Doktor Draußen (eBook)
358 Seiten
ZS - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-96584-372-1 (ISBN)
Dr. Matthias Manke führt in Bochum-Wattenscheid eine Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er war u.a. Mannschaftsarzt des FC Schalke 04 und ist betreuender Arzt am Olympiastützpunkt Westfalen/Bochum. Als Revierdoc ist Matthias Manke gern gesehener Gast im TV und bei Patientenveranstaltungen. Seine Stärke ist es, komplizierte medizinische Sachverhalte leicht verständlich und humorvoll zu vermitteln. Er sieht den modernen Orthopäden nicht als 'Leistungsbringer', sondern vor allem als Motivator für seine Patienten. Sein Leitspruch: 'Bewegen heißt leben'.
Dr. Matthias Manke führt in Bochum-Wattenscheid eine Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie. Er war u.a. Mannschaftsarzt des FC Schalke 04 und ist betreuender Arzt am Olympiastützpunkt Westfalen/Bochum. Als Revierdoc ist Matthias Manke gern gesehener Gast im TV und bei Patientenveranstaltungen. Seine Stärke ist es, komplizierte medizinische Sachverhalte leicht verständlich und humorvoll zu vermitteln. Er sieht den modernen Orthopäden nicht als "Leistungsbringer", sondern vor allem als Motivator für seine Patienten. Sein Leitspruch: "Bewegen heißt leben".
Natur —die beste Medizin ohne Rezept
Bewegen, erholen, Energie tanken und den Kopf frei bekommen – für mich als Doktor Draußen wirkt die Natur wie ein Heilmittel gegen Zivilisationsmüdigkeit und Krankheiten. Was ich als Kind zur Strafe tun musste, ist heute Balsam für meinen Körper und meine Seele. Draußensein bietet alles, was der gestresste moderne Mensch braucht, um gesund zu bleiben.
„Zur Strafe musst du raus!“ Das waren die Worte meiner Mutter, als ich zwölf Jahre alt war und mal wieder irgendeinen Mist gebaut hatte. Du liest richtig: Es gab keinen Stubenarrest. Ich wurde nicht in mein Zimmer geschickt, sondern einfach vor die Haustür. Dort saß ich die Zeitstrafe mit Frischluft ab. Wenn ich ein paar Jahre früher das Licht der Welt erblickt hätte, wäre ich wahrscheinlich losgezogen, um mit den Jungs aus der Nachbarschaft zu spielen und hätte ganz vergessen, dass ich ja eigentlich im offenen Vollzug unterwegs war. Draußen zu sein war aufregend. Doch die Zeit spielte gegen mich. Das Rausmüssen tat mir weh.
Denn mit Einführung meines ersten Computers – viele von euch kennen bestimmt noch den Commodore 64 – zog ich es vor, meine Freizeit drinnen zu verbringen. Das neue Medium war für mich viel interessanter als die Straßen, Wälder und Wiesen draußen, die ich schon kannte. Was mir und meinen Eltern damals noch nicht bewusst war: Wir standen am Anfang der digitalen Gesellschaft – und ich war einer der Ersten, der ihren Verlockungen verfallen war. Ich hockte stundenlang am Computer; Sitzen wurde meine liebste Freizeitbeschäftigung. Zwar war noch nicht an Instagram, Facebook, Twitter und Co. zu denken, aber mit den vielen Computerspielen ließ sich prima Zeit totschlagen. Drinnen waren die Jahre der Brettspiele im Kreis der Familie vorbei. Nach draußen wollte ich nicht mehr.
ZEITVERZÖGERT IN DIE NATUR
Hätte damals jemand meinen Eltern erzählt, dass ich eines Tages ein Buch über die Natur als beste rezeptfreie Medizin schreiben würde, Mama und Papa hätten herzlich gelacht. Ich selbst hätte es auch nicht geglaubt. Inzwischen bin ich aber froh, dass ich den Absprung in die Natur doch noch geschafft habe, wenn auch zeitverzögert um ein paar Jahrzehnte.
Dabei fing alles gut an: Meine Mutter und mein Vater waren schon immer sehr naturverbunden. Was machen junge Eltern, wenn das Kind gerne und gut schreit? Klar, sie gehen mit ihm an der „frischen Luft“ spazieren. Kleiner Hinweis für alle, die unser Revier nur mit Ruß auf weißer Wäsche im Garten verbinden: Bereits 1974 war das Ruhrgebiet schon sehr grün.
Im Kinderwagen konnte ich entspannt atmen, bis mein kleiner Bruder eintraf und mir die Liegeposition streitig machte. Mit zwei Jahren musste ich laufen. Mir blieb nichts anderes übrig. Das wäre heute undenkbar. Wenn ich mich so umsehe, werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Kinder demnächst noch in die Grundschule geschoben werden. Sie sitzen häufig so lange in der Karre, dass die Füße schon fast über den Asphalt schleifen.
Ich lief tatsächlich ohne Handy oder Tablet. Einfach konzentriert auf mich und den Weg vor mir. Rückblickend weiß ich, dass mir das keineswegs geschadet hat. Heute sehe ich in jedem zweiten Kinderwagen ein Kleinkind, das gebannt auf das eigene Tablet starrt, während die Mutti, ebenfalls am Smartphone klebend, den Sprössling durch den Ort chauffiert. Ich hatte und brauchte damals nicht viel. Was ich aber hatte, war ein Auge für die Natur. Denn ohne Ablenkung ist dort echt was los für Kinder.
EINFACH NUR AUFREGEND
Für meine Eltern war es eine Herausforderung, für mich und meinen Bruder einfach nur aufregend: Wir entfernten uns oft aus der Umgebung unserer Erziehungsberechtigten und erkundeten die Welt. Wir kletterten auf Obstbäume im Garten unserer Oma. Wir spielten Verstecken im nahe gelegenem Rahmer Wald. Wir machten Wettrennen mit unseren Freunden. Im Winter fuhren wir mit unseren Schlitten den „Todesberg“ herunter, eine schwache Anhebung in unserem Vorort, die uns groß vorkam. Meine Eltern spielten mit uns Federball, Tischtennis und ließen uns Fahrrad fahren. Wir waren also viel draußen und immer in Bewegung.
Nicht einmal im Familienurlaub hatten wir unsere Ruhe. Ab nach Spanien und zwei Wochen am Strand liegen? Das gab es für uns nicht. Denn meine Eltern machten lieber in Deutschland Urlaub. Sie hatten die Welt schon bereist, bevor wir Kinder kamen und wollten mit uns auf sicherem Terrain bleiben. Los ging es an der Nordsee in Wyk auf Föhr und später bis hinunter nach Inzell bei Traunstein. Ich habe die gesamte Naturpalette kennengelernt, allerdings – typisch Kind – nicht in dem Maße wertgeschätzt, wie ich es jetzt tue.
REICHLICH PLATZ ZUM AUSTOBEN
Dafür konnte ich die Grundlagen später bei meinen eigenen beiden Kindern legen. Als ich selbst Vater war, fuhren wir mit der Familie – na klar – erst einmal nach Föhr. Also muss ja etwas Positives hängen geblieben sein. Die Nordseeinsel bietet Strand, Meer und Binnenlandschaft mit vielen Wiesen und Feldern. Also reichlich Platz, um sich auszutoben. Der Vorteil auf einer Insel ist: Man geht schwer verloren. Eltern müssen nicht mehr tun, als ihre Kinder im Blick zu haben, damit sie nicht von Strömungen überrascht werden. Da lässt sich auch mal ein nordfriesisches Bier im Strandkorb genießen.
Als Kind buddelst du stundenlang im Sand, baust Staudämme, fängst Seesterne und Krebse, die du später wieder in die Freiheit entlässt, rennst hin und her, jagst Drachen in die Luft und bist am Ende des Tages herrlich erschöpft. Du schläfst früh ein und im besten Fall die ganze Nacht durch. Ein Vorteil für Eltern, den ich erst als Vater so richtig erkannt habe.
Was meine Eltern damals vielleicht nicht wussten, ist mir als Arzt mittlerweile bestens bekannt: Je mehr natürliche Reize auf ein Kind einwirken, umso besser ist seine motorische und geistige Entwicklung. Unser Körper braucht permanente Reize, um sich zu entwickeln. Das gilt auch noch im hohen Alter. In einer reizlosen Umgebung verkümmert der Mensch. Meine Eltern haben mir mein Leben lang viele Reize gegönnt und dabei auch selbst von der Natur profitiert.
Meine Mutter war Finanzbeamtin und mein Vater diplomierter Betriebswirt in einem großen Stahlunternehmen. Beide arbeiteten im Büro. Immer die gleiche Arbeit in der gleichen Umgebung. Wenn man von Montag bis Freitag an der gleichen Stelle sitzt, möchte man mal Abwechslung haben. Auch wenn das Ruhrgebiet seine schönen Seiten hat: Es gibt keine Berge. Aber genau die hatten es meinen Eltern irgendwann angetan. So reiste die Familie Manke im beigefarbenen Mercedes zum Wandern nach Bayern.
WANDERN MIT ERLEBNISSEN
Wenn du als Kind zum ersten Mal zum Wandern fährst, kannst du dir noch nichts Konkretes darunter vorstellen. Das ändert sich jedoch schlagartig nach dem ersten Wandertag. Denn dann ist dir bewusst geworden, dass es sich beim Wandern um unendlich langes Laufen handelt mit dem Ziel, letztendlich wieder am Startpunkt anzukommen. Für Kinder kann das eine deprimierende Erkenntnis sein. Aber meine Eltern schalteten damals schnell und sorgten unterwegs für genug Abwechslung. Mal sammelten wir Naturschätze wie einen besonders schönen Stein oder einen Riesen-Tannenzapfen. Dann durften wir auf umgestürzten Baumstämmen oder Mauern am Wegesrand balancieren.
Wenn wir klagten „Ich kann nicht mehr laufen“, fanden meine Eltern einen passenden Wanderstock unter herabgefallenen Ästen. Oder wir suchten einfach essbare Beeren. Gegen Langeweile halfen kleine Spielchen oder andere Events. Highlight war das Einkehren auf einer Alm. Denn da gab’s eine eiskalte Spezi. Was habe ich dieses Getränk genossen – und tue es auch heute noch, wenn auch meist in der „Zero“-Ausführung.
LIEBER IN DISCOS UND BARS
Motivierend waren damals auch die vielen Stempelstationen. Auf jeder Wandertour konnte man seinen Wanderpass abstempeln. Am Ende des Urlaubs gab’s dafür eine Anstecknadel in Bronze, Silber oder Gold. Anfangs reichte es natürlich nur für Bronze, mit fortgeschrittenem Alter haben wir dann auch schon mal Silber geschafft. Später nahm ich einfach ein Mountainbike zu Hilfe, mit dem ich die Wanderwege abfuhr. So kam ich immerhin zum ersehnten Gold.
Das wurde dann auch der Übergang meiner Wanderphase zur Radfahrerkarriere. Zwar fehlten mir zu Hause im Revier die Berge, aber ich war trotz beginnender Digitalisierung mit meinen Freunden wieder draußen. Wir erkundeten mit dem Rad fast jede Ecke meiner Geburtsstadt Dortmund. Der Bewegungsdrang unter freiem Himmel endete mit dem Führerschein. Mein Drahtesel wurde gegen einen Volkswagen Jetta eingetauscht. Mit dem Draußensein war erst einmal Schluss. In der Freizeit spielte ich Volleyball in der Halle, lernte an der Uni und zu Hause fürs Studium. Am Wochenende fand man mich eher in Discos und Bars als im Wald.
Das änderte sich, als erst die Tochter und ein wenig später der Sohn auf die Welt kamen. Nun nutzte ich die bereits aufgeführten Vorteile der Aufenthalte in Deutschland mit Draußen-Aktivitäten – nur in der Vaterrolle. Meine Kinder durchlebten also zwangsweise meine eigene Entwicklung draußen mit Urlaub an der See und im Gebirge. Schon jetzt kann ich feststellen, dass es ihnen keineswegs geschadet hat. Ganz im Gegenteil: Sie wissen es zu schätzen. So haben mein Sohn und ich im letzten Sommer auf Norderney einen Wellenreiterkurs absolviert. Was mich betrifft, war der Erfolg ausbaufähig, aber die Luft hervorragend. Die Sonne im Gesicht, die raue Nordsee um einen he-rum. Dann mit ein wenig Glück die Balance auf dem Brett halten...
Erscheint lt. Verlag | 6.5.2023 |
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Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
Schlagworte | Atmung • Ausgeglichenheit • Berge • Bewegung • Entspannung • Gelenke • Gesundbleiben • Gesundheit • Grün • Heilen • Heilung • Joggen • Kajak • Kanu • Kondition • Landschaft • Laufen • Lebensqualität • Natur • Outdoor • Prophylaxe • Psyche • Ruhe • Schwimmen • See • Spazierengehen • Sport • Stressabbau • Stressbewältigung • SUP • Waldbaden • Walken • Wandern • wohlfühlen • Work-Life-Balance |
ISBN-10 | 3-96584-372-9 / 3965843729 |
ISBN-13 | 978-3-96584-372-1 / 9783965843721 |
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