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Nazaré. Leben und Tod der Big Wave Surfer (eBook)

Mit Sebastian Steudtner, Maya Gabeira, Andrew Cotton, Nic von Rupp, Sérgio Cosme u.a.
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
352 Seiten
Edel Sports - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-98588-098-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nazaré. Leben und Tod der Big Wave Surfer -  Matt Majendie
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Das kleine Fischerdorf Nazaré an der portugiesischen Costa de Prata hat sich in den letzten Jahren zum Hotspot für die besten Surfer der Welt entwickelt. Hier riskieren Profis und Amateure fast täglich ihr Leben, um mit ihren Surfboards die ungeheure Brandung des Atlantiks zu bezwingen.  Der Sportjournalist Matt Majendie verbringt in Nazaré eine Saison im inneren Kreis der Big-Wave-Surfer. Seine Geschichte folgt einer kleinen Gruppe von Spitzensurfern, darunter der deutsche Weltrekordhalter Sebastian Steudtner, der Portugiese Nic von Rupp, die brasilianische Starsurferin Maya Gabeira und der Jetski-Fahrer Sérgio Cosme, der wegen seiner waghalsigen Rettungsaktionen den Spitznamen 'Schutzengel von Nazaré' trägt. Ihr unglaubliches Ziel: den 'Everest des Ozeans' zu reiten, die 100-Fuß-Welle ...

Der Brite Matt Majendie ist leitender Sportjournalist des Evening Standard und verbringt jede freie Minute mit Surfen. Er wurde bereits zweimal für den Preis 'Sportjournalist des Jahres' nominiert.

Der Brite Matt Majendie ist leitender Sportjournalist des Evening Standard und verbringt jede freie Minute mit Surfen. Er wurde bereits zweimal für den Preis "Sportjournalist des Jahres" nominiert.

DER MOUNT EVEREST DES SURFSPORTS


Nazaré ist der Superlativ des Big-Wave-Surfens – sein Mekka, sein Mount Everest, sein Heiliger Gral. Hier ist Verlass auf die höchsten und optisch wohl spektakulärsten Wellen auf dem Planeten. Andere Big-Wave-Spots haben vielleicht die atemberaubenderen Barrels und den blaueren Himmel zu bieten, aber die Kulisse von Nazaré ist unvergleichlich. Am besten erschließen sich die Majestät und Wildheit dieses Ortes, wenn man auf dem Aussichtsfelsen ein gutes Stück landeinwärts geht und das Fort mit dem kleinen roten Leuchtturm im Blick hat. Viele Fotos, die von hier aus aufgenommen werden, vermitteln den Eindruck, dass sich die Welle direkt hinter der alten Festung auftürmt und die Surfer, die sie erwischt, im nächsten Augenblick gegen die Felswände schleudert. Vor Ort wirken die Surfer im Meer eher wie kleine Punkte, die von den Jetskis in die Welle gezogen werden, wo sie mit aller Kraft versuchen, auf dem Board zu bleiben.

Es geht eine rätselhafte Anziehungskraft von diesem Ort aus, der Adrenalinjunkies aus aller Welt anlockt. Da gibt es die Dauergäste und solche, die während der Saison mehrmals für kurze Zeit herkommen. Manche kommen auch nur einmal, weil sie sehen wollen, was an dem ganzen Hype dran ist, und tauchen dann nie wieder auf. Für einige wird Nazaré während der Saison oder gar auf Lebenszeit zur Heimat. Eines haben alle gemeinsam: Sie wollen die höchste Welle aller Zeiten surfen und hinterher noch am Leben sein.

Andrew Cotton ist gelernter Installateur und war einer der Ersten, die zum Surfen nach Nazaré kamen. Er stammt aus North Devon, Großbritannien. Manchmal scheint er sich selbst zu wundern, dass er noch immer hier ist – und dass er es überhaupt hierhergeschafft hat. Er hat viel von seiner Lebenszeit in diesen Surfspot investiert und viel zurückbekommen. Obwohl er sich mit seinen 42 Jahren in einer Community von überwiegend jungen Leuten durch sein Alter abhebt, denkt er nicht ans Kürzertreten oder Aufhören. Der Appetit aufs Big-Wave-Surfen ist ihm noch nicht vergangen, wenngleich er inzwischen wählerisch ist, was den richtigen Zeitpunkt angeht. Von Oktober bis März – so lange dauert die Big-Wave-Saison in Portugal – lebt er die meiste Zeit in Nazaré. Die Unterbringung variiert von Jahr zu Jahr – mal ist es, wie in diesem Jahr, eine Villa mit Blick auf die Brandung, aber es kann auch ein Wohnmobil oder das CAR-Surf [Abk. für Centro de Alto Rendimento de Surf] sein, das gut ausgestattete Leistungszentrum am Waldrand, wo die Surfer in Schlafräumen mit Etagenbetten übernachten können. Welche Unterbringungsvariante er wählt, richtet sich meist danach, welches Budget ihm für die betreffende Saison zur Verfügung steht, das heißt, wie viel Geld er von den verschiedenen Sponsoren einwerben konnte.

Wo auch immer er sein Haupt zur Ruhe bettet, er ist schon so lange immer wieder Gast in Nazaré, dass er sich die portugiesische Staatsbürgerschaft verdient hätte. Sechs Monate im Jahr ist der Ort sein Lebensmittelpunkt, wobei er sich gelegentlich eine Auszeit von dem Tollhaus nimmt, das Nazaré sein kann. Das liegt nicht nur an Mutter Natur, sondern auch an den starken Egos, mit denen er hier Tag für Tag wetteifert. Dann zieht es ihn für einen Kurzaufenthalt nach Südwestengland, wo seine beiden Kinder mit seiner Ex-Frau leben. Oder er fährt an die irische Westküste, wo er sich als Big-Wave-Surfer zum ersten Mal einen Namen machte und die für ihn bis heute ein Zufluchtsort ist, an dem er seiner Leidenschaft nachgehen kann und alles noch auf das Wesentliche reduziert ist. Und er hat noch ein weiteres zweites Zuhause: die französischen Alpen, wo seine Freundin wohnt.

Maya Gabeira lebt im Gegensatz zu Andrew Cotton das ganze Jahr über hier – und vielleicht für immer. Die Brasilianerin ist eine Wegbereiterin für die Frauen im Surfsport und war die erste Big-Wave-Surferin, die weltweit bekannt wurde. Sie musste viel einstecken – nicht nur von den Elementen, sondern auch von einigen Kollegen. Sie war Sexismus und verbalen Angriffen ausgesetzt, biss sich aber auf ihre Weise durch und hat die Tür aufgestoßen für die Surferinnen von morgen, die sich bis an die Spitze des Surfsports vorarbeiten konnten. Surferinnen wie Justine Dupont stehen den Männern in nichts mehr nach und beweisen: Der steinige Weg, den Gabeira gehen musste, um dorthin zu gelangen, wo sie heute steht, hat sich gelohnt.

In den Wellen von Nazaré ist sie dem Tod schon mehr als einmal von der Schippe gesprungen. Doch sie gab niemals auf, sondern kämpfte sich immer wieder zurück. Über Jahre rang sie mit den körperlichen und seelischen Folgen eines dramatischen Sturzes mit Nahtoderfahrung, der unter anderem mehrere Rückenoperationen nach sich zog, und griff schließlich erneut an. Für sie hat Nazaré eine Magie, die sich nicht erklären lässt und so stark ist, dass sie den eng vernetzten Familienverband in ihrer brasilianischen Heimat zurückließ und sich hier ein Haus kaufte – paradiesisch gelegen im Hügelland, zehn Autominuten von dem Hafen entfernt, von dem aus die Surfer auf ihren Jetskis zum Wellenreiten aufbrechen. Hier lebt sie relativ abgeschieden mit ihren zwei Hunden, zwei Ziegen und den streunenden Katzen, die gelegentlich vorbeischauen, im Übrigen aber die Bäume außerhalb des Grundstücks als Wohnort vorziehen.

Dass sie und der deutsche Surfer Sebastian Steudtner seit Jahren auf dem Wasser als Team zusammenarbeiten, dürfte der Theorie nach gar nicht funktionieren, aber das Gegenteil ist der Fall. Sie sind nicht so verschieden wie Tag und Nacht, haben aber sehr unterschiedliche Herangehensweisen. Auch Gabeira überlässt nichts dem Zufall, aber sie geht die Sache nicht ganz so methodisch an wie Steudtner. Auf dem Wasser ergänzen die beiden sich wie Yin und Yang und die Zusammenarbeit läuft reibungslos. In manchen Punkten gehen ihre Meinungen weit auseinander, aber es verbindet sie, dass beide oft gerne allein agieren – und dass beide in Nazaré gelegentlich Außenseiter sind.

Der Deutsche ist so etwas wie ein Surfwissenschaftler. Viele sehen in diesem Sport ein Kräftemessen zwischen Surfer und Board auf der einen und der Natur auf der anderen Seite. Steudtner hingegen ist permanent auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten und lässt dabei nichts unversucht. Er nutzt den Windkanal im Entwicklungszentrum von Porsche, einem seiner Sponsoren, und ließ mit Unterstützung von Technologiepartner Siemens einen Ganzkörperabguss von sich anfertigen, um bis in die kleinsten Feinheiten nachzuvollziehen, wie sich sein Körper verhält, wenn die Elemente auf ihn einwirken. Steudtner ist in Nürnberg aufgewachsen, das bekanntlich mitten im Binnenland liegt und kilometerweit von jedem offenen Gewässer entfernt ist. Sein innovativer Geist unterscheidet ihn grundlegend von seinen Mitstreitern. Das beginnt bei der Nutzung von neuesten Erkenntnissen aus der Wissenschaft und reicht bis zur Verpflichtung eines Bundeswehrarztes, der sonst Patienten aus ganz anderen Kampfgebieten betreut. Hinzu kommt, dass Steudtner mehr für mehr Sicherheit in den portugiesischen Gewässern tut als jeder andere. Auch wenn er dies von sich weisen würde: Es gibt Surfer, die ihm und den von ihm angestoßenen Sicherheitsmaßnahmen ihr Leben verdanken. Darüber hinaus gehört er zu den Besten der Big-Wave-Szene und hat die höchsten Wellen weltweit gesurft – und zwar auf den anspruchsvollsten Routen. Trotzdem wirkt er, ähnlich wie Gabeira, manchmal wie ein Fremdling in dieser kleinen Gemeinschaft.

Auf Nic von Rupp lasten die Erwartungen seines Heimatlands. Er kam nur wenige Kilometer von Nazaré zur Welt, wuchs an Portugals Westküste auf und gehört zu den großen einheimischen Big-Wave-Talenten. Er hat sich einen Namen gemacht als einer der Besten nicht nur in Portugal, sondern weltweit. Er ist stolz auf seine Wurzeln und darauf, dass er daran mitwirkt, sein Heimatland als Mekka des Big-Wave-Surfens zu etablieren. Gemeinsam mit dem Tourismusverband macht er Werbung für Portugal und will noch mehr Menschen dafür gewinnen, ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen zuzuschauen, wenn sie in Aktion treten. In seinen Anfängen war von Rupp Paddlesurfer, also ein Surfer, der sich selbst in die großen Wellen hineinpaddelt. Das Tow-in-Surfen, mit dem sich die Sportler auch in Megawellen hineinwagen können, lehnte er zunächst ab. Der Unterschied zwischen Paddlesurfen und Tow-in-Surfen ist seiner Meinung nach mit dem zwischen einer Tour de France auf dem Motorrad und einer Tour de France auf dem Rennrad vergleichbar. Heute wechselt Nic von Rupp zwischen beiden Varianten hin und her. Bei ruhigerer See paddelt er, bei höherem Wellengang lässt er sich ziehen. Denn auch er weiß, dass man die rekordverdächtigen Monsterwellen nur surfen kann, wenn man sich von einem Jetski hineinziehen lässt.

Was ihn und seine Konkurrenten antreibt, ist ein Rekord, der nach einhelliger Meinung noch niemandem gelungen ist: die sagenumwobene 100-Fuß-Welle (das entspricht etwa 30,5 Metern). Das ist die Zielmarke und der Erwartungshorizont für die Saison, die gerade begonnen hat. Kameras verfolgen jede Bewegung von Nic von Rupp, Andrew Cotton und einigen anderen für eine HBO-Doku, die das Ziel im Titel trägt: 100 Foot Wave. Die Doku dreht sich vor allem um den Mann, der sich als Erster in die Megawellen von Nazaré gewagt hat, Garrett McNamara, und begleitet dann verschiedene Big-Wave-Surfer von Saison zu Saison.

In Nazaré arbeiten die Surfer in Teams. Ab einer bestimmten Höhe ist es unmöglich, bäuchlings auf dem Surfbrett in die Welle zu paddeln. Dann hilft nur noch der Jetski. Dadurch entsteht zusätzliches Gefahrenpotenzial, weil etliche schwere Fahrzeuge und Motoren durch das...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Segeln / Tauchen / Wassersport
Schlagworte Atlantik Surfen • besten Surfer • Big wave surfer • Big-Wave-Surfer • Bücher Surfen • buch für sportler • Costa de Prata • extremsport buch • Geschenk Surfer • Herausforderungen Surfer • Lebensstil Surfer • Maya Gabeira • Monsterwellen Nazare • Nasare • Nazare • Nazare Big-Waves • Nazare Surflegenden • Nic von Rupp • portugal surfen • Sebastian Steudtner • Sportjournalismus • Surfabenteuer • Surfen Buch • Surfen Portugal • Surf-Kultur • Surf-Legenden • Wellenreiten • Weltrekorde Buch
ISBN-10 3-98588-098-0 / 3985880980
ISBN-13 978-3-98588-098-0 / 9783985880980
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