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Die Weisheit eines Bullfrogs (eBook)

18 Lektionen, die Führung leichter machen (aber nicht einfacher)
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
208 Seiten
REDLINE Verlag
978-3-96267-549-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Weisheit eines Bullfrogs -  William H. Mcraven
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Inspirierende Weisheiten und Lektionen eines hochdekorierten Navy SEALs, die jede Führungskraft beherzigen sollte. In fast vier Jahrzehnten bei den Navy SEALS, der Spezialeinheit der U. S. Navy, erwarb sich Admiral William McRaven den Status eines »Bullfrogs«, wie solch altgediente und hochdekorierte SEALs genannt werden. Die Erfahrungen und Lektionen, die er während vieler Einsätze in seiner langen Dienstzeit sammeln konnte, gibt er nun an andere Führungskräfte weiter. Anhand von 18 praktischen Lektionen zeigt er, welche Eigenschaften entscheidend sind, um einer Führungsrolle gerecht zu werden und sich durchzusetzen. McRaven verknüpft diese Leitlinien mit persönlichen Einblicken in sein Leben als Navy SEAL und verdeutlicht, welche Führungsqualitäten die Großen unter den Guten ausmachen.

Admiral William H. McRaven ist »New York Times«-Bestsellerautor und »Bullfrog« bei den Navy SEALs, da er 37 Jahre im aktiven Dienst der Spezialeinheit war. Als Oberbefehlshaber kontrollierte er Spezialkräfte und war an der Operation »Neptunes Spear« beteiligt, die Osama bin Laden zur Strecke brachte. Nach Ende seiner Dienstzeit leitete er vier Jahre das University of Texas System.

Admiral William H. McRaven ist »New York Times«-Bestsellerautor und »Bullfrog« bei den Navy SEALs, da er 37 Jahre im aktiven Dienst der Spezialeinheit war. Als Oberbefehlshaber kontrollierte er Spezialkräfte und war an der Operation »Neptunes Spear« beteiligt, die Osama bin Laden zur Strecke brachte. Nach Ende seiner Dienstzeit leitete er vier Jahre das University of Texas System.

KAPITEL 4
Wir haben alle unseren Froschparadewagen


Wahre Demut ist kein elender Geist, keine Unterwürfigkeit oder Selbstverachtung; sie ist nichts anderes als uns selbst so einzuschätzen, wie Gott uns sieht.

— Tryon Edwards, amerikanischer Theologe

Das Boot kam mit hohem Tempo auf mich zu, der Bug schob eine Welle aus weißem Schaum vor sich her und pflügte durchs blaue Wasser. Ich konnte den Steuermann in dem kleinen Steuerhaus sehen; seine Blicke schossen zwischen mir und dem kleinen aufblasbaren Schlauchboot hin und her, das an der Backbordseite festgemacht war. Im Schlauchboot saß ein weiterer Mann, der eine dicke Gummischlaufe hielt, die Arme ausgestreckt und bereit, mich einzufangen, während das Boot vorbeiraste.

Dreiundzwanzig Meter noch, und es kam schnell näher.

Es hatte mich fast erreicht.

Ich hörte den Mann im Schlauchboot schreien: »Strampeln, kräftig strampeln, jetzt!«

»Strampeln, strampeln, strampeln«, sagte ich zu mir selbst, und meine Schwimmflossen bewegten sich kraftvoll durch das Wasser der Bucht.

Zehn Meter.

Fünf Meter.

Jetzt, jetzt!

Ich sah den Mann mit der Gummischlaufe im Schlauchboot, der sich abmühte, mich zu erreichen. Ich strampelte so heftig ich konnte mit den Beinen, schob meinen Arm durch die Schlaufe, und der Schwung des Bootes sowie ein heftiger Ruck des Mannes, der die Schlaufe hielt, beförderten mich unsanft ins Schlauchboot. Ich zog schnell den Arm aus der Schlaufe, rollte mich zur Seite und stieg ins Boot. Direkt hinter mir wurde ein weiterer Froschmann aus dem Wasser und auf das Schlauchboot gezerrt. In wenigen Minuten war das gesamte Platoon eingesammelt und auf dem Boot.

Das war das tägliche Brot des Froschmannes. Von kleinen Booten ausgesetzt und wieder eingesammelt werden. Genau wie es unsere Vorgänger bei Tarawa, Okinawa, Tinian und zahllosen weiteren Inseln im Pazifik getan hatten. Und dafür wurde ich auch noch bezahlt.

Nachdem die Übung beendet war, legte das Patrouillenboot am Pier der Naval Amphibious Base in Coronado an und wir luden die Ausrüstung aus.

»Hey, Mr. Mac! Mr. Mac!«, rief eine vertraute Stimme vom Ende des Piers.

Es war Fähnrich Larry L. Jones, mein ranghöchster Soldat in der Funkzentrale.

»Double L, was ist los?«

»Sir, der Kommandant will Sie sehen«, stieß er atemlos hervor.

»Mich?«

»Ja, Sir. Sie.«

Mir war nicht einmal klar gewesen, dass der befehlshabende Offizier wusste, wer ich war. Als frischgebackener Leutnant zur See im Underwater Demolition Team Eleven (UDT-11) versuchte ich, möglichst nicht aufzufallen. Ich hatte den Kommandanten getroffen, ihm die Hand geschüttelt und ihn gelegentlich beim Antreten aller Offiziere gesehen, aber ich konnte mir keinen Grund vorstellen, wieso er mich persönlich sprechen wollte.

Aber ... vielleicht hatte ich ja einen guten Eindruck bei den anderen Offizieren und den Dienstälteren gemacht. Ich nahm die Ausbildung ernst. Ich arbeitete hart, strengte mich bei den Sportübungen an, blieb länger, hörte zu, wenn die erfahrenen Vietnamveteranen etwas zu erzählen hatten.

Ja, vielleicht wurde ich für etwas Spezielles ausgewählt.

Es hatte Gerüchte gegeben, dass ein echter Einsatz in Planung war. Vielleicht ging es darum! Vielleicht war es eine Mission, um irgendeinen Terroristen vom Balkan zu schnappen. Vielleicht war es ein geheimer Angriff durchs Wasser auf Wladiwostok oder eine Landungsmission in Nordkorea, um eine Raketenbasis auszuschalten.

»Okay, Double L. Ich muss erst zum Team zurück, um meine Uniform anzuziehen.«

»Keine Zeit, Sir. Der Kommandant sagte, er muss sich so schnell wie möglich mit dem Commodore treffen, und er wollte sofort mit Ihnen sprechen.«

»Der Commodore?« Der Mann, der alle SEALs und die Froschmänner an der Westküste befehligte. Der große Mann. Das musste wichtig sein!

Wir sprangen in Jones’ Pick-up-Truck, rasten durch den Marinestützpunkt, überquerten Highway 1, und fuhren auf das Gelände des UDT-11.

Ich zog schnell meinen kurzen Taucheranzug aus, strich das Haar mit der Hand nach hinten, steckte mein blau-goldenes T-Shirt in meine kakifarbene Badehose und betrat das Gebäude, das die Kommandozentrale beherbergte.

Der Schreibstubenunteroffizier stand auf, als ich eintrat.

»Sind Sie Leutnant McRaven?«

»Bin ich.«

»Setzen Sie sich. Ich sage dem Kommandierenden, dass Sie da sind.«

Ich setzte mich auf die Kunstledercouch und betrachtete die Bilder an der Wand. Es gab Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg von Froschmännern, die Strände von Pazifikinseln eroberten, um die Landung der Truppen vorzubereiten. Bilder von Kriegern mit Schwimmflossen in dicken Gummianzügen, die die Felsen eines Strandes in Korea erklommen; Männer mit Tauchermasken auf dem Kopf und Flossen an den Füßen, die die Crew der Apollo 11 in Empfang nahmen, als diese vom Mond zurückkehrte; und SEALs mit Munitionsgurten über der Brust, die durch brusttiefen Schlamm im Mekongdelta wateten. Ich war Teil einer Elitetruppe und es fühlte sich richtig gut an!

Der Fähnrich kehrte zurück.

»Sir, der Kommandant empfängt Sie jetzt.«

Ich strich mir noch einmal über das nasse Haar und betrat das Büro. Hinter dem Schreibtisch saß Commander Bill Salisbury, der Kommandant des Underwater Demolition Team Eleven. Ein hochdekorierter SEAL aus der Zeit des Vietnamkriegs, der mich vor wenigen Wochen mit einem herzlichen Lächeln und einem kräftigen Handschlag im Team willkommen geheißen hatte. Ich mochte den Mann, auch wenn wir nicht viel Zeit miteinander verbracht hatten.

Ich nahm Haltung an und verkündete: »Sir, Leutnant McRaven meldet sich zur Stelle, wie befohlen.«

Salisbury lächelte. Mein Enthusiasmus als Junior-Offizier war vielleicht etwas zu dick aufgetragen.

»Rühren, Mr. McRaven.«

»Ja, Sir«, sage ich und hielt die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt.

»Der kommandierende Offizier hat mir gesagt, Sie schlagen sich wacker.«

»Danke, Sir.«

»Sie haben einen guten Eindruck bei den Offizieren und beim Chief hinterlassen.«

Ich nickte und mir schwoll die Brust vor Stolz.

»Der Commodore hat mich heute einbestellt und mich gefragt, wer mein bester Leutnant sei.«

Ich platzte fast vor Stolz.

»Er will, dass Sie etwas für ihn tun. Und wenn es für den Commodore wichtig ist, dann ist es auch wichtig.«

»Ja, Sir!«, sagte ich etwas zu laut.

Jetzt kommt’s, dachte ich. Eine Mission. Deswegen habe ich die SEAL-Ausbildung absolviert. Eines Tages werde ich mich vielleicht auf einem der Fotos im Eingangsbereich wiederfinden.

Salisbury machte eine bedeutungsschwangere Pause.

»Jedes Jahr hält die Stadt Coronado eine Parade zum vierten Juli ab. Wir haben schon lange nicht mehr teilgenommen«, sagte er.

Okay, jetzt bin ich verwirrt. Ist mir hier etwas entgangen?

»Also, in diesem Jahr will der Commodore eine große Froschfigur auf einem Paradewagen dabeihaben und Sie sind verantwortlich, sie zu bauen.« Er lächelte.

»Eine Froschfigur?«

»Ja, Sie wissen schon. Einen großen grünen Frosch, wie ›Freddie the Frog‹, der an einer Zigarre pafft und eine Stange Dynamit in der Hand hält. Die Einwohner von Coronado werden das lieben!«

»Ja, Sir«, entgegnete ich mit weit weniger Enthusiasmus.

»Nun, melden Sie sich beim Versorgungsoffizier. Er kann Ihnen alles Material besorgen, das Sie für den Paradewagen brauchen. Das ist alles, Mr. McRaven. Vielen Dank.«

Ich stand da, wie vor den Kopf gestoßen, während Salisbury sich wieder daran machte, den täglichen Nachrichtenverkehr zu lesen.

Langsam drehte ich mich um und verließ das Büro. Ich kam an den Einsatzbildern im Flur vorbei und bezweifelte, dass mein Froschparadewagen sich je hier wiederfinden würde.

Frustriert ging ich in die Umkleide, um mich umzuziehen und wieder an die Arbeit zu machen. Als ich auf der Bank saß und leise vor mich hin fluchte, hörte ich eine tiefe, raue Stimme vom Spind hinter mir.

»Was ist denn los, Leutnant?«

Ich drehte mich um und sah Master Chief Hershel Davis, den ranghöchsten Mann aus unserem Schwesterteam, UDT-12. Davis war der Bilderbuchfroschmann – hochgewachsen, schlank, gebräunt, mit geröteten Wangen, stahlgrauen Augen und einem großen gezwirbelten Schnurrbart. Er hatte schon mehr Einsätze hinter sich als beliebige zehn Männer, die ich kannte, zusammengenommen.

»Nichts Wichtiges, Master Chief.«

»Aha«, sagte er in väterlichem Ton, als er sich neben mich setzte.

Wieso hatte ich das Gefühl, im Beichtstuhl zu sitzen?

Ich beichtete.

»Der Kommandant hat mich in sein Büro rufen lassen und mir gesagt, er will mir die Verantwortung übertragen, etwas zu bauen ...« Ich zögerte. »Einen Paradewagen mit einem Frosch für die Parade am vierten Juli.«

»Hm«, knurrte der Master Chief. »Ich vermute – Sie würden lieber aus Flugzeugen springen, aus Torpedorohren von U-Booten tauchen, auf eine Mission gehen, um die Welt zu retten.«

»Ganz genau!«, sagte ich etwas zu laut.

»Ich will Ihnen mal was sagen, Leutnant. Ich bin schon seit fast 30 Jahren in diesem Klub. Früher oder später werden wir alle mal etwas tun müssen, was wir nicht tun wollen. Aber wenn Sie es tun, machen Sie es richtig. Bauen Sie den verflucht besten Froschparadewagen, den Sie bauen können!«

Und da war es. »Bauen Sie den verflucht besten Froschparadewagen, den Sie bauen können!«

Im Verlauf meiner gesamten weiteren Karriere sollte man mich noch oft bitten, einen »Froschparadewagen«...

Erscheint lt. Verlag 19.11.2023
Übersetzer Philipp Seedorf
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Anekdoten • Aufgaben • Erfolgreich • Führen • Inspiration • Krisen • Leadership • Leitfaden • Lernen • Management • Manager • Mantra • Militär • Mitarbeiter • Motivieren • Praktisch • Prinzipien • Qualitäten • Ratschläge • Schwierigkeiten • Sprüche • Team • Tipps
ISBN-10 3-96267-549-3 / 3962675493
ISBN-13 978-3-96267-549-3 / 9783962675493
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