Therapie funktioneller Stimmstörungen (eBook)
192 Seiten
Ernst Reinhardt Verlag
978-3-497-61818-7 (ISBN)
Walburga Brügge, Logopädin, Hamm; Katharina Mohs, Logopädin, Hamm.
Walburga Brügge, Logopädin, Hamm; Katharina Mohs, Logopädin, Hamm.
Zur Einstimmung
„Stimme ist die ganze Person.“ (Gundermann 1987) In diesem Sinn ist die Stimmtherapie immer mehr als nur die Arbeit an den stimmlichen Symptomen und bezieht die gesamte Persönlichkeit des Patienten mit ein.
Für die vorliegende Übungssammlung wurden Übungen verschiedener Therapiemethoden ausgewählt und zusammengestellt, soweit diese, auch aus einem Konzept herausgelöst, in der Stimmtherapie einsetzbar sind und sich in einem mehrdimensionalen Ansatz sinnvoll ergänzen.
Aspekte der Stimmtherapie
Ziel der Therapie funktioneller Stimmstörungen ist der Abbau von Fehlfunktionen und damit verbunden das Erlangen einer belastungsfähigen Sprechstimme, die, abhängig von den individuellen organischen und psychischen Voraussetzungen, den Alltagsanforderungen standhalten kann.
Eine belastbare und leistungsfähige Stimme sichert die Kommunikationsfähigkeit und damit die uneingeschränkte Teilhabe in beruflichen und familiären Lebensbereichen.
Dem Patienten soll das ganzheitliche Arbeiten sowie das Bedingungsgefüge, d. h. die Wechselwirkung von Tonus, Haltung, Atmung, Stimme und Stimmung, im Verlauf der Therapie bewusst gemacht werden, damit er aktiv an einer Veränderung mitwirkt.
Die vorliegende Einteilung in einzelne Kapitel dient der leichteren Übersicht und Auffindbarkeit der Übungen anhängig vom Therapieziel. Während des Therapieverlaufs greifen immer Übungen verschiedener Bereiche und Zielsetzungen ineinander und müssen vom Therapeuten individuell und störungsspezifisch ausgewählt und sinnvoll kombiniert werden.
Therapieplanung
Voraussetzung für die Therapieplanung ist nach der phoniatrischen Untersuchung eine ausführliche logopädische Diagnostik: Anamneseerhebung (allgemein und die Stimmstörung betreffend), Stimmstatus, Stimmaufnahmen, Motivation des Patienten. Der Patient sollte Gelegenheit haben mitzuteilen, mit welchen Fragen / Problemen er kommt und welche Ziele / Wünsche er hat.
Nach der logopädischen Anamnese und Diagnostik wird der Patient über die bestehende Stimmstörung und erste Maßnahmen zur Stimmhygiene informiert. Erläuterungen zur Stimmphysiologie und ggf. ein Gespräch über zusätzliche oder alternative Therapiemöglichkeiten kommen hinzu.
Die Zielfestlegung erfolgt gemeinsam mit dem Patienten, denn darüber ergeben sich in hohem Maße seine Motivation und aktive Mitarbeit. Der Therapeut gibt eine Unterstützung für das Finden und Formulieren realistischer Ziele, die im Verlauf der Therapie gegebenenfalls verändert oder angepasst werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit bzw. ein Austausch mit parallel behandelnden Therapeuten und Ärzten zur gegenseitigen Abstimmung ist sowohl vor Beginn als auch im Verlauf der Therapie wichtig. Die endgültige Therapieplanung und Entscheidung, welche Maßnahmen (ambulante/stationäre Stimmtherapie, Anzahl der wöchentlichen Therapiesitzungen und evtl. begleitende oder vorher einzuleitende Maßnahmen wie z. B. Physiotherapie) zu treffen sind, kann erst im Anschluss an eine ausführliche Diagnostik und nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt, ggf. Psychologen, Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten etc. stattfinden.
Anforderungen an den Therapeuten
Der Therapeut sollte folgende Kenntnisse und Kompetenzen mitbringen:
►Kenntnis der logopädischen Fachterminologie,
►Kenntnisse in der Anatomie, Physiologie und Pathologie der an der Atem- und Stimmgebung beteiligten Systeme,
►Kenntnis über Faktoren der Stimmhygiene,
►Erfahrungen im Umgang mit Patienten, die Therapiemotivation und die Gesprächsführung betreffend.
Therapeutisches Handeln
„Nicht die Methode, sondern der Therapeut entscheidet über den Erfolg einer Stimmbehandlung“ (Gundermann 1987). Sicher können vor allem die Übungen, mit denen ein Therapeut positive Erfahrungen gemacht hat, gut an Patienten weitergegeben werden; so richtet sich die Auswahl der Übungen auch nach den Neigungen des Therapeuten.
Die Übungen müssen dem Therapeuten geläufig sein. Er sollte für ihn unbekannte Übungen unbedingt vorher selbst ausprobieren, um Wirkung und Dauer der jeweiligen Übung selbst zu erfahren.
Die vor den Übungen genannten Ziele sollen dem Patienten nicht in jedem Fall vorgegeben werden.
Übungen wiederholt anbieten
Jede für den Patienten noch unbekannte Übung sollte vom Therapeuten kurz vorgestellt werden, bevor die Übung durchgeführt wird. Jede Übung kann mehrfach in verschiedenen Therapiesitzungen angeboten werden: Das „Sich-einlassen-Können“ auf eine Übung fällt leichter, je bekannter der Übungsverlauf ist; Wahrnehmungen und Wirkungen können sich ändern.
Der Therapeut entscheidet individuell, welche Übungen er gemeinsam mit dem Patienten durchführt und bei welchen er in der Beobachterrolle bleibt.
Geschlossene Augen während der Übungen
Bei einigen Übungen ist es sinnvoll, die Augen zu schließen oder den Blick nach innen zu nehmen, da dies eine bessere Konzentration und Wahrnehmung des eigenen Körpers erleichtert und eine Ablenkung durch visuelle Reize ausgeschlossen wird.
Austausch nach den Übungen
Der Patient soll nach den Übungen jeweils seine Wahrnehmungen / Empfindungen beschreiben können, ohne dass diese vom Therapeuten suggestiv erfragt oder vorgegeben werden. Der Therapeut sollte dabei die Äußerungen des Patienten nicht bewerten, sondern ihn unterstützen, die eigenen Wahrnehmungen zu beschreiben.
Erfahrungen mit einzelnen Übungen und die damit verbundene Wahrnehmung können grundsätzlich individuell verschieden sein und bleiben. Mögliche Formulierungen, die ein Patient zur Beschreibung seiner Wahrnehmungen gebraucht, kann der Therapeut aufgreifen und in der weiteren Zusammenarbeit verwenden.
Einige Übungen (vor allem im Bereich der Tonusregulierung) können auch über das Lösen von Verspannungen in einer Körperregion, an anderen Stellen Verspannungen deutlicher werden lassen und so zunächst eine eher unangenehme Wirkung haben. Neben Übungen zum Ausgleich ist das Ansprechen und Erklären dieser Zusammenhänge wichtig.
Rahmenbedingungen
Den Patienten auf bequeme Kleidung hinweisen, Arbeit auf Socken ist sinnvoll bei Übungen zur Wahrnehmung des Bodenkontaktes. Der Therapieraum sollte so gestaltet sein, dass ein störungsfreies Arbeiten möglich ist.
Ausklopfen
Es kann mit lockeren Fäusten, den Fingerkuppen oder der hohlen Hand ausgeklopft werden. Die Handgelenke müssen in jedem Fall locker bleiben. Die Intensität des Abklopfens sollte mit jedem Patienten abgesprochen werden.
Ausstreichen
Grundsätzlich mit flach aufgelegten Händen; die Intensität des Ausstreichens sollte mit jedem Patienten abgesprochen werden.
Handauflage
Immer mit der lockeren flachen Hand, dabei ist die Handmitte der zentrale Bereich.
Nachspüren
Bedeutet die Sammlung und Konzentration auf einen Bereich des Körpers, evtl. unterstützt durch das Auflegen der Hände; der Therapeut gibt während der Übung die Aufforderung zum Nachspüren.
Seitenvergleich
Wurde zunächst nur an einer Körperseite gearbeitet, soll der Patient vor dem Seitenwechsel nachspüren, d. h. in diesem Fall die Empfindungen beider Körperseiten miteinander vergleichen.
Therapiematerial
•Hocker mit ebener Sitzfläche, die Sitzhöhe sollte möglichst der Größe des Patienten angepasst sein
•Gymnastikball, Durchmesser ca. 60 cm
•Matte oder Decke für Übungen im Liegen
•Keilkissen für Übungen im Sitzen
•Kleine Kissen oder Nackenrolle für Kopf, Nacken oder Knie für Übungen in Rückenlage zur bequemen Lage bzw. zum Ausgleichen des Hohlkreuzes
•Bälle verschiedener Größe
•Keulen
•Holzkugeln, Kastanien, Murmeln, Reissäckchen
•Bogen
•Theraband, Gummibänder
•Dünne Bambusstäbe
•Gerät zum Aufnehmen und Abspielen von Stimmaufnahmen
Erläuterungen
Typografisch wurde der fette Punkt (•) gewählt, um anzuzeigen, dass es sich um einzeln zu nennende Punkte, Aufzählungen oder...
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2023 |
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Zusatzinfo | 29 Abb. 5 Tab. |
Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Sonder-, Heil- und Förderpädagogik | |
Schlagworte | angepasste Phonation • Artikulation • Atemwahrnehmung • Atmung • Buch • Definition • eigene Stimme • Entspannungsübungen • Federung • Geräusche • Heilpädagogik • Hören • Körperhaltung • Körperspannung • Körpertonusregulierung • Körperwahrnehmung • Logopädie • phonation • Resonanz • Selbstwahrnehmung • Sonderpädagogik • Sonderschulpädagogik • Sprachheilpädagogik • Stimmprobleme • Stimmstörung • Stimmstörung nach Corona • Stimmstörung Ursachen • Stimmtherapie • Übungen • Ursachen • Vokaleinsatz |
ISBN-10 | 3-497-61818-7 / 3497618187 |
ISBN-13 | 978-3-497-61818-7 / 9783497618187 |
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