Bye Bye, Toxic Leader (eBook)
224 Seiten
CE Community Editions (Verlag)
978-3-96096-401-8 (ISBN)
Joanne Glinka aka Joi Bella beschäftigt sich als Content-Creatorin mit Themen rund um die Arbeitswelt, teilt aber auch ihre Liebe zum Tanzen und Kaffee. Joi arbeitete zuletzt im Influencer Marketing eines Start-ups, bis sie aufgrund ihrer toxischen Führungskräfte kündigte. Mittlerweile ist Joi für viele die Lieblingskollegin geworden, weshalb sie eine Community mit mehr als 150.000 Follower*innen auf Instagram, TikTok und YouTube aufgebaut hat.
Sonntag, 13:48 Uhr. Eigentlich war es bisher ein schönes Wochenende, doch meine Gedanken kreisen zwischen dem, was war, und dem, was kommt. Dabei ist gerade erst Sonntagmittag. Doch warum denke ich jetzt schon an den Montag und an das Gefühl, den Arbeitslaptop aufklappen zu müssen?
Ich lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen. Eben erinnerte ich mich daran, wie glücklich es mich gemacht hatte, gestern seit langer Zeit mal wieder meine Freundinnen gesehen zu haben – und jetzt? Jetzt sitze ich auf meinem Balkon, trinke meinen Iced Coffee, schaue in den blauen Himmel, beobachte das eine oder andere Flugzeug ganz weit oben am Himmel und verfolge es, bis es nicht mehr zu erkennen ist. Ich fühle mich eigentlich entspannt und wohl. Also, warum denke ich jetzt wieder an den Montag und meinen Arbeitslaptop? Ich versuche, die Gedanken zu verdrängen, obwohl ich weiß, dass sie gleich wieder zurückkommen werden. Ich versuche nicht daran zu denken, was gerade auf der Arbeit los ist und was morgen wieder los sein wird. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht wird es auch gut oder sogar besser. Vielleicht spielen mir meine Gedanken bloß einen Streich und ich steigere mich in irgendwas rein, was gar nicht da ist. Ja, so wird’s sein. Okay. Einmal tief durchatmen.
Während ich aufstehe und versuche, irgendwas zu machen, um an etwas anderes zu denken, merke ich, dass mein Magen anfängt wehzutun. Nicht das erste Mal. Es nervt mich. Es nervt mich, dass ich am Wochenende an die Arbeit denke. Es nervt mich, dass das alles hier gerade meine Laune in den Keller zieht, und egal wie sehr ich versuche, dagegen anzukämpfen, es funktioniert einfach nicht. Dabei hat alles doch so gut angefangen.
Ich weiß noch, wie motiviert ich war, von meinem vorherigen Job einen Neustart zu wagen, auch wenn ich Angst hatte, dass dieser vielleicht nach hinten losgehen könnte. Warum? Naja, weil Neuanfänge bekanntlich nie so einfach sind. Vor allem, wenn man sich eine lange Zeit wirklich wohlgefühlt hat. Ihr müsst wissen, mein vorheriger Job hat eine Menge zu meiner Entwicklung beigetragen. Aber fangen wir doch erst mal ganz von vorne an: Wie bin ich überhaupt in diese Situation hineingeraten?
Und planlos geht der Plan los
Die Marketingbranche hat mich seit meiner Ausbildung fasziniert, denn vorher wusste ich nicht so wirklich, was ich mal werden möchte. Ich meine, wie viele Möglichkeiten warten da draußen auf einen, und woher will man mit sechzehn oder achtzehn wissen, was für einen der richtige Job, ja, der richtige Weg ist? Ich wusste es auch mit zwanzig nicht, obwohl ich mich seit der sechsten Klasse mit dem Thema befasst und unzählige Praktika gemacht habe. Gefühlt habe ich jedes Jahr meinen Berufswunsch geändert, das letzte Mal kurz vor den Abi-Prüfungen. Ich hatte eigentlich einen guten Plan, und alles war sicher. Nach dem Abi erwartete mich eine Ausbildung zur Raumausstatterin. Insgesamt habe ich zwei Praktika in diesem Bereich bei derselben Firma gemacht. Das zweite war sogar unabhängig von der Schule während meiner letzten Sommerferien gewesen, so sehr hatte mich der Job begeistert.
Tja, und dann? Dann habe ich meinen Plan hinterfragt. Ich wollte nach der Ausbildung zur Raumausstatterin Innenarchitektur studieren. Mein Kopf fing vor den Abi-Prüfungen jedoch an, genau diesen Plan zu hinterfragen und produzierte dabei einen richtigen Gedankengulasch:
Was darauf folgte, war die Auflösung meines Ausbildungsvertrags. Ich sag‘s euch, diese Zeit war nicht leicht für mich. Ehrlich gesagt, bin ich sogar in ein ziemliches Loch gefallen. Ich würde es schon als kleine Lebenskrise bezeichnen – gefühlt wussten nämlich alle meine Mitschülerinnen und Mitschüler, wohin die Reise für sie gehen soll. Nur ich stand nun komplett planlos da.
Also entschied ich mich für ein FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr), was die letzte „Notlösung“ war, weil die Zeit keine neue Bewerbungsphase oder „Nachdenkphase“ mehr zuließ. Ein FSJ war damals (als wäre das 30 Jahre her) eher nicht so gut angesehen, ganz nach dem Motto: „Du weißt anscheinend nicht, was du werden willst. Schlecht. Und jetzt vertrödelst du deine Zeit!“ Und weil ich mich erst kurz vor Beginn angemeldet hatte, gab es nicht mehr viel Auswahl. So entschied ich mich für die Arbeit in einem Kinderheim – und es war rückblickend die beste Entscheidung überhaupt! So viel Verantwortung hatte ich zuvor noch nie in meinem Leben. Eine Erfahrung, die mich sehr geprägt hat.
Und jetzt kommen wir dahin, wo ich vorhin abgebogen bin: meine Ausbildung. Auch ein Jahr nach dem FSJ wusste ich nicht, was ich werden möchte. Entscheidungen zu treffen war übrigens noch nie eine meiner Stärken. Am Ende entschied ich mich für eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei einem Finanzdienstleister in Hamburg. Also weg aus der Heimat. Am Ende der Bewerbungsphase konnte ich zwischen zwei Angeboten wählen. Ich vertraute auf mein Bauchgefühl, und es war richtig, denn eine bessere Ausbildung und Betreuung hätte ich mir nicht wünschen können. Warum ich mich für die Ausbildung entschied? Auf dieser ließ sich gut aufbauen, wenn man es denn wollte, außerdem schenkte sie mir viel Flexibilität in der späteren Berufswahl.
Den Marketingbereich habe ich dann zum ersten Mal während meiner Ausbildungszeit kennen und lieben gelernt, denn ich wechselte alle sechs bis acht Wochen die Abteilung, so auch in die Marketingabteilung. Auch wenn das nur ein Mini-Einblick war, fand ich es superspannend. Gleichzeitig wurde dieses Interesse noch durch meine Tätigkeit als Influencerin gepusht. Sie hat mir zusätzlich gezeigt, wie facettenreich diese Branche wirklich ist und was alles dahintersteckte. Für mich stand damals fest: Ich möchte unbedingt die Unternehmensseite des Influencer-Marketings kennenlernen!
Zum Ende meiner Ausbildung wollte ich also in die Marketingbranche einsteigen und hatte mich bei meinem Ausbildungsbetrieb auch in der Marketingabteilung beworben. Ich dachte, ich hätte gute Chancen, da ich dort viele coole Sachen umgesetzt hatte und zu diesem Zeitpunkt auch mehrfach mein Interesse geäußert hatte, in dieser Abteilung übernommen zu werden. Sogar ein Bewerbungsgespräch mit dem damaligen Abteilungsleiter hatte ich gehabt. Am Ende wartete ich ewig auf eine Rückmeldung. Mehrfach musste ich nachfragen, und das kurz vor dem Ende meiner Ausbildung (Zeitdruck und so). Dieses Gefühl, nicht zu wissen, was kommt, war damals ziemlich schwer, denn ich hatte Panik, vor dem Nichts zu stehen. Und eine Wohnung bezahlt sich ja nun nicht mal eben so von Luft. Ich hatte Angst, nach der Ausbildung nicht übernommen zu werden, denn gerade frisch ausgelernt eine neue Stelle zu finden, ist nicht gerade die leichteste Angelegenheit. Eine Übernahme wäre also die einfachste Variante gewesen.
Am Ende wurde ich nicht übernommen, mit der Begründung, dass ich keinen Bachelorabschluss, sondern „nur“ eine Ausbildung hätte. WOW. Danke für nichts.
Ich verstand die Welt nicht mehr und konnte nicht glauben, dass mir diese Absage einfach in einem Gespräch (auf welches ich wieder wochenlang warten musste) vor die Füße geworfen wurde. Wieso hatte mir das keiner vorher gesagt? Wieso die Gespräche, die ganze Mühe, die extra Einsätze in der Abteilung, wenn von Anfang an klar war, dass ich aufgrund meines Abschlusses eh nicht in die Marketingabteilung übernommen werden konnte? Ich war sauer, traurig und enttäuscht zugleich. Ich hatte so viel Zeit verloren, und mein Abschluss stand quasi vor der Tür.
Danach war für mich klar: Ohne ein Studium wird das mit dem Marketing wohl nur schwer was. Also schaute ich, was möglich war. Welche berufsbegleitenden Studienmodelle gab es, welche konnte ich mir leisten, wie viel Gehalt müsste ich bekommen, wie viele Stunden konnte ich nebenbei arbeiten. Was würde passieren, wenn ich kein Kindergeld mehr erhielt ... und und und.
Recht auf Kindergeld
Wenn ihr eine zweite Ausbildung (egal ob schulisch, Berufsausbildung oder Studium) macht und maximal bis zu 20 Stunden die Woche arbeitet, können eure Eltern bis zu eurem 25. vollendeten Lebensjahr Kindergeld beziehen. In meinem Fall haben mir meine Eltern das Kindergeld ausgezahlt.
Am besten informiert ihr euch direkt bei der Bundesagentur für Arbeit.
Und dann bewarb ich mich. Auf gut Glück. So viele Bewerbungen hatte ich noch nie geschrieben, aber ich wollte es schaffen. Ich wollte in die Marketingbranche, und ja, am Ende auch studieren, obwohl ich immer gesagt habe: „Ein Studium ist nichts für mich und im Büro arbeiten schon gar nicht.“ (Was ein Plot Twist)
Aber wie schreibt man eine Bewerbung für eine Stelle, für die man keine Ausbildung oder berufliche Erfahrung hat? Ich gab einfach mein Bestes. Ich schmückte jede Kleinigkeit in meinem Lebenslauf so aus, dass es aussah, als hätte ich mich mein Leben lang auf die Marketingbranche fokussiert. Wenn ich darüber nachdenke, muss ich ein wenig schmunzeln und bin stolz zugleich. ...
Erscheint lt. Verlag | 28.6.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft |
Geisteswissenschaften ► Psychologie | |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik | |
Wirtschaft | |
ISBN-10 | 3-96096-401-3 / 3960964013 |
ISBN-13 | 978-3-96096-401-8 / 9783960964018 |
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