Die Kraft der Achtsamkeit für pflegende Angehörige (eBook)
192 Seiten
Irisiana (Verlag)
978-3-641-30313-6 (ISBN)
Ratgeber für Demenzerkrankte gibt es viele - einen Guide, der die Angehörigen in den Mittelpunkt stellt, die die schwierige und anstrengende Pflegeaufgabe übernommen haben, jedoch bisher nicht. Katrin Beckmann, die sich als Demenz-Coach für beide Seiten versteht, schließt mit ihrem Erste-Hilfe-Ratgeber diese Lücke. Sie verbindet die Selbstfürsorge von Angehörigen Demenzkranker mit Achtsamkeit und bietet ein alltagstaugliches Konzept an, das mit unkomplizierten Übungen leicht zu erlernen ist. Denn, so Katrin Beckmann: »Ohne dich geht es nicht!« Ein erschöpfter, erkrankter und gestresster Angehöriger kann sich nicht adäquat kümmern. Über die Selbstfürsorge hinaus gibt die versierte Beraterin wertvolle Tipps, wie Angehörige auf Demenzerkrankte eingehen können, sodass es eine gute Erfahrung für beide Seiten wird und bleibt.
- Der erste Ratgeber für pflegende Angehörige, der ihr Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt
- Wirksame Selbstfürsorge mit einfachen und alltagstauglichen Achtsamkeitsübungen
- Katrin Beckmann hat jahrelange Erfahrung als Seniorenpflegerin sowie als Demenzcoach für Angehörige und Betroffene
Katrin Beckmann ist ganzheitlicher Demenz- und Gesundheitscoach, Mutmacherin und Lösungsfinderin für alle, die betroffen sind von diesem Krankheitskomplex oder mit der Pflege von Angehörigen betraut sind. Die examinierte Altenpflegerin widmet sich seit über 20 Jahren der Pflege und Betreuung von Senioren, wobei sie das Thema Demenz von Beginn ihrer Ausbildung an fasziniert hat und es ihr seither am Herzen liegt. Mit ihrem Coaching- und Beratungsprojekt 'Demenzfreileben' begleitet sie Angehörige und Betroffene und setzt sich darüber hinaus dafür ein, Informationen zur Vorbeugung von Demenzerkrankungen weiterzugeben.
Schritt für Schritt in ein neues Leben
Es geht nicht immer darum, den Gipfel zu erreichen, sondern die gesunde Balance zu finden zwischen dem, was man will, und dem, was möglich ist.
Prof. Dr. Günter F. Müller
Die neue Situation, in der du dich nun befindest, kannst du mit einer Wanderung in den Bergen vergleichen. Jede Wanderung beginnt mit einem ersten Schritt. Wie lang die Tour auch sein mag, du kommst Schritt für Schritt voran, selbst wenn sie manchmal nur klein sind. Und du brauchst die passende Ausrüstung für diese Wanderung. Deswegen frag dich: Was brauche ich, um sicher und gut ans Ziel zu gelangen? Bin ich fit genug für diese Reise? Wandere ich ohne Ausrüstung, oder trage ich so viel in meinem Rucksack, dass er beinahe mehr wiegt als ich selbst? Gehe ich allein?
Bevor du startest, benötigst du also einen sinnvollen Plan. Je besser du vorbereitet bist, umso sicherer und unbeschwerter kannst du das Abenteuer angehen. Damit du mit passendem und dennoch leichtem Gepäck wanderst, kannst du dich beispielsweise beim örtlichen Wanderverein, Freunden, die regelmäßig in den Bergen unterwegs sind, oder im Internet informieren. Es wird dir enorm helfen, zu wissen, welche Dinge du tatsächlich in deinem Rucksack brauchst, damit du möglichst wenig Ballast mit dir herumtragen musst. Weiterhin informierst du dich über die Route und weißt, wo du gut Rast machen kannst. Neben gutem Schuhwerk und passender Kleidung sind deine körperliche und mentale Stärke wichtige Punkte, die du im Blick haben solltest. Scheu dich nicht, Hilfe anzunehmen oder dich einer Gruppe anzuschließen, die dasselbe Ziel hat wie du. Ihr könnt voneinander profitieren und schwierige Abschnitte gemeinsam meistern.
Die erste Säule: Gute Vorbereitung und Planung
Hast du die Parallelen zwischen deiner Reise ins unbekannte Terrain der Pflege deines Angehörigen und der Bergwanderung erkannt? Du kannst nicht nur Bergwanderungen meistern, sondern auch die Pflegesituation, wenn du einen durchdachten Plan hast und dich gut vorbereitest. Und die Pflege ist nicht irgendein gemütlicher Spaziergang im Mittelgebirge – du machst dich gerade auf, einen Achttausender zu besteigen! Ich kann aus Erfahrung sagen: Die stärksten und mutigsten Menschen unserer Gesellschaft sind eindeutig pflegende Angehörige. Die Arbeit, die sie leisten, der Einsatz, den sie ohne Entlohnung zeigen, fordern Zeit, Mühe, Geduld und Kraft. Dabei kann man schnell an seine Grenzen kommen. Und natürlich kannst du nicht alles im Voraus planen, aber es gibt viele Möglichkeiten, sich vorzubereiten und vorzusorgen. Eine Möglichkeit hast du schon wahrgenommen, indem du diesen Ratgeber liest.
Sei ehrlich zu dir
Wenn ein geliebtes Familienmitglied oder ein Mensch, der uns sehr am Herzen liegt, erkrankt und deswegen auf Hilfe angewiesen ist, dann ist uns meist im ersten Moment klar: Wir sind füreinander da. Eine Entscheidung, die wir mit dem Herzen treffen, ein Versprechen aus Liebe, manchmal allerdings auch aus schlechtem Gewissen oder aus reinem Pflichtbewusstsein heraus. Eine so weitreichende Entscheidung sollte nie leichtfertig getroffen werden, so ehrenwert sie auch ist, denn es geht um weitaus mehr, als »nur« füreinander da zu sein. Sosehr du deinen Partner oder Partnerin oder einen Elternteil auch liebst und unterstützen möchtest, vergiss bitte niemals, ehrlich zu dir selbst zu sein. Du kannst deinen Angehörigen nur unterstützen, wenn es auch dir gut geht und du für dich sorgst. Informier dich daher gründlich, und prüf für dich, ob du dich diesen vielen neuen Herausforderungen gewachsen fühlst. Dein Leben wird sich verändern und eine komplett neue Form annehmen. Du wirst von nun an für ein weiteres Leben die Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen müssen. Erst wenn du dir deiner ganz sicher bist, ist es sinnvoll, sich an die Packliste für eure Reise zu machen.
Nutz die folgende Reflexion mit sogenannten geschlossenen Fragen, also Ja- oder Nein-Antworten, um dir zunächst deine momentane Situation klarzumachen und zu erkennen, ob es irgendwo Handlungsbedarf gibt und du wirklich in der Lage bist, die Herausforderung Pflege anzunehmen.
Meine momentane Lebenssituation
Ist deine Lebenssituation bereits sehr angespannt?
ja nein
Bist du körperlich, psychisch sowie emotional in der Lage, die zukünftige Pflege und Betreuung deines Angehörigen zu übernehmen?
ja nein
Hast du gesundheitliche Einschränkungen (z. B. Diabetes, Bluthochdruck, Gehbehinderung)?
ja nein
Ist dir deine eigene Gesundheit und die Erfüllung deiner Bedürfnisse wichtig?
ja nein
Bist du berufstätig, sodass deine verfügbare Zeit eingeschränkt ist?
ja nein
Hast du andere Verpflichtungen, denen du regelmäßig nachkommen musst (z. B. Kinder-/Enkelbetreuung, Haustiere, Verein …)?
ja nein
Hast du Familie und Freunde in deiner Nähe?
ja nein
Bist du bereit, von Beginn an Unterstützung einzuplanen und Hilfe anzunehmen?
ja nein
Bist du offen für Alternativen, wenn die Versorgung zu Hause nicht mehr möglich sein sollte?
ja nein
Könnte die Wohnung / das Haus barrierefrei umgebaut werden (Bad, Treppen, Türen etc.)?
ja nein
Geh nochmal in dich und schau dir in Ruhe deine Antworten an. Bist du dir ganz sicher, dass du körperlich und psychisch in der Lage wärst, deinen Angehörigen zu Hause zu betreuen und zu pflegen? All diese Fragen, die du gerade reflektiert hast, solltest du ehrlich beantworten. Auch wenn du deinen Angehörigen von ganzem Herzen liebst, so sollte deine gesundheitliche Verfassung so gut sein, dass du in der Lage bist, die vielen Herausforderungen im Alltag, eventuell mit Unterstützung, zu schaffen. Betrachte deine jetzige Lebenssituation auf mehreren Ebenen. Herrschte zwischen dir und deinem Angehörigen eher Harmonie, oder war euer Verhältnis schon vor der Erkrankung herausfordernd und angespannt? Überdenke auch deine finanzielle Situation. Bist du in der Lage, die anfallenden Kosten zu bewältigen? Ich weiß, dass diese Fragen sehr persönlich sind und in dir bestimmt auch Unbehagen aufkommen lassen. Doch je besser du dir im Vorfeld diese wichtigen Punkte bewusst machst, desto mehr Kummer kannst du dir in der Pflegesituation ersparen. Je intensiver die Pflege sein wird, desto wichtiger sind deine Antworten und desto kritischer und ehrlicher solltest du in dich hineinhorchen.
Wie du anhand der letzten Frage gesehen hast, ist die Barrierefreiheit zur Sicherstellung der Pflege entscheidend und unverzichtbar. Hinzu kommt, dass je nach Demenzform und Fortschreiten der Demenz nicht vorab ersichtlich ist, ob ein Wohnen in den eigenen vier Wänden bis zum Schluss möglich ist. Jede Demenz verläuft anders, deshalb denk bitte frühzeitig darüber nach, welchen Plan B du in Betracht ziehen könntest. Sollte die Demenzerkrankung unerwartet schnell voranschreiten, was das Wohnen zu Hause nicht mehr zulässt, so kannst du, ohne viel Zeit zu verlieren, auf deinen Plan B zurückgreifen.
All diese Fragen geben dir einen kleinen, jedoch wertvollen Überblick, in welcher Situation du dich befindest. Du hast dich entschieden und kannst deinen Angehörigen zu Hause pflegen? Dann verdienst du meinen größten Respekt und meine absolute Anerkennung. Ich freue mich, dass du den Mut aufbringst, dich den vielen neuen Herausforderungen zu stellen. Jetzt ist für mich auch der Zeitpunkt, dich mit der Selbstfürsorge vertraut zu machen: Je achtsamer du deinen neuen Weg beschreitest, umso gelassener und flexibler wirst du vorankommen. Wie ein Surfer wirst du jede Welle zu nehmen wissen. Selbst wenn du vom Board fallen solltest, wirst du in der Lage sein, es wieder zu besteigen und weiterzusurfen.
Die zweite Säule: Unterstützung
Sorgt man für andere, bemerkt man oft zu spät, dass die Ressourcen aufgebraucht sind. Halte daher deinen Körper und Geist in einer gesunden Balance. Kümmere dich von Beginn an um Auszeiten, um dich vom Alltag zu entkoppeln und zu entschleunigen. Dabei spielt sowohl eine ausgewogene Ernährung eine wichtige Rolle als auch Bewegung an der frischen Luft. Oder schaff dir in deinen vier Wänden einen persönlichen Rückzugsort, eine Kraftquelle, etwa eine grüne Oase mit Pflanzen, die du magst, vielleicht mit deinem Lieblingssessel oder der Couch.
Hilfreiche soziale Kontakte
Sorg für ausreichend soziale Kontakte mit Menschen, die dir guttun. Vielleicht hast du einen Freund oder eine Freundin, der oder die dir schon immer zur Seite stand. Ich weiß aus Erfahrung, dass man anderen nicht zu viel zumuten möchte, doch schätzen echte Freunde Offenheit. Halte deine Familie und Freunde nicht aus deinem Leben fern, im Gegenteil, lass sie teilhaben, binde sie ein, wenn sie für dich da sein möchten.
Natürlich kannst du dir auch einen Experten zur Unterstützung suchen, der dir regelmäßig oder bei Bedarf zur Seite steht, dem nichts zu viel wird und der dich nicht verurteilt. Jemand, der ein offenes Ohr für deine Sorgen, deine Gedanken und Gefühle hat. Jemand, der dich versteht und Mitgefühl spendet. Allein mit jemandem über Frust, Wut und Überforderung zu sprechen, kann sehr befreiend sein. Doch such auch Kontakte zu Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation wie du selbst befinden. In Angehörigengruppen findest du Menschen, die dich verstehen,...
Erscheint lt. Verlag | 12.6.2024 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
Schlagworte | 2024 • 24 Stunden Betreuung • Achtsamkeitsübungen • Altenpflege • Alzheimer • Angehörige von Schwerkranken • Burn-out • chronischer Stress • dementer Angehöriger • Demenz • eBooks • Elternpflege • Familie und Pflege • Gesundheit • Krankheit im Alter • Medizin • Neuerscheinung • Persönlichkeitsentwicklung • Pflegegeld • Ratgeber • Resilienz • Selbsthilfe • Selbstliebe • self care • Seniorenbetreuung • Seniorenpflege • Stress & Stressbewältigung |
ISBN-10 | 3-641-30313-3 / 3641303133 |
ISBN-13 | 978-3-641-30313-6 / 9783641303136 |
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