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Leben mit Parkinson - Helmut Schröder

Leben mit Parkinson (eBook)

Achterbahn für Fortgeschrittene: Selbstbestimmt und lebensfroh trotz Parkinson
eBook Download: EPUB
2023 | 2. Auflage
Trias (Verlag)
978-3-432-11744-7 (ISBN)
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<p><strong>Lebensglück trotz Parkinson</strong></p> <p>Morbus Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems, verursacht durch einen Mangel des Neurotransmitters Dopamin. Betroffene und Angehörige sind zu Beginn der Diagnose oft verängstigt und unsicher. Dr. Helmut Schröder schildert in seiner Doppelrolle als Arzt und Patient Mut machend und humorvoll, was Parkinson-Erkrankte und ihre Partner bewegt und wie man sich Alltagskompetenzen erhält.</p> <ul> <li><strong>Umgang mit der Krankheit: </strong>von Akzeptanz zur aktiven Lebensgestaltung</li> <li><strong>Medizinische Hintergründe einfach erklärt: </strong>erste Symptome, Krankheitsverlauf und Perspektiven</li> <li><strong>Was</strong> <strong>wirklich</strong> <strong>hilft:</strong> L-Dopa, Physiotherapie, Autogenes Training</li> </ul> <p>Erfahren Sie, wie Sie die Hürden im Alltag meistern und trotz Parkinson ein selbstbestimmtes Leben führen können.</p>

<p>&raquo;Das Leben gleicht einer Achterbahnfahrt &ndash; und bleibt doch auf jeden Fall lebenswert!&laquo; sagt <strong>Dr. Helmut Schr&ouml;der</strong>. Bereits mit 49 Jahren erkrankte der Arzt, damals Psychiater an der Klinik f&uuml;r Psychiatrie und Psychotherapie in Hannover-Langenhagen, an Parkinson und fand sich pl&ouml;tzlich in der ungewohnten Doppelrolle als Arzt und Patient wieder. Die positive Lebenseinstellung behielt er bis zu seinem Tod 2018 bei. <br />In diesem Buch gibt Helmut Schr&ouml;der seine Erfahrungen mit der Erkrankung weiter. &raquo;Ich m&ouml;chte gern zeigen, wie man trotz Parkinson ein selbstbestimmtes und erf&uuml;lltes Leben f&uuml;hren kann.&laquo; Wie wirken Medikamente? Wie begegnet man unvorbereitet eintretenden Off-Zust&auml;nden am besten? Wie geht man in der &Ouml;ffentlichkeit mit der Erkrankung um? Kann man noch Fahrrad fahren? Und was bedeutet Parkinson f&uuml;r die Beziehung? Helmut Schr&ouml;der erz&auml;hlt gemeinsam mit seiner Ehefrau Tamara mit unverwechselbarem Charme und Humor, wie man als Paar einer solchen Erkrankung nicht nur trotzt, sondern auch das gemeinsame Lebensgl&uuml;ck weiter lebt, denn mit guter Planung und Voraussicht lassen sich die kleinen und gro&szlig;en H&uuml;rden des Alltags erfolgreich meistern.</p>

Meine Doppelrolle als Arzt und Patient


Natürlich habe ich durch meinen Beruf einen großen Wissensvorsprung gegenüber anderen Patienten. Doch selbst ich tappe Parkinson immer wieder einmal in die Falle.

Ich horche viel in meinen Körper hinein


Als Schulkind war ich manchmal nicht im Unterricht aufgrund von Erkältungskrankheiten. Es waren hauptsächlich fieberhafte Mandelentzündungen. Ich weiß noch genau, wie sehr ich auf beginnende Symptome geachtet habe, auf das erste leichte Kratzen im Hals, auf erhöhte Körpertemperatur und auf ein allgemeines Schwächegefühl. Ich entschied dann für mich, ob ich noch in der Lage war, in die Schule zu gehen. Meine Mutter glaubte mir, das war sehr erleichternd für mich. Sie nahm mich und die Signale meines Körpers ernst, sodass mir der ganze erzieherische unnötige Streit um »Faul-Fieber«, Schule schwänzen und den »Anschluss an den Lehrstoff verlieren« erspart blieb. Ich durfte zu Hause bleiben. Damals habe ich gelernt, dass es wichtig ist, auf körperliche Störungen und Krankheitszeichen zu achten.

Durch das Medizinstudium erlangt man natürlich sehr viel Wissen über die gesunden körperlichen Abläufe und über die Krankheitsursachen. Wie sich die krank machenden Faktoren wechselseitig bedingen ist ein Hauptfach der Medizin mit dem Namen »Pathophysiologie«. Hier wird dem Studenten klar, wie die Krankheitssymptome sich gegenseitig verstärken können und weshalb der Körper sich gegen Krankheiten häufig nicht mehr wehren kann. Im Grunde genommen versucht der menschliche Körper, mit jeder Situation fertig zu werden oder mindestens das Beste daraus zu machen. Man kann sicher sein, dass unser Körper seine Selbstheilungskräfte mit einsetzt, zum Beispiel mithilfe der Immunabwehr.

Die Kenntnis körperlichen Fähigkeiten ist sicher vorteilhaft und beruhigend. Man weiß, dass der Körper sich schon »richtig verhält«, und dass man sich zunächst auf seinen Körper verlassen kann. Erst bei schwerwiegenden chronischen Krankheiten, Verletzungen oder dauerhaften Belastungen ist der Körper schließlich überfordert. Hier setzen die gesamten medizinischen Hilfen ein, operativ, medikamentös oder auf alternative Weise.

Über Parkinson wusste ich also eine ganze Menge, bevor ich die Krankheit selbst bekam. In der Kollegenfortbildung hatte ich 5 Jahre vorher einen längeren Vortrag über die Krankheit gehalten. Mein Interesse war aufgrund der Parkinson-Krankheit meines Onkels noch angestiegen.

Doch plötzlich war ich nicht mehr in der Arztrolle, sondern selbst Patient und wusste recht genau, was auf mich zukommt. Das war zwar sehr belastend, aber ein genaueres Wissen darüber ist andererseits auch ein sehr großer Vorteil. Ich wusste, welche körperlichen Symptome vorkommen können, wie sie im Gehirn, in den Nerven und in der Muskulatur ablaufen. Die Pathophysiologie des Nervensystems ist teilweise schon sehr gut erforscht und wird Neuropathophysiologie genannt. Ein schönes Wort für eine nicht so schöne Angelegenheit.

Parkinson täuschte mir einen Herzinfarkt vor


Gerade wer gut in sich hineinhorchen kann, wird von Parkinson durch viele verschiedene Symptome getäuscht werden. Aus jedem Fachbereich könnte man mehrere Beschwerdebilder anführen, von der Riechstörung angefangen über Herzrasen, Schulter-Arm-Syndrome bis hin zur Verstopfung. Schon in der Frühphase kommt es zum »Nachahmen« anderer Krankheiten. Der Patient »landet« häufig bei Orthopäden, Internisten, HNO-Ärzten oder Ärzten für Allgemeinmedizin. Immer wieder kommt es zu Fehldiagnosen oder zu einem nicht Erkennen der wahren Ursachen.

Seit fast 16 Jahren hält mich nun die Parkinson-Krankheit in Atem und auf Trab. Auch ich falle immer wieder auf die Raffinesse dieser Krankheit herein. Erst vor Kurzem bin ich ihr wieder auf den Leim gegangen. Meine Frau war nicht zu Hause und ich horchte in mich hinein. Nach einer halben Stunde kündigte sich ein Off an. Ich konnte mich kaum noch bewegen und spürte einen sehr starken Druck in der Herzregion, im Brustkorb und im Oberbauch. Meine Blutdruckmessung zeigte einen beängstigenden Wert von 250/120 mmHg an. Da ich vor 5 Jahren schon einen Herzinfarkt erlitten hatte, dachte ich, ich hätte einen erneuten Infarkt. Ich geriet zwar in Panik, konnte aber noch meine Frau informieren, dass ich den Notruf 112 alarmiert hatte.

Tamara

Ich raste nach Hause

Helmut hatte mich per Handy angerufen als ich im Supermarkt war. Ich hatte mich schon gewundert, denn er ruft sehr selten übers Handy an, und ich war sofort alarmiert. Er sagte dann mit leiser, klagender Stimme, dass ich schnell nach Hause kommen möchte, es ginge ihm nicht gut. Er habe solche starken Oberbauchbeschwerden und auch hohen Blutdruck, dass er sogar schon »112« angerufen hatte.

Ich sprang schnell ins Auto und raste nach Hause. Als ich in unsere Straße einbog, stand bereits der Rettungswagen vor der Tür. Ohne Vorwarnung wäre das ein ziemlicher Schreck gewesen. An der Wohnungstür sah ich die Sanitäter und Helmut saß auf einem Krankenstuhl. Sie sagten, dass sie meinen Mann jetzt ins Krankenhaus brächten und ich versprach Helmut, dass ich Sachen für ihn zusammenpacken und dann schnell nachkommen würde. Gesagt, getan, und da das Krankenhaus nicht weit von uns entfernt ist, war ich schon nach ca. 20 Minuten dort. Ich durfte mit ins Behandlungszimmer, wo gerade eine sehr nette Ärztin die Erstuntersuchung durchführte. Ich hatte jetzt endlich ein wenig Zeit zum Verschnaufen und musste erst einmal die ganze Situation verstehen, so schnell ging alles vom Anruf bis jetzt.

War er nur wehleidig oder war es ernst?

Manchmal ist Helmut ja auch im Off ein wenig wehleidig. Die Tabletten möchte er dann möglichst immer im Eiltempo gebracht bekommen, die Bettdecke liegt dann nicht gerade genug auf seinen Beinen und er hat überall Beschwerden. Oft weiß ich dann nicht, ist es wirklich so kritisch oder bildet er sich manches noch zusätzlich ein. Gerade, wenn ich nicht zu Hause bin und nicht beruhigend auf ihn einwirken kann, steigert sich Helmut manchmal in eine Panikattacke hinein. Darum hatte er dann sicherheitshalber den Notruf »112« angerufen. Diesmal war es sicherlich richtig, denn er hatte starke Oberbauchbeschwerden, so wie damals bei seinem ersten Herzinfarkt. In Kurzform kann ich aber jetzt das positive Ergebnis sagen, dass das EKG, die Blutwerte, der Blutdruck und andere Untersuchungen alle vollkommen normal waren und wir dann um 23 Uhr beruhigt nach Hause fahren konnten. Wir waren sehr erleichtert, dass alles noch einmal gut ausgegangen war.

Zu Helmuts wehleidigem Verhalten im Off möchte ich noch einmal sagen, dass man sich als Nichtbetroffener die eigentlichen Probleme in diesen Situationen ja nicht genau vorstellen kann. Ich denke manchmal, er soll sich nicht so anstellen und nicht so empfindlich sein! Aber dann sage ich mir wieder, wer weiß, wie ich wäre, wenn ich die Krankheit hätte!? Darum sporne ich mich dann immer wieder an, geduldig, verständnisvoll und so hilfsbereit wie möglich zu sein.

Es fällt mir natürlich nicht immer leicht. Vielleicht darf ich das aber den lieben Angehörigen empfehlen, dass man letztendlich damit besser fährt, gerade in schwierigen Situationen freundlich zu sein. Das ist doch im Grunde auch eine Stärke und wir wollen doch alle stark sein.

Meine sämtlichen Laborwerte waren in Ordnung, es gab keinerlei Anhalt für einen Herzinfarkt, sämtliche Herzenzyme lagen im Normbereich. Es handelte sich um heftige Oberbauchbeschwerden bei Stuhlverstopfung im Rahmen vegetativer Entgleisungen im Off-Zustand, die einen Herzinfarkt nachahmten! Das Herzrasen, das starke Druckgefühl und der sehr hohe Blutdruck waren heftige Symptome der pathologischen Vorgänge im »Bauchhirn« dem vegetativen Nervenzentrum des Oberbauches.

Ein Herzinfarkt musste natürlich ausgeschlossen werden, es war auch eine richtige Entscheidung, den Rettungsdienst anzurufen. Aber so kann Parkinson sein! Man kann mein Beschwerdebild als Variante eines Bauchhirn-Offs mit einer Ausschlussdiagnose Angina pectoris oder Herzinfarkt bezeichnen.

Tamara

Helmut allein zu Haus

Jetzt schreibe ich noch einmal über die Situation, wenn Helmut alleine ist. Da ich ja manchmal Termine ohne Helmut wahrnehme, z. B. Tennis oder Doppelkopf, alle 2 Wochen, bitten wir dann immer einen Freund, solange bei Helmut zu bleiben und hier die »Oberaufsicht« zu übernehmen. Es gibt Kaffee und Kuchen oder abends Pizza, damit der Besuch so angenehm wie möglich verläuft. Meistens spielen sie Schach oder Computerspiele, sodass die Zeit schnell vergeht. Wir sind unseren Freunden sehr dankbar, dass sie uns so zuverlässig zur Seite stehen.

Ich wurde schon von Freundinnen angesprochen, ob es denn wirklich notwendig sei, jemanden zu Hause zu haben, aber nach dem letzten Vorfall kommt ein Alleinsein nicht mehr infrage. Dann gehe ich lieber gar nicht aus dem Haus, bevor wieder eine derartige Situation mit Panikattacken und hohem Blutdruck entsteht. Man kann die Situation gar nicht vorhersagen. Es kann sein, dass es Helmut gut geht, wenn...

Erscheint lt. Verlag 2.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Essen / Trinken Gesunde Küche / Schlanke Küche
Schlagworte Dopamin • L-Dopa • Morbus Parkinson • Nervensystem • Parkinson • Parkinson-Erkrankung • Parkinson-Krankheit • Parkinson/Ratgeber • Parkinsonsche Erkrankung • Schüttellähmung
ISBN-10 3-432-11744-2 / 3432117442
ISBN-13 978-3-432-11744-7 / 9783432117447
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