Gut gemacht! (eBook)
172 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-7976-5 (ISBN)
Dirk Büsken, geboren 1972 in Borken (Westfalen), studierte Philosophie, Psychologie und Soziologie in Köln, Bonn und Hagen. In seiner schriftstellerischen Tätigkeit entwickelt er neue und kreative Sichtweisen auf Bekanntes , sei es in lyrischer, philosophischer oder essayistischer Form. Zuletzt Veröffentlichungen im Bereich populäres Sachbuch.
Dirk Büsken im Gespräch mit:
René Travnicek
WARM-UPPER
René Travnicek (*1975) ist
Deutschlands meistgebuchter
TV-Warm-Upper und Moderator.
Dirk Büsken (DB): René, ich gehe davon aus, dass nicht jeder weiß, was ein Warm-Upper ist. Was ist ein Warm-Upper und was macht er?
René Travnicek (RT): Als Warm-Upper bin ich dafür zuständig, dass wir eine supergute Stimmung im Studio haben. Ich bin quasi der Erste, den das Publikum sieht. Das heißt, das Publikum sollte mich im Idealfall sehr sympathisch finden, weil ich während der Sendung auch dafür zuständig bin, die Applause so einzufordern, wie die Produktion und der Moderator sie brauchen. Ich gebe die Einsätze für den Applaus, klatsche jeden Applaus an und bin auch in den Pausen dafür da, dass die Leute gut unterhalten werden. Mit Stand-up-Comedy- Einlagen, mit Stepptanz, mit Gitarre-Spielen, mit allem, was ich mal gelernt habe, amüsiere ich die Leute, sodass sie viel Freude an der Sendung haben. Und falls es einen Break in der Sendung gibt, überbrücke ich den eben auch. Ich bin gewissermaßen das Bindeglied zwischen Publikum und Produktion und dafür da, dass das Publikum einfach eine Riesenfreude hat und schon gut vorbereitet ist auf das, was es in der Sendung erwartet.
DB: Im Sport dient das Warm-up unter anderem dazu, dass man seine optimale Leistungsfähigkeit abrufen kann. Woran erkennst du, dass das Publikum nach deinem Auftritt optimal begeisterungsfähig ist?
RT: Während meines Auftritts erkenne ich bereits, ob mir wirklich alle zuhören und ob alle ruhig sind, wenn ich auf der Bühne bin. Es gibt durchaus mal Sendungen, da komme ich rein und merke, dass da eine unglaubliche Unruhe ist. Also muss ich das Publikum auf mich fokussiert bekommen. Danach reicht ein Handzeichen und alle stehen auf und machen Standing Ovation. Das Publikum muss das Gefühl haben, dass ich es gerne mache und den Applaus nicht zu ernst nehme, sondern das Ganze ein bisschen spielerisch verpacke. Dann kann ich die maximale Begeisterungsfähigkeit vom Publikum abrufen. Wenn es mit mir quasi eins wird, funktioniert das bestens. Wenn die Sendung sehr lange dauert, dann kann es durchaus sein, dass es nach hinten heraus für mich und das Publikum anstrengend wird. Grundsätzlich muss ich mir die Begeisterungsfähigkeit des Publikums ab der ersten Sekunde erarbeiten.
DB: Wenn nach deinem Auftritt die Show beginnt, kann man dann davon ausgehen, dass der Moderator der Show das Publikum eins zu eins übernimmt und es erstmal keinen Abfall der Stimmung gibt?
RT: Genau. Ich versuche den Übergang zwischen Publikum und Moderator so zu gestalten, dass der Moderator es am »Peak« der Stimmung übernimmt. Wenn das Publikum bereits herzhaft gelacht und geklatscht hat und ich den Moderator hereinhole, dann überträgt sich das ausgezeichnet.
DB: Deine Situation ist die folgende: Auf der einen Seite ist das Publikum – viele Menschen – und auf der anderen Seite bist du – allein. Schützen deine Professionalität und deine langjährige Erfahrung immer vor Lampenfieber?
RT: Nein, ich habe vor jeder Sendung eine Minute, in der ich denke: Was machst du heute hier? Und ich bin sehr, sehr nervös. Aber das fokussiert mich natürlich auch. Das heißt, wenn ich rausgehe und immer dieselben Gags bringen würde, nach dem Motto »Ich mache es einfach wie immer«, dann wird es nicht funktionieren. Durch die Aufregung, die Nervosität, die ich habe, schaffe ich es mit der vollen Energie rauszugehen. Ein Warm-up von gestern interessiert heute nicht mehr. Die Nervosität hilft mir also sehr, um nochmal kurz zu verinnerlichen, dass ich auch heute wieder alles geben muss und mir das Publikum immer wieder neu erarbeiten muss.
DB: Wie bereitest du dich auf die Show vor? Wann beginnt deine Vorbereitung und was machst du unmittelbar vor der Show?
RT: Die Vorbereitung beginnt meistens im Dezember oder Januar, wenn die neue Saison beginnt. Dann habe ich ein Set an Nummern, das ich abrufen kann. Das ändert sich auch mal während des Jahres, wenn mir was Neues einfällt. Es geht darum, das neue Programm zu entwickeln und mit dem arbeite ich im Prinzip das ganze Jahr. Kurz vor der Sendung bin ich eigentlich nur dabei meine Sachen zu verkabeln. Ich habe einen Music-Sampler, der es mir ermöglicht, 96 verschiedene Sounds zu erzeugen. So kann ich die Leute zum Singen animieren und dazu bringen, dass sie mich in der Stand-up-Nummer mit Geräuschen unterstützen. Direkt vor dem Auftritt nehme ich noch ein Mentos. Das ist meine »Tradition« und ich habe gemerkt, dass in dem Moment, wo ich es im Mund habe, meine Nervosität ein bisschen runtergeht, weil der Kopf sich auf den Geschmack fokussiert.
DB: Hast du Skripte für die TV-Formate als Leitfaden für dich?
RT: Ich bekomme einen Ablauf und weiß dann, wie die Sendung strukturiert ist. Wenn ich sehe, dass wir sechs Unterbrechungen haben, dann schaue ich, dass ich nicht in Werbung Nummer eins das Publikum bereits aufstehen lasse und mit ihnen einen Flash-Mob mache, sondern ich beginne ein bisschen langsamer und weiß, dass in der Regel bei Werbung Nummer vier das Publikum ein bisschen nachlässt. Die Leute sitzen schon sehr lange, dann behalte ich mir eben Nummern vor, mit denen ich sie nochmal ein bisschen pushen kann. Das folgt schon einer gewissen Dramaturgie.
DB: Ist es dabei egal, ob es sich um eine Koch-Show oder eine Comedy-Show handelt?
RT: Es ist nicht so entscheidend, welche Art von Format es ist, sondern welche Art von Publikum vor mir sitzt. Ein junges Publikum in einer Comedy-Show möchte anders abgeholt werden als ein älteres Publikum und umgekehrt.
DB: Würdest du eher ein homogenes Publikum bevorzugen oder bevorzugst du ein gemischtes Publikum?
RT: Das hat alles seinen Reiz. Bei einem jungen Publikum, das zwischen 18 und 24 Jahren alt ist, da weiß ich schon, welche Gags funktionieren und welche nicht. Auch ein bunt durchmischtes Publikum hat seinen Reiz, da kann ich noch mehr von meiner Bandbreite präsentieren, weil ich weiß, mit der Steppnummer hole ich die Älteren ab und die Jüngeren eher mit einer Rap-Einlage. Beides macht mir Spaß.
DB: Welche Rolle spielt Spontaneität bei deinem Auftritt?
RT: Definitiv eine große Rolle. Ich habe eine Nummer, bei der ich mir zehn Worte aus dem Publikum geben lasse und bastele dann innerhalb von Sekunden chronologisch vom ersten bis zum letzten Wort eine Story daraus. Da sagt zum Beispiel einer Olaf Scholz, der nächste sagt Apotheke und der übernächste Kreisverkehr. Dann mache ich daraus eine Geschichte und die Leute sind dann immer sehr überrascht, dass eine Geschichte herauskommt, die wirklich Sinn macht und darüber hinaus lustig ist. Da spielt Spontaneität eine große Rolle. Ich hatte mal eine Frau im Publikum, die hieß Gerolsteiner und neben ihr saß jemand, der ganz ruhig war. Da habe ich gesagt: »Und Sie sind eher so ein stilles Wasser.« Das sind so kleine, feine Gags, die von Spontaneität leben. Es kommt letztlich auf die Mischung von vorgefertigtem Programm und Spontaneität an.
DB: Kurzes Gedankenexperiment: Du machst ein Warm-up für nur einen Zuschauer. Trotz all deiner Bemühungen zeigt er sich bislang relativ unbewegt. An welchem Punkt würdest du abbrechen?
RT: (lacht) Wenn ich merke, dass er meine Sprache nicht versteht, was ich übrigens schon mal erlebt habe. Das war ein polnisches Publikum, das über die Grenze hinweg ins Studio gebracht wurde, weil man in Berlin kein Publikum für die Sendung hatte. Die haben mich wirklich nicht verstanden, dann habe ich irgendwann gesagt: »Okay, ich kann noch ein bisschen Russisch aus der Schule« und habe versucht, irgendwie mit Wodka, Nastrovje und sowas zu punkten. Das fanden sie dann ganz lustig, weil sie angefangen haben, doch ein paar Sachen zu verstehen.
DB: Wie geduldig wärst du, wenn es mit der Sprache, wie in deinem Beispiel, kein Problem darstellt? Würdest du innerlich verzweifeln und hinschmeißen?
RT: Ja, ich würde innerlich verzweifeln, aber ich würde es knallhart durchziehen (lacht). Das ist manchmal auch beim normalen Warm-up so. Es gibt immer ein Warm-up im Jahr, bei dem ich kämpfen muss und ich nicht weiß warum. Aber da muss man wirklich hartnäckig sein. Ich habe schon Auftritte von gestandenen, namhaften und große Halle füllenden Comedians mitbekommen, die in den ersten fünf bis zehn Minuten das Publikum nicht erreicht haben. Sie haben jedoch so gekämpft, dass sie die Zuschauer dann doch noch »abholen« konnten. Das kann also passieren, es gilt dann auch für mich, einfach dranzubleiben.
DB: Anderer Gedanke: Wenn du ein Warm-up für die TV-Zuschauer zu Hause vor den Bildschirmen machen würdest, würdest du dann anders...
Erscheint lt. Verlag | 7.11.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Bewerbung / Karriere |
Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung | |
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ISBN-10 | 3-7583-7976-8 / 3758379768 |
ISBN-13 | 978-3-7583-7976-5 / 9783758379765 |
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