Schwarz-Weiß (eBook)
296 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-4579-8 (ISBN)
Nach erfolgreicher Berufstätigkeit hat Jo Walsdorff seine Liebe zum Reisen und zu fernen Ländern entdeckt. Schon früh zog es ihn nach Asien, Amerika und Australien, aber er fand keinen Zugang zu dem schwarzen Kontinent. Es ist das 8. Reisebuch, das er geschrieben hat und die Abenteuer nehmen kein Ende.
Sonntag, 10. März 2024 Safari in Karoo
Gestern gab es Nudeln mit Thunfisch. Ich bin hier im Camp wieder Selbstversorger und habe einige Kleinigkeiten eingekauft. Es ist sehr schade, dass das mit dem Grillen nicht klappt, aber was ich mit einem 10 kg Sack Holzkohle machen?
Möglicherweise gibt es morgen Nudeln mit Ketchup. aber ich versüße mir das Ganze entweder mit einem trockenen Weißwein oder mit Bier. Das lindert den Schmerz.
Als es dunkel war, kam hier der komplette Sternenhimmel raus. Wahnsinn. Dadurch, dass hier in der Wüste kein künstliches Licht ist, sieht man die Sterne viel besser.
Allerdings machte es dann gegen 22:00 „Ping“ und der Strom ging aus.
Dann ist es hier allerdings auch unwahrscheinlich dunkel.
Fuck!
Nachts hörte man ab und zu Geräusche. Teilweise recht laut, aber ich habe keine Ahnung, was es war. Ein seltsames Geräusch zwischen dem eines Esels und eines Hirsches. Keine Ahnung!
Um kurz nach 6 war ich wach. Es war hell und die Sonne kam gerade über den Horizont.
Das Fahren war unangenehm, weil ich teilweise wegen der niedrigstehenden Sonne nichts sehen konnte.
Aber dann sah ich doch was. Nah an der Straße war eine Gruppe Kudus. Ich habe eine Gebrauchsanweisung vom Camp bekommen, da kann man halbwegs gut nachsehen, welche Tiere man sieht. Gerade die Reh- Hirschähnlichen Viecher ähneln sich für mich sehr.
Aber das hier waren eindeutig Kudus. Sie überquerten hastig die Straße vor mir. Sie zupfen kleine Blätter von den Bäumen. Ich würde das nicht tun. Die Bäume haben winzige Blätter (sie stehen hier überall) und 5-7 cm lange, spitze Stacheln, die eine Konsistenz wie Stahlnägel haben. Mit denen kann man problemlos Löcher in einen dicken Ledergürtel machen.
Ich fuhr sehr langsam und sah in einem Busch, dass sich da etwas bewegte. Könnte eine Katze gewesen sein, aber dafür war der Kopf zu spitz. Eine riesige Ratte? Klettern die auf Ästen herum? Grau war sie. Nach meinem Zettel könnte das ein Rock Dassie gewesen sein oder doch eine Bush Karoo Rat?
Weiter ging die Tour. Ich traute meinen Augen nicht. Irgendwas Hellbraunes war hinter einem Busch. Und dann kam er hervor. Mein erster Löwe! Er (sie) hatte keine Mähne und schaute friedlich drein. Ich verzichtete aber auf das Aussteigen. Er schlich um das Auto herum und trollte sich dann. Offensichtlich ein appetitloser Vertreter seiner Rasse.
Es gibt hier Kleinstlebewesen, unter anderem auch Skorpione und viele Schlangen. Unmöglich, diese Tarnkünstler zu sehen. Unzählige Vögel schwirren durch die Luft und es gibt hier neben den allgegenwärtigen riesigen Ameisen auch jede Menge Insekten. Ein größerer Vogel begegnete mir. Ich bezeichne ihn der Einfachheit halber mal als „größerer Vogel“.
Man könnte jetzt über die Google-Fotosuche herausfinden, was das für ein Tier ist, aber ich habe immer noch kein Internet!
Eine Gruppe Red Hartebeest passierte die Straße vor mir und später tauchten rechts von mir mehrere Strauße auf. Kleinere „Rehe“, wahrscheinlich Common Duiker waren ebenfalls unterwegs. Am Ende meiner „Frühschicht“ stolperte ich förmlich noch über eine Gruppe Bergzebras. Toll.
Jetzt erst mal zurück ins Camp und frühstücken.
Kurz vor der Einbiegung in die Hauptstraße kamen mir Erol und Venita (meine Gastgeber in Oudtshoorn) entgegen. Sie waren etwas später unterwegs aber so konnte ich ihnen Tipps geben.
Das Frühstück war opulent und lecker und als ich fertig war, kam Erol. Er schwor mich noch mal ein, meinen Mund zu halten, weil seine Frau von nichts wusste. Weder, wohin sie fahren würden, noch wie lange.
Einfach mal raus aus dem Guesthouse und ein wenig Urlaub machen.
Die beiden leben da zusammen mit seinem Vater und der Familie ihres Sohnes. Vor allem Venita war selig, mit ihren Enkeln unter einem Dach wohnen zu können. Und die haben es echt nett da.
Wir haben noch zusammen einen O-Saft getrunken und uns dann (so richtig mit in-den-Arm-nehmen) verabschiedet. Eine tolle Begegnung.
Ich habe dann noch eine Pause eingelegt und bin dann um kurz nach 11 noch mal los.
Die kleine Runde von heute früh dauert eine knappe Stunde, es gibt eine größere mit 2 1/2 Stunden. Die anderen Touren darf ich mit dem Renault nicht fahren.
Ich ging noch mal auf die „kleine“ Tour und merkte schnell, dass auch die Tiere hier Frühaufsteher sind. Aber da waren am Anfang einige Zebras und dann sah ich einen großen Affen, wie ich später erfuhr, einen Baboon. Das war so die Klasse „großer Schimpanse“. Er streifte einsam durch die Savanne und sah mißtrauisch zu mir rüber. Später sah ich wahrscheinlich noch Klipspringer und wieder Kudus.
Kurz vor dem Camp kam mir ein großer Geländewagen entgegen. Ich hatte angehalten, um die Kudus zu fotografieren, aber dann hielt der Mann neben mir und machte das Fenster runter.
Afrikaans oder Englisch? Fragte er. dann wollte er wissen, welche Tiere ich gesehen habe und verriet mir das mit dem Baboon.
Dann erklärte er mir den Weg zu einem Pass, wo mehrere Löwen seien und wünschte mir einen schönen Tag.
Überhaupt grüßen hier alle Fahrer im Park, wenn man sich begegnet. Nett.
Ich habe das Gefühl, jetzt langsam in Afrika anzukommen. In irgendeinem Afrika. Es scheint hier mehrere zu geben.
Kudus, Zebras und Löwen. Ja, das war Teil meiner Vorstellung / Erwartung.
Da ist aber (ich muss es zugeben) auch immer noch das Bild von dem weißen Touristen, der in einem großen Kochtopf sitzt, umringt von Locals mit Baströcken und Knochen in den Haaren, die fröhlich singen und dabei Gewürze in das Kochgeschirr streuen. Kommt das noch?
Schließlich war heute auch mein erster Waschtag. In der Hitze brauchte z.B. meine recht dicke Bermuda keine 2 Stunden bis sie (wörtlich) stocktrocken war. Man kann da fast bei zusehen, wie die Feuchtigkeit verdunstet. Ähnliches würde wahrscheinlich auch passieren, wenn man hier in der Wüste zu Fuß und ohne Wasser herumirren würde…
Aber jetzt steht die Wäsche-Uhr wieder auf Null!
Nach der „kleinen“ Runde heute morgen kam heute Nachmittag die große Runde dran. Die kleine hat 11 km, die große 45.
Ich fuhr los und bei der 1. Kreuzung musste ich eine Entscheidung fällen: geradeaus über eine asphaltierte Strecke zu einem Aussichtspunkt oder links über eine Schotterstraße auf die Runde, die ich fahren wollte.
Die kleine Runde war komplett asphaltiert und auf Schotter hatte ich keine Lust. Also zum Aussichtspunkt. Die Berge hier sind alle super beeindruckend und auch der Blick am Aussichtspunkt ließ keine Wünsche übrig. Wow!
Und dann stand da ein Schild: hier beginnt die Rundstrecke. Und, dafür bedurfte es keines Schildes, konnte man sehen: hier beginnt die Schotterstrecke. Shit!
Wahrscheinlich 45 km Schotter warteten auf mich und den Braven Renault Kwid.
Ich kann meine Leser nur dringend auffordern, ein frommes und ordentliches Leben zu führen. Denn wenn die Hindus Recht haben und es eine Wiedergeburt gibt, und wenn dann eine Wiedergeburt als „Renault Kwid bei einer Südafrikanischen Autovermietung“ eine der Optionen ist, sitzt man tief in der Tinte! Der arme Kwid!
Vorweggenommen: die Strecke stand der auf dem Swartbergpass um nichts nach. Es gab weniger Steigungen, aber dafür viel „Wellblechpiste“. Das sind kleine Wellen im Untergrund, die wahrscheinlich vom Regen? kommen. Sie sind wie Beton und ich habe ernsthaft Angst um meine Plomben gehabt. Was der Kwid dabei empfunden hat, vermag ich nicht zu sagen.
Vielleicht war ich zu früh dran, vielleicht lag es auch daran, dass ich auf die Straße achten UND Tiere spotten musste. Beides ist schwierig und die Straße (4000 Rand Kaution für das Auto) verlangte viel Aufmerksamkeit. Aber ich habe wieder Springböcke und Kudus gesehen. Es gab Zebras und einmal entdeckte ich ein Zebra, das wie eine Ziege den Berg hochkletterte. Allerdings heißen die Tiere hier auch Bergzebras.
Strauße gab es auch und einmal habe ich einen gejagt. Er lief vor mir auf der Straße (es muss ein „Er“ gewesen sein, Frauen machen sowas nicht!) und er wurde schneller, als ich kam. Ich hielt Abstand, aber aus Spaß beschleunigte ich etwas (das, was der Kwid unter Beschleunigen versteht). 20 km/h, 25 km/h, 30 km/h.
Der Strauß hielt mühelos mit.
Warum nur wich er nicht einfach nach rechts oder links aus, da hätte ich nicht folgen können.
35 km/h!
Jetzt endlich bog er, scheinbar ohne Hast, rechts ab und lief ins Gelände. Nach 50 m blieb er stehen und schaute zu mir rüber. Was er gedacht hat? Das will ich besser nicht wissen.
Auch von den Baboons habe ich noch welche gesehen. Wenn man an einem Felshang stehen bleibt, fangen einige der Felsen nach einiger Zeit an, sich zu bewegen.
Baboons!
Die Tierdichte war nicht sehr groß, aber wenn auch die Tiere kommen und gehen, die Landschaft bleibt. Da ist auf der einen Seite die Savanne mit...
Erscheint lt. Verlag | 3.6.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
ISBN-10 | 3-7597-4579-2 / 3759745792 |
ISBN-13 | 978-3-7597-4579-8 / 9783759745798 |
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Größe: 5,1 MB
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