Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Die Wundertäter - Nina Grunenberg

Die Wundertäter

Netzwerke der deutschen Wirtschaft - 1942-1966

(Autor)

Buch | Hardcover
320 Seiten
2006 | 2. Auflage
Siedler, W J (Verlag)
978-3-88680-765-9 (ISBN)
CHF 32,10 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen, Neuauflage unbestimmt
  • Artikel merken
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser Wundertäter , ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik. Arbeiten, anpacken, aufbauen dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des Dritten Reichs wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.Die Wundertäter das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt Männer mit Vergangenheit waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der Heimatfront für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.

Nina Grunenberg, geboren 1936 in Dresden, zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und renommiertesten deutschen Journalisten. Seit 1961 gehört sie der Redaktion der "Zeit" an.

Wir Deutsche lieben Wunder. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel macht da keine Ausnahme. In ihrem erklärten Bestreben, Deutschland in puncto Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand binnen zehn Jahren wieder unter die ersten Drei in Europa zu führen, beruft sie sich gern auf Ludwig Erhards "soziale Marktwirtschaft". Die Kernsätze Erhards, so versicherte sie am 25. Januar 2006 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, hätten für sie "nichts, aber auch gar nichts an Aktualität verloren". Angela Merkel verrät ihren Zuhörern auch den Grund dafür: "Daraus entstand das, was man in Deutschland das Wirtschaftswunder nennt." In ihrer ersten Regierungserklärung am 30. November 2005 hatte die Kanzlerin den Mitgliedern des Deutschen Bundestags eine rhetorische Frage gestellt: "Warum soll uns das, was uns früher und was uns zu Beginn dieser Bundesrepublik Deutschland, in den ersten Gründerjahren, gelungen ist, heute, in den wie ich sage zweiten Gründerjahren, nicht wieder gelingen?" Zweite Gründerjahre also, gar ein neues "Wirtschaftswunder"? Ludwig Erhard, der 1977 im Alter von achtzig Jahren starb, ist für die Westdeutschen noch dreißig Jahre nach seinem Tod das Symbol ihres fulminanten Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der unbekümmerten Inanspruchnahme seiner Person durch die gegenwärtige Regierung hätte er jedoch seine Schwierigkeiten gehabt. Allein das Wort "Wirtschaftswunder" bereitete ihm heftiges Unbehagen. Überhaupt war das Wirken übersinnlicher Mächte seine Sache nie, schon gar nicht in seiner unbestrittenen Domäne, der Wirtschaftswissenschaft. Er hielt sich an Tatsachen, Zahlen und Fakten.
"An Wunder aber vermag ich gerade im Bereich der Wirtschaft nicht zu glauben", hatte der nüchterne Ökonom am 21. Juni 1948 den hungernden Deutschen in einer Rundfunkansprache zugerufen. Danach kündigte er die sofortige Auflösung von bisher geltenden Preisbindungen an, um, wie er sagte, "dem Wettbewerb und der daraus resultierenden Preissenkung Raum zu geben".
Erhards Appell kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Am Vortag hatten die Bewohner der drei Westzonen "richtiges" Geld erhalten. Erhard ging es vor allem darum, im deutschen Volk das Vertrauen in die neue Währung, die D-Mark, zu wecken und dem Geld wieder seine eigentliche Funktion zurückzugeben. Für jeden Deutschen in den drei Westzonen waren 60 Deutsche Mark "Kopfgeld" vorgesehen, von dem am 20. Juni 40 DM ausgegeben wurden. Die Betriebe erhielten Mittel, um Löhne und Gehälter auszuzahlen. Die meisten Verbindlichkeiten wurden im Verhältnis 100 : 10 umgestellt. Ein Witzbold bei "News Chronicle" registrierte, daß in "dieser Woche die stabilste Währung in Europa zerstört wurde": die Währung der Zigarette.
Als dann in der letzten Juniwoche 1948 der berühmte "Schaufenstereffekt" eintrat und sich die armseligen Läden plötzlich mit den erstaunlichsten, lange entbehrten Waren füllten, waren die Deutschen überwältigt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß in diesen Tagen die ersten Zeitgenossen begannen, ein "Wunder" für diesen phänomenalen Wandel verantwortlich zu machen. Oder war es etwa kein Wunder, daß die D-Mark der "Lucky Strike" ihren Rang als Leitwährung ablief?
Selbst die unerschütterlichsten Optimisten konnten im Sommer des Jahres 1948 nicht vorhersehen, daß die skeptisch begrüßte Deutsche Mark binnen einem Jahrzehnt zur härtesten Währung in Europa aufsteigen sollte. Als es dann soweit war, sprach bereits die ganze Welt vom "deutschen Wirtschaftswunder". Es war die erste Vokabel, die nach "Achtung" und "Blitzkrieg" den Sprung in den Fremdwortschatz der benachbarten Völker schaffte.
Der rasante Aufstieg eines zerstörten, von Hitlers Diktatur ruinierten, von der Welt geächteten (und obendrein drastisch verkleinerten) Landes zur führenden Wirtschaftsmacht des Kontinents wie war er anders zu erklären als durch ein Wunder? Der erste Politiker, der nach 1945 öffentlich über Irrationales spekulierte, war Heinrich P

Zusatzinfo mit Abb.
Sprache deutsch
Maße 135 x 215 mm
Gewicht 535 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Zeitgeschichte ab 1945
Schlagworte Bundesrepublik Deutschland (1949-1990); Politik/Zeitgeschichte bis '67 • Bundesrepublik Deutschland (1949-1990); Wirtschaft • Deutsche Geschichte, Nachkriegsjahre, Wirtschaftswunder • Netzwerke (wirtsch.) • Netzwerke (Wirtschaft)
ISBN-10 3-88680-765-7 / 3886807657
ISBN-13 978-3-88680-765-9 / 9783886807659
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
der erste arabisch-israelische Krieg

von Benny Morris

Buch (2023)
Hentrich und Hentrich Verlag
CHF 44,75
als die Welt von heute begann

von Frank Bösch

Buch | Softcover (2024)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 25,20
die unbekannte Geschichte des sowjetisch-russischen …

von Matthias Uhl

Buch | Hardcover (2024)
Theiss in Herder (Verlag)
CHF 54,60