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von SCHMERZ zu FREI (eBook)

Ein echter Mutmacher! Schmerzen verstehen helfen - Schmerztherapie - Psychologie - Forschung
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
291 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7598-5158-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

von SCHMERZ zu FREI -  Susanne Schmid
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Chronische Schmerzen, niederschmetternde Diagnosen, unzählige Arztbesuche und wieder keine Besserung. So sah Susannes Leben über Jahrzehnte aus. Die Aussichten sind schlecht, doch sie kann sich nicht damit abfinden: 'Wie nur komm ich da raus? Warum erhalte ich keine wirkliche Hilfe? Wie groß ist der Anteil, den Kopf und Seele an meinen Schmerzen haben? Kann ich den für mich nutzen?' Diese und viele weitere Fragen stellt sie sich im Laufe der Jahre. Und Susanne weiß eines sicher: 'Aufgeben ist keine Option. Ich will Antworten auf meine Fragen.' Wie sie ihren Weg hinaus aus chronischen Schmerzen fand, erzählt sie in diesem Buch. Darüber hinaus kommen Experten aus Medizin, Forschung und Patientenversorgung zu Wort: Prof. Dr. Isabelle M. Mansuy - Neuroepigenetik, Univ.-Prof. Dr. Barbara Sperner-Unterweger - Stress und Psychoneuroimmunologie, Dr. med. Axel Menzebach - Schmerzmedizin, Katja Sundermeier - Psychologie, Dr. med. Heinrich Binsfeld, Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e. V. - Versorgungslage. Noch ein Ratgeber? Nein. Ich habe ein Buch geschrieben, wie ich es selbst mittendrin in meiner 'Schmerzgeschichte' gebraucht hätte. Eines, das anhand eines echten Menschen - mit seinen Höhen und Tiefen - Mut macht. Und das mir geholfen hätte, chronische Schmerzen und die Zusammenhänge früher zu verstehen, um Abkürzungen zu nehmen. In dieses Buch hab ich all mein Herz und meinen Mut gepackt. Ich hab es FÜR DICH geschrieben. Lass dich mitnehmen auf eine ganz besondere Reise - von Schmerz zu FREI.

Nach über 20 Jahren mit chronischen Schmerzen trägt Susanne Schmid heute ihre Erfahrungen auf dem Weg zur SchmerzFREIheit mit ihrem Label (Instagram/Facebook) @hashtag_schmerzfrei in die Welt. Wie sie es geschafft hat, beschreibt sie auf liebevolle, authentische und nachvollziehbare Weise in ihrem Buch 'von SCHMERZ zu FREI'. Ein Buch aus dem Leben, das wirklich Mut macht! Heute begleitet sie andere (mit Vorträgen & Reisen&Retreats) dabei, zur Ruhe zu kommen und Veränderung in ihr Leben zu bringen - hin zu mehr Lebensqualität und -freude. Darüber hinaus engagiert sie sich als ehemals selbst Betroffene für eine Verbesserung der schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland.

Nach über 20 Jahren mit chronischen Schmerzen trägt Susanne Schmid heute ihre Erfahrungen auf dem Weg zur SchmerzFREIheit mit ihrem Label (Instagram/Facebook) @hashtag_schmerzfrei in die Welt. Wie sie es geschafft hat, beschreibt sie auf liebevolle, authentische und nachvollziehbare Weise in ihrem Buch "von SCHMERZ zu FREI". Ein Buch aus dem Leben, das wirklich Mut macht! Heute begleitet sie andere (mit Vorträgen & Reisen&Retreats) dabei, zur Ruhe zu kommen und Veränderung in ihr Leben zu bringen - hin zu mehr Lebensqualität und -freude. Darüber hinaus engagiert sie sich als ehemals selbst Betroffene für eine Verbesserung der schmerzmedizinischen Versorgung in Deutschland.

Was ich als Kind im Zusammenhang mit Schmerz lernte wirkte nach

Der Fixateur wurde unter der nächsten Narkose entfernt. Bei dem Spickdraht, der mein Sprunggelenk durchzog, war man weniger zimperlich. Ich erinnere mich noch gut an diesen Tag. Er war aufregend. Was würde mich genau erwarten? Auf der Fahrt in die Klinik erklärte mir Papa, dass wir „unseren Arzt“ wiedertreffen. Mehrmals hatte ich mitangehört wie meine Eltern erzählten: über die stundenlangen OPs und welch ein Glück wir hatten in dieser Klinik, bei genau diesem Arzt gelandet zu sein. „Dem verdanken wir unser Leben.“ So sah ich diesen Mann aus meinen kindlichen Augen als (m)einen Lebensretter. 

Meine Eltern versuchten solche Aktionen mit etwas Schönem zu verknüpfen. „Heute kommt dein Gips endlich ab und der Draht raus. Das heißt bald brauchst du keine Krücken mehr, ist das nicht toll? Das feiern wir und gehn Pizza essen.“ Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte. Vor allem schlug mir das Herz bis zum Hals. Ob die in mein Bein schneiden, wenn sie den Gips abmachen? Wie genau kommt der Draht aus meinem Sprunggelenk, fragte ich mich mit meinen neun Jahren. Der freundliche Pfleger, der den Gips entfernen sollte, nahm mir die Angst. Er erklärte mir was er machen würde. An seinem eigenen Arm trat er den Beweis dafür an, dass die Flex auf der Haut stoppte. Er scherzte sogar mit mir, brachte mich zum Lachen. Behutsam schnitt er den Gips auf. Erste Hürde genommen. War gar nicht so schlimm. Nur als das Innenfutter des Gipses, beim Abziehen, an dem Ende des aus meinem Fuß ragenden Drahtes rupfte, tat es weh. Mein Bein war komisch blass und dünn. Verunsichert beäugte ich es, bis die Tür aufging. Von der Liege aus strahlte ich „unseren Lebensretter“ an. Er lächelte zurück. „So, da sehen wir uns wieder. Dein Sprunggelenk ist gut verheilt. Du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen. Erstmal wird es kalt.“ Mit etwas Eisspray und viel Kraft, riss er den über Wochen eingewachsenen Draht aus meinem Gelenk. Der stechende Schmerz, der mich durchfuhr, trieb mir Tränen in die Augen. Ich war nicht mal dazu gekommen zu fragen, was als nächstes passieren würde. Meine Mutter wiegte mich in ihren Armen. „Das hast du gut gemacht. Ist schon vorbei.“ Es tat noch immer höllisch weh. Der Arzt erklärte meinem Vater das Röntgenbild. 

Ich wundere mich, wie präsent meine Erinnerungen an diese Szenen sind. Ich kann mich detailgenau erinnern, genau wie an die zugehörigen Gefühle: wie schnell alles ging, wie erschüttert ich war, wie freundlich und kalt zugleich dieser Arzt war, wie fremd sich mein Bein anfühlte, in welch einem Gefühlschaos ich den restlichen Tag verbrachte. 

Ich kann mir vorstellen, dass ein Chirurg emotionale Distanz aufbaut, um sich selbst zu schützen, bei den Herausforderungen seines Berufes. Dass im Klinikalltag die Zeit knapp bemessen ist. Und, dass in vielerlei Hinsicht Vorgaben zu erfüllen sind. Falls dieses Buch ein Mediziner liest, dann meine tiefgehende Bitte – nein, sogar eine Aufforderung: Wenn Sie ein Kind vor sich haben, dann machen Sie sich das bewusst. Es reicht nicht aus, in zwei Sätzen zu erklären oder eine Anweisung zu geben, wie „Zähne zusammenbeißen.“ Bitte nehmen Sie sich Zeit zu erklären, seien Sie ehrlich und vor allem – wenn Sie ein Kind vor sich haben ist Empathie gefragt. 

Mein Knöchel ließ sich nicht im Geringsten bewegen. Ähnlich wie mein linkes Knie, das ich ohne Fixateur nicht mal in den rechten Winkel anziehen konnte. Nun begann die Physiotherapie. Nach dem ersten Termin kuschelte ich mich völlig fertig an meine Mutter. Sie tröstete mich, wie es alle liebevollen Mamas tun: „Ich weiß, das ist nicht schön. Das muss sein, damit du wieder laufen kannst. Anders geht's nicht.“ Physiotherapie unterschied sich zu dieser Zeit enorm von heutigen Ansätzen. Ich mochte meine Therapeutin. Die war lustig und sang sogar mit mir. Das, was sie tat, hasste ich. Sie legte ein Winkelmaß an mein steifes Gelenk. „Heute schaffen wir wieder einen Millimeter mehr. Du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen.“ Dann drückte sie gegen eines meiner steifen Gelenke, bis mir die Tränen kamen. „Atmen!“ Vor lauter Zähne zusammenbeißen hatte ich die Luft angehalten. Dann ging es weiter, zwanzig Minuten lang, zweimal die Woche. Über ein halbes Jahr, in dem ich auf Krücken lief. Es waren gut sechs Monate, die ich mit gemischten Gefühlen verbrachte. Freude, das Haus zu verlassen und die Qual einer Behandlung. Im Glück durch die Stadt zu laufen und mit den erschrockenen Gesichtern der Menschen, die wir trafen. Mit Freundinnen, die mir den verpassten Schulstoff nach Hause brachten, lachen und traurig sein, dass sie spielen gingen und ich festsaß. Doch ich musste erst versuchen den Schulstoff nachzuholen und das Laufen neu zu lernen.

Es gibt einen Grund, warum ich dir das so ausführlich schildere. Das, was ich als Kind im Umgang mit Schmerzen lernte, wirkte nach. Unbewusst hielt ich es als Erwachsene genauso. Und damit bin ich nicht allein. Fast alle haben wir als Kinder Sätze gehört, wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“. Manchmal versteckten sie sich in einem anderen Kleid. „Ein Junge weint nicht“, „Stell dich nicht so an“, „Hör auf zu jammern.“ In meinem Fall war es „Zähne zusammenbeißen.“ Das heißt nichts sagen, durchhalten, den Schmerz aushalten solange es geht. Über zwei Jahrzehnte biss ich die Zähne zusammen, nicht nur in Bezug auf Schmerzen. Im Job gab ich einhundert Prozent, trotz alledem. Kam mir jemand blöd, sagte ich nichts und ärgerte mich hinterher. Weißt du was irre ist? Ich hielt dabei sogar die Luft an. Bei höllisch schmerzhaften Behandlungen, wie zum Beispiel der Infiltration in Gelenke und Nervenbahnen, kam ich nicht auf die Idee vorher nach einer lokalen Betäubung zu verlangen. Als wäre es ein notwendiges Übel. Schmerztabletten nahm ich anfangs nur sporadisch, ohne zu wissen, dass sie dann ihre Wirkung nicht richtig entfalten. Als seien Schmerzen normal und ich müsse sie aushalten. Alles, weil ich Überzeugungen mit mir herumtrug, die aus Kindertagen stammten. Ich kam lange nicht darauf, auch nur eine einzige davon zu hinterfragen, sondern fühlte mich Ärzten ausgeliefert. Die würden es schließlich besser wissen. Auch das Podest auf dem „unser Lebensretter“, stellvertretend für alle Ärzte stand, behielt ich bei. 

Als Kind hatte ich erfahren, wenn ich die Zähne zusammenbeiße, werde ich hinterher getröstet. Dann kümmert man sich besonders liebevoll um mich. In meinem Erwachsenenleben war ich oft frustriert, weil sich meine unbewusste Erwartung nicht erfüllte. Beispielsweise wenn ich über einen Kunden schimpfte, der mich angebrüllt hatte. (Zähne zusammenbeißen, still sein.) Und ich hinterher von meinem Gegenüber nur hörte: „Dem hätte ich aber was erzählt.“ Oder aber meine Erwartung erfüllte sich doch und ich bekam Zuwendung für mein Leiden. „Du Arme, dass du immer solche Schmerzen hast. Komm, jetzt tun wir dir was Gutes.“

Für den Fall, dass du gerade empört denkst, „sowas mach ich nicht!“: Ich bäumte mich richtig auf, als ich zum ersten Mal sinngemäß hörte: „Ein Teil von dir leidet, um Liebe zu bekommen.“ Ich doch nicht! Das machte mich wütend, wie eine böse Unterstellung. Schließlich tat ich alles, um meine Schmerzen loszuwerden. Dabei ging es lediglich darum, mir dieses inneren Anteils bewusst zu werden, um ihn aufzulösen. Es gab noch ein weiteres kindliches Learning im Umgang mit Schmerzen. Fast mein ganzes Leben lang lud ich mir die Verantwortung auf, anderen ihren Schmerz abzunehmen. Ich lächelte, egal wie fatal meine eigene Lage war, um mein Umfeld nicht zu belasten. Das war kein ehrliches Lachen aus meinem Herzen, sondern der „Schonwaschgang“ für meine Mitmenschen. Aber dazu später mehr.

Der erste Tag zurück in der Schule war etwas durch und durch Besonderes für mich. Ich sehnte mich unwahrscheinlich nach jedem kleinen Stückchen Normalität. Danach, dass das Drama ein Ende hätte und wieder mehr Spaß und Leichtigkeit da wären. Wenigstens kleine Stücke davon. Ich lief noch an Krücken. Meine Mitschüler und auch Lehrer machten es mir leicht. Immer jemand da, der mir die Schultasche trug oder etwas für mich holte, für das ich keine Hand frei hatte. Man war nicht streng mit mir, weil mir der Schulstoff von Monaten fehlte, den ich selbst zwar zu lernen versucht hatte, was aber alleine nicht so geklappt hatte. Ich strengte mich richtig an wieder mitzukommen. Auf keinen Fall wollte ich die vierte Klasse wiederholen und dann von meinen Freunden getrennt sein. Das schaffte ich und sogar richtig gut. Jede Woche wurde besser. Irgendwann kamen die Krücken weg. Ich konnte wieder laufen und bei den anderen sein. Ein normales Kind sein. Lachen, mitspielen, leben. Natürlich hätte ich manchmal noch Hilfe gebraucht. Zum Beispiel, wenn ich den Gegenstand von einem hohen Regal angeln wollte und ihn nicht erreichte, weil ich mich nicht auf Zehenspitzen stellen konnte. Doch diese Art von Aufmerksamkeit wollte ich nicht. Ich wurde einfallsreich, solche Situationen ohne fremde Hilfe zu lösen. Innerhalb von Monaten wurde ich wieder zu dem Kind, das man wegen seines Lachens mochte. Auch wenn sich der Schatten der dramatischen Ereignisse nicht leugnen ließ. Dieses Kind wollte so viel Normalität und Freude, wie nur irgend möglich. Der noch immer gedrückten Stimmung zu Hause entfliehen. Das ist kein an meine Eltern adressierter Vorwurf! Ich ziehe den Hut davor, wie sie ohne fremde Hilfe mit der Situation umgingen. Das muss ihnen erstmal jemand nachmachen. 

Vermutlich hat dieser Unfall mein Kämpferherz hervorgebracht. „Wir sind Kämpfer. Wir schaffen das....

Erscheint lt. Verlag 2.8.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Sonstiges
Schlagworte Chronische Schmerzen • Fibromyalgie bücher • Geschenk Krankheit • schmerz behandlung • Schmerzfrei • Schmerzgedächtnis • schmerz psyche
ISBN-10 3-7598-5158-4 / 3759851584
ISBN-13 978-3-7598-5158-1 / 9783759851581
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