Atriumhäuser Hofhäuser
DVA (Verlag)
978-3-421-03561-5 (ISBN)
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Hof- und Atriumhäuser sind höchst aktuell, sie bieten dem Architekten und Bauherrn eine Fülle von Möglichkeiten: Schon durch die intelligente Anordnung von Nebengebäuden kann ein attraktiver, ruhiger Innenhof entstehen. Auch in dicht besiedelten Gebieten lassen sich mit gut geplanten Hofhäusern schlichte bis raffiniert komplexe Wohnräume gestalten, die Privatsphäre und nachbarschaftliche Nähe zugleich gewährleisten und schützen. Mehr als zwanzig Gebäude aus der jüngsten Zeit werden anhand von Fotos, umfangreichem Planmaterial sowie Texten dokumentiert und zeigen den besonderen Reiz dieses Haustyps.
• Traditionsreiche Bauform von höchster Aktualität
• Geschützte Privatsphäre im Freien
• Neue Entwürfe von einfach bis komplex
Hans Weidinger studierte Architektur, Kunstgeschichte und Ethnologie. Er war in namhaften Architektur-Büros im In- und Ausland tätig und arbeitet heute als Freier Architekt in Nürnberg.
Werdegang eines Bautypus Das Hofhaus hat eine lange Tradition, die sich in vielen Varianten widerspiegelt. Vielleicht ist es die einzige erfolgreiche Urform der Behausung, welche anders als die 'Urhütte' auch Lagen mit großer Gefährdung trotzte. Die Introvertiertheit der Häuser gewährte in archaischen Zeiten Schutz vor wilden Tieren oder feindlichen Stämmen. Darüber hinaus boten Höfe in ariden Wüstenzonen Schutz vor praller Sonne, im gemäßigten, nördlichen Klima dienten sie als Pufferzone gegen Wind und Wetter. Frühgeschichtliche Kulturen blühten in den zur Besiedlung günstigen Niederungen großer Flusstäler des Vorderen Orients auf: am Euphrat und Tigris im heutigen Irak, am Nil in Ägypten oder am Indus im heutigen Pakistan. Der wertvolle, landwirtschaftlich nutzbare Boden wurde weitgehend unbebaut belassen. Wenn dies nicht möglich war, wurde die Bebauung in engen Gebäudeteppichen – sogenannten Clustern – dicht aneinandergedrängt. Neben wirtschaftlichen Zwängen standen damals auch kosmologische Vorstellungen hinter der Bautypologie der Behausungen, wie dies in manchen afrikanischen Kulturen heute noch nachvollzogen werden kann: Dort besteht das eigentliche 'Haus' aus einer hohen Mauer, die den Wohnraum gewissermaßen als Ausschnitt aus der Natur 'einhaust'. Demnach wartet ein Besucher auch an dieser Außenmauer auf Einlass: Die Hoftüre ist gleichsam die Schwelle des Hauses. Die Hütten der einzelnen Bewohner stehen frei innerhalb dieser Begrenzung; unter einem großem Baum wird gekocht. Der ummauerte Freiraum fungiert nach innen als neutraler Puffer zwischen den privaten Sphären und nach außen als Sinnbild für die Besetzung des Landes durch die Sippe. In den ersten Hochkulturen, zum Beispiel im alten Ägypten, wurde der Hof wegen der beschützten Intimität auch als Sinnbild des Weiblichen und damit als Symbol der Fruchtbarkeit mythisch überhöht. Mit fortschreitender Zivilisation wurden die losen Ansiedlungen komplexer und verlangten nach zusätzlicher Verdichtung. Größere Wirtschaftshöfe bäuerlicher Familien kamen neben kleineren Höfen handwerklich tätiger Sippen zu liegen. Als Baumaterial benutzte man meist ungebrannte Ziegel. In der mesopotamischen Stadt Ur wurde bereits im dritten Jahrtausend v. Chr. ein zweigeschossiger Hoftyp entwickelt, dessen Nachfolger im heutigen Irak als 'Târma', weiter westlich in der heutigen Türkei als 'Hayat' bezeichnet wird. Die zum Hof hin geneigten Dächer entwässerten in ein offenes Atrium. Wie die vorderasiatischen Flusstäler wurden auch Chinas fruchtbare Lössebenen und Stromniederungen immer wieder von nomadischen Völkern aus den mongolischen Steppen angegriffen, wovon heute noch die Chinesische Mauer ein wehrhaftes Zeugnis ablegt. Früh wurden Einzelgehöfte zur Abwehr von Eindringlingen mit übermannshohen Mauern umzingelt. Aus der konfuzianischen Denkweise leitet sich eine ethischmoralische Verbundenheit des Einzelnen gegenüber dem Ganzen ab, was sich bildhaft am Ordnungsschema der Bauten ablesen lässt. Das Hofhaus ist gewissermaßen der Ur- Baustein, das Atom der Stadt. Darin symbolisiert der Hof das Zentrum der Welt, das Tao. Während der Sockel des Gebäudes für das dunkle, erdige Prinzip Yin steht, symbolisiert das Dach das leichte, himmlische Yang. Die frühen bedeutenden Städte der Han- oder Chou-Dynastien wie Peking oder Kanton wurden mit einem Orthogonalraster nach den Haupt-Himmelsrichtungen angelegt. Die teilweise bis zu 70 m tiefen Baublöcke wurden durch parallel hintereinander liegende Gebäuderiegel – lediglich unterbrochen von Gartenhöfen – bebaut, die viel Platz für die großen Sippen schufen. Werner Blaser, Architekt und Schüler Mies van der Rohes, hat in seinem Buch Hofhaus in China komplexe Grundrisse veröffentlicht, die zum Beispiel den Alleehaustyp des Hu-T’ung- Hauses aus Peking dokumentieren, der leider als Folge des wirtschaftlichen Booms durch Planierraupen zunehmend dezimiert wird. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sechs wesentliche Kriterien zur frühkulturellen Erfolgsgeschichte des Hofhauses beigetragen haben: Erstens konnte die zentrale Feuerstätte wirkungsvoll entraucht werden; zweitens war bereits mit 5 bis 10 m2 Größe eine relativ gute Belichtung der angrenzenden Räume zu gewährleisten; drittens dienten Höfe als 'Drehscheibe' der internen Erschließung; viertens wurde ein geschützter Arbeitsraum im Freien geschaffen; fünftens konnte dank der Kaminwirkung eine effektive Luftzirkulation erreicht werden und sechstens konnte im Windschatten ein zeitweiliges Wärmepolster bei ungünstiger Witterung erzielt werden. Da die ersten europäischen Kulturen – erst die Minoer, dann die Griechen, die Etrusker und später die Römer – über Handelsbeziehungen zu kleinasiatischen Kulturen verfügten, adaptierten sie die dort üblichen Häuser mit säulenumstandenen Höfen – den bereits erwähnten Târmas. Aus diesem Typus entwickelten die Griechen das Peristyl, einen Hof mit umlaufender Arkade, so dass man trockenen Fußes von einem Zimmer zum nächsten gelangen konnte. In der weiteren Folge taucht das etruskische Atrium auf, dessen Umfassung aus geschlossenen Wänden wie bei einem Zimmer ohne Dach besteht. Atriumhäuser wie das der patrizischen Vettier im römischen Pompeji, das durch den Vulkanausbruch des Vesuv für die Nachwelt konserviert wurde, zeigen eindrucksvoll, welch innenräumliche Qualität diese Bauweise bot. Die Mischung von größeren Villen von einflussreichen Familien mit kleineren, einfachen Häusern von Ackerbauern oder Handwerkern war gang und gäbe. Wohlhabende besaßen größere Häuser mit zwei und mehr Höfen. Die Vorteile eines römischen Atriums liegen auf der Hand: Einerseits diente die Wasserfläche, das Impluvium, in den heißen Sommermonaten der Kühlung, andererseits konnte Regenwasser sauber gefiltert und in Reservoirs abgeleitet werden. Dadurch waren die Hausbesitzer in wasserarmen Gegenden unabhängig von öffentlichen Brunnen. Im Machtvakuum, das sich in Vorderasien durch die Auflösung des Römischen Reichs auftat, konnten sich ab dem sechsten Jahrhundert islamische Nomadenkulturen ausbreiten, die im Laufe der Zeit, sobald sie sesshaft wurden, die Bautypologie des Hofhauses weiter verfeinerten. Nomadische Kultur ist eng mit Textilien verwoben, die als Zelt oder Teppich auch in unsere Kultur Eingang fanden. Textilien stehen im Islam symbolisch für das Verhüllende, Bergende. In Reminiszenz an das Nomadenzelt wurde das Haus zur geschützten Sphäre der Frauen und Kinder. Strenge Tabus für männliche Besucher kennzeichnen diesen Charakter. Deshalb weist das arabische Hofhaus auch zwei getrennte Bereiche auf: einen öffentlichen und einen verschlossenen, den Harem. Textilähnlich ziselierte Holz- oder Steingitter schirmen die Zonen optisch voneinander ab. Nach außen hin wurden die ursprünglich nur der Belichtung und Belüftung dienenden Höfe durch hohe Mauern geschützt.
Erscheint lt. Verlag | 21.3.2007 |
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Zusatzinfo | Mit 160 Farbfotos und 160 Plänen |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Maße | 215 x 280 mm |
Gewicht | 922 g |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Freizeit / Hobby ► Hausbau / Einrichten / Renovieren |
Schlagworte | Architekten • Architekten, Bauherr & Bauherrin, Einfamilienhäuser, Städtebau • Atriumhäuser • Bauherr & Bauherrin • Bauherr & Bauherrin • Einfamilienhäuser • Hofhaus • Städtebau |
ISBN-10 | 3-421-03561-X / 342103561X |
ISBN-13 | 978-3-421-03561-5 / 9783421035615 |
Zustand | Neuware |
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