Vom Leben begeistert (eBook)
192 Seiten
bene! eBook (Verlag)
978-3-96340-311-8 (ISBN)
Sr. Teresa Zukic, Jahrgang 1964, ist Gründerin der »Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu«, eine der bekanntesten christlichen Autorinnen Deutschlands und eine gefragte Rednerin. Als sie 2020 an Krebs erkrankte, entschied sie sich dafür, in den Sozialen Medien offen über die Höhen und Tiefen ihrer Erkrankung zu berichten. Mit ihren Vorträgen macht sie Menschen Mut, das beste aus ihrem Leben zu machen. Sie wurde für ihr Wirken mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. www.schwester-teresa.de
Sr. Teresa Zukic, Jahrgang 1964, ist Gründerin der »Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu«, eine der bekanntesten christlichen Autorinnen Deutschlands und eine gefragte Rednerin. Als sie 2020 an Krebs erkrankte, entschied sie sich dafür, in den Sozialen Medien offen über die Höhen und Tiefen ihrer Erkrankung zu berichten. Mit ihren Vorträgen macht sie Menschen Mut, das beste aus ihrem Leben zu machen. Sie wurde für ihr Wirken mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. www.schwester-teresa.de
Kapitel 3
Tun, was zu tun ist
© Privat
Ja, mein Leben ist gesegnet. Vom ersten Moment an, als ich mich ankündigte, so erzählt meine Mama, wurde ich von ihr gewollt, ersehnt und überwältigend geliebt. Und ich liebe diese außergewöhnliche Frau, die mir immer ein Vorbild an Kraft, Stärke und Freundlichkeit ist, meine Mutti, von dem Augenblick an, als mir dies zum ersten Mal als Kind bewusst wurde. Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Wir schmusen auch nach wie vor zusammen. Bei meiner Mama fühle ich mich immer geborgen. Mein Vater brauchte erst einen Stups, um sich mit der neuen Situation anzufreunden, weil nichts seiner sportlichen Karriere im Weg stehen sollte. Aber kaum war ich da, war ich Papas Liebling. Mein sportliches Talent habe ich von beiden geerbt. Mama war eine begnadete Basketballspielerin und spielte Tischtennis. Und mein Vater war als Profifußballer später stolz auf die Erfolge seiner Tochter als Kunstturnerin und als erfolgreiche Leichtathletin. Gott hatte da auch schon seine Finger im Spiel, auch wenn ER sich Zeit ließ, in mein Leben zu treten.
Als mein Vater als Fußballspieler entdeckt wurde, zogen meine Eltern nach Deutschland. Unsere liebe Oma passte in Kroatien auf meinen Bruder und mich auf, bis wir von den Eltern nachgeholt wurden. Heimat war für mich immer, wo meine Mama war. Wo wir lebten, war mir egal. Mit fünf Jahren begann für mich das neue Abenteuer.
Im Kindergarten lernte ich im Nullkommanichts die deutsche Sprache – sie wurde mein schönstes und stärkstes Ausdrucksmittel. Oder wie es im Musical My Fair Lady heißt: »Die Sprache macht den Menschen, die Herkunft macht es nicht.« Auch wenn Kroatisch meine Muttersprache war, konnte man von Kindheit an nie an meiner Ausdrucksweise merken, dass ich Ausländerin war. Ich spreche perfektes Hochdeutsch, mit einem kleinen badischen Akzent, denn ich wuchs in Weinheim auf. Mit Begeisterung las ich viele Bücher, mich faszinierten auch Gedichte von Rainer Maria Rilke, die hatten es mir angetan. Die Faszination für schöne Geschichten, für gute Bücher, für Sprache und Kunst ist bis heute geblieben.
Erst vor Kurzem erinnerte ich mich an eine Begebenheit aus meiner Zeit auf der Realschule, bevor ich für ein Jahr auf das Wirtschaftsgymnasium wechselte und anschließend in ein Sportinternat kam.
Unser Klassenlehrer gab nicht nur das Fach Deutsch, sondern leitete auch die Französisch-AG, die ich freiwillig belegte, weil ich als Siebenjährige mit meinem Team als Kunstturnerin nach Paris reisen durfte und die französische Sprache mich faszinierte. Leider habe ich während meiner Schulzeit auch kaum Lehrer erlebt, die mich fürs Lernen begeisterten – außer meine Grundschullehrerin Frau Müller, die ich abgöttisch liebte, und später mein Kunstlehrer – und die Sportlehrerin auf der Realschule. Ich habe nie eine enthusiastischere Lehrkraft erlebt, so wie sie im Film Club der toten Dichter gezeigt wird.
Es freute mich, dass ich während meiner Schul- und Studienzeit immer wieder zur Klassen- bzw. Semestersprecherin gewählt wurde. Die Aufgabe übernahm ich gerne, es gefiel und gefällt mir, für andere und eine gute Sache einzustehen. Ansonsten tat ich nur das Nötigste für die Schule, denn meine ganze Konzentration galt meiner Sportkarriere.
Eines Tages teilte unser Klassenlehrer zu Beginn der Deutschstunde einen benoteten Französisch-Vokabeltest aus. Mein Test war schlecht ausgefallen, ich hatte nicht viel dafür gelernt und auch kein besseres Ergebnis erwartet. Schlimm fand ich, dass mich der Lehrer vor der gesamten Klasse niedermachte. Er sagte, und dieser Satz ist mir bis heute in Erinnerung geblieben: »Es können ja nicht alle auch etwas im Gehirn haben, wenn sie es vor allem in den Füßen haben.«
Ich war beleidigt.
Dann sollten wir einen Aufsatz schreiben. Das Thema lautete: »Was ist Mut?« Ich brauchte eine Zeit lang, um mich zu beruhigen, denn ich fand, dass es nicht richtig war, mich vor der ganzen Klasse schlechtzumachen und mich auf meine »Füße«, das sportliche Können zu reduzieren. Und ich hatte überhaupt keine Lust, den Aufsatz zu schreiben. So schrieb ich nur einen Satz, wartete, bis meine Mitschüler ihre Hefte beim Lehrer abgaben, und tat es ihnen gleich.
Der Klassenlehrer war dafür bekannt, dass er wochenlang brauchte, um Arbeiten zu korrigieren. Ich vergaß den Aufsatz, verdrängte das Ganze. Wochen später lagen plötzlich die Schulhefte mit den Aufsätzen auf dem Pult des Lehrers. Er sagte: »Heute bekommt ihr eure Arbeiten zurück. Wegen eines Aufsatzes gab es sogar eine Lehrerkonferenz. Jemand hat eine Eins bekommen, obwohl nur ein Satz in seinem Heft steht. Wir haben uns im Kollegium dazu ausgetauscht, wie das zu bewerten sei.« Alle schauten sich verblüfft an.
»›Was ist Mut?‹, lautete das Aufsatzthema. Und dann schreibt eine von euch auf die ansonsten komplett leere Seite: ›Das ist Mut!‹, und traut sich, das so abzugeben.«
Die Röte stieg mir ins Gesicht, als ich das Heft entgegennahm. Es stimmte, diesen einen Satz hatte ich geschrieben. Mehr nicht. Und es war mir ganz egal, ob ich dafür eine Sechs bekommen würde.
Ein halbes Jahr später stellte mich mein Klassenlehrer erneut vor allen bloß. Kurz darauf mussten wir wieder einmal einen Aufsatz schreiben. Das Thema habe ich vergessen, aber ich weiß noch, dass meine Wut auf den Lehrer riesig war, noch größer als zuvor. Deshalb weigerte ich mich, über das vorgegebene Thema zu schreiben, und erklärte stattdessen schriftlich, warum es mir unmöglich ist, die Aufgabe zu erfüllen. So schrieb ich darüber, dass ich das Verhalten des Lehrers nicht richtig fände, eine Schülerin vor der gesamten Klasse vorzuführen. Ich zitierte Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke und andere Dichter, deren Texte mir das Selbstvertrauen gaben, für meine Rechte einzutreten.
Es war mir ganz egal, ob ich das Thema verfehlt hatte. Manchmal muss ein junges Mädchen tun, was zu tun ist!
Heute schmunzle ich über mein Vorgehen und die Dreistigkeit, ein zweites Mal die Erfüllung einer gestellten Aufgabe zu verweigern. Aber auch darüber, wie es am Ende ausging. Denn auch nach dieser Klassenarbeit gab es eine Lehrerkonferenz – und ich bekam für meinen Aufsatz wieder eine Eins.
Meine Mama konnte es nicht fassen.
Sechsundvierzig Jahre habe ich nicht mehr daran gedacht. Aber ich hatte schon damals den Drang, mutig zu sein – und es wurde belohnt. Im Nachhinein empfinde ich auch diese Begebenheit als Segen. Gott hat alles geplant – vom Ballettunterricht und dem Kunstturnen bis zur Bibel in meinem Zimmer. Schon mit sechs Jahren wurde uns im Ballettunterricht eingetrimmt zu strahlen, egal wie schwer die Übung oder der Wettkampf war. Ausstrahlung war auch beim Turnen sehr wichtig, aber da ich alles, was ich tat, mit Leidenschaft machte, brauchte ich darin nicht viel Übung. Es war mein Leben. Den inneren Schweinehund in der Zeit als Mehrkämpferin in der Leichtathletik zu überwinden, gehörte einfach dazu, wenn du etwas erreichen wolltest.
© Privat
100-Meter-Hürdenlauf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, 200- und 800-Meter-Lauf sowie Speerwurf waren die Disziplinen im Siebenkampf. Vielseitigkeit war gefragt. Dass ich einmal Vizemeisterin im Hochsprung und gleichzeitig auch im Kugelstoßen wurde, zeugte davon. Vierzig Stunden die Woche trainierte ich, das volle Programm – vom Krafttraining bis zu langen Ausdauerläufen durch den Wald. Nie war mir etwas zu viel. Ich wusste: All das gehört dazu und wurde für mich zu einer Schule fürs Leben.
Das Schöne in der Leichtathletik ist, dass du immer Siegerin bist, wenn du deine Bestleistung im Wettkampf erreichst – auch wenn du dabei nur Dritte oder Zehnte wurdest. Sein Bestes zu geben, darum ging es! Wir waren gemeinsam auf dem Feld, und wir kämpften füreinander. Im Basketball Teamplayer zu sein, anders geht’s nicht. So vieles hat der Sport mich gelehrt, was ich gut gebrauchen konnte, als ich damit begann, für etwas anderes zu laufen: die Liebe Gottes zu verbreiten.
In der Osternacht 1984 wurde ich getauft und gefirmt, durfte zum ersten Mal Jesus empfangen. Denn ein Erwachsenentäufling bekommt alle drei Sakramente auf einmal gespendet. Das war das größte Erlebnis meines Lebens. Eine Fülle von Gaben wurde mir geschenkt, von denen ich erst später erfuhr. Die Wochen der Vorbereitung fielen genau in meine Abiturprüfungszeit. Jetzt war nicht mehr der Sport die Nummer eins in meinem Leben, sondern Gott. Und alles war mir heilig. Jede Kniebeuge, jedes Kreuzzeichen, jedes Gebet. ER war die Luft, die ich atmete. Ich wollte das Christentum ausprobieren und merkte, wie einfach die Worte der Bergpredigt umzusetzen sind. Einfach tun. Vor Freude, dass es Gott gab, fiel ich einmal sogar vom Fahrrad, weil ich mit den Gedanken bei IHM war. Oder ich schenkte wildfremden Menschen auf der Straße Rosen. Dabei lächelte ich sie an, und sie lachten dankbar zurück.
Mein Herz gehörte ganz Gott, das spürte ich schnell, er hatte es vollkommen in Besitz genommen. Da war kein Platz mehr für Training und Medaillen. Unvergessen ist auch, dass ich bei einer schriftlichen Abiprüfung einen kleinen Zettel vor mir liegen hatte. Der Lehrer fragte mich, als er mit ernster Miene auf mich zukam, was das sei. »Mein Spickzettel«, sagte ich. Der Mann schnappte sich den Zettel und schüttelte den Kopf. Es war der Pfingsthymnus, das große Gebet zum Heiligen Geist, das ich aufgeschrieben und mitgenommen hatte. Ich liebte...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2024 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 50. Geburtstag • 60. Geburtstag • 70. geburtstag frau • Achtsamkeit • als Frau älter werden • buch altern • buch alt werden • Christliche Bücher • christlicher Glaube im Alltag • Christlicher Ratgeber • Ermutigung • Frauen in der Lebensmitte • Gelassenheit im Alltag • gelassenheit im alter • Gesundheit im Alter • Heilung • Klosterweisheit • Krankheit im Alter • Lebenserfahrung • Lebenserfahrungen • Lebensfreude • Lebensklugheit • Lebensmitte • Lebensmut • Ordensfrau • Ordensschwester • positive Einstellung • Positives Denken • reife Frau • Schwester Teresa • schwester teresa zukic • Seelische Gesundheit • Spirituelle Impulse • Teresa Zukic • teresa zukic bücher • teresa zukic vom leben begeistert • Umgang mit dem Altern • Umgang mit dem Älterwerden • Umgang mit Krisen • weise Frauen • Weisheit aus dem Kloster • Weisheit Frau • Weisheit in der Lebensmitte |
ISBN-10 | 3-96340-311-X / 396340311X |
ISBN-13 | 978-3-96340-311-8 / 9783963403118 |
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