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Kleingeld für die Götter -  Duanna Mund

Kleingeld für die Götter (eBook)

Indonesien / Singapur

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
308 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7578-9400-9 (ISBN)
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(CHF 8,75)
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Eine Reiseerzählung bestens geeignet zum Nacherleben in den eigenen vier Wänden und als Begleiter auf einer Reise nach Indonesien und Singapur. Ökologische, vulkanoogische und geografische Schwerpunktsetzung, poetische Sprache, Lyrik

Duanna Mund: geboren in Graz / Musikerin und Pädagogin (Ausbildung an der Kunstuniversität und Karl-Franzens-Universität in Graz; Schwerpunkt: Gesang, Klavier, Geografie / Wirtschaftskunde / Klimatologie), Reisefotografin (Vortragsreihe Poesie des Reisens: Multimediashows, Website: www.reisevision.at); Leitung der vierteljährlich stattfindenden offenen Lesebühne "Grazer Keppelbühne", Mitglied des Grazer Literaturclubs, des Turmbunds / Innsbruck, der IG Autoren und von BUCH13. Website: www.birgitwinkler.at

Zeugnisse spiritueller Gelehrsamkeit


Die Tempelanlagen von Borobudur und Prambanan

Es ist noch stockfinster, als wir um 4 Uhr Früh zu unserer Fahrt zum Sonnenaufgang in Borobudur abgeholt werden. In einem Minivan geht es hopsend und quietschend über wenngleich unsichtbare so doch spürbare Schlaglöcher. Unser erster Stopp: ‚Punthuk Setumbu’.

Während wir in der Dämmerung einen Pfad durch den erwachenden Regenwald hochsteigen, liegt über dem Horizont lediglich eine zarte Andeutung von Rot. Unglaublich rasch aber färbt sich der Himmel. Bald bildet die Silhouette des Merapi den grauen Vordergrund zu einem flächigen Orange, das als freundlicher Lichtfall in die nebelverhangenen Hügel und Niederungen rinnt. Unzählige Hähne erheben ihre Stimme. Die Vögel um uns übertreffen sie an musikalischer Virtuosität. Kurz bevor die Sonne ihren Auftritt hat, schickt sie einen scharf abgegrenzten Strahl über den Sattel, einen Spot, gerichtet auf den gegenüberliegenden Vulkankegel. Dieser flammt auf, ohne auszubrechen. Als ‚Matahari’6 senkrecht hochsteigt, haben wir lediglich eine Minute Zeit für das perfekte Foto. ‚Kaum begonnen, so zerronnen’ gilt für den Sonnenaufgang in den Tropen.

Die nächste Etappe unserer Tagesfahrt führt durch Dörfer, Reis- und Tabakfelder, auf denen in den kühlen Morgenstunden fleißig gearbeitet wird. Unzählige Kinder befinden sich auf dem Schulweg, die meisten von ihnen mit dem Rad. In ihren adretten Uniformen ergeben sie ein malerisches Bild. Die Buben stecken in langen Hosen und Hemden. Mädchen tragen sittsam muslimische Hosenkleider. Ihre munteren Gesichter blicken unter einem hellgrünen Kopftuch hervor, das deren jugendliche Schönheit unterstreicht.

Den Höhepunkt des heutigen Tages stellt die Besichtigung der größten buddhistischen Tempelanlage Südostasiens dar: Der ‚Borobudur’ wurde zwischen 750 und 840 n. Chr., zur Zeit der Sailendra-Dynastie errichtet. Nach Schätzungen der Historiker waren bis zur Fertigstellung des quadratischen Baus rund 10.000 Arbeiter beschäftigt. Die sakrale Pracht des Heiligtums allerdings währte kurz, denn bald bedeckte Auswurfmaterial einer verheerenden Eruption des Merapi für fast 1000 Jahre den gesamten Tempelbezirk. Mit der Unterstützung der UNESCO gelang erst in jüngster Vergangenheit die Restaurierung. Heute zählt dieser denkwürdige Ort zu den schützenswerten Weltkulturerbestätten.

Borobudur ist im Prinzip ein riesiger Stupa, errichtet auf einem Mandala-Grundriss, dessen drei Ebenen der Dreiteilung des irdischen Daseins entsprechen. Die unterste stellt die Bewältigung des Alltags dar, die mittlere das Streben nach geistiger Vervollkommnung und die höchste die Abstraktion und Loslösung von der diesseitigen Welt. Während des Aufstiegs vollzieht man diese geistigen Ebenen symbolisch nach - naja, soweit die Theorie! In der Praxis sind wir mehr mit dem Freistellen der fantastischen Fotomotive beschäftigt als mit spiritueller Erleuchtung. Es gilt die Zeit vor dem Besucheransturm zu nutzen. Wenn nämlich Touristen den durchgeistigt in die Ferne blickenden Buddhas auf den Köpfen herumtanzen, sind diese für die fotografische Abbildung wertlos. Es sein denn, man macht den Besucheransturm zum Thema einer bildbasierten Erzählung. Wir haben in jedem Fall Spaß und lassen uns selbst unzählige Male mit den Einheimischen fotografieren. Diese finden uns nämlich ebenso exotisch interessant wie wir sie. Sie bedanken sich für das Fotoshooting überschwänglich mit freundlichem Händedruck und Umarmung. Die Kleinen wissen, was sich gehört, und stellen sich artig zum Händeschütteln an.

Im Rahmen der Tour haben wir ein Frühstück gebucht, das wir jetzt in einer der ‚Essensbruchbuden’ zu uns nehmen. Hygienisch ist hier sicher nicht alles einwandfrei, aber das Ambiente dafür einmalig. Berührungsängste haben wir glücklicherweise nicht. Ein uraltes, verhutzeltes Weiblein verkauft uns frische Erdnüsse. Sie präsentiert strahlend ihr zahnloses Lächeln, das wir gratis fotografieren dürfen. Als wir den Ladeninhaber nach dem Alter der Frau fragen, meint er stolz, sie sei seine Granny und unglaubliche 72 Jahre alt!

Der Weg zurück zum Parkplatz ist ein Spießrutenlauf durch leidenschaftliche, um nicht zu sagen, aufdringliche Verkäufer diverser Souvenirs. Weil diese so lästig sind, ignoriere ich die aufgelegten Waren und übersehe dabei fast einen singenden Kreisel. An dem komme ich letztlich nicht vorbei. Er wird meine aus aller Welt zusammengetragene Kreiselsammlung ergänzen.

Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir die zweite Tempelanlage der Tagestour: ‚Prambanan’ wurde im 8. nachchristlichen Jahrhundert unter den hinduistischen Herrschern des Mataramreichs erbaut und umfasste ursprünglich über 200 Tempel. Hier war es nicht ein Vulkan sondern ein Erdbeben, das die Bauwerke Mitte des 16. Jahrhunderts zerstörte. Noch bis 1900 benützte man die Steinquader für den Straßenbau. 1937 begannen Wissenschaftler mit der Rekonstruktion des 47 Meter hohen Shiva-Tempels. Beeindruckend sind die Größe seiner Tempeltürme und die bedrohlich wirkenden Fratzen, deren Bedeutung sich mir nicht erschließt. Faszinierend auch die Kunstfertigkeit der bis ins Detail ausgestalteten Reliefs an den Wänden.

Am frühen Nachmittag sind wir in Yogyakarta zurück und ich falle mit starken Kopfschmerzen ins Bett. Erst zum Abendessen verlassen wir kurz das Hotel. Mit der Buchung einer Tour auf das ‚Diengplateau’ geht der überlange Tag zu Ende.

Zwischen Verkehrshölle und royaler Seligkeit


Kraton und Taman Sari

Wie eine kleine Stadt in der Stadt wirkt der ‚Kraton’, der Sultanspalast von Yogyakarta. Knapp vier Meter hohe und ebenso dicke Mauern umgeben die Anlage, die in der Vergangenheit zusätzlich ein Wassergraben umschloss. Heute ist die Stadt über die Befestigung des Sakralbezirks gesprungen. Besucher streifen zwischen Wohnhäusern und Handwerksbetrieben umher, statt, wie ehemals, durch Parkanlagen zu flanieren. Erst in jüngster Vergangenheit führen die Bemühungen der UNESCO zu einem Umdenken. Die Bewohner des ehemaligen Gartenbezirks werden nach und nach umgesiedelt, um die Anlage fertig rekonstruieren zu können.

Wir haben uns von einem Becakfahrer7 hierher bringen lassen und dabei eine Luxusvariante des heimischen Transportwesens gewählt. Unsere Kutsche: Eine Art Sultan-Sänfte, gezogen von einem altertümlichen Moped. Darin kamen wir rascher voran als die für gewöhnlich mit Muskelkraft bewegten Fahrradtaxis. Unabhängig vom Antrieb erfordert es Mut, ja Kaltblütigkeit, sich als Europäer in einem dieser Gefährte durch die restlos überlasteten Straßen kutschieren zu lassen. Man erfährt nämlich, was ‚auf Tuchfühlung gehen’ wirklich heißt. Wenngleich Yogya, wie Yogyakarta kurz genannt wird, als kulturelles Zentrum Javas gilt, ist es überaus hässlich, der Wildwuchs einer Stadt, die nicht nur die Natur zu fressen scheint, sondern auch ihre Kinder. Viel zu viele Menschen versuchen hier irgendwie über die Runden zu kommen. Die Großstadt brüllt wie ein wild gewordenes Tier. Und dennoch oder gerade deshalb wird in ihren Straßen und Häusern geliebt, gelebt und gestorben. Der Drumbeat von Motoren und die Riffs plärrender Hupen bilden den Basso continuo einer wuchernden Zivilisation, die inmitten überschäumender Energie Endzeitstimmung aufkommen lässt.

Wir sind jedenfalls froh, als wir beim Kraton, dem Sultanspalast, heil aus unserer Taxikutsche steigen. Am Eintrittstor erklärt sich eine Führerin ungefragt zuständig für uns und beginnt sofort, auf überaus sympathische Weise die Geschichte des Bezirks aufzurollen. In royaler Seligkeit scheint ihr das aktuelle Leben der Sultansfamilie besonders mitteilenswert. Wir erfahren, dass das Land offensichtlich noch immer eine besondere Beziehung zu den Niederländern, den ehemaligen Kolonialherren, hat. Mehr als 300 Jahre vergingen, ehe Java seine Unabhängigkeit erlangte. Selbst während der europäischen Inbesitznahme war der jeweilige Sultan der eigentliche Machthaber, einflussreicher als die Kolonialherren selbst. Sultan Hamengkubuwono IX. (1912–1988) kooperierte mit der Unabhängigkeitsbewegung und erklärte im Jahr 1950 sein Reich zu einem Teil Indonesiens. Dafür erhielt er das auf seine Nachkommen erweiterte Recht auf lebenslange Regentschaft. Yogyakarta wurde zu einer Sonderzone erklärt, in der der Sultan die Funktion eines Gouverneurs innehat. Das Sultanat Yogyakarta ist somit das einzige nicht bloß repräsentative sondern politisch bedeutsame Sultanat in der Republik Indonesien. Seit dem 7. März 1989 herrscht Sultan Hamengkubuwono X.

Verschmitzt lächelnd erzählt unsere Führerin, dass es an der Spitze der ‚Royals’ wohl bald eine Sultanin geben werde, denn der jetzige Regent habe 5 Töchter. Trotzdem gehe es diesem besser als seinem Vater, der mit vier Frauen verheiratet...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber
ISBN-10 3-7578-9400-6 / 3757894006
ISBN-13 978-3-7578-9400-9 / 9783757894009
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