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Lass die anderen reden (eBook)

Stresscoaching für einen gelassenen Umgang mit Menschen und Hunden
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
978-3-440-50999-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lass die anderen reden -  Vanessa Engelstädter
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In instabilen Zeiten ist emotionale Stabilität wichtiger denn je. Resilienz-Trainerin Vanessa Engelstädter zeigt in ihrem neuen Buch, wie du durch eine verbesserte Kommunikation mit deiner Umwelt und deinem Hund zu mehr Gelassenheit findest. Unsicherheiten, Ängste und Sorgen prägen unseren Alltag. Doch du kannst lernen, diesen Herausforderungen stabil und klar entgegenzutreten. Starke Resilienz führt nicht nur zu innerer Ruhe, sondern vertieft auch deine Beziehungen und die Bindung zu deinem Hund, indem es Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Mit praktischen Tipps, inspirierenden Beispielen und tiefem Einfühlungsvermögen führt dich die Autorin zu deinen inneren Ressourcen und hilft dir, gemeinsam mit deinem Hund zu wachsen. Entdecke jetzt einen entspannteren Umgang mit Fehlern, so wie eine liebevolle Betrachtung deiner Schwächen.

STRESS: ENTSTEHUNG UND AUSWIRKUNG


Einblick in Lillys Alltag mit Hund


Lilly muss dringend mit ihrem Hund raus. Eigentlich passt es ihr gerade gar nicht, sie hat noch so viel zu tun und tausend Dinge schwirren ihr durch den Kopf, die sie noch erledigen muss. Sie schaut nervös auf die Uhr, es ist kurz nach neun Uhr. Hoffentlich hat der Erzfeind von ihrem Hund Leo um diese Uhrzeit die Gassirunde schon beendet. Es sei denn, die Besitzerin hat wieder ihren Homeoffice-Tag, dann geht sie später raus und die Gefahr ist groß, die beiden zu treffen. Ihr Hund Leo, ein Golden Retriever, ist gerade ein Jahr alt und ein Rüpel an der Leine geworden. In der Hundeschule ist er ganz anders, viel eher das Vorbild als ein Leinen-Rambo. Die Trainerin nimmt sie beide gerne dran, um Übungen vorzumachen und lobt oft, wie gut sie zusammenpassen. Lilly verlässt den Hundeplatz fast immer mit Freude und einem stolzen Gefühl. „Auf dem Trainingsplatz …“, denkt Lilly grummelnd, denn zu Hause läuft gerade gar nichts. Der Rückruf funktioniert nicht mehr und dieses Nach-vorne-Springen an der Leine, wenn ihr Hund andere Vierbeiner sieht, ist einfach nur peinlich. Früher fanden alle Leo toll, jetzt gehen die Menschen mit ihren Hunden einen Bogen. Letztens rief ihr einer zu: „Eine Hundeschule wäre mal eine gute Idee!“. Eine passende Antwort fiel ihr nicht ein, stattdessen schossen ihr die Tränen in die Augen und sie ging mit hängenden Schultern nach Hause. Diesen Menschen möchte sie auf gar keinen Fall wieder treffen, deswegen geht sie seitdem eine andere Gassirunde. Doch auch da kommen ihr Hunde entgegen, bei denen Leo nicht entspannt ist. Und Menschen, bei denen Lilly nicht entspannt ist. Sie ist sich nämlich sicher, dass andere darüber urteilen, wie sie ihren Hund führt. Warum fällt es ihr nur so schwer, entspannt mit dem allen umzugehen? In den sozialen Medien sieht sie, wie einfach es ist, wie toll die Hunde und wie glücklich die Menschen sind. Auch wenn sie es nicht gerne zugibt, es macht sie manchmal neidisch, dass es andere so leicht haben.

Seufzend nimmt sie die Leine und geht vor die Tür. Sie spürt ihr Herz klopfen und ihr Bauch schmerzt leicht. Ihre Schulter tut noch vom letzten Spaziergang weh, als sich Leo mit voller Wucht in die Leine geschmissen hat. Sie greift in die Jackentasche und prüft, ob sie die super Leckerlis eingepackt hat, vielleicht lässt Leo sich diesmal damit ablenken. Nach ein paar Metern merkt sie, wie sie die Leine auf Spannung hält und ihre Hand verkrampft ist.

Leo merkt auch einiges. Er hat mehrfach seinen Menschen angeschaut. Den kooperativen Blick wendet er gerne an: Lilly freut sich dann immer und gelegentlich gibt es ein Leckerli dafür. Doch diesmal hat sein Mensch anscheinend keine Augen für ihn und er spürt die Anspannung über die Leine. So geht er halt schnüffeln, denn seine Welt hat sich seit einiger Zeit verändert. Sie ist viel größer und interessanter geworden. Er hörte Lilly letztens das Wort „Pubertät“ sagen, was immer das heißt. Plötzlich kommt ihn ein verführerischer Duft in die Nase. Die Nachbarshündin ist gerade läufig, das muss er genauer untersuchen. Er bleibt abrupt stehen und wendet sich der Geruchsquelle auf dem Nachbarsgrundstück zu. Er hört Lilly schimpfen, aber er weiß mittlerweile, dass er mit seinem Gewicht auf jeden Fall zu dieser gut riechenden Stelle kommen wird. Notfalls legt er sich platt auf den Boden, das zeigte bisher immer eine Wirkung. Er spürt immer mehr Aufregung, wenn er andere Hund sieht. Früher durfte er immer „Hallo“ sagen und es entstand oft ein wildes Rennspiel. An diesen Glücksrausch kann er sich noch gut erinnern, nun ist die Leine dran und er darf nicht mehr hin. Was für ein Frust!

Ausgerechnet jetzt kommt der Nachbar mit einer Mülltüte in der Hand aus der Haustür und Lilly sieht genau, wie er sie missbilligend anschaut, weil Leo sie gerade auf seinen schön gepflegten Rasen zieht. Der Mann schmeißt den Müll in die Tonne, geht wieder rein und knallt die Haustür zu. Leo hat sich mittlerweile hingelegt und bewegt sich kein Stück mehr weiter. Lilly schämt sich. Der Spaziergang fängt ja gut an.

Kommt dir das bekannt vor? Kennst du ähnliche Situationen, wie Lilly sie erlebt hat, bei denen du dich wütend, traurig oder hilflos gefühlt hast? Die meisten Menschen mussten sich schon mit diesen Gefühlen im Umgang mit ihren Hunden und der Umwelt auseinandersetzen. Manchmal hielt diese innere Stimmung länger an, ein anderes Mal war sie nur von kurzer Dauer und schnell wieder vergessen. In einigen Fällen beeinflussen diese Gefühle den Menschen nachhaltig in seinem Alltag.

Werfen wir gemeinsam einen näheren Blick auf die Geschichte von Lilly und Leo. Dabei schauen wir mit einem emotionalen Abstand und der Sicht eines Coaches genauer hin.

Lilly zeigt von Anfang an eine große Anspannung. Die Anspannung startet in ihren Gedanken. Sie überlegt, wann und wer jetzt Gassi geht, sie ruft sich Bilder alter Begegnungen ins Gedächtnis, die in ihr ein schlechtes Gefühl ausgelöst haben, sie interpretiert Blicke und Sätze als negativ und angreifend. Außerdem hat sie die Sicht, dass sich ihr Hund zum Negativen verändert hat und ihn andere jetzt ablehnen, bzw. meiden. Ihr ist es wichtig, was Menschen über sie sagen, die Trainerin löst Stolz in ihr aus, der Nachbar Scham und eine unbekannte Gassigängerin macht sie mit einem Satz nachhaltig traurig. Aufgrund ihrer Bedenken weicht sie von ihren ursprünglichen Planungen ab, sie verschiebt Gassizeiten und -runden. All ihre gedanklichen Prozesse tragen sich auf körperlicher Ebene fort: erhöhter Pulsschlag, verspannte Muskeln, Bauchschmerzen und eine Unruhe. In diesem Zustand hat sie keinen offenen Blick für die positiven Signale, die Leo sendet, um ihn passend anzuleiten.

Auch Leo macht in dieser Geschichte Lernerfahrungen. In einer Phase, die besonders wichtig für den Reifungsprozess im Gehirn ist: der Pubertät. Seine Erfahrungen sind derzeit eine angespannte und nervöse Besitzerin, wenige Möglichkeiten der Orientierung an ihr und er lernt, dass er durch körperlichen Einsatz – Ziehen und Hinlegen – seine Motivation und Wünsche erhält. Andere Hunde lassen ihn aufgeregt werden, diese Erregung zeigt sich bei den Hundebegegnungen, die sich in dieser Form immer mehr ritualisieren und konditionieren. Leo hat augenscheinlich eine Leinenaggression, die aus seiner Sicht viel eher eine Leinen„frustration“ ist. Denn das Hilfsmittel Leine hält Leo nur physisch davon ab, zu den anderen Hunden zu gelangen. Die Einsicht oder Idee, sich bei Lilly in reizvollen Situationen einzufinden und sich von ihr hindurch führen zu lassen, hat er im Moment nicht.

Wir stellen also fest: Leo macht gerade unpassende Lernerfahrungen und Lilly ist gestresst. In dem Zustand des Stresses läuft der Körper in einem gewissen Notlauf und die Wahrnehmung auf die Umwelt und den Hund verzerrt sich. Der Raum wird größer für Negativerlebnisse und -gedanken, während der Platz für positive Signale oder gute Erlebnisse kleiner wird.

Sorgen und Ängste starten immer in den Gedanken. Sie hemmen damit einen Zugriff auf Bereiche im Gehirn, in denen höhere kognitive Prozesse ablaufen, die dafür sorgen, Begebenheiten von allen Seiten zu sehen und von der emotionalen Betrachtungsweise etwas zurückzutreten. Kurz gesagt: Die Vernunft setzt aus, wenn wir im Stressprogramm unterwegs sind.

Je häufiger Ängste und Sorgen im Kopf abgespielt werden, desto mehr baut sich die Empfängnisbereitschaft dafür aus. Kleine Signale, wie Blicke von fremden Menschen, werden sofort in dieses Negativ-Schema einsortiert und die eigene Denkweise bestätigt. „Wusste ich es doch, dass sie ein Problem mit mir hat!“ kann so ein typischer Gedanke sein, ohne es genau zu wissen. Die Möglichkeit, dass der Blick eines Menschen vielleicht einen anderen Ursprung hat, der nichts Persönliches beinhaltete, wird kaum in Betracht gezogen. Zum Beispiel hat der Nachbar mit der Mülltüte Lilly gar nicht wahrgenommen, er hatte gerade einen Streit mit seiner Partnerin, wer den Müll rausbringen soll. So ging er mit entsprechender Laune vor die Tür und zog selbige danach laut wieder zu. Es hatte also nichts mit Lilly zu tun. Doch diese mögliche Betrachtung der Situation fand in dem Moment keinen Platz in ihren Gedanken.

In den nächsten Kapiteln gehen wir schrittweise durch, wie ein Mensch gelassener mit diesen Themen umgehen kann. Dabei kommen wir immer mal wieder auf Lilly und Leo zurück und du kannst schauen, welche Möglichkeiten ergriffen wurden, um eine Veränderung herbeizuführen. Das bedeutet übrigens nicht, dass Lilly zeitgleich einen sofort gelassenen Hund erhält, nur weil sie es schafft, sich anders auszurichten. Denn Leo hat bereits eine längere Lernerfahrung hinter sich, die sich im Gehirn gefestigt hat. Es braucht Wiederholungen und Kontinuität, um auch sein Verhalten zu verändern.

In diesem Buch geht es sehr oft um ein Verstehen von Prozessen und um ein Verständnis für Reaktionen. Mir begegnet in diesem Zusammenhang gelegentlich der Satz: „Früher war alles besser, da durfte der Hund noch Hund sein. In unserer Kindheit gab es kein Asperger Autismus oder ADHS, wir mussten einfach da durch und das lief auch!“. Ich möchte an dieser Stelle klar sagen, dass fehlendes Wissen oder Verständnis nicht automatisch zu mehr Gelassenheit bei Hunden oder Kindern führt. Viele ältere Menschen besuchen mein Stresscoaching mit dem ursächlichen Problem, dass ihre Bedürfnisse ein Leben lang übergangen wurden. Sie mussten lernen, ihre wahren Gefühle zu maskieren, um...

Erscheint lt. Verlag 19.8.2024
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Tiere / Tierhaltung
Schlagworte Empathie • gelassener Hund • Hund • Hundehalter • Hundetraining • Hundeverhalten • Impulskontrolle • Resilienz • Resilienzmanagement • Stresscoaching
ISBN-10 3-440-50999-0 / 3440509990
ISBN-13 978-3-440-50999-9 / 9783440509999
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