Fußball clever trainieren (eBook)
144 Seiten
Meyer & Meyer (Verlag)
978-3-8403-3888-5 (ISBN)
Björn Bremermann ist UEFA-A-Lizenz Fußballtrainer und arbeitete bereits in der Herrenregionalliga und im Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen. Zuvor trainierte er mehrere Jahre im Jugend- und Herrenbereich seines Heimatlandkreises. Er beschäftigt sich in seinen sportwissenschaftlichen Arbeiten zur Fußballtheorie mit der Modifikation von Trainingsmethodik und Didaktik im Kontext der Spielintelligenz, mit Führungskompetenzen von Fußballtrainern sowie mit der Persönlichkeitsentwicklung im Profifußball. In seiner Dissertation an der Universität Vechta untersucht er den Einfluss von spezifischen Persönlichkeitseigenschaften auf das Leistungsvermögen der Spieler.
Björn Bremermann ist UEFA-A-Lizenz Fußballtrainer und arbeitete bereits in der Herrenregionalliga und im Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen. Zuvor trainierte er mehrere Jahre im Jugend- und Herrenbereich seines Heimatlandkreises. Er beschäftigt sich in seinen sportwissenschaftlichen Arbeiten zur Fußballtheorie mit der Modifikation von Trainingsmethodik und Didaktik im Kontext der Spielintelligenz, mit Führungskompetenzen von Fußballtrainern sowie mit der Persönlichkeitsentwicklung im Profifußball. In seiner Dissertation an der Universität Vechta untersucht er den Einfluss von spezifischen Persönlichkeitseigenschaften auf das Leistungsvermögen der Spieler.
Vorworte
Danksagung
Einleitung
1 Das Anliegen des Buchs
1.1 Die Arbeit eines Fußballtrainers
1.2 Hinter den Kulissen
1.3 Zielgruppe des Buchs
2 Training
3 Individuelle Betrachtungsweise
3.1 Spielkompetenz
3.2 Technisch-taktische Fertigkeiten
3.2.1 Abwehrspieler
3.2.2 Mittelfeldspieler
3.2.3 Stürmer
3.3 Athletische Fertigkeiten
3.3.1 Ausdauer
3.3.2 Schnelligkeit
3.3.3 Kraft
3.3.4 Spielintensität
3.4 Kognitive Fertigkeiten
3.4.1 Wahrnehmung
3.4.2 Aufmerksamkeit
3.4.3 Antizipation
3.4.4 Entscheiden
3.4.5 Spielintelligenz
3.4.6 Spielkreativität
3.4.7 Intuition
3.5 Psychische Fertigkeiten
3.5.1 Selbstwirksamkeitserwartung
3.5.2 Copingstrategien
3.5.3 Willenskraft
3.5.4 Resilienz
3.5.5 Fokus
3.6 Vertiefung des Kapitels
4 Individualisierung
4.1 Was bedeutet Individualisierung im Fußball?
4.2 Warum wird eine Individualisierung gefordert?
5 Mannschaftliche Betrachtungsweise
5.1 Charakteristika der Mannschaft
5.2 Offensive Spielidee
5.3 Defensive Spielidee
6 Didaktik
6.1 Der Nutzen didaktischer Arbeit
6.2 Didaktik im Fußball
7 Methodik
7.1 Trainingsmethodik im Fußball
7.2 Implizites Lernen
7.3 Explizites Lernen
7.4 Üben (analytisch)
7.5 Spielen (ganzheitlich)
7.6 Methodischer Werkzeugkoffer
8 Trainingskonzeption
8.1 Mesozyklus
8.1.1 Mannschaftliche Betrachtung im Mesozyklus
8.1.2 Individuelle Betrachtung im Mesozyklus
8.2 Mikrozyklus
8.3 Die einzelne Trainingseinheit
9 Schlussbetrachtung
ANHANG
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Bildnachweis
3 INDIVIDUELLE BETRACHTUNGSWEISE
Als Trainer sollten wir uns die Frage stellen, ob wir mit unserem Training primär individuelle Fertigkeiten der Spieler oder das abgestimmte mannschaftliche Verhalten in einzelnen Spielphasen verbessern möchten. Mir ist bewusst, dass das eine das andere nicht ausschließt und die Übergänge fließend sind. Natürlich können wir das Abwehrpressing mit unserer Mannschaft trainieren und dabei einen beiläufigen Lerneffekt unseres Außenverteidigers im individuellen Zweikampfverhalten erzielen. Aus eigenen Erfahrungen als Trainer rate ich dazu, gezielt Schwerpunkte zu benennen und zu trainieren. Dies führt einerseits dazu, dass das relevante Verhalten in Häufigkeit provoziert wird. Andererseits schärft es das Bewusstsein und damit den Lerneffekt der Spieler.
In diesem Kapitel wird eine individuelle Betrachtungsweise eingenommen, indem einzelne spielrelevante Fertigkeiten identifiziert und seziert werden. Es hat sich der Blick im Training zuletzt sehr auf mannschafts- und gruppentaktische Prozesse verschoben. Was nützen ein guter Spielaufbau und ein gutes Übergangsspiel, wenn vorne ein Stürmer fehlt, der Angriffe vollenden kann?
Was nützen gute Abläufe im Pressing, wenn der Innenverteidiger bei Flanken immer „alt aussieht“? Im Austausch mit Trainerkollegen, die in den höchsten Jugendfußballklassen arbeiten, kristallisiert sich vermehrt die Erkenntnis heraus, dass es sich im Nachwuchs um den genannten „Einheitsbrei“ handeln würde. Mit Blick auf die fehlenden Positionsprofile der Nationalmannschaft könnte man der These zustimmen. Wo sind die Außenverteidiger, die eine hohe Quote im Defensivzweikampf aufweisen und zudem stets für Gefahr durch ihren Offensivdrang und ihre gute Flankentechnik sorgen?
Ist es als Stürmer wichtig, ein gutes Pressing betreiben zu können? Oder zwischen den Linien für ein Überzahlspiel zu sorgen? Nice to have – ich möchte diese Fertigkeiten nicht schmälern. In erster Linie vertrete ich die Auffassung, dass ein Spieler je nach Positionsgruppe eine unverhandelbare Kompetenz besitzen muss. Um es einfach auszudrücken: Ja, ein Stürmer muss zuerst den Ball über die Linie drücken können. Genauso muss ein Verteidiger zunächst den Stürmer darin hindern, Tore zu schießen.
Alles andere ist Bonus und hier trennt sich dann irgendwann die Spreu vom Weizen. Natürlich bringen Leistungsfußballer eine hohe Ausprägung für solche spezifischen Fertigkeiten mit. Sie können aber nur vollumfänglich zur Geltung gebracht werden, wenn sie einen regelmäßigen Reiz im Training erhalten.
Damit eine gezielte Ansteuerung individueller Fertigkeiten stattfinden kann, stelle ich im Folgenden die für das Spiel relevanten Fertigkeiten vor.
3.1SPIELKOMPETENZ
So gerne wir Trainer am Rand oftmals aktiv eingreifen würden, um es selbst „besser zu machen“, so ehrlich müssen wir uns eingestehen, dass Fußball auf diesem Niveau von den Spielern gespielt wird – und zwar in einer Geschwindigkeit, in der den Spielern vielfältige Fertigkeiten abverlangt werden.
Das Beruhigende ist, dass wir unsere Mannschaft nicht komplett auf sich allein gestellt auf den Platz lassen müssen. Schließlich haben wir einen gewissen Anteil daran, mit welchen Kompetenzen wir unsere Mannschaft am Wochenende in das Rennen um drei Punkte schicken. Wir müssen uns also die berechtigte Frage stellen, ob wir unseren Spielern durch unsere Trainingsangebote im Optimalfall ein besseres Rüstzeug mit an die Hand geben als unsere Kontrahenten.
Wir alle sehnen uns nach mündigen Spielern, die imstande sind, unsere vorgegebene Spielidee eigenständig umzusetzen. Doch welche Fertigkeiten werden überhaupt benötigt, damit Spieler im Leistungsfußball intuitiv – und ich werfe den Begriff der Intuition (siehe 3.4.7) bewusst schon an dieser Stelle ein – Spielsituationen im Sinne unserer Philosophie lösen können?
In dem Kapitel habe ich mich bewusst dafür entschieden, punktuell wissenschaftliche Literatur einfließen zu lassen. Sicherlich trägt das nicht immer zu einem besseren Lesefluss bei, hierdurch gewährleiste ich jedoch eine höhere Fachlichkeit.
Unter Spielkompetenz werden die kumulativen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten und Fertigkeiten verstanden, die Spieler in die Lage versetzen, ein Spiel zu verstehen, zu beherrschen und erfolgreich darin zu agieren. Sie sind sportartspezifisch und unterscheiden sich somit von den Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei der Ausübung anderer Spielsportarten relevant sind. Zudem sind sie durch regelmäßiges Durchleben von ähnlichen Situationen trainierbar (vgl. Reinders et al. 2018, S. 15 f.).
Grundsätzlich ist es aufgrund der Komplexität des Spiels schwierig, sämtliche Fertigkeiten zu sezieren. Es ist auch nicht mein Anspruch, ein vollumfängliches Modell zu entwerfen. Vielmehr geht es mir darum, weitere Trainer dafür zu sensibilisieren, sich bewusst zu machen, wie sich die Leistungsstruktur des Fußballs zusammensetzt.
In diesem Kapitel verfolge ich das Ziel, leistungsrelevante Fertigkeiten vorzustellen, welche in der Gesamtheit die Spielkompetenz eines Spielers abbilden. Erst auf der Basis der Spielkompetenz lassen sich didaktisch begründete Handlungsempfehlungen für das Training geben.
Was braucht es also entsprechend der Definition zur Spielkompetenz, um ein Sportspiel zu verstehen und zu beherrschen, damit man letztlich erfolgreich darin agieren kann?
Aktionen im Fußball sind immer das Resultat von ineinandergreifenden Fertigkeiten. In sämtlichen Spielsituationen müssen Spieler basierend auf kognitiven Fertigkeiten eine Entscheidung treffen (siehe 3.4). Damit die getroffene Entscheidung umgesetzt werden kann, bedarf es einer technischen Lösung (siehe 3.2) wie ein Dribbling, Passspiel oder einen Torabschluss. Sind die athletischen Voraussetzungen (siehe 3.3) allerdings nicht gut, wird dem Spieler eine gute Technik und Entscheidungsfindung wenig helfen. Darüber hinaus nehmen auch die psychischen Fertigkeiten (siehe 3.5) Einfluss auf die Aktion.
Kochen beispielsweise aufgrund von fehlerhaften Schiedsrichterleistungen die Emotionen über und ein Spieler ist nicht imstande, sie zu regulieren, dürfte es ihm schwerfallen, kreative Lösungen zu finden. Analog hierzu können Spieler mit beschränkten athletischen Fertigkeiten nicht gänzlich von ihrer brillanten Technik im Fintieren profitieren, da es ihnen oftmals nicht gelingen wird, den gegnerischen Verteidiger abzuschütteln.
Hieraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass die Spielkompetenz im Fußball aus dem Zusammenspiel verschiedener Fertigkeiten resultiert und eine isolierte Betrachtung der Komponenten wenig Sinn ergibt. Dieser Umstand wird später in der Methodik (siehe Kapitel 7) vertiefend aufgegriffen.
Prinzipiell ist es schwierig, die Wertigkeit einzelner Leistungsfaktoren exakt zu benennen und entsprechend zu priorisieren. Meinen Erfahrungen als Trainer zufolge sind die Gründe von Spielkompetenz aber vor allem in den kognitiven und positionsspezifischen technisch-taktischen Fertigkeiten zu finden – was nicht bedeutet, dass die psychischen und physischen Fertigkeiten keine Beachtung finden sollten. Ich glaube, dass insbesondere in den psychischen Fertigkeiten noch viele unausgeschöpfte Potenziale schlummern und der Fußball sich in den nächsten Jahren dieser Perspektive zwangsläufig öffnen wird.
Mit dieser Denkweise möchte ich die positionsspezifischen technisch-taktischen sowie die kognitiven Fertigkeiten in den Vordergrund stellen und diese schwerpunktmäßig im vorliegenden Buch betrachten.
Die Spielkompetenz von Spielern dient als Ausgangspunkt für das Training. Mit steigender individueller Leistung eines einzelnen Spielers nimmt automatisch die Qualität der Mannschaft zu – ein erstrebenswertes Ziel.
Aus welchen einzelnen Fertigkeiten setzt sich die fußballerische Spielkompetenz nun eigentlich zusammen?
3.2TECHNISCH-TAKTISCHE FERTIGKEITEN
Das erfolgreiche Lösen von Spielsituationen hängt maßgeblich von den technisch-taktischen Fertigkeiten der Spieler ab und sollte daher essenzieller Bestandteil des Trainings sein. Spieler mit Weltklasseniveau machen deutlich, wie wichtig es ist, positionsspezifische Techniken und Taktiken zu beherrschen. Natürlich ist die Vorstellung erfüllend, Spieler in den eigenen Reihen zu haben, die positionsübergreifende Fertigkeiten haben und nahezu das gesamte Repertoire an Techniken und Taktiken beherrschen. Allerdings handelt es sich hierbei um rar gesäte Spieler wie Kevin De Bruyne oder Lionel Messi, die oftmals im obersten Regal zu finden sind. Das grundsätzliche Anforderungsprofil von technischen und taktischen Fertigkeiten leitet sich aus dem großen Spiel ab. Innenverteidiger brauchen ein anderes Werkzeug im Spiel mit und gegen den Ball als ein Außenstürmer.
In Zeiten, in denen manche Trainer Spieler von etatmäßigen auf ungewohnte Positionen rücken, stellt sich die Frage, ob anstelle von Positionen nicht lieber von Räumen und ihren Anforderungen gesprochen werden sollte. Neben den prominentesten Beispielen von Guardiolas ins Zentrum eingerückten...
Erscheint lt. Verlag | 30.9.2024 |
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Verlagsort | Aachen |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sport ► Ballsport ► Fußball |
Schlagworte | Buch für Fußballtrainer • Buch über Coaching • Coaching im Fußball • Didaktik Fußballtraining • Fußball clever trainieren • Fußballtrainer Tipps • fußballtraining gestalten • fußballtraining planen • Methodik Fußballtraining • Trainingskonzeption Fußball |
ISBN-10 | 3-8403-3888-3 / 3840338883 |
ISBN-13 | 978-3-8403-3888-5 / 9783840338885 |
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