Bock auf Eishockey (eBook)
272 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-108-6 (ISBN)
Christian Rotter, geboren 1977 in Heidelberg, Studium der Politischen Wissenschaften und Philosophie in Heidelberg, ist Redakteur beim Mannheimer Morgen, wo er das Sportteam leitet. Seine Themenschwerpunkte sind Leichtathletik und Eishockey. Bisherige Buchveröffentlichung: 111 Gründe, die Adler Mannheim zu lieben.
Christian Rotter, geboren 1977 in Heidelberg, Studium der Politischen Wissenschaften und Philosophie in Heidelberg, ist Redakteur beim Mannheimer Morgen, wo er das Sportteam leitet. Seine Themenschwerpunkte sind Leichtathletik und Eishockey. Bisherige Buchveröffentlichung: 111 Gründe, die Adler Mannheim zu lieben.
DIE ZWEITE LEIDENSCHAFT
Felix Neureuther ist einer der erfolgreichsten deutschen Skifahrer. Er gewann fünf WM-Medaillen und feierte 13 Weltcupsiege. In seinem Herzen hat Neureuther aber auch Platz für einen zweiten Sport.
Wenn du in Garmisch aufwächst, führt kein Weg am Eishockey vorbei. Der SC Riessersee spielt im deutschen Eishockey leider nicht mehr die Rolle wie früher, der zehnfache deutsche Meister hat aber eine große Tradition und macht immer noch eine hervorragende Nachwuchsarbeit. Bei mir war zwar dank meiner Eltern klar, dass ich beim Skifahren landen und eher die Pisten runter- als der schwarzen Hartgummischeibe nachjagen würde. Das Eishockey hat mich aber immer fasziniert, über meine Freunde bin ich in Berührung mit diesem Sport gekommen. Fast alle aus meiner Klasse spielten beim SC Riessersee Eishockey. Ich verbrachte viele Stunden im Stadion, feuerte unsere Bundesligamannschaft an und schnürte auch selbst die Schlittschuhe. Den größten Spaß machte es, draußen zu spielen. Wenn der Riessersee, der Geroldsee oder der Pflegersee zugefroren waren, haben wir eine Fläche vom Schnee befreit und nach Herzenslust gezockt.
Ich zählte keinesfalls zu den Besten. Fast alle Klassenkameraden und Freunde aus der Schule haben das SCR-Trikot getragen, den Sport von der Pike auf gelernt, später große DEL-Karrieren hingelegt und es zum Teil sogar bis in die Nationalmannschaft geschafft: Marcus Kink, Martin Buchwieser, Uli Maurer, Thomas Gödtel, „Harti“ Wild, die Hinterstocker-Brüder haben mich mitgeschleppt – und ich war einfach nur froh, dass ich ein Teil der Gruppe sein konnte. Es haben sich Freundschaften fürs Leben entwickelt.
Bayrischer Meister im Schuleishockey
Auch an unserem Werdenfels-Gymnasium in Garmisch-Partenkirchen spielte Eishockey eine große Rolle. Unsere Schulmannschaft hatte immer die Chance, es weit zu schaffen. Und da ich mich so ziemlich bei jedem Schulsport angemeldet habe, um an den Wettbewerbstagen schulfrei zu bekommen, setzte ich meinen Namen auch auf die Liste für das Eishockeyteam. An der Seite meiner Spezl gewann ich erst den regionalen, dann den überregionalen Entscheid. Und auch auf Landesebene waren wir fast unschlagbar. Es kamen zwar die besten Eishockeymannschaften aus ganz Bayern zum Finalturnier zusammen. Wir, die Truppe von Lehrer Michael Osterhammer, spielten aber in einer eigenen Liga. 15:0-Ergebnisse waren keine Seltenheit.
Ich trug eigentlich gar nichts dazu bei, denn im Vergleich zu meinen Teamkollegen, die teilweise in deutschen Auswahlmannschaften aufliefen, konnte ich gar kein Eishockey spielen. Marcus Kink war einfach brutal stark. Auch sein Bruder, der Schorschi, Christoph Melischko, Stefan Schauer und Florian Vollmer haben das Team getragen. Ich war eher Statist, aber dennoch glücklich mit meiner Rolle und nahm es gerne mit, einige Tage nicht in die Schule zu müssen. Es war völlig wurscht, wo sie mich hingestellt haben. Das, was ich gespielt habe, konnte man nicht als Position definieren. Das große Ziel war immer, dass ich ein Tor schieße. Und das habe ich tatsächlich geschafft – aber nicht, weil ich den Puck gut getroffen hatte, sondern weil ein misslungener Querpass zufällig auf meinem Schläger landete – und von dort ging die Scheibe dann eben rein. Es war cool, dass ich mich Bayerischer Schulmeister im Eishockey nennen konnte. Leider war nach diesem Landesentscheid Schluss, auf Bundesebene gab es keine Schulwettkämpfe. Beim Skifahren war das anders, da hat unsere Schule sogar den WM-Titel gewonnen.
Der Geist, der dich trägt
Als Skifahrer bist du zum größten Teil auf dich allein gestellt. Klar, auch hier gibt es eine Nationalmannschaft, ein Team ums Team. Wenn du aber im Starthäuschen stehst und auf die ersten Tore blickst, kommt es einzig und allein auf dich an. Natürlich hat das auch einen speziellen Reiz, aber ich muss schon zugeben, dass ich diesen Teamspirit vermisst habe, der sich gerade in einem Mannschaftssport wie dem Eishockey so genial entwickelt. Unsere Schulmannschaft kam nicht so oft zusammen wie eine Vereinsmannschaft, trotzdem war dieser Mannschaftsgeist zu spüren. Ein Geist, der dich trägt und dich auch dazu verleiten kann, alles – auch Unüberlegtes – zu tun, um dazuzugehören. So ließ ich mich zu einer Aktion hinreißen, die mir noch heute unheimlich leidtut. Ich solle doch mal einen Gegenspieler umchecken, stachelten mich meine Freunde an. Na, wenn die das sagen, wird es schon passen, dachte ich, und fuhr wirklich einen Gegenspieler um. Zum Glück hat er sich nicht verletzt, aber ich kassierte eine Fünf-Minuten-Zeitstrafe. Das war die härteste Bestrafung, die du im Schuleishockey bekommen konntest. Ich war jung und machte mir keine Gedanken darüber, dass ich mich beim Eishockey verletzen und damit eine Skisaison riskieren könnte. Ich habe gespielt, weil es Spaß machte. In diesem Alter hast du das Gefühl, unzerstörbar zu sein.
Auch im Sommer, wenn die Pisten grün und das Eis abgetaut waren, lebten wir diesen Teamgedanken. Wir profitierten voneinander. Ich gebe gerne zu, dass ich es nach einer Saison nicht unbedingt geliebt habe, in den Kraftraum zu gehen. Das war für mich nur ein Mittel zum Zweck. Ich habe es gemacht, damit ich es gemacht habe. Um nicht mit den Gewichten allein zu sein, habe ich auch immer Trainingseinheiten mit meinen Puck-Freunden eingelegt. Wenn Marcus Kink, Martin Buchwieser und Uli Maurer mit mir schwitzten, war das sofort etwas ganz anderes. Wir haben uns gegenseitig unterstützt und gepusht. Wenn du denkst, dass du nicht mehr kannst, aber einer deiner Spezl neben dir steht und dich aufmuntert: „Auf geht’s, weiterkämpfen“, dann kommt das bei dir anders an, als wenn es dein Trainer von dir verlangt. Im Kraftraum war eine andere Dynamik zu spüren, das Training hat sogar angefangen, mir Spaß zu machen. Den Eishockey-Freunden ging es genauso, auch sie konnten durch mich profitieren. Meine Sommervorbereitung war professionell aufgebaut. Ich hatte einen eigenen Konditionstrainer, der einen exakt auf mich abgestimmten Trainingsplan erstellt hat. Ich hatte das Gefühl, dass im Eishockey nicht so individuell trainiert wurde und man die Sportler dort mehr sich selbst überließ. Ich fand es erstaunlich, dass sie sich vieles selbst erarbeiten mussten. Ich dagegen profitierte von einem sehr professionellen Umfeld. Mein Trainer hat aber auch bei den Eishockeyspielern zugeschaut und ihnen wichtige Tipps gegeben. Von so einem Austausch profitieren alle, auch das ist ein wichtiger Wert unter Sportlern.
Im Eishockeymannschaftsbus nach Lillehammer
Ich habe den Werdegang meiner Freunde immer verfolgt, schaute mir ihre persönlichen Statistiken an und freute mich, hatte jemand ein Tor geschossen oder eine Vorlage gegeben. Obwohl jeder von uns sein Leben gelebt hat, ist der Kontakt nie abgerissen. Die Freundschaften haben zu Erlebnissen geführt, die ich nie vergessen werde. So wie jenes im Frühjahr 2017. Ich saß auf gepackten Koffern, weil ich über Ostern für einen Urlaub zur Familie meiner Frau Miri nach Lillehammer nachreisen wollte. Zeit für einen Anruf bei Marcus Kink hatte ich aber noch:
Ich: „Servus, Marcus, wie ist die Lage?“
Er: „Gut, morgen geht’s von München nach Norwegen.“
Ich: „Ich fliege morgen auch nach Norwegen, nach Oslo. Der Flieger startet um 11 Uhr.“
Er: „Meiner auch. Danach geht’s weiter nach Lillehammer. Wir bereiten uns im Trainingslager auf die WM vor.“
Ich: „Nach Lillehammer? Da will ich auch hin!“
Am nächsten Tag saß ich nicht nur im gleichen Flugzeug, das auch die deutsche Eishockeynationalmannschaft nach Oslo brachte, sondern ich konnte mir auch die anschließende Zugfahrt nach Lillehammer sparen. Die Jungs und Bundestrainer Marco Sturm nahmen mich kurzerhand in ihrem Mannschaftsbus mit. Und nicht nur das: Vor dem Vorbereitungsspiel gegen Norwegen durfte ich in der Kabine die deutsche Starting Six vorlesen und nach der Partie dem besten deutschen Spieler den legendären Xaver-Unsinn-Pepitahut überreichen.
Kinki und ich, von klein auf ganz eng befreundet, schworen uns, einmal zusammen an Olympischen Spielen teilzunehmen. Gelungen ist uns das leider nicht. 2010 in Vancouver zählte er nicht zum deutschen Aufgebot, für die Winterspiele 2014 in Sotschi qualifizierte sich das DEB-Team nicht. Und 2018, als das deutsche Eishockey mit der olympischen Silbermedaille seinen bisher größten Erfolg feierte, musste ich passen. Ich hatte mir im November 2017 einen Kreuzbandriss zugezogen und konnte die Winterspiele in Pyeongchang nur aus der Heimat verfolgen. So bitter das für mich war, so sehr freute ich mich für die Eishockey-Jungs. Ich schaute mir jedes Spiel an und spürte mit dem Start der K.-o.-Phase, dass da etwas ganz Großes am Entstehen war. Nach dem Einzug ins Finale war ich mir fast sicher, dass wir auch die Russen weghauen würden. Ich habe mir vor jedem Spiel den Wecker gestellt, um keine Sekunde zu verpassen. Am meisten genieße ich, wenn ich solche Highlights allein anschauen kann, dann habe ich meine Ruhe und kann mich besser auf das Geschehen konzentrieren. Bis kurz vor Schluss lag ich mit meinem Gold-Tipp richtig, das Ende ist bekannt. Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass die Niederlage im Endspiel unnötig war, fand ich es großartig, wie die Spieler damit umgegangen sind. Nachdem der erste Schmerz überwunden war, haben sie diese Silbermedaille zu Recht wie eine goldene gefeiert. Auch das zeichnete diesen eingeschworenen Haufen aus.
Dieser Erfolg war für mich Inspiration für das Kinderbuch Ixi und die coolen Huskys. Ich weiß, wie vergänglich Erfolg ist, und wollte den...
Erscheint lt. Verlag | 7.12.2024 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Ski- / Wintersport |
Schlagworte | adler-mannheim • Alois Schloder • Andrea Lanzl • DEL • edmonton-oilers • eisbären-berlin • Eishockey-buch • Eishockey-fan • Erfolgs-story • exklusive Einblicke • Geschenk-buch Männer • Hans Zach • Hockey • Kanada • Kölner Haie • Mirko Lüdemann • NHL • Ottawa Senators • Sport-Buch • Sportler-Geschichten • stanley-cup • Tim Stützle |
ISBN-10 | 3-98588-108-1 / 3985881081 |
ISBN-13 | 978-3-98588-108-6 / 9783985881086 |
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