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Unsere Zukunft steht in den Sternen (eBook)

Wie wir bald den Mars besiedeln (oder auch nicht). Das grundlegende Science-Sachbuch über Raumfahrt und die Kolonisation neuer Planeten
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
512 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2458-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Unsere Zukunft steht in den Sternen -  Kelly Weinersmith
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Der Erde geht's nicht gut. Da lockt die Aussicht, irgendwo weit, weit weg ein neues Leben zu beginnen - fern von Klimawandel, Krieg und X (ehemals Twitter). Zum Glück ist die Besiedlung der Sterne zum Greifen nah. Oder doch nicht? Nach jahrelanger Recherche und Gesprächen mit führenden Weltraumexperten gehen Kelly und Zach Weinersmith der technischen Utopie nüchtern auf den Grund. Zwar entwickelt sich die private Raumfahrt rasant, doch uns fehlt ein solider Plan, wie man im Weltall Kinder bekommt, Nahrung anbaut und die Gesellschaft organisiert. Das Bestsellerduo erforscht so humorvoll wie fundiert, ob der Traum von neuen Planeten uns nicht bald ein böses Erwachen beschert - und erklärt dabei zugleich allerlei spannende und verrückte Fragen, die wir uns noch nie über das Weltall gestellt haben.

Dr. Kelly Weinersmith studierte in Kalifornien und arbeitet heute als Biologin an der renommierten Rice University in Texas. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten werden unter anderem von »The Atlantic«, »National Geographic«, »BBC World«, »Science« und »Nature« veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Mann Zach verfasste sie den »NYT«-Bestseller »Bald! 10 revolutionäre Technologien, mit denen alles gut wird oder komplett den Bach runtergeht«. Zach Weinersmith ist international bekannt als Schöpfer des erfolgreichen Webcomics »Saturday Morning Breakfast Cereal«, der sich auf humorvolle Weise unter anderem mit naturwissenschaftlichen Themen befasst. Seine Comics erscheinen zudem bei »The Economist«, »The Wall Street Journal«, »Slate«, »Forbes«, »CNN«, »Discovery Magazine« und vielen mehr.

Dr. Kelly Weinersmith studierte in Kalifornien und arbeitet heute als Biologin an der renommierten Rice University in Texas. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten werden unter anderem von »The Atlantic«, »National Geographic«, »BBC World«, »Science« und »Nature« veröffentlicht. Zusammen mit ihrem Mann Zach verfasste sie den »NYT«-Bestseller »Bald! 10 revolutionäre Technologien, mit denen alles gut wird oder komplett den Bach runtergeht«. Zach Weinersmith ist international bekannt als Schöpfer des erfolgreichen Webcomics »Saturday Morning Breakfast Cereal«, der sich auf humorvolle Weise unter anderem mit naturwissenschaftlichen Themen befasst. Seine Comics erscheinen zudem bei »The Economist«, »The Wall Street Journal«, »Slate«, »Forbes«, »CNN«, »Discovery Magazine« und vielen mehr.

Einleitung


Ein Siedlungsleitfaden für den Roten Planeten?


Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir den Mond und den Mars besiedeln werden, sondern wann.1

– Tim Peake, Astronaut

Wo auch immer Sie sich auf diesem Planeten befinden, Sie haben sicherlich schon einmal darüber nachgedacht, ihn zu verlassen. Schließlich erscheint der Weltraum zunehmend vielversprechender. Auf dem Mars gibt es keine politische Korruption, auf dem Mond keinen Krieg und auf der Venus keine Umweltverschmutzung. Die Besiedlung des Weltraums ist zweifellos die beste Gelegenheit seit 50 000 Jahren, um etwas völlig Neues auszuprobieren und all die schlechten Dinge hinter sich zu lassen. Nachdem die menschliche Raumfahrt 50 Jahre lang stagnierte, haben wir jetzt die Technologie, das Kapital und den Wunsch, um das Zeitalter der kurzen Exkursionen zum Mond hinter uns zu lassen und unser Schicksal als multiplanetare Spezies in die Hand zu nehmen.

Na ja … vielleicht auch nicht. Wenn es Ihnen wie den meisten Laien geht, mit denen wir während der Recherche für dieses Buch gesprochen haben, haben Sie eventuell eine Vorstellung von der Besiedlung des Weltraums, die nicht ganz richtig ist. Dafür können Sie selbst gar nichts, denn der öffentliche Diskurs über die Weltraumkolonisierung steckt voller Mythen, Fantasien und Missverständnisse über grundlegende Fakten.

Im Jahr 2020 veröffentlichte beispielsweise Starlink, der Internet-Serviceprovider von SpaceX, seine Nutzungsbedingungen, in denen es heißt, dass »keine erdgebundene Regierung Autorität oder Souveränität über die Marsaktivitäten besitzt«.2 Mit dieser Klausel verhält es sich wie mit vielen anderen Aussagen über die Besiedlung des Weltraums: Sie wurde von einem mächtigen Interessenvertreter propagiert, weit verbreitet und kommentiert und ist absolut unzutreffend. Die Regierungen der Erde haben sehr wohl die Autorität über die Aktivitäten auf dem Mars – sie werden durch seit Langem bestehende Verträge geregelt und der Planet selbst ist ein internationales Gemeingut. Zugegebenermaßen sind die Verträge seltsam und vage, aber es gibt sie und sie können nicht durch irgendwelche Nutzungsbedingungen außer Kraft gesetzt werden.

Nicht alle schlechten Argumente zur Besiedlung des Weltraums stammen von Raketenmilliardären. Ein Beispiel dafür ist der Newsweek-Artikel »›Star Wars‹ Class Wars: Is Mars the Escape Hatch for the 1 Percent?« aus dem Jahr 2015, in dem behauptet wird, dass »der Rote Planet wahrscheinlich nur für die Reichen zugänglich sein wird und die Armen darunter zu leiden haben werden, dass die Umwelt auf der Erde zerstört wird und Konflikte ausbrechen«.3 Das kann man nur glauben, wenn man keine Ahnung hat, wie durch und durch, unglaublich, unvorstellbar schrecklich der Mars ist. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur beträgt etwa –60 °C. Es gibt keine Atemluft, dafür aber planetare Staubstürme und eine Schicht aus giftigem Staub auf dem Boden. Eine um 2 °C wärmere Erde für den Mars zu verlassen, wäre so, als würde man ein schmutziges Zimmer verlassen, um in einer giftigen Müllhalde zu leben.

Die Wahrheit sieht vielmehr so aus, dass die Besiedlung anderer Welten mit dem Ziel, autarke, sich selbst versorgende Gesellschaften fernab der Erde zu schaffen, nicht nur ziemlich unwahrscheinlich ist, sondern auch nicht die von den Befürwortern angepriesenen Vorteile bringt: keine großen Reichtümer, keine neuen unabhängigen Nationen, keine zweite Heimat für die Menschheit, nicht einmal ein Sicherheitsbunker für die Superelite.

Trotzdem leben wir in einer Welt, in der Raumfahrtbehörden, große Unternehmen und mediengewandte Milliardäre etwas anderes versprechen. Sie sagen, dass diese Siedlungen entstehen werden, vielleicht schon im Jahr 2050 oder so. Wenn sie erst einmal gebaut sind, werden sie praktisch alles in Ordnung bringen. Sie werden die Biosphäre der Erde retten oder eine äußerst kreative Pionierzivilisation ermöglichen oder den Vereinigten Staaten oder China oder Indien oder demjenigen, der den ersten großen Schritt macht, enorme wirtschaftliche Vorteile verschaffen.

Wir glauben zwar, dass all diese Behauptungen falsch sind, aber sie werden durch wirklich bahnbrechende technologische Entwicklungen gestützt, die den Zugang zum Weltraum viel billiger gemacht haben. Im nächsten Jahrzehnt wird es mit ziemlicher Sicherheit einfacher als je zuvor sein, Außenposten im Weltraum zu errichten. Das Problem für jeden potenziellen Siedler besteht jedoch darin, dass die meisten Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Biologie und Wirtschaft, weitaus komplexer sind als die Entwicklung größerer Raketen oder billigerer Raumfahrzeuge. Wie wir noch sehen werden, ist es ein Rezept für soziales Unheil und eine potenzielle Gefahr für den Heimatplaneten, wenn diese Probleme bei dem Versuch, eine kurzfristige Besiedlung zu erzwingen, ignoriert werden.

Hinzu kommt, dass die internationalen rechtlichen Strukturen, die den Weltraum regeln, seit den 1970er-Jahren kaum aktualisiert wurden. Das Weltraumrecht ist oft vage, uneindeutig und, wenn man die von den Vereinigten Staaten bevorzugte Auslegung akzeptiert, äußerst freizügig. Die moderne Welt des schnell wachsenden Weltraumkapitalismus und einer ständig wachsenden Zahl von Ländern mit Raumfahrtkapazitäten bietet beste Voraussetzungen für ein neues Mondrennen. Aber das Rennen in den 2020er- oder 2030er-Jahren wird sich stark von dem in den 1960er-Jahren unterscheiden, da es wahrscheinlich darum gehen wird, vorrangigen Zugang zu den äußerst begrenzten besten Teilen des Mondes zu erhalten. Dies birgt das Risiko von Konflikten, ist also weniger mit zwei Kindern vergleichbar, die sich darum streiten, wer am schnellsten rennen kann, sondern eher mit einer wachsenden Gruppe von Kindern, die sich um einen kleinen Haufen Süßigkeiten balgen.

Das ist gefährlich. Wenn wir Sie davon überzeugen, dass sich die Investition nicht auszahlt, dann ist es sogar unnötig gefährlich. Und lassen Sie uns die Metapher noch ein wenig verschlimmern, indem wir davon ausgehen, dass die Kinder auch noch über Atomwaffen verfügen.

Also: Weltraumsiedlungen. Haben wir das wirklich gut durchdacht?

Wenn die Menschheit die nächsten Jahrhunderte überlebt, ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir in den Weltraum expandieren werden. Menschen, Nationen und die internationale Gemeinschaft haben dabei die Wahl, wie sie vorgehen wollen. Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen – über das Tempo der Expansion und die ihr zugrunde liegenden Regeln –, werden diese Zukunft in einer Weise gestalten, die wir uns jetzt noch nicht vorstellen können. Die falschen Entscheidungen würden uns nicht nur verlangsamen, sie könnten die Menschheit sogar in existenzielle Gefahr bringen.

Wir können diese Entscheidungen nicht vernünftig treffen, wenn die Menschen die Wahrheit über die Besiedlung des Weltraums nicht wirklich kennen. Die ganze Wahrheit. Nicht nur die über die Größe der Rakete oder den Energiebedarf einer Siedlung oder die verfügbaren Mineralien in Asteroiden, sondern auch die Wahrheit über die wichtigen offenen Fragen zu Themen wie Medizin, Fortpflanzung, Recht, Ökologie, Wirtschaft, Soziologie und Kriegsführung. In Büchern und Dokumentationen über die Besiedlung des Weltraums werden ausführliche Informationen, die ehrlich über die erheblichen Schwierigkeiten bei diesen Themen berichten, fast immer ausgelassen.

Warum ist dieser Diskurs so oft mangelhaft? Wir glauben, dass es dafür zwei Hauptgründe gibt. Erstens weiß die breite Öffentlichkeit sehr wenig über den Weltraum. Die meisten Menschen können genau einen Astronauten benennen und mit einer geeigneten Eselsbrücke die Planeten der Reihe nach aufzählen. Abgesehen von ein paar Exzentrikern wissen die meisten von uns nicht, woraus der Mondboden besteht, was der Weltraumvertrag besagt oder wie die Geschichte der Atomwaffendetonationen im Weltraum aussieht.

Angesichts des begrenzten Allgemeinwissens über die grundlegende Weltraumwissenschaft ist das Wissen über ihren seltsamen kleinen Verwandten – die Wissenschaft zur Weltraumkolonisierung – so gut wie gar nicht vorhanden. Und damit sind wir beim zweiten Problem angelangt. Wenn Sie nichts über die Besiedlung des Weltraums wissen und sich weiterbilden wollen, werden Sie feststellen, dass viele der Artikel, die Sie lesen, viele der Dokumentarfilme, die Sie sich ansehen, und so ziemlich jedes einzelne Buch zu diesem Thema von einem Befürworter der Weltraumkolonisierung verfasst worden sind.

Es ist natürlich absolut nichts Falsches daran, sich für etwas einzusetzen. Die Befürworter der Weltraumkolonisierung, die wir getroffen haben, sind kluge, umsichtige Menschen. Zumindest die meisten von ihnen. Aber wenn man heute etwas über die Besiedlung des Weltraums liest, ist das ungefähr so, als würde man Bücher darüber lesen, wie viel Bier man trinken sollte, und alle relevanten Publikationen wurden von Brauereien geschrieben. Selbst wenn die Autoren sich bemühen, unparteiisch zu sein, lassen sie Dinge aus. Eines der bekanntesten Bücher über die Besiedlung des Weltraums, The Case for Mars, ist über 400 Seiten lang und enthält obskure historische Informationen über die Marskonferenzen der 1980er-Jahre sowie detaillierte chemische Gleichungen für die Kunststoffproduktion auf der Marsoberfläche, erwähnt aber an keiner Stelle die Existenz des internationalen Weltraumrechts. Es wird auch kein einziges Wort über die fünf Jahrzehnte rechtlicher Präzedenzfälle verloren, die den politischen Charakter und die geopolitischen Folgen einer möglichen Zukunft auf dem Mars bestimmen werden.

Das Buch, das Sie gerade lesen, welches zugegebenermaßen humorvoll geschrieben ist...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2024
Co-Autor Zach Weinersmith
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Weltraum / Astronomie
Naturwissenschaften Physik / Astronomie Astronomie / Astrophysik
Schlagworte a city on mars • Astronomie • Bald! • Elon Musk • Galaxie • Marsbesiedlung • Nasa • Planeten • Raumfahrt • Roter Planet • Saturday Morning Breakfast Cereal • Space X • Terraforming • Universum • Weltall • Weltall Doku • Weltraum
ISBN-10 3-7453-2458-7 / 3745324587
ISBN-13 978-3-7453-2458-7 / 9783745324587
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