Gesellschaftskritik in Stichworten - Kindersexualität Pädophilie Erziehungsfragen Politik Ökologie Wirtschaft... (eBook)
1304 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7575-7434-5 (ISBN)
Es wird mit Rücksicht auf die Menschen in meiner Umgebung nur ein Pseudonym genannt. Es spielt aber ohnehin keine Rolle, wer das Buch geschrieben hat, da alleine der Inhalt zählt. Und die Masse an Informationen, die es bietet, spricht wahrlich für sich. Nur soviel: Hinter diesem Werk stehen vierzig Jahre des Recherchierens, alleine das Schreiben des Manuskripts zog sich über acht Jahre hin. Es ist das Produkt eines reinen Freizeitengagements, dem neben der eigentlichen Berufstätigkeit nachgegangen wurde. Unendlich viel Freizeit, zahllose Wochenenden, viele Urlaube sind dafür geopfert worden. Die Reaktionen der Leser werden zeigen, ob es sich gelohnt hat.
Es wird mit Rücksicht auf die Menschen in meiner Umgebung nur ein Pseudonym genannt. Es spielt aber ohnehin keine Rolle, wer das Buch geschrieben hat, da alleine der Inhalt zählt. Und die Masse an Informationen, die es bietet, spricht wahrlich für sich. Nur soviel: Hinter diesem Werk stehen vierzig Jahre des Recherchierens, alleine das Schreiben des Manuskripts zog sich über acht Jahre hin. Es ist das Produkt eines reinen Freizeitengagements, dem neben der eigentlichen Berufstätigkeit nachgegangen wurde. Unendlich viel Freizeit, zahllose Wochenenden, viele Urlaube sind dafür geopfert worden. Die Reaktionen der Leser werden zeigen, ob es sich gelohnt hat.
Prolog oder: Das Apollinische und Dionysische
Apollo gilt in der griechischen Mythologie als Gott des Lichts und der musischen Künste, Dionysos als Gott der Fruchtbarkeit und des Weines, aber auch als Gott der Ekstase. Apollinisch steht für harmonisch, maßvoll, ausgeglichen, dionysisch für rauschhaft, ausgelassen, ungezügelt. Das Apollinische ist das Geistige, das Dionysische das Triebhafte. Diese gegensätzlichen Strebungen haben schon das Leben der alten Griechen aufs Tiefste geprägt. Und wenn wir Nietzsche Glauben schenken wollen, gehört dieses sich entgegengesetzte Paar auch heute untrennbar zu unserem Leben dazu, wenn wir wirklich Mensch sein wollen. Man mag vom Triebhaften halten was man will, aber es ist ein Bestandteil unseres Lebens. Und ohne das jeweils andere sind wir Nichts1. Dieses Begriffspaar und Nietzsches Hochpreisung alles Sinnlichen tauchen sehr oft in seinen Werken auf.2
Wie interpretieren andere Fachleute Nietzsches Thesen? Für Nietzsche war das Leben der entscheidende Begriff, um den sich alles drehte. Demzufolge war für ihn alles wertvoll und erstrebenswert, was eine Förderung und Weiterentwicklung des Lebens bewirkt. Dagegen verurteilte er alles, was das Leben hemmt und missachtet. Was er an der herrschenden Moral kritisierte, das war die allenthalben übliche Unterwerfung unter die Zwänge von Sitten und Gebräuchen, die dazu führte, dass die Individualität der Menschen dabei völlig außer Acht gelassen wurde.3 In Marcuses Handwörterbuch der Sexualwissenschaft heißt es:
Menschen zu erziehen, die zur Selbstbehauptung und Selbstentfaltung fähig sind, darin sieht er die Hauptaufgabe und darin erblickt er das Heil der Zukunft. Die Einwirkung Nietzsches dauert bis in die Gegenwart fort, nur ist die immer betonte Diesseitigkeit seiner Lehre mehr und mehr einer mystisch-kosmischen Einstellung gewichen, für die er selbst allerdings den Weg gewiesen hatte, indem er den Dionysoskultus der Religion des Kreuzes gegenüberstellte. Die Loslösung der Ethik von der herrschenden Moral, die Nietzsche energisch verficht, hat zur Folge gehabt, daß die Rufe nach einer „neuen Ethik“ meist an seinen Namen anknüpfen. Eine Berechtigung hierzu ist nur insofern vorhanden, als wirklich die Reifung und Vollendung der Persönlichkeit erstrebt wird, nicht aber, wenn das Sich-Ausleben des Individuums als das Ziel erscheint.4
Genau darum geht es, natürlich kann nicht das instinkthafte Ausleben triebhafter Begierden das Ziel sein, wo wäre da das Apollinische? Aber wäre eine solche neue Ethik nicht genau das, was wir heute brauchen? Iwan Bloch schreibt über Nietzsche:
Es ist jene „dionysische Verzückung mit ihrer Verwischung der gewöhnlichen Schranken und Grenzen des Daseins“, von der Nietzsche als unentbehrlicher Grundlage aller Kunst und Kultur spricht, die in dem freien Sexualleben und in der Prostitution als seinem letzten Reste zutage tritt, als „Ausgeburt einer auf das Ursprüngliche und Natürliche gerichteten Sehnsucht“, als „Ausdruck seiner höchsten und stärksten Regungen“, als „Sinnbild der geschlechtlichen Allgewalt der Natur“, die der Grieche in der Figur des Satyrs personifizierte.
Es ist aber unverkennbar, daß schon in der griechischen Mythologie jener Gegensatz zwischen rein und unrein, Lebensfülle und Lebensvergeistigung ausgeprägt wird, der dann in der Philosophie zur scharfen Ausbildung eines Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist führt. Sehr lehrreich ist hierfür die Konzeption einer himmlischen und irdischen Liebesgöttin, der Aphrodite Urania und Pandemos (…). Nach Sokrates soll die Liebe zum Körper von der gemeinen, die Liebe zur Seele und zur Tugend von der himmlischen Aphrodite stammen. In gewissem Sinne kann man auch in dem Lichtgott Apollo und dem Naturgott Dionysos den gleichen Gegensatz erkennen, die reine Anschauung auf der einen, den Lebensrausch auf der anderen Seite, das „Apollinische“ und „Dionysische“ nach Nietzsche.
So ist z. B. Plato der erste Vertreter der später von Nietzsche und nach ihm in extremer Weise von Freud ausgebildeten Lehre von der „Sublimierung“ (nach einem wohl zuerst von Nietzsche gebrauchten Ausdrucke) sexueller Vorgänge in geistige Phänomene. Denn nach ihm hängt alles wirkliche Schaffen mit der Sinnlichkeit zusammen, für das geschlechtliche und geistige Hervorbringen gilt die gleiche Definition „Zeugung im Schönen“. Beide wurzeln in derselben geheimnisvollen Tiefe des menschlichen Organismus. Die rein physische Äußerung des Geschlechtstriebes aber gilt schon Plato als minderwertig gegenüber jener geistigen.5
Ernest Borneman bezieht sich nicht ausdrücklich auf Nietzsche, scheint jedoch von ihm beeinflusst zu sein. Und er beweist, dass all dies selbstverständlich auch im Leben von Kindern seine Gültigkeit hat. Das Betrachten der Sinnlichkeit und der Moral als miteinander unvereinbare Gegensätze hält Ernest Borneman für eines der tragischen Irrtümer des 19. Jh. Ebenso wie die scheinbare Gegensätzlichkeit zwischen Denken und Fühlen, als auch zwischen Verstand und Sinnlichkeit. Dass sich ganz im Gegensatz dazu die Moral auf der Sinnlichkeit aufbaut und dass alle geistigen Fähigkeiten sublimierte sinnliche Fähigkeiten sind, betrachtet er als erwiesen. Folglich schließt er daraus, dass man einem Kind den natürlichen Zugang zur Moral verbaut und ihm Hindernisse zur Entfaltung seiner geistigen Fähigkeiten in den Weg stellt, wenn man ihm die Sinnlichkeit raubt, kurz: es also logischerweise negative Folgen hat, wenn man das Kind in seinem Triebleben mit Verboten konfrontiert.6
Und das folgende Zitat zeigt, dass auch vielen anderen Kulturen in der Menschheitsgeschichte dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Einheit von Geist und Triebleben wichtig war. Erich Fromm erwähnt hier zwar nicht ausdrücklich die Triebe des Menschen, doch auch er spricht sich für die innere Harmonie des Menschen aus:
Es gibt nur einen Weg zur Einheit, der gelingen kann, ohne den Menschen zu verkrüppeln. Dieser Versuch wurde im ersten Jahrtausend vor Christus in allen hochentwickelten Gesellschaften unternommen – in China, in Indien, in Ägypten, Palästina und Griechenland. Die großen Religionen, die dem Boden dieser Kulturen entsprungen sind, lehrten, daß der Mensch die Einheit nicht durch das tragische Bemühen erringen kann, seine innere Zerspaltenheit durch Ausschaltung der Vernunft aufzuheben, sondern allein dadurch, daß er seine Vernunft und seine Liebe voll entwickelt. So groß die Unterschiede zwischen Taoismus, Buddhismus, dem prophetischen Judaismus und dem Christentum der Evangelien sein mögen, haben diese Religionen doch das eine Ziel gemeinsam: zum Erlebnis des Einsseins zu gelangen, und zwar nicht durch Regression zur tierischen Existenz, sondern dadurch, daß man ganz Mensch wird – eins in sich selbst, eins mit dem Mitmenschen, eins mit der Natur.7
In all diesen Zitaten erkennen wir die Anerkennung der beiden gegensätzlichen Prinzipien und wie wichtig die Vereinigung dieser beiden Kräfte ist.
Diesem Spiel der Gegensätze, wie es im Apollinischen und Dionysischen zu Tage tritt, durchaus Vergleichbares haben wir Friedrich Schiller zu verdanken. Bei ihm ist es der Formtrieb, der Stofftrieb und der Spieltrieb. Der Formtrieb steht für alles Gestaltende, Geistige, für die Persönlichkeit des Menschen, der Stofftrieb für alles Triebhafte, Instinkthafte, Gefühlsmäßige. Und zwischen Formtrieb und Stofftrieb der Spieltrieb, der zwischen den beiden herumwerkelt und eine Ausgewogenheit herstellt. Und vielleicht spielt gerade dieser Spieltrieb die wichtigste Rolle bei den Dreien, da er für eine Harmonie im Menschlichen sorgt und dadurch das wahre Gute im Menschen hervorbringt, indem Psyche und Geist veredelt werden.
Was meinen Fachleute zu Schillers Theorie? Stefan Neuhaus interpretiert Schillers Spiel-Theorie so: Nach ihm ist der Stofftrieb das, was für Freud die Triebstruktur des Menschen ist, die Befriedigung triebhaften Verlangens, ohne sich über irgendwelche Folgen daraus Gedanken machen zu müssen. Der Formtrieb umfasst ihm zufolge alles Geistige, den Verstand, das Bedürfnis nach Beständigkeit, oder nach Schiller „Unendlichkeit“. Dem Formtrieb ist danach also alles Gefühlsmäßige und Triebhafte fremd. Als Folge daraus ergibt sich: »Für Schiller und für viele nach ihm ist die einzig erstrebenswerte Lösung eine Synthese. Der Mensch soll streben, Emotionen und Ratio, Bedürfnisse und Vernunft in Übereinstimmung zu bringen.«, schreibt er.8
Auch Herbert Marcuse geht auf Schillers Theorien ein, und was für Neuhaus die Synthese ist, ist für Marcuse die Versöhnung der beiden Triebe. Er erwähnt aber den »Stofftrieb« kein einziges Mal, sondern umschreibt ihn mit dem »sinnlichen Trieb«. Was nun diesen Zwiespalt zwischen dem »sinnlichen Trieb« (Stofftrieb) und dem Formtrieb angeht, meint er, muss dieser Konflikt gelöst werden, wenn sich die Menschen wirklich frei entfalten können sollen. Da die Triebe die größte Macht über den Menschen haben, ihn wie nichts anderes in seinem tiefen Inneren berühren, muss die Versöhnung zwischen »sinnlichem Trieb« und Formtrieb das Werk eines dritten Impulses sein. Diese dritte, den sinnlichen Trieb und den Formtrieb in Einklang bringende Kraft war für Schiller der Spieltrieb, »dessen Gegenstand die Schönheit, dessen Endziel die Freiheit ist.« Nach Marcuse handelt es sich hier sogar um ein politisches Problem, nämlich die Menschen von ihnen aufgebürdeten unmenschlichen Lebensumständen zu befreien. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Mensch den Weg des Ästhetischen wählen, war Schiller überzeugt. »Zu...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2023 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Familie / Erziehung |
Schlagworte | Aufklärung • Erziehung • Gesellschaftskritik • Kindersexualität • Missbrauch • Pädophilie • Sexualerziehung |
ISBN-10 | 3-7575-7434-6 / 3757574346 |
ISBN-13 | 978-3-7575-7434-5 / 9783757574345 |
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Größe: 4,6 MB
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