Financial Wellness (eBook)
267 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45485-6 (ISBN)
Dr. Klaus Möller ist Gesellschafter, Geschäftsführer und Vorstand von DEFINO Institut für Finanznorm. Als Obmann des DIN-Ausschusses ist er maßgeblich an der Entwicklung der DIN-Norm »Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte« beteiligt.
Dr. Klaus Möller ist Gesellschafter, Geschäftsführer und Vorstand von DEFINO Institut für Finanznorm. Als Obmann des DIN-Ausschusses ist er maßgeblich an der Entwicklung der DIN-Norm »Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte« beteiligt. Holger Rohde ist unabhängiger Versicherungsexperte. Als Ausschussmitglied wirkt er an der DIN-Norm mit und war außerdem Mitglied des Versicherungsbeirats der BaFin.
Mit Financial Wellness zur inneren Balance
Financial Wellness beschreibt im angelsächsischen Sprachraum den Zustand des finanziellen »Entstresstseins«. Gemeint ist damit, dass die Menschen eine klare, unverfälschte Sicht auf ihre finanzielle Situation haben, ihre finanziellen Risiken und Notwendigkeiten kennen und einen Plan haben, um diese Risiken für sich zu bewerten und sich gegen sie mit einem passenden Konzept abzusichern und den Notwendigkeiten nachzukommen.
Risiken sind zum Beispiel, schwer zu erkranken und die Arbeitskraft zu verlieren oder in Haftung genommen zu werden, wenn man anderen unbeabsichtigt einen Schaden zugefügt hat.
Notwendigkeiten sind beispielsweise, immer eine gewisse Liquiditätsreserve für unvorhergesehene Ereignisse verfügbar zu haben, Rücklagen für eine gute Ausbildung seiner Kinder zu bilden oder für ein unbeschwertes Auskommen im Alter vorzusorgen.
Die tatsächliche Herausforderung für jeden Menschen besteht darin zu entscheiden, welche dieser und vieler weiterer Finanzthemen besonders drängend sind und welche nicht. Ganz konkret: Um welche Themen muss ich mich zuerst kümmern und welche dulden Aufschub? Schließlich kann man jeden Euro nur einmal ausgeben. Und man will ja nicht nur für die Zukunft und den unvorhergesehenen Notfall vorsorgen, sondern auch im Jetzt ein gutes, finanziell sorgenfreies Leben führen.
Was ein gutes Leben auszeichnet, beschäftigt die Menschen seit der Antike. Für den Philosophen Aristoteles etwa bedeutet ein gutes Leben ein glückliches Leben. Dazu gehört mehr als genügend Geld für Konsum und Genuss. Dazu gehört auch, wie amerikanische Studien – ganz im Sinne von Aristoteles – belegen, das Wohlgefühl, seine finanziellen Angelegenheiten gut geregelt zu haben. Das ist eine Frage der Balance; und wenn die stimmt, dann beschreibt das den Zustand der »Financial Wellness«.
Unter diesem Schlagwort geben Arbeitgeber in den USA und einigen anderen angelsächsischen Ländern ihren Arbeitnehmern im Rahmen ihrer Corporate-Benefit-Programme Instrumente an die Hand, mit deren Hilfe sie sich Klarheit über ihre finanzielle Situation verschaffen können. Dieses Buch soll auch ein Impuls an deutsche Arbeitgeber sein, sich um die Financial Wellness ihrer Mitarbeitenden zu kümmern.
Die Financial Wellness ihrer Mitarbeiter lohnt sich auch für die Arbeitgeber; denn nach amerikanischen Studien sind finanziell entstresste Mitarbeitende produktiver als solche, die am Arbeitsplatz immer mit der belastenden Frage kämpfen, ob und wie sie jetzt und in Zukunft bis zum Monatsende über die Runden kommen, weil sie keine Klarheit über ihre Finanzen haben. Deshalb sind in den USA auch Unternehmen profitabler, die ihren Mitarbeitenden Instrumente zur Erlangung von Financial Wellness anbieten, als solche, die das nicht tun.
Trotzdem sind derlei Programme in Deutschland noch rar, und man muss die bisherige Zurückhaltung der deutschen Arbeitgeber verstehen, Finanzberater zur Unterstützung ihrer Mitarbeitenden bei der Erlangung von Financial Wellness ins Haus zu lassen. Denn die Menschen in Deutschland haben zu den Institutionen und Personen, die ihnen in ihren finanziellen Angelegenheiten Rat geben sollen und wollen, grundsätzlich wenig Vertrauen. Sie mögen zwar – meistens – den einzelnen Menschen im Speziellen, aber sie misstrauen der Spezies Versicherungsvertreter oder Bankberater im Allgemeinen. Nur etwa ein Viertel der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland vertraut darauf, von Finanzberatungs-Instituten und selbstständigen Maklern und Beratern unvoreingenommen beraten zu werden. Nur ein Viertel vertraut mithin darauf, dass Banken und Versicherungen und deren Berater die Interessen ihrer Kunden hinter die eigenen Interessen stellen. Für die meisten Menschen bleibt selbst nach einer noch so qualifizierten und kompetenten Finanzberatung ein schaler Beigeschmack: »Habe ich nun wirklich diejenige Versicherung oder Anlage verkauft bekommen, die für mich am besten ist, oder diejenige, die am besten das Portemonnaie meines Beraters füllt?«. Wellness fühlt sich anders an!
Dabei ist Vertrauen für Finanzberater die wichtigste Voraussetzung für ihre Arbeit und das Asset, das sie als wichtigstes in die Waagschale zu werfen bemüht sein müssen. Es ist für sie bedeutend wichtiger als für Berater und Verkäufer in anderen Branchen. Denn im Baumarkt, beim Autohändler oder in der Gemüseabteilung des Supermarktes kannst du die Ware, die du erwerben willst, sehen und anfassen. Du kannst dir vor dem Kauf ein Bild von der Ware machen. Das ist in der Finanzberatung ganz anders. Ein Versicherungsvertrag ist nichts anderes als ein Versprechen auf die Zukunft, das Versprechen einer Versicherungsgesellschaft, irgendwann in drei Monaten, einem Jahr oder 30 Jahren eine Leistung zu erbringen. Dabei ist es bei den meisten Versicherungsverträgen gar nicht sicher, ob jemals überhaupt ein einschlägiges Ereignis eintritt.
Ob das in der Rentenversicherung gegebene Renditeversprechen eingelöst wird, wissen wir erst nach 20 oder 30 Jahren. Und wenn ein Renditeversprechen nicht eingelöst wird, ist der Berater, den wir gerne mit unserem Unmut konfrontieren würden, längst nicht mehr zuständig – falls wir uns überhaupt noch an das gegebene Versprechen erinnern. Manchmal kennen wir die gegebenen Versprechen und vor allem, etwa bei Versicherungen, die aus dem Gesamtpaket der Versprechen herausgelösten Ausnahmen gar nicht präzise. Im Einzelfall nehmen wir die Nichteinlösung achselzuckend hin und glauben, dass wir selbst wohl nicht aufmerksam genug waren, als wir annahmen, der gerade eingetretene Schaden sei mitversichert.
Geld und geordnete Finanzen gehören zu den wichtigsten Themen der Menschen. Sie stehen in der Bedeutungsskala ähnlich hoch wie das Leben an sich und die Gesundheit. Geld hat neben der wirtschaftlichen immer auch eine psychosoziale Bedeutung. Es steht für Erfolg, Sicherheit, Anerkennung, Macht, Lebensqualität, Selbstständigkeit – und für Selbstwert. Und es steht, wenn man die Gewissheit hat, dass man es in ausreichendem Maße hat und auch beim Eintreten unvorhergesehener Ereignisse haben wird, für ein gehöriges Stück Freiheit von Angst. Die Angst vor existenziellen finanziellen Engpässen plagt Menschen, die nicht hinreichend Absicherung und Vorsorge betreiben oder nicht wissen, ob sie hinreichend für ihre und die Zukunft ihrer Kinder vorsorgen, ganz besonders in Krisenzeiten, also in Zeiten der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit. Da ist dann in besonderem Maße seriöse und vertrauenswürdige Unterstützung gefragt.
Die allerdings, in deren Hände wir uns in Sachen Geld begeben, Banker, Versicherungsvermittler und mit ihnen alle anderen Finanzberater, stehen – wie schon erwähnt – in der Skala unseres Vertrauens, der Glaubwürdigkeit und Reputation am untersten Ende – ganz anders als diejenigen, denen wir unser Leben und unsere Gesundheit anvertrauen: Feuerwehrleute, Piloten oder Ärzte. Sie befinden sich ebenso regelmäßig in der Spitzengruppe. Dieses Bild stellt sich seit Jahren und Jahrzehnten unverändert in allen Studien dar, egal ob diese von Marktforschungsinstituten oder von Berufsverbänden herausgegeben werden. Ist es deshalb in Stein gemeißelt und für alle Zukunft unabänderlich? Wir behaupten: Nein.
In den vergangenen Jahren wurden Instrumente entwickelt, die geeignet sind, deutsche Verbraucher und Verbraucherinnen dem Vertrauen in die Finanzbranche und damit ihrer eigenen Financial Wellness, also dem ungetrübten Wohlbefinden in finanziellen Angelegenheiten, ein ganzes Stück näher zu bringen: die oben genannten DIN-Normen für die »Basisfinanzanalyse für Privathaushalte« und die »Risikoprofilierung von Privatanlegern«.
Die Norm für die Finanzanalyse, die bei DIN die Nummer 77230 trägt, ist mehr als eine kleine Sensation. Unter rund 35 000 DIN-Normen, die seit der Gründung des Deutschen Instituts für Normung (DIN) im Jahre 1917 dort entwickelt wurden, ist sie die erste für die Finanzberatung. Umso wichtiger ist es, dass es diese Norm nun gibt. Und umso besser für dich und deine...
Erscheint lt. Verlag | 11.10.2023 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
Schlagworte | Absicherung • Aktien • Altersvorsorge • Basis-Finanzanalyse für Privathaushalte • Die genial einfache Vermögensstrategie • DIN-Norm 77230 • ETF • Finanzielle Freiheit • Finanzplanung • Geldanlage • Gerd Kommer • Lebensversicherung • Martin Weber • Nikolaus Braun • Rentenversicherung • souverän investieren • Über Geld nachdenken • Unabhängigkeit • Vermögensplanung |
ISBN-10 | 3-593-45485-8 / 3593454858 |
ISBN-13 | 978-3-593-45485-6 / 9783593454856 |
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