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Die Bronzehändler

Eine verborgene Hochkultur im Herzen Europas

(Autor)

Buch | Hardcover
224 Seiten
2006 | 1., Aufl.
Campus (Verlag)
978-3-593-37912-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Bronzehändler - Klaus R Mai
CHF 34,85 inkl. MwSt
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Wenn man das kürzlich entdeckte Gräberfeld von Eulau in Sachsen-Anhalt betrachtet, ist man erschüttert über die vorzeitliche Katastrophe, die sich so eindrucksvoll in der konkreten Ausgestaltung der Gräber manifestiert, und die Trauer, welche die Überlebenden empfunden hatten. Ein Grab zeigt das Skelett eines Mannes, der ein Kind im Arm hält, und das Skelett einer Frau, das liebevoll das zweite Kind umfasst. Ohne Zweifel, sie sind zusammen gestorben und aufwändig beerdigt worden, nicht einfach so verscharrt. Die Familie, die in diesem Grab beigesetzt wurde, raffte ein erschreckend schnell hereinbrechendes Unheil dahin. Ein zweites Grab birgt das Skelett einer Frau, die einen Säugling im Arm hält. Und einen etwa zwölfjährigen Knaben. An seiner Seite liegt eine Streitaxt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er den Vater, der die Katastrophe überlebt zu haben scheint, im Jenseits vertreten sollte. Solange zumindest bis der Vater folgen konnte und sie nach Drangsal und Tod endlich wieder vereint sein würden. Dieses Grab datiert in die Zeit der so genannten Schnurkeramiker und stellt damit eine Art Vorspiel zur Bronzezeit dar. Unsere Vorfahren mögen alles Mögliche gewesen sein, aber eines mit Sicherheit nicht: primitive Barbaren. Sie fühlten Leid wie wir, empfanden Liebe und Fürsorge, familiäre Zuneigung, sie liebten ihre Kinder. Das alles erzählen die Gräber in ihrer erschütternden einfachen Bildlichkeit. Das Bild des Grabes verdeutlicht mehr als tausend streng wissenschaftliche Abstraktionen. Diese Menschen verteidigten ihre Werte und hielten sie hoch, bis neue Werte buchstäblich über sie hereinbrachen, denn sie lebten im Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit. Eine Gesellschaft, die ihre Werte aufgegeben hat, ist dem Untergang geweiht, sie wird nicht standhalten, weder dem inneren noch dem äußeren Druck. Kulturen werden erst dann überformt, wenn sie keine eigene Dynamik mehr entfalten, sie assimilieren erfolgreich, verleiben sich ein, was sie gebrauchen können, wenn sie noch Entwicklungskraft in sich verspüren. Vor über 4000 Jahren hatte die steinzeitliche Gesellschaft, die in Mitteleuropa eine egalitäre Gesellschaft war mit fehlenden gesellschaftlichen Hierarchien - familiäre existierten sehr wohl -, das Ende ihrer Entwicklung erreicht. Jede weitere Entwicklung bedeutete einen Schritt in eine neue, völlig andere Gesellschaft. Fremde, die einen weiten Weg zurückgelegt hatten, und deren Werte auf dem Weg gehärtet worden waren, brachten eine neue Kultur mit, die der zerfallenden in zwei Punkten überlegen war: Sie besaß eine neue Dynamik sowie eine überzeugende Zweckmäßigkeit. Die positive Seite dieser Verführung durch die Zweckmäßigkeit nennt man Fortschritt; die negative beschrieben die Gebrüder Grimm im Märchen von Hans im Glück, der es sich immer bequemer macht, immer mehr an Gepäck verliert, bis er nichts mehr besitzt. Dynamik heißt, die neue, zweckmäßigere Kultur trug Entwicklungsmöglichkeiten, Raum zur Entfaltung in sich.

B
Eine verschollene Hochkultur?
S

Die jüngsten archäologischen Funde gelten als Sensation. Sie belegen, dass mitten in Deutschland schon zur Zeit der griechischen Antike Menschen lebten, die Astronomie betrieben und Handelsbeziehungen bis nach Mesopotamien pflegten. eine Hochkultur vor unserer Haustür?
Sie besaßen wohl keine Schrift, aber sie hinterließen dennoch bemerkenswerte Spuren. Die Himmelsscheibe von Nebra schlägt große Wogen unter Archäologen und Astronomen; das Sonnenobservatorium bei Goseck ist älter als Stonehenge. Klaus-Rüdiger Mai erzählt die spannende Entdeckungsgeschichte dieser und weiterer Funde. Er berichtet von verblüffenden Erkenntnissen und zeichnet das Leben in Mitteleuropa vor 3.000 Jahren nach. Der Rohstoffhandel mit fremden Kulturen spielte in dieser Epoche eine entscheidende Rolle. Der Austausch von Zinn und Kupfer machte unsere Vorfahren zu einem Volk von Bronzehändlern.

Dr. Klaus-Rüdiger Mai studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie. Er arbeitete als Regisseur und Autor für das Theater, war Rundfunkautor und ist heute als Drehbuchautor, Dramaturg und Produzent für Fernsehproduktionen tätig.

1.In unserem Land weit vor unserer Zeit
2.Ankunft in der Vergangenheit
3.Unsere Vorfahren wandern ein
4.Erfolgsgeschichte einer geglückten Einwanderung
5.Der Herr des Feuers
6.Die Entdeckung der Bronze
7.Die Metallzeit beginnt
8.Der erste Schmied
9.Der Herr der Zeit
10.Herr der Ringe oder Knecht der Scheibe
11.Der Händler und der Krieger
12.Achsenzeit - Die dunkle Epoche
13.Der Mann mit dem Goldhut
Auswahlbibliografie und Quellen
Dank
Bildnachweise
Register

"Wenn man das kürzlich entdeckte Gräberfeld von Eulau in Sachsen-Anhalt betrachtet, ist man erschüttert über die vorzeitliche Katastrophe, die sich so eindrucksvoll in der konkreten Ausgestaltung der Gräber manifestiert, und die Trauer, welche die Überlebenden empfunden hatten. Ein Grab zeigt das Skelett eines Mannes, der ein Kind im Arm hält, und das Skelett einer Frau, das liebevoll das zweite Kind umfasst. Ohne Zweifel, sie sind zusammen gestorben und aufwändig beerdigt worden, nicht einfach so verscharrt. Die Familie, die in diesem Grab beigesetzt wurde, raffte ein erschreckend schnell hereinbrechendes Unheil dahin. Ein zweites Grab birgt das Skelett einer Frau, die einen Säugling im Arm hält. Und einen etwa zwölfjährigen Knaben. An seiner Seite liegt eine Streitaxt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er den Vater, der die Katastrophe überlebt zu haben scheint, im Jenseits vertreten sollte. Solange zumindest bis der Vater folgen konnte und sie nach Drangsal und Tod endlich wieder vereint sein würden. Dieses Grab datiert in die Zeit der so genannten Schnurkeramiker und stellt damit eine Art Vorspiel zur Bronzezeit dar. Unsere Vorfahren mögen alles Mögliche gewesen sein, aber eines mit Sicherheit nicht: primitive Barbaren. Sie fühlten Leid wie wir, empfanden Liebe und Fürsorge, familiäre Zuneigung, sie liebten ihre Kinder. Das alles erzählen die Gräber in ihrer erschütternden einfachen Bildlichkeit. Das Bild des Grabes verdeutlicht mehr als tausend streng wissenschaftliche Abstraktionen. Diese Menschen verteidigten ihre Werte und hielten sie hoch, bis neue Werte buchstäblich über sie hereinbrachen, denn sie lebten im Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit. Eine Gesellschaft, die ihre Werte aufgegeben hat, ist dem Untergang geweiht, sie wird nicht standhalten, weder dem inneren noch dem äußeren Druck. Kulturen werden erst dann überformt, wenn sie keine eigene Dynamik mehr entfalten, sie assimilieren erfolgreich, verleiben sich ein, was sie gebrauchen können, wenn sie noch Entwicklungskraft in sich verspüren. Vor über 4000 Jahren hatte die steinzeitliche Gesellschaft, die in Mitteleuropa eine egalitäre Gesellschaft war mit fehlenden gesellschaftlichen Hierarchien - familiäre existierten sehr wohl -, das Ende ihrer Entwicklung erreicht. Jede weitere Entwicklung bedeutete einen Schritt in eine neue, völlig andere Gesellschaft. Fremde, die einen weiten Weg zurückgelegt hatten, und deren Werte auf dem Weg gehärtet worden waren, brachten eine neue Kultur mit, die der zerfallenden in zwei Punkten überlegen war: Sie besaß eine neue Dynamik sowie eine überzeugende Zweckmäßigkeit. Die positive Seite dieser Verführung durch die Zweckmäßigkeit nennt man Fortschritt; die negative beschrieben die Gebrüder Grimm im Märchen von Hans im Glück, der es sich immer bequemer macht, immer mehr an Gepäck verliert, bis er nichts mehr besitzt. Dynamik heißt, die neue, zweckmäßigere Kultur trug Entwicklungsmöglichkeiten, Raum zur Entfaltung in sich."

Zusatzinfo zahlr. Abb., 8 S. Vierfarbtl
Sprache deutsch
Maße 172 x 250 mm
Gewicht 640 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Vor- und Frühgeschichte / Antike
Schlagworte Antike • Archäologie • Bronze • Bronzezeit • Deutschland • Europa • Frühgeschichte • Geschichte • Hardcover, Softcover / Sachbücher/Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Antike • HC/Sachbücher/Geschichte/Vor- und Frühgeschichte, Antike • Hochkultur • Mitteleuropa • Mitteleuropa, Geschichte; Vor-/Früh-G. • Mitteleuropa / Zentraleuropa, Geschichte; Vor-/Früh-G.
ISBN-10 3-593-37912-0 / 3593379120
ISBN-13 978-3-593-37912-8 / 9783593379128
Zustand Neuware
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