Design Thinking (eBook)
256 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-18263-5 (ISBN)
Annie Kerguenne, Psycholinguistin und Strategie-Planerin, arbeitet als Design Thinking Master Coach am Hasso Plattner Institut in Potsdam. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Design-Thinking-Implementierungsstrategien und Leadership Workshops. Sie ist Co-Autorin von 'Design Thinking Live' (2015) und Mitgründerin des Non-Profit-Projekts CREATIVE LEADERSHIP CANTEEN, einem Trainingsprogramm für Start-up-Unternehmen, die ihr kreatives Potenzial im Wachstum erhalten und entwickeln wollen.
Annie Kerguenne Annie Kerguenne, Psycholinguistin und Strategie-Planerin, arbeitet als Design Thinking Master Coach am Hasso Plattner Institut in Potsdam. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Design-Thinking-Implementierungsstrategien und Leadership Workshops. Sie ist Co-Autorin von "Design Thinking Live" (2015) und Mitgründerin des Non-Profit-Projekts CREATIVE LEADERSHIP CANTEEN, einem Trainingsprogramm für Start-up-Unternehmen, die ihr kreatives Potenzial im Wachstum erhalten und entwickeln wollen. Hedi Schaefer Hedi Schaefer ist Expertin für Veränderungsprozesse, Speakerin und Autorin. Das Ziel, kreative Transformationsprozesse anzustoßen und zu begleiten, zieht sich wie ein roter Faden durch die Stationen ihrer beruflichen Karriere. Sie gehört zur ersten am Hasso Plattner Institut Potsdam ausgebildeten Design Thinking Coaching Generation und unterstützte Hunderte von Führungskräften darin, Innovationsprojekte mittels Workshops erfolgreich umzusetzen. Sie war Dozentin u.a. für Workshop Design und gründete die Change Maker Academy. Heute gibt sie erfolgreiche Transformations- und Innovationsstrategien an ihre Klient:innen weiter und ist Fachautorin für Innovationsthemen. Abraham Taherivand Abraham Taherivand ist Wirtschaftsinformatiker und wendet seit mehr als 20 Jahren Agile, Lean sowie verschiedenste Innovations-Methodiken in unterschiedlichsten Unternehmenskontexten an. Ausgebildet an der D-School am Hasso Plattner Institut Potsdam, gehört er zur ersten Generation von Design Thinking Coaches. Er ist Mitgründer des Non-Profit-Projekts CREATIVE LEADERSHIP CANTEEN, erfolgreicher Serial-Entrepreneur im Tech-, Internet- und Consumer-Bereich und war von 2012 bis 2021 für Wikimedia Deutschland e.V. tätig. Seit 2021 ist er Geschäftsführer des Medienhauses Table Media GmbH in Berlin.
Was Design Thinking ist und was es kann
»Design Thinking ist wie ein Großstadt-Dschungel – du weißt nie, was sich hinter der nächsten Ecke versteckt.« Diese Definition einer erfahrenen Praktikerin bringt es auf den Punkt: Der Design-Thinking-Prozess entzieht sich den Standards üblicher Managementmethoden und -techniken.
In diesem Kapitel erfahren Sie u. a.,
▪wie alles begann,
▪welche Probleme Sie mit Design Thinking angehen können,
▪wie man es lernen kann,
▪warum für Design Thinking drei Kernprinzipien und zehn Schritte wichtig sind.
Die drei Kernprinzipien
Um sich der Bedeutung von Design Thinking zu nähern, hilft der Begriff selbst zunächst nur bedingt weiter. Design Thinking hat nämlich in erster Linie nichts mit Denken und Theoretisieren zu tun. Und es geht dabei auch nicht um Design in der landläufigen Bedeutung als Aussehen oder Stil eines Objektes. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Design Thinking fokussiert das Tun und die schnelle Verwandlung von abstrakten Konzepten in anfassbare Artefakte. Es geht auch nicht um das »Verpacken« einer bereits vorhandenen Idee. Auch hier ist wieder das Gegenteil der Fall: Design Thinking schafft die Voraussetzungen, damit Menschen erfolgreiche Ideen auf Basis relevanter Nutzerbedürfnisse entwickeln können.
Design Thinking ist also nicht Dekorieren und Theoretisieren, sondern Neu-Erfinden und Machen. Es geht nicht um das äußere Design eines Objektes. Es dreht sich alles um die Gestaltung von kreativen Freiräumen für die gemeinsame Entwicklung von nutzerzentrierten Lösungen.
Die drei historisch gewachsenen Kernprinzipien des Design Thinking sind
1.Nutzerzentriertheit
2.Multiperspektivität
3.Lernend nach vorne gehen
Wie alles begann
Ein Blick auf die historische Entwicklung hilft, die wachsende Bedeutung von Design Thinking zu verstehen. Denn die Kernprinzipien sind keine neue Erfindung, sondern haben ihre Wurzeln in den wichtigsten Innovationen des letzten Jahrhunderts. Bereits in den 1920er-Jahren wurde im Design-, Kunst- und Architekturbereich der Leitsatz »Form follows Function« populär. Das Credo kann heute als Vorstufe zum Design-Thinking-Prinzip der Nutzerzentriertheit interpretiert werden. Nicht mehr das ästhetische Regelwerk der Epoche, sondern die Funktion eines Gebrauchsgegenstandes für den Nutzer stand im Vordergrund der innovativen Produkte und Architekturkonzepte.
Kernprinzip Nr. 1: Nutzerzentriertheit
Die Nutzerzentriertheit ist auch heute der Startpunkt, wenn Sie im Sinne des Design Thinking an die Lösung einer Fragestellung gehen möchten: Sie beschäftigen sich nicht etwa zuerst mit der technischen Machbarkeit oder dem wirtschaftlichen Aspekt eines Themas, sondern beginnen Ihre Arbeit bei der Exploration des Nutzerbedürfnisses.
Erst Nutzerbedürfnis, dann technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit
Kernprinzip Nr. 2: Multiperspektivität
»Mulitdisziplinarität anstelle von isoliertem Spezialistentum!« So lautete die revolutionäre Forderung der ersten Design-Thinking-Pioniere in den 1970er- und 1980er-Jahren an der Stanford Universität in Kalifornien und in der Innovationsagentur IDEO. Der Gedanke dahinter war und ist logisch und klingt heute fast banal: Eine Innovation ist umso erfolgreicher, je besser sie die verschiedenen Bedürfnis- und Problemfacetten der Nutzer berücksichtigt. Und erst die Kombination der unterschiedlichen Expertisen und Perspektiven der Innovatoren bringt tragfähige Lösungen hervor.
Design Thinking ist heute nicht nur eine strukturierte Methode, um erfolgreiche Innovationen zu produzieren, sondern auch eine grundsätzliche Haltung, um komplexe Probleme aus allen Bereichen strukturiert und strategisch zu bearbeiten. Produkte, Prozesse, Services und Businessmodelle werden mithilfe von Design Thinking neu gestaltet.
Mulitdisziplinarität schafft 360°-Perspektive
Globalisierung, Digitalisierung und die Notwendigkeit, schneller, innovativer, flexibler und effizienter zu sein als je zuvor, stellen Unternehmen vor zunehmende Herausforderungen.
Kernprinzip Nr. 3: Lernend nach vorne gehen
Das dritte Design-Thinking-Kernprinzip fußt auf der aus der Informatik stammenden iterativen Vorgehensweise: Lernend nach vorne gehen. Unternehmen, die ihr Evolutionspotenzial freisetzen und eine Kultur des Lernens verankern möchten, finden in diesem Prinzip eine gute Leitlinie: Frühes und häufiges Scheitern wird nicht mehr als Fehlverhalten, sondern als wichtigste Regel von kostensparenden Innovationsprozessen bewertet. In Situationen, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägt sind, hilft diese iterative Vorgehensweise dabei, handlungsfähig und erfolgreich zu sein.
Lernend nach vorne gehen
Methode – Haltung – Kultur: wie man Design Thinking lernt
»Design Thinking ist wie zum ersten Mal Vater zu werden. Man weiß erst, was es bedeutet, wenn man es erlebt«, stellte kürzlich einer unserer Seminarteilnehmer, ein Abteilungsleiter aus der Automobilbranche, fest.
Methodisches Wissen ist, wie so oft, auch beim Design Thinking wichtig. Es bildet eine Handlungsrichtlinie. Die Fertigkeit es anzuwenden, wächst jedoch erst mit zunehmender Praxis.
1.Wir lernen zunächst, die Werkzeuge des Design Thinking als Methode zu nutzen.
2.Über die praktische Anwendung entwickelt sich – wie z. B. auch beim Kochen – nach und nach das Verständnis der Prinzipien hinter den Werkzeugen. Ist das Prinzip erst einmal verstanden, fällt es leicht, die Instrumente und Prozesse des Design Thinking für die Anwendungsfelder im eigenen Kontext zu adaptieren. So entsteht nach und nach ein neuer Blick auf Probleme und ihre Lösungsoptionen.
3.Die Haltung, sich komplexen Problemen jedweder Natur zu nähern, indem man sich gemeinsam und nutzerorientiert lernend nach vorne bewegt, lässt eine neue Kultur entstehen. Der Mensch und seine angeborene Fähigkeit sich zu entwickeln werden in das Zentrum der Organisation gestellt. So lassen sich Veränderungsprozesse als natürliche Evolution steuern, die die Anpassung an eine immer schneller und komplexer werdende Welt möglich macht.
Methode – Haltung – Kultur
»Wie lange braucht man, um Design Thinking zu lernen und sicher anwenden zu können?« Diese Frage gehört zu den häufigsten Fragen, die wir in unseren Trainings gestellt bekommen. Erfahrene Praktiker berichten, dass sie nach ca. 100 Stunden Training und Anwendung die ersten Ergebnisse produzieren konnten, deren Qualität in einem positiven Verhältnis zum Aufwand stand. Nach ca. zwei Wochen Design Thinking Training kann es bereits sein, dass Sie feststellen: »Oh, hier ist etwas Neues entstanden, das nützlich ist und das ich mit meiner herkömmlichen Herangehensweise nicht gefunden hätte.«
Im Grunde ist Design Thinking ein Handwerk. So wie ein Lehrling drei Jahre lernt, bis er sich zur Meisterprüfung anmelden kann, so sollten echte Experten des Design Thinking entsprechende Praxiszeiten nachweisen können. Als Indikator für die Entwicklung von Anwendungssicherheit können die folgenden Erfahrungswerte dienen.
Design-Thinking-Anwender |
Pionier | Der Aufwand, Design Thinking anzuwenden, steht in einem positiven Verhältnis zum Wert des Ergebnisses. | Ca. 100 Praxisstunden = ca. 2 Wochen Training |
Experte | Die Anwendung fällt leicht und wird immer flexibler, geschieht aber noch nicht automatisch. | Ca. 4.800 Praxisstunden = ca. 3 Jahre Praxiserfahrung |
Master | Design Thinking entwickelt sich zum Prinzip und wird intuitiv und selbstverständlich angewendet. | Ca. 10.000 Praxisstunden = gut 6 Jahre Praxiserfahrung |
Komplexe Probleme lösen mit Design Thinking
Design Thinking ist ein Werkzeugkasten, der unzählige Tools für die Lösung komplexer Probleme enthält. Mehr und mehr Anwender sehen daher auch einen ganz konkreten Nutzen in den drei Design-Thinking-Kernprinzipien für ihre täglich komplexer werdenden Herausforderungen.
1.Das Prinzip »Multiperspektivität« sorgt für eine ganzheitliche, differenzierte Sicht und vermeidet Betriebsblindheit.
2.Das Prinzip »Nutzerzentriertheit« definiert einen sinnvollen und logischen Startpunkt für Problemdefinition und Lösungssuche.
3.Das Prinzip »Lernend nach vorne gehen« entspricht der sog. PER-Strategie »Probieren – Erkennen – Reagieren«, die laut Erkenntnissen aus der Komplexitätsforschung genau die richtige Strategie in komplexen Situationen ist, um...
Erscheint lt. Verlag | 16.7.2024 |
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Reihe/Serie | Haufe TaschenGuide |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Schlagworte | design thinking • Ideen • Implementierung • Innovation • Innovationsstrategie • Kreativitätsmethode • Managment-Trend • nutzerzentriert • Prototyp • Silodenken • Taschenguide • Technologie • Testen • Wertschöpfung |
ISBN-10 | 3-648-18263-3 / 3648182633 |
ISBN-13 | 978-3-648-18263-5 / 9783648182635 |
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