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Jupiterkind (eBook)

Hochsensibilität ist meine Stärke
eBook Download: EPUB
2024 | 2. Auflage
439 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7584-8186-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jupiterkind -  Sieglinde M. Kolb
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Als Sieglinde M. Kolb sich entschloss, dieses sehr persönliche Buch anhand ausgewählter Lebensberichte zu schreiben, lagen bereits unglaubliche, aber auch unsägliche Erfahrungen, Erlebnisse und Geschehnisse hinter ihr. Sie wollte sich nicht mehr länger damit zufriedengeben, dass die Gabe der Hochsensibilität und die in beide Richtungen außergewöhnliche Tiefe von Wahrnehmungen und Gefühlen zu Unrecht so wenig Wertschätzung erfährt. Mit ihrem Buch möchte sie einen wertvollen Beitrag für mehr Akzeptanz in unserer Gesellschaft leisten. Ihre Hochsensibilität und Wahrnehmungsbegabung begleitet die Autorin bereits seit Anbeginn ihres Lebens, als es die Bezeichnung Highly Sensitive Person - kurz HSP - für diese Personengruppe nach Dr. Elaine Aron noch gar nicht gab. Heute weiß man, dass etwa zwanzig Prozent aller Menschen mit Hochsensibilität ausgestattet sein könnten. Sieglinde Kolb ist überzeugt, dass HSP ein enormes Geschenk sowohl für die Gesellschaft als auch für die Betroffenen selbst sein kann. Sie glaubt, dass hochsensible Menschen in unserer schnelllebigen Zeit dringender denn je benötigt werden, denn sie erfassen Situationen und Chancen lange bevor andere Menschen auch nur darüber sprechen. Dieses freie Humankapital gilt es ihrer Meinung nach zu erkennen und den überaus wertvollen Vorsprung und Zugewinn in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen sinnvoll zu nutzen.

Gebürtige Hochsensible, Neurosensitive, außergewöhnlich Wahrnehmungsbegabte, Sinnsucherin, Sinnspenderin, Motivatorin, Mutmacherin, emotionale Intelligenz, großes-gütiges-warmes Herz, schöne-alte-treue Seele, Mensch, Freundin, Beschützerin erwählt Einzelner, erfolgreiche Schatzgräberin verborgener und Multiplikatorin sichtbarer Emotionen und Potenziale, Visionärin, analytisch, treffsicher, systematisch, effizient, zielstrebig, kreativ, aufmerksam, großzügig, freiheitsliebend, wertschätzend, zuverlässig, empathisch, manchmal zu ehrlich-direkt, aufrichtig, charakterstark, poetisch, philosophisch, optimistisch-fröhlich, enthusiastisch, reflektiert, meiner selbst bewusst, sehr tapfer im Umgang mit Sterben und Tod. NICHT: total selbstlos, massentauglich, Opfer, Mitläufer, Everybody's Darling.

gebürtige Hochsensible, Neurosensitive, außergewöhnlich Wahrnehmungsbegabte, Sinnsucherin, Sinnspenderin, Motivatorin, Mutmacherin, emotionale Intelligenz, großes-gütiges-warmes Herz, schöne-alte-treue Seele, Mensch, Freundin, Beschützerin erwählt Einzelner, erfolgreiche Schatzgräberin verborgener und Multiplikatorin sichtbarer Emotionen und Potenziale, Visionärin, analytisch, treffsicher, systematisch, effizient, zielstrebig, kreativ, aufmerksam, großzügig, freiheitsliebend, wertschätzend, zuverlässig, empathisch, manchmal zu ehrlich-direkt, aufrichtig, charakterstark, poetisch, philosophisch, optimistisch-fröhlich, enthusiastisch, reflektiert, meiner selbst bewusst, sehr tapfer im Umgang mit Sterben und Tod. NICHT: total selbstlos, massentauglich, Opfer, Mitläufer, Everybody's Darling.

Da ich meine Umwelt und das Umfeld stets in feinsten Nuancen wahrnahm, spürte ich zumeist im Voraus, welche Situationen sich ereignen würden. Kündigte ich eine solche Ahnung meiner Mutter an, wurde das sofort abgetan mit Kommentaren wie „Das kannst du gar nicht wissen“ oder „Soweit kommt das gar nicht“ bis hin zur gefühlten Abwertung „Du bist aber auch empfindlich“. Doch in der Regel kam es dann doch so, wie ich es vorausgesagt hatte. Ich konnte es gar nicht fassen, wie wenig Glauben mir dabei geschenkt wurde. Schließlich wusste ich, dass man mir glauben kann.

 

Meine Godi, wie man eine Patin in Rheinland-Pfalz umgangssprachlich nennt, war meine persönliche Sonne. Mein Highlight, meine Unterstützung, meine Seelenstärkung, meine Verteidigung, mein Name, meine Welt. Es war wie eine Vorsehung, dass ausgerechnet sie meine Godi werden sollte. Und auch ein helles Licht für meine Familie. Bei ihr fühlte ich mich als Mensch geehrt. Als ihr Patenkind war ich ohnehin ihr ganzer Stolz, weswegen sie mich in den ersten fünfzehn Jahren gerne einfach so in ihrer Arbeit präsentierte. Sie konnte es nicht erwarten zu zeigen, wie wissbegierig und lernfähig ich in ihren Augen war. Ihr Chef testete mich spaßeshalber gerne im Aussprechen lateinischer Worte, die ich auf den Etiketten ausgestellter Apothekengläser ablesen sollte.

 

An meinen Geburtstagen kam Godi zu uns nach Hause, wusch mich in der Badewanne, deren Warmwasser sich aus dem dazugehörigen Holzofen speiste, und kleidete mich an. Meine Mutter konnte dies nicht tun, da sie leider lebenslang mit schweren Hautproblemen und offenen Händen zu kämpfen hatte. Schön rausgeputzt führte sie mich stolz mit dem Bus aus in die Stadt, um dort gemeinsam ein Geschenk für mich zu kaufen, welches ich mir in preislich angemessenem Rahmen aussuchen durfte. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an eine Kinder-Taucher-Uhr mit einem hübschen bunten Rand. Später kehrten wir irgendwo ein, ich glaube in ein Café. Meine Patentante wurde auf der Straße von vielen Menschen erkannt, die wenigstens kurz mit ihr plaudern wollten. Wegen ihrer überaus zugewandten Art, die Menschen in der Apotheke zu bedienen, ihnen ein Ohr zu leihen oder sie zu beschenken, war sie unglaublich beliebt. Sie stellte mich jeweils voller Stolz als ihr Patenkind vor. Für mich war es eine Wohltat, wenn sie ihren Glanz mit mir teilte. Zusammen vermehrte sich anscheinend unser Glück. Es war stets ihre Absicht, mir einen schönen Tag zu bescheren, was ihr natürlich leicht gelang. Denn sie erfüllte nicht nur das Äußerliche in Form von Geschenken, sondern wärmte vor allem meine Seele mit ihrer Zuneigung. Mit dieser Extrazeit nur für mich. Und sie vergaß an solch einem Tag auch nicht meine armen Geschwisterkinder. So kam ich stets mit einer Riesentüte Bäckerware zurück von diesen Ausflügen. Sie war sozusagen eine Godi für alle. Ich sagte zwar immer, dass es nur meine sei, jedoch hatte sie zum einen ein sehr großes Herz, das für uns alle reichte, und zum anderen hatten meine Brüder ihre eigenen Paten, auch wenn diese nicht im Ansatz mit Godi vergleichbar waren. Meine Mutter erinnerte mich deswegen häufig daran, dass es niemand so gut getroffen hätte wie ich.

 

In den Ferien verbrachte ich die allermeiste Zeit bei meiner Patentante, die im gleichen Haus wie meine Oma wohnte. Dieses Zwei-Wohnungen-Haus in einer Reihe von Arbeiterhäusern hatte im Dachgeschoss zwei vom Wohnbereich abgetrennte Zimmer mit Schrägen. Eines dieser Mansardenzimmer war in den Ferien mein eigenes Reich. Die Zeit war geprägt von Ruhe, Frieden und fröhlichen Familienbesuchen bei Oma. Dazu gehörte leckeres Essen, ein kleiner Garten und viel Geborgenheit. Außer in den superstillen, radiolosen Jahren nach dem Tod meines kriegsgeschädigten Opas hatte ich dort ein geordnetes und schönes Ferienleben. Neben Omas leckerem Essen und den traditionellen Gängen zum Wochenmarkt, wie auch die Spaziergänge durch den nahegelegenen Park, war das Highlight eines jeden Werktages, dass meine Godi zum Mittagessen und am Abend heimkommen würde. Egal wie hart sie gearbeitet hatte, mich zu sehen zauberte ihr stets ein Lächeln ins Gesicht, und so drückte sie mir dann zum Gruß ein Küsschen auf und kniff mir in die Wange oder in meine angeblich so strammen Oberschenkel. Das war ihr Ritual. Sobald sie da war, kam Leben in die Bude. Ich hörte aufmerksam zu, wenn Godi von ihrem Tag berichtete. Meine Oma wollte nie, dass ich Kraftausdrücke hörte, aber meine Patentante berichtete so lebhaft von ihrem Tag in der Apotheke und dem Verhalten mancher Kunden oder des Chefs, dass ich mich mitten im Geschehen wähnte und alles wie ein Schwamm aufnahm. Ich erlebte meine Patin trotz ihrer Konfliktscheue als Mensch, der sich gegen jede Ungerechtigkeit einsetzte, dies auch mittels starker Worte und Gesten. Das imponierte mir, schlummerte in mir ja Ähnliches. Von ihrem Kampfgeist profitierte auch ich. Sobald sie etwas hörte oder mitbekam, das sich kritisch zu mir verhielt, setzte sie sich demonstrativ für mich ein oder bestätigte je nach Sachlage die Rechtmäßigkeit meines eigenen Tuns. Sie wollte mich dazu befähigen, selbständige Entscheidungen zu treffen und Recht von Unrecht unterscheiden zu lernen. Bei meiner Godi erlebte ich das ersehnte „Mir-im-Rücken-stehen“. Es war immer da und ich musste es nie bei ihr einfordern. Dass ich am Ende ihres Lebens – unbemerkt von der Familie – jene war, die wiederum ihre Rechte und ihre Würde respektieren würde, war mein Dank an und Respekt für sie.

 

Im Gegensatz dazu kam mir mein Leben im Zusammenhang mit anderen Menschen immer wieder mal so vor, als hätte ich eine Landkarte auf der Seele, wo jeder seinen Abdruck oder die Asche einer Feuerstelle hinterlassen durfte. Selten war da ein klarer See, eine milde Sonne oder eine beruhigende Brise. Das erzeugte in mir ein Gefühl von Wut. Und Wut setzt bekanntlich Kräfte frei.

Es gab Momente, in denen mir alles zu viel war. Auch drängte sich wohl die Pubertät mit ihrem grundsätzlichen „In-Opposition-sein“ in den Vordergrund. Eine verzwickte Gemengelage. Das hektische Leben zuhause, diese ständige Unruhe mit den vielen Kindern, eine überforderte Mutter, wir alle auf kleinem Raum, diese Armut ohne Hoffnung auf baldige Besserung und außerdem viele Reibereien untereinander. Meine Mutter konnte sich offenbar nicht anders gegen unsere jeweiligen Auflehnungen oder unseren mangelnden Gehorsam erwehren, als diesen mit Schlägen zu bekämpfen. Gürtel, Lederriemen ausgedienter Schulranzen oder sehr große Holzrührlöffel waren die gängigen Mittel der Wahl. Die Schmerzen und die roten Streifen auf dem Körper waren schlimm genug, doch die Wunden auf der Seele blieben langfristig bestehen.

In diesem Zusammenhang fällt mir die öffentliche Rede des dänischen Königs Frederik während einer Feierlichkeit ein, in der er vor Jahren in Anwesenheit seines Vaters über dessen körperliche Züchtigungen gesprochen hatte. Dieser soll diese Art der „Zuneigung“ als Liebe bezeichnet haben. So resümierte der Prinz, dass sein Vater ihn demnach wohl sehr geliebt haben muss.

Ich glaube, irgendwie traf das sinngemäß auch auf meine Mutter zu.

 

Offensichtlich hatten meine Brüder jeweils eine ganz eigene Vorstellung von mir und auch davon, was ich für sie bedeuten würde. Nur Harald liebte mich einfach so, das war offensichtlich. So beschützend und liebevoll, wie er mein Dasein begleitete. Wie er mich bestärkte und gleichzeitig etwas Lockerheit vermittelte, daneben aber auch angemessene Kritik und Strenge in seinen Worten walten ließ. Bei ihm durfte ich einfach ich sein.

 

Meine Mutter hatte ein weiteres Mal geheiratet, als ich sechs Jahre alt war. Ihr neuer Mann brachte die beiden jüngsten von mehreren Kindern mit in unsere Familie. Der Junge war exakt in meinem Alter, wir hatten nur einen Tag Altersunterschied, das Mädchen war knapp zwei Jahre älter. Mit dem Jungen kam ich sehr gut zurecht, er war ein Lieber. Auch Mutter schloss ihn sofort in ihr Herz. Das Mädchen und ich hatten jedoch die meiste Zeit Streit und wir rissen uns gegenseitig die Haare aus. Bei unseren Streitigkeiten ging es meist um Eifersüchteleien, denn ich verstand mich nicht gut mit ihrem Vater, während dieser ihr über das normale Maß hinaus zugetan schien. Er war ein grober Typ, Maurer und oft betrunken. Jede Prügelstrafe fiel bei ihm nochmal gründlicher aus, als wir es von meiner Mutter ohnehin kannten. Zum Glück war diese Ehe im siebten Jahr endlich vorbei, und somit alle Prügelstrafen. Ein Lebensabschnitt war zu Ende und unsere Mutter war mit uns jugendlichen Kindern wieder allein.

 

Doch bevor ich zu meiner Jugend komme, möchte ich noch einmal zu meiner Kindheit zurückkehren. Ein besonders Ereignis, das zur Zeit der zweiten Ehe meiner Mutter stattgefunden hat, war meine Kommunion. In der Vorbereitungsphase hatten wir zusätzlichen Unterricht in der Kirche. Aus mir unbekannten Gründen durfte ich vor den morgendlichen Gottesdiensten nichts essen. Meine Mutter hatte uns aber so erzogen, dass wir das Haus nie ohne Frühstück verlassen sollten. Ich erinnere mich jedoch daran, aus eigenem Willen nüchtern geblieben zu sein, damit das mit den Sakramenten auch richtig klappen würde. Als dann in der Kirche zur fortgeschrittenen Zeit der Priester und sein Gefolge mit Weihrauchgefäßen herumwedelten, wurde mir von den Duftwolken übel, und zwar so, dass ich ohnmächtig ins Gebälk sackte. Wohl auch vor Hunger. So verblieb ich eine mir unbekannte Weile, weil mir niemand aufhalf. Ich nahm die anderen um mich herum nur schemenhaft singend wahr. Als ich mich aufrappelte und hinsetzte, konnte ich es einfach nicht fassen. Die Kinder und wohl auch die Eltern dieser ach so barmherzigen Kirche sangen...

Erscheint lt. Verlag 1.3.2024
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Highly Sensitive Person • Hochsensibilität • Hochsensible Menschen • Hsp • hsp sensitive person • Jupiterkind • Wahrnehmung
ISBN-10 3-7584-8186-4 / 3758481864
ISBN-13 978-3-7584-8186-4 / 9783758481864
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