Manipulationstechniken (eBook)
256 Seiten
Haufe Verlag
978-3-648-17435-7 (ISBN)
Dr. Andreas Edmüller ist Privatdozent für Philosophie an der LMU München und war bis 2019 geschäftsführender Gesellschafter bei Projekt Philosophie.
Andreas Edmüller Dr. Andreas Edmüller ist Privatdozent für Philosophie an der LMU München und war bis 2019 geschäftsführender Gesellschafter bei Projekt Philosophie. Thomas Wilhelm Als Mitbegründer von Projekt Philosophie gehört Prof. Dr. Thomas Wilhelm zu den Pionieren der philosophischen Beratung. In den letzten drei Jahrzehnten begleitete er mehr als 10.000 Manager und Business Professionals in Seminaren, Workshops und Coachings zu den Themen Leadership, Kommunikation und interkulturelle Zusammenarbeit. Dabei sind auch mehrere Bücher zu verschiedenen Themen entstanden: Argumentieren, Schutz vor Manipulation, Moderation und Ethik. An der Internationalen Hochschule SDI in München hat Thomas Wilhelm eine Professur für Interkulturelles Coaching, Beratung und Leadership.
Was ist Manipulation?
Je mehr Schwäche, je mehr Lüge. Die Kraft geht gerade.
Jean Paul
Warum gelingt es manchen Menschen immer wieder, andere zu etwas zu bringen, was diese eigentlich gar nicht wollen? Warum übernehmen wir Standpunkte und Argumente, obwohl wir deutlich spüren, dass wir gerade etwas gegen unseren Willen und gegen unsere Interessen tun? Die Antwort: Wir werden manipuliert. Häufig wird so geschickt manipuliert, dass der Manipulierte gar nicht merkt, wie ihm geschieht.
In diesem Kapitel erfahren Sie
- woran man Manipulation erkennt,
- wie man mit Manipulation umgehen kann.
Ein alltägliches Phänomen
Wie oft akzeptieren wir Meinungen oder lassen uns auf Positionen festlegen, die wir eigentlich nicht vertreten möchten? Wir lassen uns überrumpeln und geben den eigenen Standpunkt wider besseres Wissen auf. Dies kann überall passieren, wo Menschen miteinander reden: in Diskussionen, in Verhandlungen, in Konflikt- oder Kritikgesprächen oder in Gesprächen mit Freunden.
Doch wie reagieren? – Meist wenden wir die typischen Verhaltensmuster gegen Manipulationsversuche an: Wir schlagen zurück und versuchen ebenfalls zu manipulieren oder wir ergreifen die Flucht, lassen uns einschüchtern und geben uns geschlagen.
Wer manipulieren will, hat viele Möglichkeiten, seine Ziele und Absichten zu verwirklichen. Hier nur ein paar Beispiele:
BEISPIELE |
Der Manipulator schmeichelt: »Frau Müller, erst gestern habe ich noch zu Herrn Meier gesagt, wie froh wir sein dürfen, Sie in unserem Haus zu haben. Um so weniger verstehe ich im Moment …« |
Er droht: »Überlegen Sie sich gut, ob Sie sich wirklich weiter auf diese Weise verhalten wollen. Wir haben nämlich auch andere Möglichkeiten, um …« |
Er macht Zugeständnisse auf persönlicher Ebene, um auf sachlicher Ebene ein Entgegenkommen zu erringen: »Wissen Sie was, ich habe eine Idee: Ich werde mich um eine Lösung für Ihr kleines familiäres Problem bemühen, und wir lassen die andere Sache auf sich beruhen …« |
Er erzeugt Zeitdruck: »Ich bitte Sie, es möglichst kurz zu machen, in 10 Minuten habe ich einen sehr wichtigen Termin …« |
Wir könnten diese Liste von Manipulationsmöglichkeiten mühelos fortsetzen. Eine solche Liste würde uns zeigen, was alles Manipulation ist. Doch sie würde nicht nur das gesamte Buch füllen, man könnte sich eine so lange Liste auch gar nicht einprägen. Wichtiger ist, Manipulation zu erkennen, egal in welchem Gewand sie auftritt.
So kann Manipulation definiert werden
Wir verstehen unter Manipulation den bewussten oder unbewussten Einsatz unfairer Verhaltensweisen. In allen Arten von Kommunikationssituationen kann manipuliert werden, zum Beispiel im Rahmen
- einer Verhandlung zur Konfliktlösung,
- eines Informationsgespräches,
- eines Kritikgespräches,
- einer Besprechung,
- einer Entscheidungsfindung in einem Workshop,
- einer Diskussion unter Freunden,
- eines Mitarbeitergesprächs zur Leistungsbeurteilung usw.
Warum beziehen wir in unsere Definition auch unbewusste Verhaltensweisen mit ein? – Manipulation setzt nicht immer die bewusste Anwendung einer klugen Taktik voraus. Oft ist uns selbst nicht klar, dass wir manipulieren. Mitleid zu heischen und in Tränen auszubrechen, können Manipulations versuche sein, ohne dass der Manipulator sie bewusst einsetzt. Natürlich möchte er etwas erreichen, aber nicht immer entscheidet er sich gezielt für das Manipulationsmittel, durch das er sein Ziel erreichen kann. Nicht selten unterlaufen uns auch Argumentationsfehler, durch die wir den anderen manipulieren, ohne dass uns klar ist, dass wir im Grunde Scheinargumente benutzen und unseren Gesprächspartner auf unfaire Art beeinflussen.
Welche Verhaltensweisen sind unfair?
Meist können wir intuitiv sehr gut einschätzen, welches Verhalten unfair ist und welches nicht. Doch sollten wir uns ruhig einmal bewusst machen, was als fair gelten darf. Fairness heißt, dass jeder Beteiligte ein Recht darauf hat, seine eigenen Interessen zu wahren und andere Standpunkte nur aus freiwilliger Einsicht zu übernehmen. Demnach verhalte ich mich unfair, wenn ich meinen Gesprächspartner in seinem Recht beschneide, seine Interessen zu vertreten und wenn ich ihm Standpunkte aufdrücke, die er nicht freiwillig akzeptiert.
Mit dieser Definition im Hintergrund können wir salopp formulieren: Der Manipulator möchte mit unfairen Mitteln etwas erreichen.
Wie sollte man mit Manipulation umgehen?
Drohen, schwindeln, nicht verstehen wollen, Informationen zurückhalten, blockieren, ausweichen, verzetteln, verwässern, Scheinargumente einsetzen, die Person angreifen, erpressen, schmeicheln – das sind nur einige von sehr vielen Arten zu manipulieren. Diese Aufzählung macht uns jedoch schon auf zwei zentrale Probleme im Umgang mit Manipulation aufmerksam:
- Man kann nicht alle Techniken erfassen und sich für jede Technik eine oder mehrere Gegenmaßnahmen überlegen.
- Man weiß oft nicht genau, was der Manipulator eigentlich bezweckt.
Um diese beiden Probleme in den Griff zu bekommen, haben wir ein System entwickelt, das Sie dabei unterstützen soll, Ordnung in diese unüberschaubare Vielfalt von Manipulationstechniken zu bringen und Ihre Reaktionen der Situation gezielt anzupassen:
So gehen Sie vor |
1. | Technik erkennen und abwehren (Schutz). |
2. | Strategie des Manipulators erkennen. |
3. | Faire Gegenmaßnahmen durchführen. |
1 Technik erkennen und abwehren (Schutz)
Identifizieren Sie die konkrete Manipulationstechnik, und schützen Sie sich dagegen. Dazu werden wir Ihnen einige wenige einfache und sehr wirkungsvolle Schutztechniken vorstellen, die Sie in vielen Situationen einsetzen können. Ziel ist es, die Manipulationstechnik sofort und elegant zu unterbinden.
2 Strategie des Manipulators erkennen
Überlegen Sie, welche Strategie der Manipulator verfolgt. Ein einfaches Einteilungssystem soll Ihnen dabei helfen, eine Manipulationssituation schneller zu durchschauen. Ziel ist zu erkennen, was der Manipulator bezweckt.
3 Führen Sie Ihre faire Gegenstrategie durch
Ist die manipulatorische Absicht erst einmal durchschaut, kann man auch besser reagieren. Dazu werden wir Ihnen einige einfache und wirkungsvolle Vorgehensweisen anbieten, die in vielen verschiedenen Situationen eingesetzt werden können. Ziel ist, die eigenen Interessen auf faire Art und Weise zu wahren.
Sechs Maximen für den Umgang mit Manipulation
- Bleiben Sie sachlich und fair.
Achten Sie auf echte Argumente und wirkliche Begründungen, sowohl dann, wenn Sie selbst argumentieren, als auch dann, wenn Ihr Gesprächspartner die Beweislast trägt und es an ihm ist zu argumentieren. - Bleiben Sie ruhig und gelassen.
Natürlich ist dies einfacher gesagt als getan. Doch wenn Sie sich auf ein paar grundlegende Methoden, die wir Ihnen in diesem Buch vorstellen, konzentrieren, wird Ihnen dies leichter fallen. - Reagieren Sie nicht kausal, sondern agieren Sie.
Wenn wir manipuliert werden, zeigen wir meistens typische Abwehrreaktionen: Der Manipulator ist unfair oder emotional, folglich werden auch wir unfair oder emotional; oft ergreifen wir aber auch die Flucht und geben nach o. Ä. Doch genau auf diese Reaktionen spekuliert der Manipulator – bewusst oder unbewusst. Im Grunde läuft bei einer geglückten Manipulation eine Art Reiz-Reaktionsmechanismus ab. Diesen Mechanismus gilt es zu durchbrechen, um die Gesprächskontrolle zu behalten. - Verfolgen Sie beharrlich Ihr Ziel.
Achten Sie darauf, sich nicht die Initiative nehmen zu lassen, verfolgen Sie Ihre Ziele wenn nötig auch mit ein bisschen Hartnäckigkeit. Lassen Sie sich nicht ablenken. Am besten formulieren Sie für sich bereits vor dem Gespräch ein klares Ziel, das Sie immer vor Augen haben können. - Konzentrieren Sie sich auf konkrete Verhaltensweisen.
Machen Sie nicht den Fehler, das Verhalten, das Sie beobachten, als Verhalten eines bestimmten Personentyps zu deuten à la »Der ist halt ein schwieriger Mensch«, »Die ist eben eine Mimose«. Mit solchen Typisierungen ordnen und filtern Sie bereits alle Ihre Wahrnehmungen. Sie laufen in eine Falle. Dadurch entgehen Ihnen Chancen,...
Erscheint lt. Verlag | 23.5.2023 |
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Reihe/Serie | Haufe TaschenGuide | Haufe TaschenGuide |
Verlagsort | Freiburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Briefe / Präsentation / Rhetorik |
Schlagworte | Abwehrtechnik • Argumentationsfalle • Gesprächstechnik • Manipulation • Manipulationsstrategie • Manipulationstechnik • Sabotage • Scheinargument • Taschenguide |
ISBN-10 | 3-648-17435-5 / 3648174355 |
ISBN-13 | 978-3-648-17435-7 / 9783648174357 |
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