Wenn Liebe toxisch wird. Wie du Warnsignale erkennst, dich aus einer toxischen Beziehung befreist und wieder zu dir findest. Trennungsberatung bei emotionalem Missbrauch und Gewalt in der Beziehung (eBook)
352 Seiten
Goldegg Verlag GmbH
978-3-99060-382-6 (ISBN)
Das Abdriften in eine unglückliche Beziehung beginnt oft schleichend, mit abfälligen Bemerkungen, langsamer Isolation und Bevormundung. Bevor du es merkst, findest du dich in einer Situation wieder, die mit Glück und Partnerschaft nichts mehr zu tun hat.
Sandra Günther und Ruth Marquardt haben sich intensiv mit den Anzeichen und Folgen von ungesunden Beziehungen auseinandergesetzt. Sie berichten von ihren eigenen Erfahrungen und geben Tipps, wie man einen toxischen Partner loswird und sich aus der emotionalen Abhängigkeit lösen kann.
- Kompetente Trennungshilfe: So befreist du dich aus einer toxischen Beziehung!
- Erste Anzeichen für narzisstische Partner erkennen: Lass dich nicht einwickeln!
- Schöner Schein: Warum Love Bombing nichts mit echter Liebe zu tun hat
- Die rechtliche Seite: Was tun bei Gewalt in der Beziehung?
- Bekannt aus dem TV: Von Rechtsfachfrau Sandra Günther und Beziehungsexpertin Ruth Marquardt
'Das passiert mir nicht!': Warum toxische Beziehungen jeden treffen können
Anfangs auf Händen getragen wie eine Prinzessin - dann nach und nach immer mehr heruntergemacht, bis die eigene Persönlichkeit fast zerstört war: Von solchen Mustern berichten viele Frauen, denen es gelungen ist, eine toxische Beziehung zu beenden. Die Wenigsten von ihnen dachten, dass sie selbst einmal betroffen sein könnten. Die Autorinnen erklären in diesem Beziehungsratgeber für Frauen nicht nur, wie man Gaslighting, Love Bombing und andere zerstörerische Beziehungsmuster erkennt: Sie zeigen auch Wege auf, wie du die Opferrolle verlassen und aus dem Teufelskreis ausbrechen kannst!
Sandra Günther ist Rechtsanwältin mit Spezialisierung im Familien-, Scheidungs- und Strafrecht. Diverse Verfahren, die sie als Strafverteidigerin und Opferanwältin geführt hat, wurden von Print- und TV-Medien begleitet. Aus dem TV ist sie als Laiendarstellerin 'Sonja Haas' bekannt, und sie fungiert regelmäßig als Rechtsexpertin in weiteren TV-Formaten ('110 - Echte Fälle der Polizei', 'Guten Morgen Deutschland', 'Trennung Angelina'). Ihre Rechtstipps erreichen über TikTok mehr als 11.000 Follower.
Es ist genug! – Vorwort von Ruth
Meine Tochter ist gerade achtzehn geworden. Sie und ihr Freund gehen in einen Club – mit weiteren Freunden. Als meine Tochter mit einem der anderen Jungen spricht, schubst ihr Freund sie plötzlich brutal an die Wand und schreit sie an, warum sie sich mit einem anderen unterhält.
Partnerschaftliche Gewalt geschieht oft aus dem Nichts. Sie kennt keine Altersgrenzen. Sie ist unabhängig von Status, Beruf oder finanziellem Background.
Ein Vorfall wie dieser, der meiner Tochter widerfahren ist, ist typisch für eine von Anfang an problematische Beziehung. Der junge Mann Anfang zwanzig hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Ahnung davon, was ihn in diesem Moment im Club genau geritten hatte oder wie er mit seinen eigenen Gefühlen von Unsicherheit oder Eifersucht umgehen sollte. Ziemlich sicher verfolgte er keine böse Absicht. Es tat ihm tatsächlich im Anschluss sogar unfassbar leid. Aber er hatte auch keine Idee, wie er an sich oder seinem Verhalten mit Erfolg hätte arbeiten können. Meine Tochter hat nach dem Vorfall sofort die Beziehung beendet. Und das war aus meiner Sicht auch gut so.
Dieses Beispiel, das sich bereits im Anfangsstadium einer Liebesbeziehung zugetragen hat, zeigt mir, Ruth, wo wir gesellschaftlich und als Eltern dringend anpacken müssen. Nämlich an den Themen Gefühlskompetenz, Selbstwert und Beziehungskompetenz – schon ab dem Kindergartenalter. Es betrifft alle, Mädchen, Jungen, binäre wie non-binäre Menschen. Wir lernen so vieles in der Schule – aber das Schulfach »Leben« mit Lektionen wie »Gefühle aushalten und verwandeln« fehlt völlig. Die Folge:
Wir können oft nur durch Versuch und Irrtum, durch Ausprobieren und Hinfallen lernen, wie nährende Beziehungen gelingen.
Als Erwachsene finden wir vielleicht den Weg in Paarseminare oder zu Therapeuten – aber oft haben wir bis dahin schon viele Wunden aus gescheiterten Liebesbeziehungen davongetragen. Mit Narben, die oft dazu führen, dass wir uns für eine tiefe und verbindende Partnerschaft nicht mehr wirklich öffnen können.
Wäre es nicht viel einfacher, wenn wir schon früh über unsere Emotionen Bescheid wissen? Wenn wir gelernt hätten, dass es möglich ist, unangenehme Gefühle auszuhalten, statt sie durch Streit oder Gewalt in unseren kostbarsten Beziehungen auszuagieren? Wie viel schöner wäre es, offene Gespräche ohne Bewertung über unser Seelenleben führen zu können, voller Liebe und Hinwendung. Unsere Welt wäre um so vieles friedvoller.
In Deutschland und Europa, weltweit, gibt es Frauen, die mindestens einmal in ihrem Leben männliche Gewalt erlebt haben. Verbal, körperlich, psychisch. Und so viele verharren in Beziehungen, die ihnen nicht guttun. Sie ignorieren die leise, aber zunehmend lauter werdende Stimme, wenden sich von ihrem Umfeld ab, das viel früher merkt, dass das Lächeln, das früher immer da war, viel zu oft verschwunden ist, bis es schließlich völlig fehlt.
Frag dich selbst: Lächelst du innerlich, wenn du an deine Beziehung denkst? Oder ist da dieses leise Gefühl?
Es beginnt meistens langsam. Doch die Bandbreite einer ungesunden Beziehung ist groß. Viele Frauen und Mädchen werden bevormundet, unterdrückt, kontrolliert, bewacht oder eingesperrt. Und auch wenn wir das nicht gern sagen, wenn wir nicht gern hinsehen: Es passiert immer noch und zu oft, dass Frauen Gewalt erleiden, psychisch und physisch, dass sie vergewaltigt, zwangsverheiratet, geschlagen, sogar verstümmelt und getötet werden. Warum? Allein aufgrund ihres Geschlechts. Aufgrund alter erlernter patriarchalischer Strukturen.
Mit diesem Buch wollen wir laut werden. Für dich. Mit dir.
Für uns alle.
Es wird Zeit für eine Veränderung. Es wird Zeit für eine Beziehung, in der keine Angst vor männlicher Übermacht herrscht. Es ist Zeit für das Ende von Unterdrückung oder Ungleichbehandlung von Mädchen und Frauen.
Diese Zeit ist längst mehr als reif für ein allgemeines Bewusstsein darüber, wie wir durch eigene Veränderung und Eigenverantwortung aus destruktiven Strukturen ausbrechen können und liebevolle und achtsame Verbindungen in all unseren Beziehungen aktiv gestalten können. Damit unsere Welt gesunden kann. Damit wir alle heilen können.
Deswegen wagen wir es in diesem Buch, schon auf kleine erste Anzeichen aufmerksam zu machen.
Und wir wollen dich ermutigen, dem oft Unaussprechlichen in toxischen Beziehungen von Anfang an einen Namen zu geben. Wir richten ein Licht auf das, was uns schwächt, und gleichzeitig so selbstverständlich und gewohnt erscheint, dass es uns im Alltag schon gar nicht mehr auffällt.
In Beziehungen, die toxische Elemente enthalten, geht der Prozess der Unterdrückung, Demütigung, Abwertung und Beleidigung schleichend vor sich. So berichten es nahezu alle Frauen, mit denen wir gesprochen haben. Du wirst als Frau in der Beziehung ganz langsam daran gewöhnt, dass sich deine Toleranzgrenzen verschieben. Du lässt immer mehr zu. So werden Bevormundungen, Beleidigungen oder Einschränkungen, also etwas, das aus unserer Warte nicht normal sein sollte, zur Normalität. Für dich und für deinen Partner.
Nur, was wir uns bewusst machen, können wir verändern. Nur, wenn wir alle mutig genug sind, für uns und andere gegen Ungerechtigkeit und Verachtung einzustehen, aufzustehen und zu sagen: »Es ist genug!«, wenn wir als Gemeinschaft bewusster Frauen und Männer Wandel wagen, wird diese Welt sich verändern.
Ob das Zeit brauchen wird? Ja. Wann fangen wir an? Jetzt!
Warum sprechen Sandra und ich in diesem Buch ausschließlich Frauen an, kannst du zu Recht fragen. Wir wissen, dass Männer in gleichem Maße leiden, wenn sie toxische Beziehungen erleben, und wir wünschen auch allen betroffenen Männern, dass sie das eine oder andere aus diesem Buch für sich ziehen mögen. Wir schreiben allerdings für unsere Schwestern, für dich, für alle Frauen, da es einige glasklare Zahlen gibt, denen wir uns als Gesellschaft widmen müssen: Die offizielle Kriminalstatistik des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung zeigt, dass 2020 insgesamt 148.031 Opfer von Partnerschaftsgewalt polizeilich erfasst wurden. Das sind 4,9 Prozent mehr Fälle als im Jahr zuvor. Davon waren die Betroffenen zu 80,5 Prozent Frauen. Die Statistik zeigt außerdem, dass die Zahlen von Partnerschaftsgewalt insgesamt seit 2015 kontinuierlich steigen. Wir alle wissen, dass die Dunkelziffer sogar weitaus höher liegt. Gewalt beginnt früh – und wird meist durch Zusehen im Kindesalter erlernt.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit muss auch und gerade im privaten Raum gewährleistet sein. Denn ein Junge, der eine junge Frau beleidigt oder schubst, wird, wenn dieses Verhalten nicht früh reguliert wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener in Beziehungen so ähnlich oder sogar brutaler vorgehen. Es geht darum, diesen Kreislauf zu unterbrechen. Das geht nur, wenn wir das Thema benennen, wenn wir klar aussprechen, was ist, ohne Scham und ohne Schuldzuweisung, aber mit der Entschlossenheit, etwas zu verändern.
Aufklärung darüber ist dringend erforderlich, darüber, wie wir mit unseren Emotionen umgehen, ohne sie unbewusst an anderen Menschen auszuagieren. Und wir brauchen ein Bewusstsein darüber, dass Frauen nicht weniger wert sind. In unserem Buch werden wir diesen Aspekt immer wieder aufgreifen, denn es scheint nur so, als wären wir Frauen absolut gleichberechtigt. Das ist die Story, die uns erzählt wird, aber wenn wir genau hinschauen, ist es sogar auf gesetzlicher und politischer Ebene vollkommen anders. Eine geringere Bezahlung von Frauen, Jahrtausende erlernter Hilflosigkeit durch Gewalterfahrung, Bedrohung. Schmerz und Frust – Grenzüberschreitungen, die von einer Generation Frauen an die nächste weitergegeben wurden. All das prägt uns auf unbewusster Ebene. Solange es unbewusst bleibt, wird es uns schwerfallen, wirklich etwas zu verändern. In dem Augenblick jedoch, in dem wir Dinge beim Namen nennen und Aufmerksamkeit erzeugen, wird Veränderung möglich.
Wir, Sandra und Ruth, wollen allen Betroffenen Mut machen. Ganz gleich, ob du »nur« verbale Gewalt kennst, abgewertet, bewertet oder angeschrien wirst. Oder ob du bereits intensive Beleidigungen, CatCalling, körperliche Gewalt, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigung oder anderes erfahren hast.
Es ist Zeit, deinen Beziehungsstandard auf ein höheres Niveau zu bringen.
Erinnere dich daran, dass du dich nie mehr mit weniger als einem respektvollen Umgang zufrieden geben wirst. Tu es für dich! Für deine Töchter und Söhne. Für deine Mütter und Großmütter. Du bist hier auf dieser Welt, weil du die Veränderung mit uns gemeinsam herbeiführen kannst. Schon allein, wenn du dir bewusst darüber wirst, dass du dir nicht sagen lassen musst, was du anzuziehen hast, wie du dich zu schminken hast, mit wem du dich treffen darfst, ist ein wichtiger Schritt getan.
Du bist die Schöpferin deines Lebens. Lass dir das von niemandem nehmen.
Es ist an der Zeit, dass von uns Frauen sowie von mutigen Männern eine bewusste Veränderung zu Begegnungen auf Augenhöhe ausgeht. Dann können wir alle Krisen bewältigen. Gemeinsam – statt gegeneinander. Mit Respekt – statt mit Verachtung. Mit dem Bewusstsein, dass Männer und Frauen nur gemeinsam eine bessere Beziehungswelt und damit eine gute Grundlage für die nächsten Generationen erschaffen können.
Eins ist mir noch wichtig zu sagen: Mir, Ruth, geht es in...
Erscheint lt. Verlag | 30.5.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität |
ISBN-10 | 3-99060-382-5 / 3990603825 |
ISBN-13 | 978-3-99060-382-6 / 9783990603826 |
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