dann muß sich dieses Anderssein auch in dem Verhältnis von Typus und Exemplar aussprechen. Wäre das nicht der Fall, dann bliebe der Mensch ein nur biologisch oder zoologisch geartetes Wesen und überstiege nicht die Natur. So wird er ja weithin immer noch von einer einseitigen Wissenschaft verstanden oder mißverstanden. Prüfen wir also auch hier das Verhältnis von Typus und Exemplar an dem Phänomen der Biographie. Die Umkehr wird offenkundig. Nicht mehr der Typus ist Kern und Zentrum dieses Reiches, sondern das Exemplar, das Individuum, die Individualität. Eine Typus-Biographie des Menschen bleibt in Allgemeinheiten, die das Wichtigste verschweigen, nämlich den Wert und das Gewicht der Person. Es kommt nicht darauf an, wie sehr der einzelne noch den Typusgesetzen verhaftet ist, sondern darauf, daß er dem Typus gegenüber als das Neue, das Eigene und das Höhere gemeint und angelegt ist. Rudolf Steiner hat dargestellt, daß beim Menschen der einzelne den Rang hat, der bei den Tieren einer ganzen Art zukommt. Jeder Mensch ist seine eigene Art oder Gattung. Damit ist aber zugleich ausgesprochen, daß die Gesetzlichkeit, in diesem Fall der Typus, noch einen Schritt weiter nach »innen« gegangen ist, sich noch tiefer und inniger mit dem Organismus identifiziert hat, ja daß diese Identifikation ihre höchstmögliche Stufe erreicht hat, daß der Typus selbst Exemplar geworden ist, wodurch das Exemplar zur Person aufsteigen konnte. Der Schritt vom Tier zum Menschen besteht also in dieser Umkehr und in diesem Zusammenwachsen von Kern und Hülle, Typus und Exemplar, von Gesetz und Fall. Der Fall wird zum Gesetz, die Hülle zum Kern, die Peripherie zum Zentrum, das Allgemeine wird sein eigenes Besonderes. Der alte Typus rückt an die Peripherie, wird zur tragenden Hülle für einen neuen Kern. Der Typus ist nicht in der Lage, die Person zu erzeugen, sie ist nicht nur eine Manifestation des Typus, sondern hat einen vom Typus unabhängigen Eigenwert und eine eigene Abkunft.

Natürlich hat der Typus Mensch auch Exemplare, aber sie sind noch nicht das Ganze der Person, sie sind die Gelegenheit für eine Verbindung mit dem neuen Typus eigener Herkunft, sind die dargebotene Hülle für den erwarteten Kern, für das Ich. Die Zweiheit von Gesetz und Fall, von Typus und Exemplar kehrt also im Menschen wieder, nimmt dort aber eine Gestalt an, die es in der Natur noch nicht gibt.

So wächst der Mensch über die Natur hinaus. Die historische, überbiologische Erscheinungsform der Art ist die Person, wie man auch umgekehrt sagen kann, die biologische Erscheinungsform der Person ist die Art. Das polare Gegenüber von Natur und Kultur ist also in dieser Konvergenz und Umwendung begründet: Wenn der Typus Person wird, dann ist etwas von dem schaffenden Welthintergrund in den Vordergrund getreten. Geistiges, das uns in der Natur immer nur als Ideen-Hintergrund der Phänomene denkend zugänglich ist, begegnet uns nun als Person unter Personen. Wenn aber Geist personenhaft sich verleiblicht, spricht man von Inkarnation. Dieser Sonderfall Mensch steht nun nicht als völlig unbegreifliches Wunder mitten in der Natur da, sondern ist der folgerichtige Abschluß eines Stufenweges, auf dem dieser letzte Schritt vorbereitet wird. Das Verhältnis von Gesetz und Fall im Anorganischen ist der Ausgangspunkt einer Stufenfolge, deren Endpunkt die Person ist, in der das Gesetz zur innersten Bestimmung des einzelnen gehört, der berufen ist, immer mehr zur individuellen Freiheit heranzureifen. Das Besondere ist immer das Individuelle und Individualisierte, während das Allgemeine die umfassende Gesetzlichkeit und Idee für das Besondere ist. Überall da, wo das Besondere durch ein Allgemeines bedingt und bestimmt wird, ist naturhaftes Wirken. Kehren sich aber die Verhältnisse um, dann wird das Besondere, das Individuelle zum bestimmenden Kern und das Allgemeine zur tragenden und bergenden Hülle. Dieser Umkehr liegt das Ereignis der Inkarnation zugrunde, der Eintritt eines geistigen Wesens in die naturhafte Körperwelt.

Die obere Dreiheit: Pflanze, Tier und Mensch


Wir prüfen nun die Verhältnisse, wie sie uns durch Fig. 2 gezeigt werden. Was ist das Gemeinsame der drei oberen Reiche, und wodurch steht das Mineralreich in einem polaren Gegensatz zu ihnen? Faßt man das Gemeinsame als »das Leben« zusammen, dann muß das polare Gegenüber das Leblose, eben das Mineralreich sein. Leben ist aber differenziert in Pflanze, Tier und Mensch, in Leben, Seele und Geist.

Da diese Begriffe vieldeutig und umstritten sind, schlägt der Biologe Adolf Portmann einen neutralen Ausdruck vor, der ein gemeinsames Merkmal aller drei enthält. Er spricht von Innerlichkeit, von einer unräumlichen Innenwelt, von der »Dimension des Dimensionslosen«. Diese Innerlichkeit ist verschieden tief bei Pflanze, Tier und Mensch. In der Leiblichkeit der Organismen und in ihrem Verhalten sucht dieses Innere sich zu äußern, sich zu manifestieren und darzustellen. »Innerlichkeit« und »Selbstdarstellung« sind die beiden charakteristischen Kennzeichen des Lebendigen. Das Mineral kennt diese Innerlichkeit nicht, und damit auch keine Selbstdarstellung, kein individuelles Mühen um Realisierung und Behauptung eines Selbstes. Was wir wahrnehmen, ist nur das materielle Außen. Diese Seinsweise nennen wir leblos. Gesetze, von denen eben die Rede war, gehören immer dem »Dimensionslosen« an. Sie sind keiner Sinneswahrnehmung zugänglich, können immer nur denkend erfaßt und »gesehen« werden. Dieses Gesetzhafte wirkt im Anorganischen wie von außen, gehört zwar dem »Dimensionslosen« an, wirkt aber nicht als individuelles Wesensglied in den Fällen. Das »Dimensionslose« gibt es also auch außen, nicht nur als individuelle Innerlichkeit.

Die Zweiheit von Gesetz und Fall, von Typus und Exemplar setzt sich in den Menschen hinein fort, hat dort aber eine neue Gestalt angenommen, wodurch der Gegenpol zur Natur hervorgerufen wird.

Es besteht nun die Frage, ob auch diese andere Zweiheit, das dimensionslose Innen und das materielle Außen der organischen Reiche, ob Leben und Materie beide im Mineralreich wiederkehren. Sollte das zutreffen, dann müßten beide eine Verwandlung, ja eine Umwendung nach unten und außen hin ins Unterbiologische durchgemacht haben. Was sich im Menschen als Konvergenz von Typus und Exemplar gezeigt hat, das müßte im Mineralreich als Divergenz, als Trennung von Innen und Außen, von Leben und Materie erscheinen. Der Einigung des Getrennten stünde polar gegenüber eine Trennung des Geeinten. Hat diese Trennung auch für das Leben eine Bedeutung? Besteht es weiter, wie die Materie nach der Trennung weiter besteht? Ist diese Trennung auch für das Leben eine Befreiung aus der Bindung an die Materie, so wie sie für die Materie eine Befreiung aus der Bindung an das Leben ist? Besteht in dieser Trennung weiterhin eine wesenmäßige Bezogenheit von Mineral und Leben? Könnten wir diese Fragen bejahen, so wäre die Trennung des im Organischen, in der Pflanze noch Geeinten der exakte Gegenpol zu der Einigung des im Tier noch Getrennten. Der Weg vom Tier zum Menschen, vom Biologischen zum Überbiologischen entspräche genau dem Weg von der Pflanze zum Mineral, vom Biologischen zum Unterbiologischen.

Betrachtet und versteht man die Weltarchitektur nur von unten nach oben, vom Mineralischen zu den Formen des Lebens, dann erfährt man das kosmische Übergewicht des Anorganischen gegenüber der dünnen, hinfälligen Biosphäre, der Schicht, die mit Lebewesen besiedelt ist. Alles nur Physische repräsentiert eine Großmacht, eine Übermacht von kosmischen Ausmaßen, die unberührt von unserer Existenz, vom Dasein aller Lebewesen ihr eigenes, nur auf sich bezogenes Wesen vor und nach allem Leben hat. Von diesem niederdrückenden Gefühl gäbe es eine Befreiung, eine Erlösung, könnte man die Gewißheit aussprechen,...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2015
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Schulbuch / Wörterbuch Lexikon / Chroniken
Technik
Schlagworte Auferstehung • Christentum • Einmaligkeit • Entelechie • Erdenleben • Evolution • Inkarnation • Konvergenz • Reinkarnation • Sachbuch • Systole • Typus • Urtier • Vielheit • Wesensglied • Wiederkehr
ISBN-10 3-10-560647-5 / 3105606475
ISBN-13 978-3-10-560647-6 / 9783105606476
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