Salz auf der Haut (eBook)
240 Seiten
Delius Klasing Verlag
978-3-667-12998-7 (ISBN)
Suzanne van der Veeken ist Skipperin, Freediverin, Kitesurferin und Ozeanaktivistin - und natürlich: Hitchsailerin! Ihren ersten Törn über den Atlantik segelte sie per Anhalter - als kompletter Neuling in der Welt des Segelns. Mittlerweile ist sie mehrfach über den Atlantik und auch über weitere Ozeane gesegelt, hat ein Buch im Selbstverlag über diese besondere Form des Reisens geschrieben und betreibt die Website 'Oceanpreneuer', auf der sie neben dem Hitchsailing auch über Meeresschutz und ihre Projekte informiert. Ihre Ocean-Impact-Projekte helfen dabei, die Weltmeere und ihre diversen Lebewesen zu schützen, damit auch kommende Generationen die Vielfalt der Ökosysteme erleben können.
Suzanne van der Veeken ist Skipperin, Freediverin, Kitesurferin und Ozeanaktivistin – und natürlich: Hitchsailerin! Ihren ersten Törn über den Atlantik segelte sie per Anhalter – als kompletter Neuling in der Welt des Segelns. Mittlerweile ist sie mehrfach über den Atlantik und auch über weitere Ozeane gesegelt, hat ein Buch im Selbstverlag über diese besondere Form des Reisens geschrieben und betreibt die Website "Oceanpreneuer", auf der sie neben dem Hitchsailing auch über Meeresschutz und ihre Projekte informiert. Ihre Ocean-Impact-Projekte helfen dabei, die Weltmeere und ihre diversen Lebewesen zu schützen, damit auch kommende Generationen die Vielfalt der Ökosysteme erleben können.
Lernerfahrungen
Bei einer Segelreise geht es mehr um gute Seemannschaft als um das Segeln an sich. Dabei hängt das Ausmaß, wie intensiv man Segeln lernen kann, stark vom Kapitän ab, dem Boot, der Strecke und dem Wetter. Je kleiner das Boot ist, umso eher versteht man, wie Segeln ganz grundsätzlich funktioniert.
Seemannschaft, worunter Seeleute alle Verhaltensregeln, die die sichere Fahrt, das Miteinander auf dem Schiff und die Begegnung mit anderen Schiffen betreffen, verstehen, ist der interessanteste und anspruchsvollste Teil eines Segelabenteuers. Man mag das größte Bankkonto haben, aber nichts kann gegoogelt oder gekauft werden, wenn man auf See ist. Und man kann auch niemanden anheuern, um schnell mal etwas zu reparieren. Man muss erfinderisch sein, wenn sich schwierige oder unerwartete Situationen ergeben, und man lernt durch die eigenen Erfahrungen auf dem Weg. Man lernt beispielsweise, mit den eigenen Händen zu arbeiten und viel Wissenswertes über den Wind, das Wetter, die Geografie, die Sterne, die Navigation.
Wann sonst nimmt man sich die Zeit, so intensiv zu beobachten? Besonders viel erfährt man an Bord natürlich über die Ozeane. Seit ich Seglerin bin, wurde mir bewusst, wie bedrohlich die Situation unserer Meere tatsächlich ist und wie sehr unser eigenes Überleben vom Zustand der Meere abhängt.
Wenn ich auf einem Segeltörn mit eigenen Augen die Fischereiflotten sehe, den Müll in den Häfen, im Meer und an den Stränden, bedrohte Meeresfrüchte auf Speisekarten und beschädigte Korallen erkenne, dann spüre ich eine ohnmächtige Wut in mir aufsteigen. Doch dem Entsetzen folgt schnell der Wunsch, aus dieser Ohnmacht zu erwachen und aktiv zu werden, mich selbst für den Schutz der Meere einzusetzen. Wir stehen an vorderster Front des Geschehens, und wir können eine Menge tun und bewirken.
Verbindung zur Natur
»In der Wirtschaft der Natur ist die Währung nicht Geld. It’s life.« Wie recht die indische Sozialaktivistin Vandana Shiva mit diesen Worten hat. Die meisten von uns verbringen mehr Zeit in geschlossenen Räumen als im Freien. Da vergisst man leicht die natürliche Welt, aus der wir kommen. Auf dem Meer ist man den Elementen ausgesetzt und spürt sofort die Natur. Man stelle sich ein Szenarium ohne Verkehr, Nachrichten, Umweltverschmutzung oder Zivilisation vor. Nur Wind und Wasser – und davon jede Menge.
Man bestaunt stundenlang die Millionen von Sternen über sich, erfreut sich an Dutzenden von Delfinen, die am Bug des Bootes durchs Wasser gleiten, und kann die rosa-orange-roten Sonnenaufgänge und ebenso schillernde Untergänge der Sonne bewundern, ohne dass irgendwelche Flugzeugspuren die fluffigen, blumenkohlartigen Wolkenmuster verändern.
Auf dem Meer wird einem bewusst, wie sehr man von der Natur umgeben ist. Das inspiriert. Und es öffnet die Augen. Man erkennt, wie abgekoppelt wir in unserem Alltag von Flora und Fauna sind. So sieht man etwa mitten in der Natur, weit weg von der Zivilisation, eine Plastikflasche vorbeischwimmen. Ein von Menschen gemachtes Ding, das dort nicht hingehört. Wenn man das sieht, denkt man über all jene Auswirkungen nach, die wir als Menschen verursacht haben. Und zwar jeder von uns.
Wenn ich eine Flasche im Meer sah, konnte ich nicht garantieren, dass es nicht meine gewesen war. Ich habe in meinem Leben Dutzende von Flaschen entsorgt. Jetzt habe ich aber gelernt, dass der Plastikmüll damit nicht automatisch weg ist. In den sozialen Medien und in den Nachrichten können wir es alle sehen: Plastikflaschen in Meeresstrudeln, Strohhalme, die von Schildkröten verschluckt wurden, Inseln, die untergehen, an Land gespülte Wale. Im Alltag befinden wir uns meist weit entfernt von diesen dramatischen Bildern. Es ist deshalb schwer, die Bedrohung greifbar zu machen. Sie scheint uns nicht wirklich zu betreffen. Zumindest denken wir das. Aber wenn man draußen ist, erweitert man buchstäblich seinen Horizont. Wer sich auch aufs Meer hinauswagt, wird es selbst sehen, wird zum Nachdenken angeregt werden – und zum Handeln.
Neue Perspektiven
»Was ist eigentlich ein Wissenschaftler? Es ist ein neugieriger Mann, der durch ein Schlüsselloch schaut, das Schlüsselloch der Natur, und versucht zu wissen, was los ist«, so formuliert es Jacques-Yves Cousteau, französischer Meeresforscher und Dokumentarfilmer. Man stelle sich vor, jede Nacht in den Himmel zu blicken und Galaxien zu sehen. Da fühlt man sich klein und gleichzeitig dem Himmel so nah. Solch ein Erlebnis bringt einen dazu, seinen Platz in der Welt zu überdenken. So regen Segeltörns dazu an, über den Sinn des Lebens zu philosophieren.
Ich habe neulich im Radio gehört, dass ein Mensch pro Tag 2.800 Entscheidungen trifft. Ob es stimmt oder nicht, weiß ich nicht, aber ich glaube, wir sind nah dran. Man braucht nur durch den Supermarkt zu gehen, und schon ist man 100 Entscheidungen weiter. Ist das nicht wahnsinnig? Wie viel Energie das kostet. Das ist ein Abenteuer für sich. Wer sich für Tage oder Wochen mit Vorräten versorgen muss, wird die Lebensmittelverschwendung aus einem anderen Blickwinkel betrachten.
Auf See muss man nicht täglich 1.000 Entscheidungen treffen, sondern nur noch zehn pro Tag. Soll ich Tee oder Kaffee kochen, dieses oder jenes Buch lesen, kurze oder lange Hosen tragen, auf dem Vorderdeck oder im Cockpit sitzen? Das ist alles. Wirklich. Und es ist großartig! Man muss sich nur mal vorstellen, wie viel zusätzliche Energie dadurch frei wird. Oder mit Marcel Proust, dem französischen Schriftsteller, gesprochen: »Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, neue Landschaften zu suchen, sondern darin, neue Augen zu haben.«
Beim Abenteuer Meer entdeckt man seine eigenen Werte neu und erkennt, was einem wirklich wichtig ist. An Land sind ständig und überall neue Anreize um uns herum, die halten uns auf Trab. Auf einem Boot wird man aufs Inselleben vorbereitet, auf ein entschleunigtes Leben. Wenn man aus dem System aussteigt, weg von den Schlagzeilen, der Werbung und den sozialen Medien, weg vom lauten Verkehr und der stinkenden Luft, dann kommt man mit seinem wahren Selbst in Kontakt. Man legt eine Pause ein von der Achterbahn der Geschäftigkeit, Produktivität und der Bequemlichkeit. Es ist ein Neustart. Man hat Zeit, Gedanken schweifen zu lassen. Das fördert die eigene Kreativität und bringt uns auf großartige Ideen.
Es sind Erlebnisse, wie der Anblick der Plastikflasche mitten im Nirgendwo, die einen zum Innehalten bringen. Es ist wie ein Wellness-Retreat. Und nachdem man neue Perspektiven auf Vertrautes gewonnen hat, erkennt man vielleicht, dass es Zeit ist, den Kurs in manchen Bereichen seines Lebens zu ändern, sobald man wieder an Land ist oder sogar sofort. Mit all dem Freiraum, der draußen auf dem Meer entsteht, werden wir erfüllt und sind bereit zu Neuem.
Segeln ist gesund
»Der Ozean rührt das Herz, beflügelt die Fantasie und bringt der Seele ewige Freude.« Da kann ich Robert Wyland, dem amerikanischen Künstler und Naturschützer, nur zustimmen. Das Meer wirkt nicht nur geistig heilend, es hält uns auch körperlich gesund. Tag für Tag können wir frische Meeresluft einatmen. Wie viel Energie, Sauerstoff und Lebendigkeit das für unser Wohlbefinden bedeutet! Reine Luft ist heutzutage ein Luxus. Außerdem tanken wir Vitamin D durch die Sonne – aber natürlich: Vorsicht vor zu viel UV-Strahlung.
Ich fühle mich so lebendig, obwohl mir klar ist, dass heute der berühmte »blaue Montag« ist, jener dritte Montag im Januar, der zumindest in meiner Heimat als der deprimierendste Tag des ganzen Jahres gilt. Heute ist tatsächlich alles um mich herum blau. Der Himmel ist blau, das Meer ist blau, und auch meine Kleidung ist blau. Aber: Ich bin so was von nicht deprimiert – ich bin der möglicherweise glücklichste Mensch auf dem Planeten. Die Temperatur des Wassers beträgt jetzt 24,6 °C. Die Luft ist wärmer als auf den Kanarischen Inseln. Ich brauche den Pullover nicht mehr. Wir sind definitiv auf dem Weg in die Tropen. Am Horizont sehen wir ein Boot. Aufregend, das erste Schiff seit drei Tagen.
Erinnerungen fürs Leben
Egal, ob man das Segeln nur ausprobieren will oder den Segelsport mit Ernsthaftigkeit ausüben möchte, ein Abenteuer auf dem Meer ist eine Erfahrung, an die man sich für den Rest seines Lebens erinnern wird. Man wird zurückblicken und denken: »Verdammt, ja!« Wenn man etwas will, muss man Mut fassen und handeln. Schritt für Schritt kann man sich dem Traum nähern und ihn verwirklichen. Die Reise ist es wert.
Ich stehe auf einem Felsen
Mein erster großer Erfolg bei einem Outdoorabenteuer im Ausland ereignete sich, als ich acht Jahre alt war. In einem wilden Fluss, irgendwo in den belgischen Ardennen, gab es diesen sehr, sehr großen Felsen, der förmlich darauf wartete, erklommen zu werden. Also sprang ich mit meinen kleinen rosa Gummistiefeln an den Füßen ins Wasser und kletterte auf den Felsen. Ich fühlte mich wie...
Erscheint lt. Verlag | 7.11.2024 |
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Verlagsort | Bielefeld |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Segeln / Tauchen / Wassersport |
Schlagworte | hitchsailing • Meeresschutz • per anhalter über das meer • Segelabenteuer • Segeln • segeln ohne eigenes boot • segeltörn ohne eigenes boot • segeltörn trampen • trampen auf dem wasser • yacht crewmitglied |
ISBN-10 | 3-667-12998-X / 366712998X |
ISBN-13 | 978-3-667-12998-7 / 9783667129987 |
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