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Getriggert? (eBook)

Spiegel-Bestseller
Wie wir unsere Beziehungen stärken, indem wir unsere Emotionen regulieren und gelassener kommunizieren. Kommunikations-Tools aus der Paartherapie (SPIEGEL-BESTSELLER)
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
mvg Verlag
978-3-98922-001-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Getriggert? -  Anouk Algermissen
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Du möchtest nicht mehr streiten, sondern gelassener kommunizieren? Doch es fällt dir im Gespräch manchmal schwer, deine Gefühle zu beherrschen und für andere Perspektiven offen zu bleiben? Bemerkungen oder das Verhalten unseres Gegenübers können alte emotionale Wunden aufreißen, wir sind dann »getriggert«. Der Schlüssel für eine gelungene Kommunikation liegt darin, deine persönlichen Trigger zu erkennen und sie zu beruhigen. Die Psychologin und Podcasterin Anouk Algermissen (@paarpsychologie) zeigt dir anhand von erprobten Übungen aus der Paartherapie und wissenschaftlich fundierten Strategien, wie du Schritt für Schritt lernst, besser zu kommunizieren. So fühlst du dich endlich gesehen und die Leichtigkeit kehrt in deine Beziehung zurück.

Anouk Algermissen ist Psychologin (M. Sc.) und Paartherapeutin. Sie arbeitet in ihrer Praxis mit Paaren und Einzelpersonen daran, deren Beziehungsmuster zu identifizieren, diese aufzulösen und so glücklichere Partnerschaften zu führen. Der Fokus liegt hierbei darauf, die emotionale Verbundenheit zu stärken und besser miteinander zu kommunizieren. Um mehr Menschen Zugang zu diesem Wissen zu geben, betreibt sie den erfolgreichen Podcast »Paarpsychologie« und teilt viele Informationen und Tipps über ihren gleichnamigen Instagram-Kanal sowie ihren Blog.

Anouk Algermissen ist Psychologin (M. Sc.) und Paartherapeutin. Sie arbeitet in ihrer Praxis mit Paaren und Einzelpersonen daran, deren Beziehungsmuster zu identifizieren, diese aufzulösen und so glücklichere Partnerschaften zu führen. Der Fokus liegt hierbei darauf, die emotionale Verbundenheit zu stärken und besser miteinander zu kommunizieren. Um mehr Menschen Zugang zu diesem Wissen zu geben, betreibt sie den erfolgreichen Podcast »Paarpsychologie« und teilt viele Informationen und Tipps über ihren gleichnamigen Instagram-Kanal sowie ihren Blog.

Kapitel 2:
Was uns keiner beibringt


Lass uns das gleich zu Beginn klären: Es ist nicht deine Schuld, dass du Schwierigkeiten mit der Kommunikation hast, denn gute Kommunikation ist nicht einfach. Sie besteht eben nicht nur aus aneinandergereihten Worten, sondern ist deutlich mehr als das. Wir kommunizieren häufig auf mehreren Ebenen gleichzeitig miteinander. Auf den ersten Blick geht es dabei um irgendeine Kleinigkeit. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, die Situation genauer auseinanderzunehmen, sind wir sehr schnell bei den wirklich großen Themen. Leider übersehen wir diese sehr häufig und verfehlen uns dementsprechend schnell.

Das Problem besteht darin, dass uns niemand beibringt, gut zu kommunizieren.

Dazu ein kleines Gedankenexperiment: Stell dir vor, dein Traumjob ist die Herzchirurgie. Du hast dich fürs Medizinstudium eingeschrieben, um alles dafür zu lernen. An deinem ersten Tag bist du überrascht, dass man dich sofort in den OP führt. Dir werden die Instrumente vorgelegt und der Patient wird reingebracht. Entgeistert schaust du die Umstehenden an: »Aber ich weiß doch gar nicht, wie das geht!«, rufst du aus. »Ich sollte erst lernen und üben, bevor ich an ein echtes Herz gelassen werde.«

Was hier so vollkommen absurd wirkt, ist in Beziehungen Realität. Wer bringt uns bei, richtig zu kommunizieren, bevor wir Beziehungen führen? Zwar geht es bei der Kommunikation meist nicht um Leben oder Tod – geschenkt. Doch wie die Paartherapeutin Esther Perel es bereits so schön auf den Punkt gebracht hat: »Die Qualität unserer Beziehungen bestimmt die Qualität unseres Lebens.«2 Die Art, wie wir unsere Beziehungen gestalten, hat einen großen Einfluss auf unser Sein. Und doch überlassen wir die Ausgestaltung dieses wichtigen Teils unseres Lebens häufig dem Zufall. Entweder es klappt und wir führen eine glückliche Beziehung mit guter Kommunikation oder eben nicht.

Infobox Studie: Beziehungen und mentale Gesundheit3

In einer Metaanalyse wurden unterschiedliche Studienergebnisse zum Thema Beziehungen und zu ihrem Einfluss auf unsere mentale Gesundheit untersucht. Es wurde deutlich, dass die Arbeit an unseren Beziehungen auch eine Investition in unser eigenes Wohlbefinden ist. Lernen wir, Beziehungen besser zu gestalten – zum Beispiel durch eine offene Kommunikation –, hat das weitreichende positive Einflüsse auf unser gesamtes Leben.

Doch wer sagt uns, worauf wir achten sollten und was wir erst noch üben müssen? Wenn wir Glück haben, geben die Menschen in unserem Umfeld uns mehr oder weniger gute Ratschläge. Oder wir holen uns Informationen aus dem Internet und hoffen auf das Beste. Ist es nicht verrückt, dass wir für so viele Dinge, die uns wichtig sind, spezielle Ausbildungen, Anleitungen, Abläufe oder Techniken zur Verfügung haben, aber wenn es um unsere Beziehungen geht, hoffen müssen, dass alles schon irgendwie klappt?

Es geht sogar noch weiter: Für viele Menschen ist es ein schlechtes Zeichen, wenn die Beziehung nicht einfach so läuft, sondern man Arbeit in sie investieren muss. Wer würde von einer Ärztin verlangen, dass sie instinktiv weiß, was sie tut, ohne sich jemals mit dem Thema Anatomie beschäftigt zu haben? Ich würde mich bei ihr ganz sicher nicht unters Messer legen.

Wenn Beziehungen also einfach nur laufen müssen, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir keine Ahnung haben, was geschehen soll, sobald es mal nicht mehr so gut läuft. Wenn unsere Kommunikation den Bach runtergeht, merken wir das zwar an den negativen Konsequenzen, wissen aber nicht, worauf wir jetzt unsere Energie richten sollen. Wir operieren quasi blind. Und das am offenen Herzen. Daraus ergeben sich häufig Missverständnisse, Kritik und Anschuldigungen.

Wie das typischerweise aussehen kann, schauen wir uns jetzt noch einmal am Beispiel von Hannah und Timo an.

Die beiden planen gerade einen gemeinsamen Urlaub. Hannah hat enorm viel auf der Arbeit zu tun und wartet ungeduldig auf die freie Zeit, um mal abzuschalten. Timo ist etwas angespannt, da er weiß, dass Hannah unter Stress steht und sich die beiden dann schnell streiten. Der Urlaub rückt näher und sie müssen noch ihre Unterkunft buchen. Also setzt sich Hannah eines Abends an den Küchentisch und recherchiert. Als Timo in die Küche kommt, um sich ein Getränk zu holen, fragt sie ihn:

Hannah: »Du, sag mal, wir müssen ja noch unsere Unterkunft für den Urlaub aussuchen. Ich habe hier etwas gefunden, das ich dann buchen würde.«

Timo: »Bitte noch nicht. Ich will selbst erst noch schauen.«

Hannah: »Dann mach es aber auch direkt.«

Timo: »Ich mach’s die Tage.«

Hannah (genervt): »Nee, so langsam müssen wir mal zu Potte kommen. Das wird sonst immer teurer.«

Timo: »Es ist doch noch Zeit bis dahin. Warum machst du schon wieder so einen Druck?«

Hannah (wird lauter): »Na ja, im Gegensatz zu dir kümmere ich mich wenigstens darum. Manchmal frage ich mich, was passieren würde, wenn ich nicht immer alles übernähme.«

Timo: »Du gibst mir überhaupt keine Chance, mich einzubringen. Du entscheidest einfach.«

Timo geht aus dem Raum, Hannah ihm nach.

Hannah: »Timo, ich will das jetzt klären.«

Timo: »Ja, dann buch doch einfach. Es läuft am Ende eh immer nur nach deinen Vorstellungen.«

Hannah: »Wenn du so drauf bist, müssen wir auch gar nicht in Urlaub fahren. Da hab ich echt keinen Bock drauf!«

Timo: »Dann halt nicht. Ist mir egal.«

Hannah: »Klasse!«

In diesem Gespräch geht es um so viel mehr als nur um die Unterkunft. Hier werden – ohne dass sie konkret benannt werden – große Themen zwischen den beiden ausgefochten, doch eben blind, also ohne dass ihnen bewusst ist, was genau geschieht. Nehmen wir das Ganze einmal auseinander.

Das Einstiegsthema ist die Buchung der Unterkunft. Hiermit beginnt das Gespräch. In diesem Kontext tauchen bald weit wichtigere Themen auf. Bei Timo kann man bei genauerem Hinsehen Folgendes identifizieren: Druck in der Beziehung, Bevormundung und fehlendes Verständnis vonseiten Hannahs.

Übung

Geh noch einmal Timos Sätze durch und schau, ob du diese Themen erkennst. Frag dich, was wohl hinter seinen Aussagen steckt und ihn wirklich beschäftigt.

Auflösung: Timos Sätze

»Bitte noch nicht. Ich will selbst erst noch schauen.«

Hier ist Timo relativ gelassen. Man spürt noch keinen starken Druck in der Konversation.

»Ich mach’s die Tage.«

Die Knappheit des Satzes zeigt, dass Timos innere Anspannung steigt. Er hätte auch ausführen können, warum er die Unterkunft erst in den kommenden Tagen buchen will. Doch der aufkommende innere Druck lässt ihn wortkarg werden.

»Es ist doch noch Zeit bis dahin. Warum machst du schon wieder so einen Druck?«

Timo zeigt seine Verärgerung deutlicher. Er benennt seinen inneren Druck, doch auf eine anklagende Art und Weise, die seine Freundin verletzt.

»Du gibst mir überhaupt keine Chance, mich einzubringen. Du entscheidest einfach.«

An diesem Punkt fühlt sich Timo nicht verstanden und ist entsprechend frustriert. Für ihn scheint sich hier ein Phänomen zu wiederholen: Er fühlt sich von Hannah bevormundet. An der verallgemeinernden Formulierung merken wir, dass dies für ihn nicht zum ersten Mal geschieht.

»Ja, dann buch doch einfach. Es läuft am Ende immer nur nach deinen Vorstellungen.«

Timo wird immer frustrierter und trotziger. Er hat das Gefühl, nicht gesehen zu werden.

»Dann halt nicht. Ist mir egal.«

An diesem Punkt ist Timo endgültig aus dem Gespräch ausgestiegen. Trotz, Widerstand und Rückzug bestimmen seine Kommunikation.

Man merkt in dem Gespräch, wie Timo immer wortkarger und passiv-aggressiv wird. Seine Sätze scheinen flapsig und unterkühlt. Sähe man genauer hin, würde man erkennen, dass er eigentlich verletzt und gestresst ist. Das wird besonders deutlich daran, dass er während des Gesprächs den Raum verlässt. Er fühlt sich unwohl und will sich der Situation entziehen. Dies zeigt, wie angespannt er ist, auch wenn er nach außen hin kühl und unemotional wirkt.

Doch woher kommt diese Anspannung bei ihm? Er sagt zu Hannah: »Warum machst du schon wieder so einen Druck?« Hier wird deutlich, dass er die Situation als sehr angespannt erlebt. Als Hannah nicht auf seine Idee, sich die Unterkunft später noch einmal anzusehen, eingeht, kommt noch ein weiteres heikles Thema zum Vorschein. Er hat das Gefühl, dass über seinen Kopf hinweg entschieden wird (»Du entscheidest einfach«).

Außerdem zeigen generalisierte Aussagen wie: »Es läuft am Ende immer nur nach deinen Vorstellungen«, dass sich für Timo hier eine bestimmte Situation wiederholt. Für ihn ist klar: »Meine Freundin zeigt mir mal wieder, dass ihr egal ist, was ich denke, und dann setzt sie mich auch noch unter Druck.« Das ist ein schwerwiegendes Thema, denn es greift die Grundfesten ihrer Partnerschaft an. Wer will schon in einer Beziehung leben, in der man nicht gehört wird?

Der Subtext zu Timos Kommunikation lautet also in etwa so: »Ich fühle mich von dir übergangen und unter Druck gesetzt. Wenn du laut wirst, fühle ich mich in die Ecke gedrängt und klein gemacht. Ich habe den Eindruck, dass ich überhaupt nicht stattfinde in unserer Beziehung.«

Dieser Subtext beschreibt das eigentliche Problem, über das Timo spricht, ohne es explizit zu benennen. Die Urlaubsunterkunft an sich ist nicht entscheidend. Wichtig ist, wofür sie steht. Wenn wir uns eines grundlegenden Problems nicht wirklich bewusst...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Augenhöhe • Austausch • Authentisch sein • Botschaft • Emotionsregulation • Gefühle • Gespräch • Gesprächsführung • Gesprächspartner • Glaubenssatz • Kommunikationsmuster • Menschliche Beziehungen • Offenheit • Partnerschaft • Respekt • Trigger • Verletzung • Vorurteil • Wertschätzung • Zuhören
ISBN-10 3-98922-001-2 / 3989220012
ISBN-13 978-3-98922-001-0 / 9783989220010
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