Reden wir, jetzt (eBook)
200 Seiten
Goldegg Verlag GmbH
978-3-99060-366-6 (ISBN)
Der Autor Paul Glaesener hat es in seinem Berufsleben selbst erfahren: Erfolg macht einsam. Nicht alles lässt sich alleine lösen. Ehrliches und realistisches Feedback von Mitarbeitern kommt im Top-Management nicht mehr an. Der Umgang mit Menschen aus dem beruflichen und auch privaten Umfeld wird immer seltener, soziale Kontakte verkümmern. Der Autor plädiert deshalb für Begegnungen auf Augenhöhe mit einem Gesprächs- oder besser Sparringspartner, der zwar die persönliche Distanz wahrt, aber gleichzeitig auch ein grundlegendes Verständnis für die Problemlage mitbringt. Und der Klartext spricht.
- Neuer Ansatz für Führungskräfte: Die Speguloreflexologie von Paul Glaesener
- Einsam an der Spitze: Wenn keiner mehr Klartext spricht
- Die Kraft des Zwiegesprächs: Gedanken neu ordnen und Klarheit gewinnen
- Kommunikation als Führungskraft: Ohne Offenheit geht gar nichts
- Kommunikation als Katalysator der Unternehmensführung
Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Jemand hört Ihnen so aufmerksam und verständnisvoll zu, dass sich die gesuchte Lösung, die Sie suchen, plötzlich wie von selbst ergibt. Denn manchmal braucht es einfach jemanden, der uns wie ein Spiegel zeigt, wo wir gerade stehen und der durch gutes Zuhören hilft, dass wir über uns hinauswachsen. 'Ganz-Ohr-Hasen' nennt der Autor diese Menschen mit einem Augenzwinkern. Wie so ein gelungenes Zwiegespräch aussehen kann und warum ein Reflexionsnetzwerk Sinn macht, beschreibt er in seinem Buch für Führungskräfte.
Profitieren auch Sie davon: Die Vorteile dieser Kommunikationskultur liegen auf der Hand!
Paul Glaesener verfügt über jahrzehntelange Erfahrung als Firmeninhaber und Geschäftsführer. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich ausführlich mit Themen der Zwischenmenschlichkeit und ist heute als Begründer der 'Speguloreflexologie' Gesprächspartner und Reflektor - 'Ganz-Ohr-Hase', wie er es augenzwinkernd nennt - für Führungskräfte und Entscheider. Der Vater von fünf Kindern lebt in Luxemburg und Österreich.
Kapitel 1
Die Spitze ist erklommen – und jetzt?
Wer die Einsamkeit als innere Befindlichkeit annimmt, um sie dann zu transzendieren, kann das Alleinsein mit all seinen Herausforderungen bewusst leben.
Da Sie sich von dieser Thematik angesprochen gefühlt haben, gehe ich davon aus, dass Sie eine Führungskraft sind. Und da stehen Sie nun, nachdem Sie alles erreicht haben. Und Sie fragen sich vielleicht, wie es jetzt weitergeht. Es war sicherlich, wie so oft, ein zuweilen unangenehmer und mühsamer Weg, es bis dahin zu schaffen, wo Sie jetzt stehen. Sie haben nichts geschenkt bekommen und mussten sich mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen andere Kandidaten durchsetzen. Einige dieser »Konkurrenten« warten jetzt vielleicht begierig darauf, dass Sie eine Fehlentscheidung treffen, um Ihnen bei erster Gelegenheit in den Rücken zu fallen.
Bitte denken Sie jetzt nicht, dass ich negativ behaftet bin oder nur Schlechtes über meine Mitmenschen annehme. Aber ich kenne die raue Luft in den höchsten Vorstands- und Unternehmensebenen und garantiere Ihnen, dass die Messer bereits gewetzt sind und auch eingesetzt werden, sobald Sie sich auch nur einmal einen unachtsamen Augenblick erlauben. Ich kenne das aus meiner langen Zeit als Chef in meinen eigenen Betrieben nur zu gut. Wir müssen als Führungskräfte ständig auf der Hut sein und darauf achtgeben, wer bereits zum Sprung angesetzt haben könnte, um unseren Platz einzunehmen. Ich frage mich oft, warum alle, die es noch nicht geschafft haben, so unheimlich versessen darauf sind, auf diesem Schleudersitz Platz zu nehmen, an dem man sich oft unendlich einsam und verloren fühlt. Aber so eine Position »auf dem Olymp« bietet andererseits natürlich zahlreiche Vorteile.
Das Bekleiden einer Führungsposition geht immer mit sozialer Anerkennung und hohem Statuszuwachs einher. Sie werden sicher, wie ich früher, zu zahlreichen eleganten Empfängen, spannenden Vorträgen und Ausstellungen wie auch zu Konzerten und Events aller Art eingeladen. Gefangen in einem Strudel aus beruflich hoher Verantwortung und gesellschaftlichen Verpflichtungen, nahm ich mir irgendwann kaum mehr Zeit für die Familie, die Kinder und den Hund. So kam, was kommen musste, der familiäre Rückhalt schwand dahin, und das Klima zu Hause wurde immer eisiger. Zu diesem fortschreitenden Alleinsein inmitten der Familie gesellte sich bei mir bald das deprimierende Gefühl der echten Einsamkeit, welche sich irgendwann nur durch noch mehr Arbeit kompensieren ließ. Bald war ich in einer toxischen Spirale gefangen, aus der es keinen Ausweg zu geben schien.
Die Einsamkeit am Gipfel
Es ist keine neue Erkenntnis, dass es an der Spitze einsam ist. Es handelt sich um ein allseits bekanntes Phänomen, das wussten auch Sie, bevor Sie den Weg dorthin eingeschlagen haben. Das ist ja genau die Herausforderung dabei, dass es eben nicht jeder bis ganz nach oben schafft. Und das Ziel dann eines Tages erreicht zu haben, bringt ein ganz spezielles Triumphgefühl mit sich. Ich zum Beispiel habe immer so eine Art euphorischen sportlichen Ehrgeiz empfunden, wenn das Adrenalin durch meine Blutbahnen schoss, weil ich wichtig war, gebraucht wurde und weil die Entscheidungen, die ich zu treffen hatte, Gültigkeit hatten und den Weg für die Firma, die gesamte Belegschaft und in letzter Instanz auch für mich selbst bestimmten.
Ich habe mich damals immer wie ein Kapitän gefühlt, der oben auf der Schiffsbrücke steht und dem alle vertrauen, weil er weiß, wo es langgeht. War es doch meine Aufgabe, vorauszudenken, Visionen zu entwickeln und in weiser Voraussicht die Weichen für eine reibungslose Weiterentwicklung des Geschehens zu stellen. Hierfür mussten Strukturen geschaffen werden, die passende Hardware sozusagen, damit die Belegschaft ihrer Arbeit unter den bestmöglichen Voraussetzungen nachgehen konnte. Es ist ein sehr gutes Gefühl, aber das kennen Sie ja!
Aber trotz aller Erfolge und Gipfelstürme, etwas Essenzielles fehlte. Obwohl ich in meinem beruflichen Umfeld den ganzen Tag von Menschen umgeben war, fühlte ich mich zunehmend einsam und nur wenig aufrichtig wertgeschätzt. Diese Einsamkeit habe ich nicht freiwillig gewählt, das Alleinsein schon, immer wieder, um Abstand zu gewinnen und mir Klarheit zu verschaffen, wie es denn weitergehen sollte. In diesen Momenten hätte ich gerne so eine Art Sparringspartner mit einer völlig neutralen Sicht gehabt, mit dem ich im gegenseitigen Vertrauen Dinge auf Augenhöhe besprechen könnte und der keine eigenen Interessen verfolgen würde. Leider gab es damals keine Person in meinem Umfeld, die diese Kriterien erfüllte. Nur wenig tröstete mich die baldige Erkenntnis durch den Austausch mit anderen Führungskräften, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine war. Diese unterschwellige Einsamkeit und der Wunsch nach mehr Wertschätzung ist in Führungskreisen scheinbar omnipräsent, wie auch die Sehnsucht nach einem neutralen Gesprächspartner auf echter Augenhöhe.
Der Verlust einer nahestehenden Person, eine zerbrochene Ehe oder die ersten Alterserscheinungen verstärken diese subjektiv empfundene Einsamkeit noch zusätzlich. Aus persönlichen Erzählungen weiß ich, dass außerdem die Angst vor Bloßstellung und damit einhergehender Diskriminierung ebenfalls dazu führen kann, diese empfundene Einsamkeit und die Angst vor dem Wertschätzungsverlust noch um ein Vielfaches zu potenzieren. Daher tendieren die meisten Führungskräfte dazu, verschiedene, im Grunde zutiefst private Belange oder Geheimnisse, wie ihre sexuelle Orientierung, Abhängigkeit von Drogen und/oder Alkohol, und/oder konfessionelle Zugehörigkeit ein Leben lang wie ihren Augapfel zu hüten und vor anderen zu verbergen. Kein Wunder, denn je höher wir aufsteigen, desto tiefer wäre doch unser Abstieg im Falle einer Indiskretion. So schweigen wir, sprechen mit niemandem darüber und vereinsamen noch mehr.
Prof. Dr. Reinhard Haller, langjähriger Chefarzt einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik und außerdem ein international gefragter Gerichtsgutachter und Bestsellerautor, beschreibt in seinem Buch »Das Wunder der Wertschätzung«, wie die fehlende Beachtung und Wertschätzung seitens des sozialen Umfelds das Gefühl der Einsamkeit triggert. Beachtet zu werden ist ein menschliches Grundbedürfnis. Der Mangel an Beachtung kann zu Krankheit und im Extremfall zum Tod führen. Die Bestätigung des Daseins durch die Eltern ist für ein Kind und seine Entwicklung eminent wichtig. Im Kindesalter völlig verkannt und abgelehnt zu werden, führt quasi zwangläufig zu psychischen Störungen im späteren Verlauf des Lebens. Wir alle brauchen nun einmal Zuwendung, und mangelnde Wertschätzung kann sich zu handfesten Konflikten hochschaukeln. Empathie und mitmenschliche Gefühle sind unabdingbar, sowohl im privaten Umfeld als auch in der Gesellschaft und im Berufsleben.
Speguloreflexion
Wie kann es nun aber sein, dass jemandem, der so exponiert im Mittelpunkt steht wie eine Führungskraft, gefühlt trotzdem nicht die gebührende Beachtung und Wertschätzung entgegengebracht wird?
Nun, dieses Phänomen kennen wir alle aus dem engeren zwischenmenschlichen Verbindungsgeflecht. Ich kann mich auch in einer Ehe, Freundschaft oder sonstigen Beziehung einsam fühlen, sobald mein Gegenüber mich nicht beachtet oder mir jedwede Wertschätzung verweigert.
Wenn der zwischenmenschliche, gegenseitig wertschätzende Kontakt nicht mehr gegeben ist, funktioniert keine Form der Beziehung auf Dauer zufriedenstellend. Auf das Wirtschaftsumfeld bezogen fühlt sich die Belegschaft oftmals von der Führungsetage abgekoppelt, empfindet »die da oben« als abgehoben, realitätsfremd und spiegelt diesen Mangel an Beachtung gnadenlos zurück. Die Chefetage wird damit in eine Art Isolation katapultiert, verliert den Kontakt zur Realität, und noch mehr Einsamkeit zieht ein. Ein oft fataler Kreislauf!
Ein Zwiegespräch
gegen den Druck und die Einsamkeit?
Mein Freund Luca, Junior-Chef eines mittelständischen Handelsunternehmens, gab folgendes Statement ab, als ich ihn fragte, wie er mit dem Druck des anstehenden Generationswechsels umgehen würde. »Die Erwartungen, die man an sich selber stellt, sind oft sehr hoch, zu hoch. Man darf keine Schwäche zeigen. Nichts geht schnell genug, nichts ist gut genug. Nur der Stärkere überlebt.« Den andauernden Vergleich mit der alten Führungsriege und den markttypischen, unerbittlichen Konkurrenzkampf versuchte er mit Sport zu kompensieren. Das erforderte Zeit, gnadenlose Härte mit sich selbst, Entschlossenheit, Kraft und Mut. Dieser selbst auferlegte Perfektionismus erzeugte bei Luca wenig überraschend noch mehr Stress und unweigerlich auch Enttäuschungen – tiefe Unzufriedenheit mit sich selbst war die Folge. Diese Unzufriedenheit versuchte er mit noch mehr Härte, Disziplin und Selbstkasteiung zu bekämpfen. Seine sozialen Kontakte außerhalb des beruflichen Daseins verkümmerten wie Pflanzen ohne Bewässerung, die Familie rückte an die letzte Stelle, die Kinder wurden als störend empfunden, wenn sie nicht wie geplant funktionierten. Luca glitt immer weiter in diese von ihm erschaffene Existenzblase und arrangierte sich mit der Einsamkeit. Das ging so lange gut, bis die Blase platzte und Luca die Diagnose Burn-out erhielt.
Ich bin heute nicht mehr mit ihm in Kontakt, aber ich frage mich schon, ob dieser Burn-out durch regelmäßige Zwiegespräche mit einem verständnisvollen und neutralen Gesprächspartner und Reflektor außerhalb der Familie hätte verhindert werden können. Ich bin davon überzeugt, dass Luca sich mit all der neuen Verantwortung und dem Gegenwind des Prozesses des Generationenwechsels im Grunde extrem einsam fühlte. Einsamkeit kann...
Erscheint lt. Verlag | 17.9.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft |
ISBN-10 | 3-99060-366-3 / 3990603663 |
ISBN-13 | 978-3-99060-366-6 / 9783990603666 |
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Größe: 271 KB
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