Die Geometrie des Regattasegelns (eBook)
304 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-5371-7 (ISBN)
Tilo Schnekenburger segelt seit frühester Jugend. Anfang der 70er Jahre erfasste ihn der Windsurfsport. Hier nahm er an zahlreichen Weltmeisterschaften teil, wurde Europameister und vielfacher Deutscher und Schweizer Meister. Im Landessegel-Verband Baden Württemberg ist er seit 1981 mit unterschiedlichen Aufgaben betraut. Im Landeskader war er viele Jahre verantwortlich für das Konditionstraining und die Wettkampfplanung der Nachwuchssegler und -surfer. Als Disziplintrainer der Windsurfer des Landes legte er den Grundstein für die Olympiateilnahme der Baden-Württemberger Surfer Matthias Bornhäuser und Toni Wilhelm. Schon in seiner aktiven Zeit als Regattasurfer galt er als der "Taktikfuchs vom Bodensee". Nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn hat er endlich die Zeit gefunden, sich mit seiner Passion intensiv zu beschäftigen und seine Gedanken und Ideen zur Strategie und Taktik des Segelsports zu Papier zu bringen.
1 Einleitung
1.1 Der Leistungsfaktor „Taktik“ im Regattasegeln
Sowohl im Rahmentrainingsplan1 wie auch in „Training im Verein“2 des Deutschen Segler Verbandes werden als sportliche Leistungsfaktoren des Segelsports die folgenden vier Bereiche genannt: Die Technik, die Konzentration, die Kondition und die „Taktik“ (s. Abb. 1). (Das Wort „Taktik“ steht hier bewusst in Anführungszeichen, solange dieser Begriff noch nicht eindeutig definiert ist).
Abbildung 1: Nach „Leistungsstruktur der Sportart Segeln/Surfen“3
Dabei kommt der „Taktik“ nach Überzeugung vieler Autoren eine besondere Bedeutung zu. Malte Philipp begründet dies u.a. folgendermaßen: „Taktik und Strategie sind die Erfolgsgrundlage schlechthin, denn ihre Prinzipien gelten immer. … Wenn taktisches Wissen und strategische Fähigkeiten fehlen, kann man noch so schnell sein – es wird immer Schlauere geben, die vor einem sind.“4
Die meisten Autoren taktischer Lehrbücher sind sich darin einig, dass selbstverständlich alle anderen relevanten Leistungsfaktoren optimiert sein müssen, d.h. man darf gegenüber den Gegnern zumindest keinen Nachteil bezüglich Kondition, Konzentration und der technischen Performance des Bootes bzw. im Umgang mit dem Boot, also der sog. Bootstechnik haben. Walter Mai drückt dies kurz und bündig so aus: „Schlechte Fahrt = schlechte Taktik … Ein langsames Boot verführt zu falscher Taktik. Ehe man auf die Regattabahn geht, muss man daher alles unternehmen, um das Boot und sich selbst in den bestmöglichen Zustand zu versetzen, damit die Bootsgeschwindigkeit stimmt“.5
Es ist sicherlich so, dass sich die Bootsgeschwindigkeiten, insbesondere in den Regatten innerhalb der Einheitsbootsklassen wie dem Laser oder dem 420er wie auch in der Bundesliga mit der J70, nicht signifikant unterscheiden. In aller Regel wahrscheinlich weniger als 1% unter den 10 bis 20 besten Seglern in einer solchen Regatta. Das würde bedeuten, dass auf einer 1000m langen Kreuz (direkte Entfernung der Luv- zur Leebahnmarke), bei einem in Richtung und Windstärke konstanten Wind, die Distanz an der Boje zwischen diesen Booten höchstens 14m betragen dürfte. In der Realität zeigt sich aber ein ganz anderes Bild – das 20-fache ist bestimmt keine Seltenheit und resultiert in der Regel aus strategisch-taktisch unterschiedlichen Handlungen.
Wenn dem so ist, dann ist es an der Zeit, sich mit Strategie und Taktik näher zu befassen, zu schauen, was es an Literatur zum Thema auf dem Markt gibt, was „Taktik“ im Segelsport genau bedeutet und vor allen Dingen, wie die „Taktik“ des Segelsports tatsächlich funktioniert, welche Strukturen herrschen und wie diese Strukturen miteinander verwoben sind, zusammenwirken und welche Gesetzmäßigkeiten dabei herrschen.
1.2 Literatur zum Thema Regattataktik
Zur Optimierung der Leistungsfaktoren des Wettsegelns sind über die Jahre viele spezielle Lehrbücher erschienen, die sich mit Segelprofilen, Riggtrimm, Konditionstraining, Wetter oder dem spezifischen Trimm einzelner Bootsklassen beschäftigen und damit Einsteigern in diese Bootsklassen, wie auch erfahrenen Regattaseglern wertvolle Hinweise für Verbesserungsmöglichkeiten geben. Das gilt natürlich auch für das Thema Regattataktik.
In den Regalen engagierter Regattasegler und in den Bibliotheken vieler Segelvereine finden sich zahlreiche Bücher zur Regattataktik. Sie reichen von Manfred Currys „Regatta-Segeln“ in der 1. Auflage von 1925 bis hin zu einem der neueren von Malte Philipp „Regattasegeln“ aus dem Jahr 2012. Darunter gibt es Bücher vieler weltbekannter, herausragender Segler der vergangenen Jahrzehnte, wie Jörg Diesch, Rodney Pattison, Stuart Walker (R-I. P), Gary Jobson, Jon Emmett, Ian Proctor oder des legendären Dennis Conner.
Alle diese Bücher sind „Meisterlehren“ im Sinne Barths6. Ihnen ist gemeinsam, dass sie die Regattataktik anschaulich beschreiben und erläutern, mit der Absicht, Handlungsrezepte für taktische Situationen beim Regattasegeln zur Verfügung zu stellen. Sie wenden sich bevorzugt an aktive Regattasegler, deren Absicht es ist, besser zu werden, indem sie die Tricks all der hervorragenden Seglerinnen und Segler lernen sollen, die diese Bücher verfasst haben. Eine andere Zielgruppe sind Übungsleiter und Trainer, die für ihre Arbeit mit dem Regattanachwuchs diese Thematik selbst besser verstehen wollen.
Barth: „Es ist vielleicht das Besondere an vielen ´Taktiklehren´ in den Einzelsportarten, dass ehemalige Sportler und Trainer die Handlungsweisen und Wirkungen, die sie in vielen Wettkämpfen selbst ausgeführt und erfahren haben, im Sinne von ´Meisterlehren´ oder ´Alltagstheorien´ aufbereitet und weitergegeben haben. Dabei wird strategisches und taktisches Handeln und Verhalten nicht begründet und hergeleitet, sondern im Sinne von Ausführungsvorschriften sehr pragmatisch dargestellt.“
Die Bandbreite des Schreibstils in diesen Büchern ist vielfältig, vom leichten erzählerischen Stil Stuart Walkers, der sehr angenehm zu lesen ist, bis hin zum trockenen, mühsam zu lesenden, nüchtern analytischen Stil Klaus-Jürgen Meyers. In jedem Buch finden sich neue, interessante Betrachtungsweisen der Taktik und aus jedem Buch kann der aufmerksame Leser einen persönlichen Erkenntnisgewinn ziehen.
Der Markt der Möglichkeiten, sich zu informieren und weiter zu bilden, ist in dieser Hinsicht reich gesegnet, zumal es auch viele Fachzeitschriften gab und gibt, die sich dieses Themas angenommen haben, wie etwa „regatta“, eine Zeitschrift, die ganz speziell der Gruppe der Regattasegler gewidmet war, vom Delius Klasing Verlag herausgegeben wurde und zwischen März 1980 und Dezember 1985 monatlich erschien.
Ein Übriges trägt seit den 80er Jahren die Entwicklung in der IT bei. Auf dem Markt gibt es unzählige Taktikspiele als APPs, Lern-, Übungs- und Analysesoftware für den PC, das Tablet und Smartphone zum Thema Taktik. Hervorzuheben ist an dieser Stelle die ausgesprochen wertvolle Lehrund Lernhilfe „Tactical Sailing“, eine Software, entwickelt von Paul Gerbecks, mit deren Hilfe neben dem virtuellen „Regattaspielen“ vor allem in seinem Modul „Trainer´s Toolbox“ die Visualisierung und Berechnung einer Vielzahl von taktischen Situationen hervorragend möglich ist. „Tactical Sailing“ eignet sich daher auch besonders für das Analysieren und Experimentieren mit meinen „Geometrischen Tools“, die ich in diesem Buch erläutere. Außerdem werden im Internet eine ganze Reihe Newsletters veröffentlicht bzw. Homepages zu dieser Thematik angeboten.
Es sind hier natürlich auch die Trackingsysteme zu nennen, mit denen die Analyse und Beobachtung bedeutender Regatten im Internet heutzutage für jedermann zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt möglich ist.
Allerdings fällt beim Studium der Literatur auf, dass in vielen Veröffentlichungen die seglerischen Begriffe mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt sind. Es fehlt offensichtlich eine allgemein gültige Fachterminologie. Ein Manko, das David Dellenbaugh bereits in seinem Newsletter Speed&Smarts #12 von 1995 auch für den englischen Sprachraum feststellte und zu klären versuchte.7
Außerdem gibt es praktisch keine Veröffentlichung, die im sportwissenschaftlichen Sinn eine Trainingslehre für den Regattasegelsport im Allgemeinen oder die „Segeltaktik“ im Besonderen sein könnte. Mit Trainingslehre ist in diesem Zusammenhang die Schnittstelle zwischen Trainingswissenschaft und Sportpraxis gemeint, wie es in Abb. 2 dargestellt ist. 8
Abbildung 2: Trainingslehre - Brücke zwischen Sportpraxis und Trainingswissenschaft (Wastl)
Es stellte bereits Klaus Kieschke in seinem 1973 erschienen Buch „Segeln - Lehren und Lernen“ fest, dass es für den Bereich der Segelausbildung für Anfänger keine Methodik gäbe, die die Frage beantwortet, wie man das Segeln am besten unterrichtet.9
An dieser Situation hat sich vor allem bezüglich der Vermittlung der Segeltaktik an den Regattanachwuchs nichts geändert. Es existiert bislang keine umfassende allgemein gültige Didaktik bzw. Methodik für die Vermittlung taktischer Fähigkeiten in der Segelausbildung, die Teil einer Trainingslehre sein müsste. Ansätze hierzu finden sich bei Klaus-Jürgen Meyer in seinem bereits zitierten Buch „Taktik des Segelns“, indem er am Ende jedes Kapitels einen Abschnitt mit Trainingsmethoden anfügt,10 sowie besonders in „Training im Verein“ des DSV von Demarez u....
Erscheint lt. Verlag | 15.4.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport |
ISBN-10 | 3-7597-5371-X / 375975371X |
ISBN-13 | 978-3-7597-5371-7 / 9783759753717 |
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