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Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte? (eBook)

Wie die Liebe den Beziehungsalltag überlebt
eBook Download: EPUB
2023
224 Seiten
Kösel-Verlag
978-3-641-30487-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Warum bist du nicht, wie ich dich gern hätte? - Casy M. Dinsing, Shirley Michaela Seul
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Alltagsfallen in der Liebe umgehen
»Wieso kapiert er nicht, was ich brauche?« »Was will sie bloß von mir?«

Casy Dinsing erklärt in ihrem Ratgeber auf fachlich fundierte und lockere Weise, warum und wie Beziehungen in Schieflage geraten. Sie analysiert mal charmant, mal provokant die typischen Probleme und Streitthemen in Beziehungen, mit denen vor allem Frauen in die Coachings der psychologischen Beraterin kommen: das liebe Geld, gemeinsame Zeit oder Hobbys, deine Familie - meine Familie, und: »Woran merke ich überhaupt, dass du mich noch liebst?«.

Casy Dinsing erläutert anschaulich und mit Augenzwinkern anhand von Fallgeschichten aus dem Beziehungsalltag, wie Paare wieder zueinanderzufinden können statt noch weiter auseinanderzudriften. Tipps für gelingende Beziehungsgespräche, erprobte Coaching-Methoden und weiterführende Übungsblätter runden das Buch ab.

Casy Dinsing, M.A., ist psychologische Beraterin und Coach. Auf ihrem YouTube-Kanal Better Call Casy folgen ihr mehr als 32.000 Menschen. Ihre Videos sind bis heute insgesamt über 5 Millionen Mal geklickt worden. Die Liebe zum Denken ließ sie Philosophie studieren, das Interesse am Menschen führte zum Akademiestudium zur Psychologischen Beraterin. Weiterbildungen in Persönlichkeitspsychologie, NLP, Gesprächs- und Provokativer Therapie runden ihr Profil ab. Casy Dinsing lebt in Nordrhein-Westfalen und in Frankreich.

Wegrennen oder wachsen?

Ich verstehe nicht, wieso er das nicht versteht.

Es liegt doch auf der Hand.

Wenn ihm unsere Beziehung so viel wert wäre wie mir, würde er …

Ich weiß nicht, was sie will.

Ich mache doch alles, was ich kann.

Muss man wirklich über alles immer reden?

Das kommt drauf an, wen man fragt. Wer unzufrieden mit einer Beziehung ist, wird vermutlich zustimmen: Ja, natürlich muss man darüber reden! Und wenn es nötig ist, fünf-, zehn-, zwanzigmal, stundenlang. Bis eben alles geklärt ist. Aber manchmal lässt sich etwas nicht klären, das ist eigentlich normal. Von einer Beziehung erwarten wir allerdings oft Übermenschliches. Die totale Harmonie. Kann eine Beziehung das überhaupt leisten? Und muss immer alles geklärt sein, was insgeheim oft bedeutet, dass du tust, was ich will …? Oder darfst du du sein und ich ich, und wir begegnen uns auf Augenhöhe?

Eine gesunde Liebesbeziehung kann unendliche Kraft entfalten. Deshalb ist auch alles möglich. Sogar dass man zusammenbleibt, obwohl einer immer reden will und der andere am liebsten gar nicht und schon gar keine POGs, problemorientierte Beziehungsgespräche, führen möchte. Und dann? Hat man es schwer miteinander. Eine konfliktreiche Beziehung lastet wie eine dunkle Wolke über dem eigenen Empfindungshorizont. Das Leben macht keine Freude mehr, alles erscheint grau, drückend, dauernd denkt man an die schwelenden Konflikte, fühlt sich vielleicht abgelehnt, ungeliebt, verunsichert. »Soll ich mich von ihm trennen? Aber was kommt danach?« Und: »Warum bist du nicht mehr so, wie du mal warst?« Je mehr man sich auf die Probleme konzentriert, desto größer werden sie – und irgendwann verdrängen sie den ersten Blick. Als es Peng machte. Als ich mich ungeplant und unerwartet verknallte.

Erinnerst du dich noch an diesen magischen Moment, als du plötzlich gespürt hast, dass er oder sie »es« sein könnte?

Üblicherweise dauert dieser verknallte Zustand nur kurz, es ist diese wunderbare magische unsichere Zeit ganz am Anfang. Der andere besetzt Herz, Hirn und Hormone und man kann nichts dagegen tun. Man weiß nur, man will möglichst viel Zeit mit dieser Person verbringen und sie besser kennenlernen, Wenn es in diesem Zeitraum nicht zur Verpuffung, sprich Desillusionierung kommt, entfaltet sich Verliebtheit. Während die Verknallung noch von Leichtigkeit und Unverbindlichkeit geprägt ist, wird es bei der Verliebtheit verbindlicher und ernster. Aus ihr kann Liebe erblühen, inklusive Dornen, ein bisschen Unkrauts und des einen oder anderen Ungeziefers. Früher sprach man vom verflixten siebten Jahr, in dem Beziehungen häufig auseinandergingen. Heute hat sich das, wie so vieles andere auch, beschleunigt. Es ist statistisch das vierte Jahr, in dem sich die Geister und Herzen scheiden. Man hat sich ein festes Bild vom Partner gemacht, das leider anders aussieht, als man sich das gewünscht hatte. »Du bist ja gar nicht so, wie ich dachte, dass du bist.« Wie soll aus so einem Resümee wahre Liebe wachsen können? Liebe wächst, wenn man aufrichtig bereit ist, zumindest zu versuchen, den anderen so wahrzunehmen und zu lassen, wie er ist. Unter dieser Voraussetzung kann aus Verliebtheit etwas Wunderschönes entstehen, nämlich echte, wahre, tiefe und erfüllende Liebe. Und dann geht man ins fünfte Jahr. Oder man zögert und zaudert: ein Tanz auf der Klippe.

In einer solchen Phase der Ratlosigkeit, die oft mit sehr hohem Leidensdruck verbunden ist, kommen die meisten Menschen zu mir, wie gesagt mehr Frauen als Männer, weshalb ich mich dafür entschieden habe, den Doppelpunkt wegzulassen und überwiegend von Klientinnen statt Klient:innen oder dergleichen zu schreiben.

Frauen haben tendenziell ein größeres Interesse am Innen- und Beziehungsleben. Sie wollen verstehen, warum etwas so ist, wie es ist, während Männer tendenziell hinnehmen, was ist, ohne es groß zu hinterfragen. Sie sind mehr auf der Sachebene zu Hause als auf der Beziehungsebene. Dieses Verhalten liegt an der Evolution der Menschheit. Um ein Mammut zu erlegen, was ein Männerjob war, brauchte man nicht zu diskutieren. Sehr wohl aber, wenn man als Frau in der Gruppe Kinder beschützte und großzog. Dies erfordert viel Einfühlvermögen und Kommunikation und sollte möglichst gewaltfrei stattfinden.

Beide Kommunikationsstile haben Vor- und Nachteile. Einmal kann es die richtige Entscheidung sein, ausführlich und detailliert über ein Problem zu sprechen, ein anderes Mal kann es besser sein, einfach zu machen, statt lang und breit zu diskutieren. Es geht also um Flexibilität, um Wahlfreiheit. Oft bin ich in Beziehungsfragen als Dolmetscherin tätig, indem ich Frauen erkläre, wie Männer, und Männern, wie Frauen ticken. Nicht alle, aber viele. Ehrlich: die meisten.

Man könnte meinen, diese biologistische Sicht sei längst überholt. Wir senden ja keine Rauchzeichen mehr, sondern simsen, wir durchleuchten das Gehirn und knacken den Gencode. Im humanistischen Menschenbild beschäftigen wir uns mit Ressourcen und Potenzialen, nicht mit Mammuts. Ja, das ist richtig, aber das andere ist deswegen nicht weg. Es findet sich noch in unserem Gehirn. Unsere biologische Herkunft zu ignorieren, bringt gar nichts, es verschärft nur das Problem, da wir uns sonst gegen etwas auflehnen, was in uns angelegt ist. Gerade so, als würden wir ständig darüber diskutieren, warum wir nicht drei Arme statt nur zwei hätten, wo drei doch viel praktischer wären. Wir haben aber nicht drei, sondern zwei.

Die meisten Männer oder Frauen reagieren in gewissen Lebensbereichen unterschiedlich, aber für ihr Geschlecht tendenziell typisch. Das passt nicht gerade zu meinem Lebensgefühl und auch nicht zum Zeitgeist. Doch die Erfahrungen in meinen Coachings sprechen eine deutliche Sprache. Das gilt nicht für alle und jeden, es geht nicht darum, Geschlechter wieder festzulegen, sondern nur darum, anzuerkennen, dass es zwischen Männern und Frauen biologisch angelegte Muster gibt, die eben auch heute noch in uns wirken. Ich hätte es manchmal gern anders, aber es ist, wie es ist, und meine männlichen Persönlichkeitsaspekte geben sich damit zufrieden. Die gibt es nämlich auch noch, ebenso wie weibliche bei Männern. Und so schließen sich die Kreise … und verbinden sich – und auf einmal finden wir uns im Beziehungskarussell.

Auch wenn wir also meinen, wir wären rundum fortschrittlich, gibt es dennoch einen Teil in uns, der ein bisschen stehen geblieben ist, obwohl wir so schlau sind und reflektiert und wortgewandt und medial aufgeklärt. Dieser Teil braucht gelegentlich Anschubhilfe für die Beziehungen im 21. Jahrhundert.

Hinzu kommt, dass wir als Menschen Augentiere sind. Das heißt, unsere Wahrnehmung ist nach außen gerichtet. Deshalb vermuten wir Probleme in der Regel außerhalb, heißt: nicht in uns selbst. Wir können also nichts dafür? An uns liegt es nicht? Die anderen sind schuld? Das fühlt sich erst mal angenehmer an, doch wenn wir unseren eigenen Anteil übersehen, übersehen wir auch den Schlüssel zur Lösung. Der versteckt sich mit Vorliebe bei uns selbst. Gerade auch wenn eine Beziehung in Schräglage geraten ist. An sich zu arbeiten, bedeutet, sich mit Unsicherheit auseinanderzusetzen. Bin ich denn richtig, so wie ich bin? Eine solche Frage bereitet Unbehagen, ja, macht vielleicht sogar Angst. Deshalb ist es verlockend, auf den anderen zu schauen und zu diagnostizieren: Der hat ein Problem. Ich bin völlig in Ordnung.

Nicht selten wünschen sich meine Klientinnen, dass ich ihre Sichtweise bestätige. Doch das ist nicht mein Job. Ich führe sie – liebevoll, mit einem Augenzwinkern und viel Halt – durch den zuweilen auch schmerzhaften Prozess, an dessen Ende die Erkenntnis steht: Als Teil der Beziehung habe ich einen Teil zu den Problemen beigetragen.

Gerade was Kommunikation betrifft, haben Frauen die Nase vorn, und auch in ihrer Fantasiebegabung erlebe ich sie meistens vielschichtiger als Männer. Deren Stärken liegen woanders, und zwar nicht nur im Bizeps. Frauen denken sich alles Mögliche aus, Männer können da oft nicht folgen. Wie sagte einmal ein Bekannter, als er dem Gespräch zweier Frauen zuhörte, die ganz »normal« Pingpong spielten mit Wörtern? »Nach spätestens drei Minuten überfällt mich ein Gefühl der Benommenheit, dann wird mir schwindlig, und ich schalte ab. Denn da komme ich nicht mehr mit.«

Vielleicht engagieren wir Frauen uns deshalb so stark darin, Männern auf die Sprünge zu helfen? Nein, wir verfolgen schon auch eigene Interessen damit, und die werde ich auf den folgenden Seiten beleuchten. Deshalb an dieser Stelle ein dickes Danke an all meine Klientinnen, die den Mut haben und hatten, auch unbequeme Erkenntnisse zuzulassen.

Um uns Frauen dabei zu unterstützen, etwas zum Guten zu verändern, muss ich hin und wieder die Lupe draufhalten. Bis es raucht. Dann gibt es ein reinigendes Feuer, und gut ist. Bei uns selbst können wir etwas verändern, nur bei uns selbst. Eine Binsenweisheit – und doch in ihrer Tiefe häufig nicht verstanden. Indem wir zum Kern eines Problems vorstoßen, stellen wir auch alle Überzeugungen und Meinungen infrage, die uns vielleicht durch Jahre und Jahrzehnte getragen haben. Im Coaching bringen wir sie auf den Prüfstand und kontrollieren, ob die eigene Sicht auf die Welt tatsächlich so klar ist, wie wir gern glauben wollen. Oder haben wir ein paar Filter vorgeschaltet, die es uns erschweren, die Dinge so zu sehen, wie sie sind?

Welche Brille hast du gerade auf? Merkst du überhaupt, dass du eine trägst?...

Erscheint lt. Verlag 4.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Partnerschaft / Sexualität
Schlagworte 2023 • better call casy • Beziehung • Beziehungskrise • Beziehungsratgeber • beziehungsunfähig • Coaching • eBooks • Ehe, Liebe, Partnerschaft • Frauen • Gesundheit • Kommunikation • Liebe • Liebe und Beziehungen • Miteinander reden • Neuerscheinung • Paartherapie • Partnerschaft • Persönlichkeitsentwicklung • Psychoedukation • Psychologie • Ratgeber • Single
ISBN-10 3-641-30487-3 / 3641304873
ISBN-13 978-3-641-30487-4 / 9783641304874
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