Lerntechniken (eBook)
128 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-18037-2 (ISBN)
David Reinhaus, Diplom-Psychologe, ist selbstständiger Trainer, Coach und Berater mit dem Schwerpunkt Personalauswahl und -qualifizierung, Führungskräfte- und Teamentwicklung.
David Reinhaus David Reinhaus, Diplom-Psychologe, ist selbstständiger Trainer, Coach und Berater mit dem Schwerpunkt Personalauswahl und -qualifizierung, Führungskräfte- und Teamentwicklung.
Die richtige Lernstrategie
Erfolgserlebnisse sind der Garant für eine hohe Lernmotivation und diese sorgt bekanntlich für noch mehr Lernerfolge. Deshalb sollten Sie bei sich selbst und in Ihrer Umgebung die nötigen Voraussetzungen für den Erfolg schaffen.
In diesem Kapitel erfahren Sie,
▪wie Sie sich motivierende Lernziele setzen,
▪wie Sie einen optimalen Lernplan erstellen und Ihre Fortschritte regelmäßig kontrollieren,
▪was Sie gegen übermäßigen Stress und Prüfungsangst tun können und
▪wie der ideale Lernort aussieht.
So motivieren Sie sich
Eine anhaltend hohe Lernmotivation hilft Ihnen, selbst in schwierigen Lernphasen durchzuhalten.
Setzen Sie sich Ziele
Herausfordernde Aufgaben erfordern von uns Durchhaltevermögen. Dieses wird durch motivierende Ziele gestärkt.
PRAXIS-BEISPIEL
1952 unternahm Florence Chadwick, eine US-amerikanische Langstreckenschwimmern, den Versuch, von einer 34 Kilometer weit entfernten Insel ohne Pause bis an die kalifornische Küste zu schwimmen. Als sie bereits 33 Kilometer zurückgelegt hatte, bat sie ein Begleitboot, sie aufzunehmen. Der dichte Nebel und das kalte Wasser hatten der Schwimmerin zugesetzt. Hätte sie sehen können, wie nah sie der Küste zu diesem Zeitpunkt bereits war, wäre sie sicherlich an ihr Ziel geschwommen.
Auch fürs Lernen gilt: Ziele motivieren Sie selbst im Falle von Hindernissen dazu, weiterzulernen. Wichtig ist dabei, seine Ziele stets klar vor Augen zu haben. Und je attraktiver die Lernziele sind, desto höher wird die Bereitschaft sein, Zeit und Energie in ein Lernvorhaben zu stecken.
Bedürfnisse – was treibt Sie an?
Lernziele sind immer dann attraktiv, wenn Sie mit ihrer Erreichung einen hohen persönlichen Nutzen verknüpfen, also Ihre zentralen Bedürfnisse befriedigen.
BEISPIELE
Bedürfnis nach Anerkennung: Ein Mann möchte von seinen Freunden Anerkennung bekommen. Hierzu möchte er sich einen schnellen Sportwagen zulegen. In seinem jetzigen Job als Sachbearbeiter verdient er jedoch nicht genug Geld, um sich einen solchen Wagen leisten zu können. Anders sieht es aus, wenn er in seinem Unternehmen eine gut bezahlte Stelle im Vertrieb ergattert. Für diese Stelle benötigt er ausgezeichnete Verkaufs- und Präsentationstechniken. Um sich diese anzueignen, besucht er entsprechende Trainings.
Bedürfnis nach Zugehörigkeit: Ein Jugendlicher möchte von einer Gruppe junger Leute akzeptiert werden. Schnell findet er heraus, dass diese Gruppe häufig Poker-Turniere veranstaltet. Er ist davon überzeugt, dass ihn die Gruppe aufnehmen wird, wenn er richtig pokern kann. Also übt er mit Hilfe von digitalen Medien, um sich das Spiel beizubringen.
Bedürfnis nach Sicherheit: Eine junge Frau möchte studieren, aber von vornherein sichergehen, dass sie danach einen Arbeitsplatz findet. Um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu steigern, plant sie ein Studium an einer renommierten Universität. Weil sie weiß, dass ein Studium an dieser Universität ihrem Bedürfnis nach Sicherheit dient, macht es ihr nichts aus, für die Aufnahmeprüfung viele Stunden zu lernen.
Bedürfnis nach Abwechslung: Eine Sekretärin in einem kleinen Unternehmen hat nur eine begrenzte Anzahl an Aufgaben und sie sehnt sich nach mehr beruflicher Abwechslung. Also erkundigt sie sich, wie ihre Arbeit in einem internationalen Großkonzern aussehen könnte. Sie findet eine vergleichbare Stelle, bei der sie abwechslungsreichere Aufgaben erwarten würden. Doch dieser Arbeitgeber fordert von Bewerbern exzellente PC-Kenntnisse. Die Zeit und Energie, am Abend und am Wochenende einen PC-Kurs zu besuchen und am heimischen PC fleißig zu üben, gewinnt sie aus der Überzeugung, dass ihr eine neue Arbeit mehr Freude machen wird.
Nur wenn Sie Lernziele mit Ihren persönlichen Bedürfnissen verknüpfen, sind diese Ziele wirklich attraktiv für Sie und motivieren Sie, ausdauernd zu lernen. Stellen Sie sich in regelmäßigen Abständen die Frage, welche Bedürfnisse Sie antreiben. Überlegen Sie nun, welches Wissen und welche Fertigkeiten Ihnen dabei helfen, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Auf diese Weise machen Sie sich das Lernen von neuem Wissen und neuen Fertigkeiten schmackhaft.
Ihnen ist unklar, welche Bedürfnisse Sie antreiben? Dann werden Ihnen die folgenden Fragen weiterhelfen.
Was ist Ihnen wichtig? |
Von anderen Menschen akzeptiert zu werden? |
Von anderen Menschen Anerkennung zu erhalten? |
Für andere Menschen eine wichtige Funktion zu erfüllen? |
Anderen Menschen helfen zu können? |
Anderen Menschen etwas beibringen zu können? |
Sich mit anderen Menschen im Wettstreit zu messen? |
Von anderen Menschen unabhängig zu sein? |
Sich ständig weiterzuentwickeln? |
Ein hohes Maß an Sicherheit? |
Abwechslung im Leben? |
Setzen Sie sich messbare Ziele
Ihre Ziele sollten nicht nur attraktiv, sondern auch messbar sein. Hierzu definieren Sie Kriterien, anhand derer Sie überprüfen können, ob Sie ein Ziel tatsächlich erreicht haben. Für diesen Zweck sollten Sie ein Ziel so konkret wie möglich formulieren.
Erst wenn Sie ein Ziel so konkret wie möglich ausformulieren, können Sie Ihr Handeln danach ausrichten.
BEISPIELE
Bedürfnis nach Abenteuer: Ein Schüler hat von seinen Mitschülern erfahren, wie aufregend ein Schüleraustausch sein kann. Jetzt will er im kommenden Jahr unbedingt an einem Austausch in England teilnehmen. Doch seine Eltern wollen erst einen sichtbaren Beweis, dass er durch diesen Austausch auch wirklich seine Englischkenntnisse verbessern möchte. Diesen Beweis möchte er durch eine gute Note in der nächsten Englischarbeit erbringen. Also fasst er sich ein messbares Ziel: In der nächsten Englischarbeit will ich anstelle einer Drei eine Zwei erhalten.
Bedürfnis nach Anerkennung: Eine Frau nimmt schon seit einer Weile Klavierunterricht, doch bisher hat sie für ihr Klavierspiel noch keinerlei Anerkennung bekommen. Jetzt plant ihre Musikschule ein Klavierkonzert, an dem sie teilnehmen möchte. Ihr messbares Ziel: Sie will auf diesem Klavierkonzert zwei Stücke von Mozart fehlerfrei vorspielen.
Setzen Sie sich realistische Ziele
Achten Sie darauf, dass Sie sich realistische Lernziele setzen. Auf diese Weise sorgen Sie für regelmäßige Erfolgserlebnisse, die Ihr Selbstvertrauen und Ihre Lernmotivation steigern. Gerade zu Beginn eines Lernvorhabens sollten Sie mit kleinen, leicht erreichbaren Teilzielen arbeiten. Diese Teilziele motivieren Sie, mit dem Lernen zu beginnen, anstelle lange zu hadern. Nach und nach können Sie dann anspruchsvollere Ziele in Angriff nehmen. Schließlich haben Motivationsforscher herausgefunden, dass wir gerade herausfordernde Ziele als Anreiz erleben. Allerdings sollten diese Ziele auch erreichbar sein.
Formulieren Sie Ziele positiv
Es ist schwer, sich selbst mit Verneinungen und Negativformulierungen zu motivieren. Verzichten Sie auf Verneinungen. Sagen Sie anstelle von »Ich will in der Prüfung nicht durchfallen« besser »Ich will die Prüfung bestehen«!
Leiten Sie Maßnahmen aus Ihren Zielen ab
Jetzt sollten Sie Ihr Ziel mit der Formulierung von ersten Handlungsschritten verknüpfen. Ihr Ziel wirkt außerdem besonders attraktiv, wenn Sie noch eine motivierende Begründung für Ihr Handeln hinzufügen.
BEISPIELE
»Ich will im nächsten Vokabeltest eine Zwei erzielen. Hierzu muss ich mindestens 85 Prozent aller Vokabeln richtig übersetzen. Deshalb werde ich ab morgen jeden Tag 30 neue Wörter lernen. Durch das kontinuierliche Training werde ich alles in der Prüfung sicher beherrschen. Hierdurch werde ich sicherlich eine Zwei erzielen. Dieses Prüfungsergebnis wird mir wiederum die Anerkennung meiner Eltern einbringen.«
»Damit ich bei dem Klavierkonzert zwei Stücke von Mozart fehlerfrei vorspielen kann, übe ich diese Stücke jeden Tag eine Stunde lang. Durch das Üben werde ich die Stücke im Konzert sicher spielen. Das Publikum und meine Klavierlehrerin werden zufrieden sein.«
Wir alle wollen lernen
Vielleicht gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die aus sich heraus gerne lernen. Dann ist dieses Buch...
Erscheint lt. Verlag | 23.4.2024 |
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Reihe/Serie | Haufe TaschenGuide |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Schlagworte | Alphabet-Methode • Gedächtnis • Lernerfolg • Lerntyp • Lernziele • Loci-Technik • Mind Mapping • Prüfungsangst • Prüfungsvorbereitung • Taschenguide • Wissen |
ISBN-10 | 3-648-18037-1 / 3648180371 |
ISBN-13 | 978-3-648-18037-2 / 9783648180372 |
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Größe: 748 KB
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